Bei Russo taucht man in die Charaktere ein, über die dann die Story erzählt wird.
Sehr langsam erzähltes Buch, in dem aber widerum das (meiner Meinung nach) einschneidenste was Jacy in ihrer Jugend passiert nur in wage formulierten Andeutungen erzählt wird.
Dafür liebe ich Goodreads. Ob ich den Autor je gefunden hätte, wenn er nicht auf der Liste einer Goodreadsfreundin aufgetaucht (und hoch gelobt) worden wäre, weiß ich nicht. Und das wäre verdammt schade gewesen. die absolut brillante Figurenzeichnung und die interessanten Einblicke in die amerikanische Zeitgeschichte und deren Bedeutung für US-Bürger macht das Buch absolut lesenswert und ich bin jetzt schon gespannt auf weitere Werke des Autors.
Per se fällt mir die Bewertung schwer. Die Parabel ist ansprechend, aber für diese 30minütige Lektüre 5 Euro (E-Book) zu bezahlen, finde ich einfach zu viel.
Ein Mann der Tat und Diese gottverdammten Träume – beide Titel stammen aus der Feder von Richard Russo und beide Titel habe ich bereits in der Vergangenheit auch schon mit Begeisterung verschlungen. Und nachdem mich der Dumont Verlag dieses Jahr sogar mit dem Erscheinen von Jenseits der Erwartungen von ihm beglückt hat, setzt er jetzt noch einen drauf und schiebt das schmale Bändchen Sh*itshow fast direkt hinterher. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass der darin enthaltene Text nicht wirklich einen vollständigen Roman bildet, sondern eher eine Erzählung gleicht, aber das tut einem guten Buch ja schließlich keinen Abbruch -zumindest dann nicht, wenn es von Richard Russo kommt! Als Donald Trump Präsident der USA wird, bricht für das pensionierte Akademiker-Ehepaar Ellie und David eine kleine Welt zusammen, denn beide haben sich klar für Hillary ausgesprochen und bis zum Ende gehofft. Als Elli dann auch noch kurze Zeit später Fäkalien im heimischen Pool vorfindet und langjährige Freunde offenbaren, den orangefarbenen Mann höchstpersönlich gewählt zu haben, gerät ihr Leben vollkommen aus den Fugen und die Sh*itshow findet nicht länger nur im metaphorischem Sinne statt. “In einer Demokratie“, sagte ihr Mann, “bekommen die Menschen immer genau das, was sie verdient haben.“ (Seite 13) Eigentlich ist Richard Russo für mich ein Autor, der vor allem durch seine perfekten und tiefgründigen Charakterzeichnungen besticht, aber dass er auch anders kann, beweist er durchaus eindrucksvoll und bitterböse in seinem neuesten Buch Sh*itshow. Denn hier charakterisiert er seine Figuren nur kurz, um der Kernaussage genug Raum zur Entfaltung zu lassen. So vergleicht er beispielsweise ein von Fäkalien beschmutztes Haus mit dem Land, in dem jemand wie Donald Trump Präsident werden konnte oder zeigt, wie weltpolitische Ereignisse private Leben verändern oder gar zerstören können. Auf nicht mal ganz 80 Seiten stehen Menschen so vor den Trümmern ihrer Existenz und am Scheideweg ihrer Ehe und soll ich euch was verraten: Ich hatte meinen ganz eigenen Spaß dabei, sie auf diesem kurzen Weg zu begleiten. Zwar zwicken die Sätze und tun hin und wieder auch mal richtig weh, aber genau so muss ein Buch in diesem Format auch geschrieben sein, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen – und das hat Richard Russo mit Sh*itshow definitiv bei mir geschafft.
Dieser Roman ist in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll und gibt die Frage wider, was ist Schicksal und was Fügung. Läuft das Leben nach einem Plan? Hierbei werden die Geschichten der drei Freunde Teddy, Mickey und Lincoln erzählt, deren Reflexion vom Leben und das Kennenlernen der nun reiferen Männer. Sie schenken uns Einblicke in ihre Seelen und Wendepunkte ihres Lebens, während wir ihnen ein ganzes Wochenende lang folgen und deren inneren Monologen lauschen. Mir jedoch war der Roman teilweise zu langweilig und langatmig. Zu wenig Esprit. Zu wenig Wagemut. Einfach zu wenig von allem.
*seufz* Wie lange muss ich jetzt auf einen neuen Russo warten?