Gut geschrieben. Vor allem die Österreichischen Ausdrücke sind einfach nur super!
Lucie hält sich über Wasser mit dem Verfassen von Nachrufen und dem Schreiben von Pornodrehbüchern. Das macht sie nur, um an ihrem Buch über berühmte Selbstmörder arbeiten zu können. Danach will sie sich umbringen. Da ist sie in bester Gesellschaft, denn in den letzten Monaten ist die Selbstmordrate in Wien sprunghaft angestiegen. Zu ihrem Bekanntenkreis gehören der impotente Pornoproduzent Ludwig, die überirdisch schöne lesbische Ana und der alkoholabhängige Polizist Ado. Die gestiegene Selbstmordrate bringt Lucie auf die Idee, die Grabreden zu schreiben und Ana als Aushängeschild zu benutzen. Tatsächlich verdienen sie auch viel Geld damit und gelangen zu einer Art Lokalberühmtheit, aber bald zerbricht die Gruppe an den unterschiedlichen Lebensvorstellungen und jeder der vier geht seine eigenen Wege. Wer den herben Wiener Charme und das Makabre liebt, dem kann ich dieses Werk nur empfehlen. Den Anfang fand ich toll und jede der einzelnen Charaktere hatte seinen eigenen Charme. Am besten gelungen fand ich die verbitterte Professorin, die aus dem Altersheim mit ein paar Komplizen Zyankali übers Internet an Lebensmüde verhöckert. Aber ab der Hälfte stockt die Geschichte. Die Personen entwickeln sich nicht mehr großartig und dümpeln vor sich hin. Alles wird distanzierter erzählt und das Ende der Figuren eher lieblos abgehandelt. Aus dieser Geschichte hätte man einfach mehr rausholen können, da fehlte es an Pepp. Dieses Buch ist durchzpogen von Tot und Selbstmord , gespickt mit der Bissigkeit des Wiener Schmähs. Man sollte also schwarzen Humor und einen Hang zum Grotesken mitbringen, wenn man sich an das Werk von Christine Grän heranwagt. Ich war enttäuscht, aber jeder sollte sich seine eigenen Meinung bilden. Alles in allem ein nettes Buch, aber vom Hocker wirft es einen nicht, daher drei von fünf Sternen.