Hmmm... mir hat da was gefehlt.
Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut. Das Thema – die Psyche von Psychopathen – ist spannend, verstörend und faszinierend zugleich. Und wer, wenn nicht Lydia Benecke, könnte einem da einen tiefen Einblick geben? Eine forensische Psychologin mit Erfahrung, Fachwissen und einem klaren Blick auf das Abgründige im Menschen. Aber was dann kam, war... solide, ja. Interessant auch. Es war gut zu lesen, keine Frage. Ich habe durchaus etwas gelernt, konnte mir einzelne Zusammenhänge besser vorstellen, habe neue Begriffe mitgenommen. Und trotzdem: Ich habe mich durch viele Kapitel eher durchgearbeitet als durchgelebt. Die Erzählweise bleibt distanziert, fachlich, sachlich – fast so, als würde man einen Vortrag lesen. Genau das ist auch mein größter Kritikpunkt: Es fehlt an Tiefe, an Nähe, an echtem psychologischen Gespür auf emotionaler Ebene. Die Fälle bleiben Fallbeispiele, nicht Schicksale. Und das ist schade – denn genau das hätte dem Buch die Wucht gegeben, die das Thema eigentlich verdient. Manchmal hatte ich das Gefühl, mehr in einem Lehrbuch zu stecken als in einem Buch, das wirklich zum Verstehen anregen will. Fachlich okay – aber emotional zu flach. Im Rückblick: Ich bereue es nicht, es gelesen zu haben, aber es hat mich auch nicht wirklich berührt. Kein Buch, das bleibt.