Die 29-jährige Tenley Roths erhält für ihren Debütroman den Gordon-Phillips-Roths-Preis. Aber Freude kann sie darüber nicht empfinden, da sie zur Familie der Stifter gehört. Sie ist Gordons Urenkelin und auch ihr Vater Conrad war ein Bestseller-Autor. Außerdem quält sie seit ihrem ersten Buch eine massive Schreibblockade. Ihr fällt einfach nichts Neues ein. Sie fühlt sich leer und das Schreiben ist zur lästigen Pflicht geworden. Das erste Buch, mit dem sie die Trauer über den zu frühen Tod ihres Vater bewältigt hat, ist dagegen einfach aus ihr heraus gebrochen. Auf dem Weg zur Preisverleihung übertölpelt ihr reicher Freund Holt Armstrong sie mit einem Heiratsantrag und steckt ihr auch gleich einen Diamantring an. Beim Aussteigen fällt das sofort der Klatschpresse auf. Ihre Mutter Blanche Albright konnte oder wollte nicht kommen, obwohl es Tenley sehr wichtig gewesen wäre. Doch dann eröffnet sie ihr kurze Zeit später völlig unerwartet, dass sie Krebs hat und trotz der belasteten Beziehung, ihre Tochter als Stütze für die Chemo benötigt, sonst hat sie keinen Menschen. Tenley schwankt zunächst, gibt aber dann doch ihrem Pflichtgefühl nach und reist nach Florida, wogegen es ihren Verlobten für einige Monate nach Paris verschlägt. Aber auch in Florida will die Inspiration nicht kommen, trotz des Abgabetermins in schon drei Monaten. Doch dann begegnet sie zufälligerweise dem Schreiner Jonas Sullivan. Die Kapitel über Birdie Shehorn beginnen am 30. Dezember 1902. Die 22-Jährige hat gerade ihre vierjährige Ausbildung auf dem Wellesley College abgeschlossen. Ihr Vater fand damals, dass Bildung Vorrang vor einer Heirat hat. Aber nun will ihre Mutter sie doch schlussendlich möglichst schnell verheiratet sehen. Sie will mit einer geglückten arrangierten Vermählung die Spitze der noblen amerikanischen Gesellschaft erreichen. Aber Birdie kann immer nur daran denken, ob Barclay Publishing wohl ihr Manuskript verlegen wird und sie eine Zukunft als Schriftstellerin haben wird. Auf einem Neujahrsball trifft sie Elijah, Earl von Montague wieder. Vor 4 Jahren haben sie sich viel bedeutet, aber haben sich dann aus den Augen verloren. Auch er ist spontan von ihr wieder sehr angetan, doch er soll die Erbin Rose Gottlieb heiraten um den verschuldeten englischen Familiensitz zu retten und Roses Familie die Adelswürde zu bringen. Und auch für Birdie hat ihre Mutter eine andere Partie vorgesehen, sie soll Elijahs Freund Alfonse Van Cliff heiraten, der aus einer sehr gut betuchten und einflussreichen Familie stammt. Auch wenn die Situation der beiden Protagonistinnen in „Ein Schreibtisch voller Träume“ von Rachel Hauck über lange Strecken des Buches verzweifelt und aussichtlos scheint, kommt es zu einem versöhnlichen Ende. Die Erzählung besteht aus den wechselnden Kapiteln von zunächst Tenley und Birdie und später auch von Jonas und Elijah. Die zahlreich vorkommenden religiösen Anteile kamen mir etwas unmotiviert eingesprengt vor. Schön umgesetzt fand ich das Buch-in-Buch Thema. Man kann das Wohl und Wehe, das Schaffen und Leiden der beiden Autorinnen sehr gut nachvollziehen. Die Verbindung zwischen den beiden Zeitebenen bildet, sehr geschickt angelegt, ein alter Schreibtisch und sein Inhalt. Birdies Erzählstrang über das Vergoldete Zeitalter in New York hat mir besonders gut gefallen. Fazit: Historisch interessanter Zeitraum, Tenley Roths Geschichte konnte mich aber nicht ganz überzeugen. 4 von 5 Punkten
Invalid Date16. Jan. 2023
Ein Schreibtisch voller Träumevon Rachel HauckHänssler