Eine Geschichte die mich nicht getröstet hat - aber verstanden.
„Bleib. Bleib noch.“ In To The Shaking Ground von Nina Kay trifft Ashley, der nach New York geflohen ist, um dort als Friseur zu arbeiten und ein neues Leben zu beginnnen, auf Nico, dessen Leben von der Fürsorge für einen instabilen Elternteil geprägt war und der selbst nie wirklich gesehen wurde. Zwischen ihnen entsteht etwas, das keine Erlösung verspricht, aber vielleicht einen Zwischenraum schafft – für zwei junge Menschen, deren Welten längst in Scherben liegen. Nina Kays Stil ist leise und poetisch, beinahe verletzlich, genau wie die Figuren selbst. Die Szenen zwischen Ashley und Nico tragen eine Schwere, die nie beschwert. Sie sind voller Gänsehaut und Herzklopfen, voller Unsicherheit, Verlangen und jener Ehrlichkeit, die nur unter Menschen wächst, die keinen echten Ort zum verstecken haben. Ist Heilung möglich, wenn die eigene Welt in Scherben liegt? Nina Kay antwortet nicht mit Versprechen, sondern mit Wirklichkeit. Wir sprechen hier von Narben massiver Kindesmisshandlung und langjähriger Parentifizierung. Beide Figuren sind gezeichnet, überfordert, voller Schuld und Sehnsucht nach Frieden. Und vielleicht ist genau das die zärtlichste Form der Liebe, von der dieser Roman erzählt: das gegenseitige Aushalten. Das gemeinsame Bleiben.