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Bewertung:4

Mariannes Mutter verschwindet spurlos als sie gerade mal 8 Jahre alt ist. Dieser Einschnitt in ihre Kindheit legt sich wie ein dunkler Schatten über Mariannes gesamtes Leben. Sie ist in tiefer Trauer, schwänzt die Schule, entwickelt eine Essstörung, beginnt sich selbst zu verletzen. Trotz aller Widrigkeiten macht sie ihren Uniabschluss, findet Halt in ihrer Kunst und ihrem Hund Teddy. Offene Fragen zum Verschwinden ihrer Mutter begleiten sie dennoch bis ins Erwachsenenalter, bis sie selbst Mutter wird, und letztlich ihre Antwort findet, die sie so lange gesucht hat. Das Buch ist sehr ruhig, mit einem sehr bedrückenden Grundton und lebt von bruchstückhaften Erinnerungen einer traumatisierten Tochter an ihre Mutter. Es liest sich wie ein Tagebuch, in dem Marianne versucht, alle Erinnerungen, die sie an ihre Mutter hat, festzuhalten, damit diese ihr nicht entgleiten. Vieles wird zwischen den Zeilen erzählt, weswegen der Roman trotz der düsteren Themen sehr zugänglich ist. Besonders das Ende hat mich sehr berührt, da es auf einer recht hoffnungsvollen und positiven Note endet und man irgendwie das Gefühl bekommt, als hätte Marianne endlich etwas Frieden gefunden. Ich mochte den Schreibstil und Tanja Handels Übersetzung unfassbar gerne, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:4

PERLEN Siân Hughes TW: Selbstverletzung, Magersucht Siân Hughes erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Marianne, die im Alter von acht Jahren einen tiefen Verlust erleidet: Ihre Mutter verlässt eines Morgens barfuß das Haus – und kehrt nie zurück. Sie hinterlässt ihren Ehemann Edward, die kleine Tochter Marianne und den gerade erst geborenen Sohn Joe. Fußspuren führen zum nahegelegenen Fluss, doch die Spurensicherung erfolgt nachlässig, die Fotos sind unscharf, und schon am nächsten Tag haben Rinder das Gelände zertrampelt. Die Leiche wird nie gefunden. Ob es sich um einen Suizid handelte oder um ein gewolltes Verschwinden, bleibt für immer ungewiss. Fortan ist der Vater allein mit den Kindern. Edward ist ein liebevoller, sanfter Mann – doch gezwungen, sich vor allem um das Baby zu kümmern, gerät Marianne zunehmend aus dem Blick. Sie bleibt sich selbst überlassen, schwänzt die Schule, zieht sich zurück und klammert sich an Erinnerungsstücke, Gedichte und Dinge, die sie mit ihrer Mutter verbindet. Als die Familie in ein neues Haus zieht, empfindet Marianne dies als endgültigen Bruch mit der Vergangenheit – als ob auch das letzte Band zur Mutter gekappt wurde. „Unsere Welt beschränkte sich jetzt auf die Grenzen des neuen Hauses, und ich verkroch mich unter die Bettdecke in meinem falsch riechenden Zimmer, versteckte die falsche Aussicht vor dem Fenster hinter den Vorhängen und bemühte mich, das Essen und das Schlafen und die Gesundheit neu zu lernen. Von allem, was ich nach dem Verschwinden meiner Mutter neu zu lernen hatte, waren diese Dinge sicherlich die schwierigsten.“ (S. 143) Jahre später, Marianne ist inzwischen 30 und selbst Mutter geworden, holen sie die Erinnerungen wieder ein. Es wird deutlich: Das Trauma aus ihrer Kindheit ist nie verheilt, sondern lebt in ihr weiter – oft unsichtbar, aber stets wirksam. „Man sollte meinen, ich wäre längst an all das gewöhnt, an die Erinnerungen, die auftauchen, als würde ich immer wieder an derselben Stelle graben, immer wieder die gleichen Tonscherben herauspicken und überall nach Hinweisen suchen." (S. 252) Claire Hughes ist ein eindringlicher Roman gelungen, der in leiser, poetischer Sprache von Verlust, Erinnerungen und dem langen Schatten ungelöster Trauer erzählt. Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet, und die innere Not der Protagonistin wird glaubwürdig und berührend vermittelt. Ein Buch, das leise daherkommt – aber lange nachhallt. 4/5

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:5

Perlen ist der in England für den Booker Prize 2023 nominierte Debütroman von Siân Hughes, und das sehr verdient! Das Buch ist in einer poetischen Sprache geschrieben, wunderbar übersetzt von Tanja Handels. Marianne ist acht Jahre alt, als ihre Mutter das Haus verlässt und nicht wiederkommt. Mariannes kleiner Bruder Joe ist noch ein Baby. Der Vater der beiden übernimmt von nun an alle Aufgaben im Haushalt und kümmert sich um seine beiden Kinder neben seinem Job als Universitätsprofessor. Um näher an der Universität und der Schule zu sein, zieht die Familie in ein altes Haus um, ein Haus, in dem sie sich auch nach Jahrzehnten nicht wohl fühlt. „Der Verlust des Orts, an dem meine Mutter gelebt hatte und glücklich gewesen war, das war, als würden wir sie noch einmal verlieren.“ (S. 93) Perlen ist aus der Perspektive von Marianne geschrieben. Sie hat den Verlust ihrer Mutter nie verwunden, schwänzt die Schule, ritzt sich, hat Essstörungen. „Ich erkannte, dass sich praktisch alle meine körperlichen Auffälligkeiten auf das Verschwinden meiner Mutter zurückführen ließen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Müdigkeit, …, kaputte Zähne, ungekämmte Haare, Läuse.“ (S. 41) Es geht erst aufwärts, als sie einen totgeweihten einäugigen Welpen adoptiert und sich um ihn kümmert. Teddy begleitet sie, bis sie selbst Mutter wird. Das Motiv Perlen zieht sich durch das ganze Buch. Das Buch Pearl war das Lieblingsbuch der Mutter. Um sich der Mutter näher zu fühlen und auf der verzweifelten Suche nach Trost, beschäftigt sich auch Marianne intensiv mit dem Buch. Es war herzzerreißend zu lesen, wie sehr Marianne ihre Mutter vermisst hatte und welch wichtige Rolle diese in ihrem Leben spielte, auch nachdem sie selbst Mutter geworden ist. Das Buch macht deutlich, wie wichtig eine Mutter ist und wie sehr sie unser Leben beeinflusst. „Wie oft wollte ich mit ihr reden, als Susannah klein war. Um ihr zu erzählen, dass Susannah ein neues Wort konnte, dass sie zum ersten Mal selbst ihre Jacke zugeknöpft oder ohne Hilfe ihre Schuhe angezogen hatte.“ (S. 14) Am Ende findet Marianne heraus, dass ihre Mutter sie nicht mutwillig verlassen hatte, und dass sie trotz eines traumatischen Erlebnisses zwei Jahre vor Mariannes Geburt ein glückliches Leben geführt hatte. Diese späte Erkenntnis und das tragische Ereignis haben mich zu Tränen gerührt. Es ist ein Buch für und über Mütter. Meins werde ich meiner Mutter geben und die Gelegenheit nutzen, mich bei ihr dafür zu bedanken, dass sie immer für mich und meine Kinder da war und es noch immer ist. Von mir eine große Leseempfehlung.

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:4

Zwischen Verschwinden und Erinnern: Eine stille, berührende Familiengeschichte Schon beim ersten Blick fällt die schöne und sehr passende Gestaltung des Buches ins Auge. Das Cover ist schlicht, aber wirkungsvoll: Ein grüner Hintergrund zeigt mehrere kreisrunde Ausschnitte, die an Perlen erinnern und in denen alte Schwarzweiß-Fotografien durchscheinen. Dieses Motiv passt hervorragend zum Inhalt des Romans, in dem Erinnerungen, Familiengeschichte und Vergangenes eine zentrale Rolle spielen. Sehr gut gefällt mir auch die hochwertige Ausstattung: Das Buch ist ein gestaltetes Hardcover ohne Schutzumschlag, was ich sehr schätze. Es liegt gut in der Hand, bietet eine tolle Haptik und wirkt gleichzeitig schlicht und edel. Besonders praktisch und schön finde ich auch das eingearbeitete Lesebändchen als Lesezeichen. Die Geschichte selbst wird aus der Ich-Perspektive von Marianne erzählt und liest sich sehr flüssig. Als Kind musste Marianne erleben, dass ihre Mutter eines Tages das Haus verließ und spurlos verschwand. Was mit ihr geschah, bleibt ungeklärt und hinterlässt eine große Lücke in der Familie: beim Vater Edward und beim kleinen Bruder Joe, der damals noch ein Säugling war. Der Roman erzählt vor allem davon, wie dieses Verschwinden Mariannes Leben geprägt hat – von ihrer Kindheit über die Jugend bis ins Erwachsenenalter, als sie selbst Mutter einer Tochter wird. Besonders gelungen finde ich, dass das Verschwinden der Mutter zwar während der gesamten Geschichte eine Rolle spielt, aber nicht als reiner Kriminalfall im Vordergrund steht. Stattdessen bildet es den Hintergrund für Mariannes Lebensgeschichte und ihre Entwicklung. Immer wieder wird das Thema aufgegriffen, es gibt Andeutungen über die möglichen Gründe, aber der Roman ist mehr als nur eine Spurensuche. Diese Balance zwischen dem persönlichen Coming-of-Age-Element und dem tragischen Familiengeheimnis gefällt mir ausgesprochen gut. Jedes Kapitel wird zudem von einem kleinen Gedicht eingeleitet, was dem Buch eine besondere, poetische Note verleiht. Und im Verlauf der Geschichte wird auch klar, warum der Titel „Perlen“ gewählt wurde – das Motiv zieht sich durch die Handlung und ist sehr stimmig umgesetzt. Insgesamt ist „Perlen“ ein sehr schöner Roman, der von gleich zwei tragischen Lebensgeschichten erzählt, dabei aber nie ins allzu Traurige oder Melodramatische abrutscht. Die Sprache ist angenehm und eingängig, und die Figuren wirken lebendig und glaubhaft. Mir hat das Buch sehr gut gefallen – sowohl inhaltlich als auch in der Gestaltung ist es wirklich empfehlenswert.

Perlen
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Poetisch 🍃
Bewertung:3.5

Poetisch 🍃

Marianne ist acht Jahre alt, als ihre Mutter eines Tages das Haus verlässt und spurlos verschwindet. Jahrzehnte später kehrt sie als Erwachsene und selbst Mutter in ihr Heimatdorf zurück und versucht zu begreifen, was damals eigentlich passiert ist und wie sehr dieses Verschwinden ihr ganzes Leben geprägt hat. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart, mit einem Gedenktag an die Toten. Danach wechselt die Erzählung in die Vergangenheit. Der Ton ist ruhig und oft poetisch. Gerade anfangs hat mich die Sprache sehr berührt. Mariannes Gedanken, ihre Trauer und das Schweigen in der Familie werden aus der Sicht eines Kindes geschildert, das versucht, seine Welt zu verstehen, aber noch nicht alles einordnen kann. Im weiteren Verlauf fiel es mir allerdings schwer, durchgängig eine Verbindung zu Marianne aufzubauen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Gegenwartsebene stärker aufgegriffen wird, denn nach dem gelungenen Einstieg folgen hauptsächlich Einzelszenen aus Mariannes Kindheit. Diese fragmentarische Erzählweise passt zwar gut zum Thema Erinnerung und auch zum Titel, denn die Szenen reihen sich wie einzelne Perlen einer Kette aneinander, doch für mich kam dabei kein wirklicher Lesefluss auf. Erst gegen Ende konnte die Geschichte mich wieder für sich gewinnen. Sie enthält viele stille, nachdenkliche Momente. Besonders dann, wenn es ums Weiterleben mit einer offenen Wunde geht. Die Themen Verlust, Mutterschaft und das Ringen um einen Platz in der eigenen Geschichte werden feinfühlig behandelt. Auch wie wichtig Erinnerungen sind, selbst wenn sie sich im Laufe der Jahre verändern und wir sie bewusst oder unbewusst manipulieren. Ein leiser, sprachlich schöner Roman mit poetischer Tiefe. Für mich jedoch nicht ganz so mitreißend, wie ich es mir erhofft hatte.

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:2

»Ich weiß, auch dafür gibt es ein Wort. Bagatellisierung. Viel einfacher als völlige Verleugnung. Verleugnung erfordert die Fähigkeit, die selbst wahrgenommenen Primärdaten einfach wegzuschieben. Beim Bagatellisieren kann man sie sehen und hören und muss sie dann nur in eine weniger dramatische Kategorie einordnen.« (S. 78) Als die Protagonistin Marianne ein 8-jähriges Mädchen ist, verschwindet ihre Mutter während ihrer kurzen Ruhepause vom Alltag und lässt die Tochter, das kleine Baby Joe und den Vater zurück. ›Wie konnte ich sie verlieren und nicht wiederfinden?‹ — diese Frage begleitet Marianne durch ihre Kindheit, Jugend, als Erwachsene und schließlich als sie selbst Mutter ist noch immer. In Fragmenten blickt sie auf ihr Leben zurück und mäandert in ihren bruchstückhaften Erinnerungen, die ihr langsam bei der Lösung des Rätsels helfen. »PERLEN« von Siân Hughes (übersetzt von Tanja Handels) erzählt in der Rückblende vom frühen und rätselhaften Verlust der eigenen Mutter; der Aufarbeitung dessen und Trauerarbeit, die ein Leben lang andauert. Obwohl dies ein sehr emotionales Thema ist, die düsteren Kinderreime und -Lieder zu Beginn der Kapitel die Stimmung des Romans untermauern, die Natur authentisch beschrieben wird, bleibt mir die Protagonistin fremd und ich finde keinen Zugang zu diesem Roman. Ja, es gibt poetische Passagen und lebenskluge Sätze, die zum Nachdenken anregen können. Aber dennoch lässt mich »PERLEN« unberührt und mit unbefriedigenden Fragezeichen zurück, die vielleicht auch gewollt sind. Mich konnte der Roman leider nicht begeistern, aber die vielen anderen Stimmen sprechen für den Roman. Ein CN zu Beginn wäre angemessen, wer sich mit Trauma- & Trauerarbeit sowie psychischer Erkrankung auseinandersetzen möchte, findet hier sicherlich einen möglichen Weg dafür.

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Poetisch und tröstlich
Bewertung:4

Poetisch und tröstlich

Mariannes Mutter verschwindet als sie 8 Jahre alt ist. Das ist kein Beginn eines Krimis, sondern eine leise, poetische Erzählung, wie sich solch ein Ereignis auf das Leben auswirken kann. In Fragmenten arbeitet sich Hughes durch Schlüsselmomente von Mariannes Lebens. Es gibt dabei keinen wirklichen roten Faden, aber es ist trotz der melancholischen Grundstimmung wunderschön erzählt und toll übersetzt.

Perlen
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Bewertung:3.5

„Ein kleines Juwel voll destillierter Weisheit und Erfahrung“ – und ja, The Times trifft es auf den Punkt. Perlen ist ein stilles, poetisches Buch über das Fortleben weiblicher Erfahrungen – über Generationen hinweg. Es erzählt von Abwesenheit, von Erinnerung und der leisen Gewalt familiärer Brüche. Im Zentrum steht Marianne, die als Kind von der Mutter verlassen wird und sich erst Jahre später, selbst zur Mutter geworden, ihrer eigenen Geschichte stellen kann. Hughes gelingt es, mit feiner literarischer Sprache und psychologischer Tiefe ein Mutter-Tochter-Narrativ zu entwerfen, das nicht in Klischees abrutscht. Vielmehr wird Mutterschaft als komplexes Gefüge gezeigt – zwischen Fürsorge, Überforderung, sozialer Rolle und persönlichem Verschwinden. Ein Buch, das sich feministisch lesen lässt, ohne laut zu sein. Gerade das macht es so kraftvoll. Was bleibt, ist die Frage: Wie viel vom Frausein wird vererbt, wie viel verschwiegen? Und was bedeutet es, weibliche Identität in Abwesenheit zu konstruieren? 🌿 Einzige Kritik: Eine Contentnote wäre angebracht gewesen – das Buch verhandelt Verlust, psychische Belastung und Traumata auf eine Weise, die retraumatisierend wirken kann. Für alle, die sich auf ein leises, aber eindringliches Erzählen einlassen wollen, das mehr zwischen als in den Zeilen sagt. 🔗 feministischer Lesetipp – gerade für alle, die sich mit literarischen Mutterbildern beschäftigen.

Perlen
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Bewertung:4

Zwischen Erinnerungen und Verlust

„Perlen“ ist ein stilles, aber eindringliches Buch, das sich durch seine atmosphärisch dichte und bildstarke Erzählweise auszeichnet. Hughes gelingt es, mit einer fast poetischen Sprache Gefühle, Stimmungen und Erinnerungen einzufangen, die unter die Oberfläche gehen. Die Geschichte entwickelt dabei eine melancholische Tiefe, die sich langsam entfaltet – und gerade dadurch nachhaltig berührt. Inhaltlich ist der Roman bewegend, weil er existenzielle Fragen verhandelt, ohne laut zu werden: Verlust, Identität, Kindheit und das, was in der Erinnerung verschwimmt. Allerdings verzichtet Hughes bewusst auf einen klaren roten Faden. Der Erzählfluss wirkt stellenweise fragmentarisch, was zunächst irritieren kann. Es fehlt oft ein konkreter Anhaltspunkt, an dem man sich als Lesender festhalten kann. Diese Orientierungslosigkeit spiegelt jedoch genau die emotionale Lage der Protagonistin wider – ein kluger, wenn auch fordernder erzählerischer Kniff. Gerade diese Struktur erfordert Geduld und Offenheit. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird mit einem starken, bewegenden Finale belohnt, das die losen Fäden auf eine leise, aber wirkungsvolle Weise zusammenführt. Am Ende hinterlässt „Perlen“ einen bleibenden Eindruck – zart, traurig und voller Nachklang. Fazit: „Perlen“ ist kein Buch für Zwischendurch, sondern eines, das man spüren muss. Wer bereit ist, sich auf eine fragmentarische, aber poetisch erzählte Geschichte einzulassen, wird mit intensiven Momenten und einem berührenden Ende belohnt.

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:4

Ein schweres, melancholisches Buch über Verlust, Trauer und Schuld, voller Poesie und Mystik.

Mit acht Jahren verliert Marianne ihre Mutter unter unklaren Umständen; eines Nachmittags verlässt sie das Haus, lässt ihre beiden Kinder in Obhut der Nachbarin zurück und kommt nicht wieder. Dieser Verlust prägt die Protagonistin nachhaltig – das wird noch einmal deutlicher, als sie selbst Mutter wird. Wird sie es schaffen das Trauma zu überwinden und inneren Frieden zu finden? Der Roman wird in Erinnerungsrückblenden erzählt und bedient sich dabei einer einfachen, klaren, aber zugleich auch sehr poetischen Sprache, die die Übersetzerin Tanja Handels wunderbar ins Deutsche überträgt. Mir haben vor allem die Erinnerungen aus der Kindheit sehr gut gefallen; die Autorin schafft es auf authentische Art und Weise den Blick der Kinder auf die Welt wiederzugeben – einerseits naiv, andererseits überraschend tiefgründig. Das Thema psychische Gesundheit zieht sich durch das ganze Buch, wird aber eher subtil aufgegriffen. Generell wird vieles zwischen den Zeilen gesagt oder in allegorische Erzählungen verpackt, was es nicht immer leicht macht, die Geschichte auch an sich heranzulassen und obwohl mich das Buch beim Lesen sehr in seinen Bann gezogen hat, merke ich bereits wie es in meiner Erinnerung wieder verblasst. Darin liegt eine gewisse Ironie, da auch die Subjektivität von Erinnerungen Thema der Geschichte sind. Schade ist es, dass die Bezüge zu dem mittelenglischen Stabreimgedicht „Pearl“ zwar immer wieder angedeutet werden, aber sehr vage bleiben, wenn man das Gedicht selbst nicht kennt. Da es zumindest im deutschen Sprachraum nicht besonders bekannt ist, wären hier ein paar Hintergrundinformationen dazu, z. B. in Form eines Nachworts, durchaus spannend gewesen. „Perlen“ ist kein Buch, das sich den Leser:innen leicht erschließt, aber trotzdem ist es wunderschön geschrieben und berührend, wenn man es schafft, sich darauf einzulassen!

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Bewertung:4

Zunächst vorab: Dies ist kein Wohlfühlroman, aber ein äußerst lesenswertes Buch, das tief unter die Haut geht und auch Stellenweise weh tut. In 'Perlen' von Siân Hughes begleiten wir Marianne, die mit gerade einmal acht Jahren ihre Mutter verliert. Diese liebenswerte Frau verlässt das Haus und kehrt nie wieder zurück. Zurück bleiben Marianne, ihr kleiner Bruder Joe, der noch ein Baby ist, und der Vater Edward. Was genau mit der Mutter geschah, können wir im Laufe der Geschichte nur erahnen. Der Roman trägt durchgehend eine melancholische Grundstimmung, und es ist kaum auszuhalten, wie sehr Marianne unter dem Verlust leidet. Viele Jahre lang versucht sie, zu verstehen, was passiert ist. Es schien doch alles so schön - ein perfektes Familienidyll, so scheint es auf den ersten Blick. Doch Marianne wächst mit einer tiefen Verlorenheit und Trauer auf, gespickt mit Schuldgefühlen, die mir sehr ans Herz gegangen sind. Warum hat sie es nicht bemerkt, als die Mutter ging? Hätte sie sie vielleicht sogar aufhalten können? Diese Fragen beschäftigen sie, und kein Kind sollte ein solches Päckchen mit sich herumtragen müssen. Als Marianne schließlich selbst Mutter wird und sich die Puzzelteile langsam zusammenfügen, beginnt sie, die Geschehnisse zu verstehen und zu verarbeiten. Ein Weg dorthin ist hart, und wird auf eine rohe und doch poetische Weise erzählt. Besonders interessant ist die Verbindung zu dem mittelenglischen Gedicht 'Pearl', das in der Geschichte eine zentrale Rolle spielt. Nach Beendigung des Buches empfehlen ich, die Übersetzung dieses Gedichtes zu lesen - es bringt noch einmal einiges klarer zum Ausdruck. 'Perlen' ist ein bewegendes Buch mit einer gewissen Schwere und ordentlich Tiefgang, das bei mir lange nachwirkt.

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Bewertung:4

Ein schönes Buch

Perlen" von Siân Hughes ist ein sehr langsam dahin fließendes Buch mit schöner Sprache. Man lernt die Protagonistin Marianne kennen deren Mutter verschwand als Marianne 8 Jahre alt war. Ab diesem Punkt begleitet man Marianne durch ihre Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter. Dabei gibt es keinen klaren roten Faden und die Handlung findet auch nicht in chronologischer Reihenfolge statt. Dadurch habe ich mich manchmal etwas verloren in der Geschichte gefühlt. Die Gedanken und Gefühle von Marianne werden sehr eindrücklich und authentisch geschildert. Die Geschichte behandelt Themen wie Trauer und psychische Gesundheit und findet dafür wahre und feinfühlige Worte. Die Sprache des Buchs ist wirklich etwas besonderes und deshalb auf jeden Fall hervorzuheben. Der Autorin gelingt es, den Leser in den Bann der Geschichte zu ziehen. Insgesamt ein schönes Buch, das ich gerne gelesen habe.

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Ein ruhiges und nachdenkliches Buch
Bewertung:4

Ein ruhiges und nachdenkliches Buch

Perlen von Sian Hughes Verlag: DuMont Verlag Seitenzahl:272 Preis: 23,00€ ET: 13.05.2025 Worum geht es? Marianne ist acht Jahre alt, als Ihrer Mutter verschwindet. Sie lebt mit ihrem Bruder und ihrem Vater zusammen. Immer wieder denkt Sie an ihre Mutter und versucht den Verlust zu verarbeiten. Besonders mit der Frage: Warum ist ihre Mutter gegangen? Setzt sie sich in diesem Text auseinander. Als Marianne selbst eine Tochter zur Welt bringt, begibt sie sich auf die Spuren ihrer Mutter und stößt dabei auf ein Geheimnis. Wie hat es mir gefallen? Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen. Es ist ein eher unscheinbareres Buch welches nicht sofort meine vollste Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Das verflog allerdings, als ich das Buch aufschlug und zu lesen begann. Das Besondere an jedem einzelnen Kapitel, waren die kleinen englischen Zitate. Ich mochte jedes Einzelne davon. Gleichwohl finde ich es erstaunlich, wie poetisch die Autorin schreibt. Beispielweise beschreibt Sie das Gefühl von „Scham“ außerordentlich gut. Es war aber nicht nur diese Definition, sondern so viel mehr, die Ihre natürlich selbst entdecken müsst. Es ist keine Geschichte die besonders rasant ist oder auf einen Punkt hinarbeitet. Eher ist es wie eine Decke die dir um die Schultern gelegt wird. Ich konnte mich sehr gut mit den Ansichten von Marianne auseinander setzen. Ich habe so viele Dinge in dem Buch markiert, was für mich immer ein gutes Zeichen ist. Es war somit für mich das perfekte Buch zum runterkommen am Wochenende. Von mir bekommt das Buch gute 4 Sterne. Ich danke dem Verlag das ich es als Rezensionsexemplar lesen durfte.

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Bewertung:4

Auf der Suche nach der Mutter

Das Schlimmste, was einem im Leben passieren kann, ist, wenn einem Kind Vater oder Mutter sterben, oder später eines der eigenen Kinder. Ich glaube aber tatsächlich, dass es noch viel schlimmer ist, wenn eine dieser Person verschwindet und man nicht weiß, was mit ihr passiert ist. Dann kann man keinen Abschluss machen und genauso geht es Marianne. Ihre Mutter verschwand, als sie 8 Jahre alt war. Ihr Vater, den sie nur Edward nennt, bleibt mit ihr und dem kleinen Bruder allein in dem Cottage mit dem verwilderten Garten zurück und übernimmt ganz ungewollt die Rolle des Alleinerziehenden. Das zu einer Zeit, in der das mehr als exotisch war. Die Mutter bleibt trotz ihres Verschwindens allgegenwärtig und hat Marianne hat sie maßgeblich geprägt. Ihr Leben war bestimmt vom Glauben. Sie redete mit Gegenständen, Pflanzen und Tieren, sie sah geisterhafte Wesen, benutzte Bannsprüche. In allem und jedem sah sie Spiritualität- sie las Bücher über Naturreligionen, war Kräuterkundlerin und vermittelt ihren Kindern Geschichten, Gedichte, Abzählreime und Lieder, die jedem Kapitel vorangestellt sind. Marianne wächst heran und das Verschwinden der Mama bestimmt ihr Leben. Die Tochter sucht nach Anzeichen, nach Gründen, nach Lösungen und nach ihrer Mutter. Als das Haus verkauft werden muss, fühlt es sich an wie ein zweiter Abschied, der allerdings nicht abrupt erfolgt, sondern sich langsam andeutet, aber nicht weniger schmerzt. Wie jede Jugendliche tut sie es erst mal ab. Versucht sich in die neue Umgebung einzuggliedern und fällt doch aus dem Rahmen. Das tut weh. Ihr, aber auch ihrem Vater, ihrem Bruder, die in einer Art Männer WG zurecht kommen wollen. Irgendwann ist Marianne selber Mutter und sie begibt sich auf Spurensuche. Das Ende ist persönlich und versöhnlich. Hughes hat lange an diesem Buch geschrieben. Sie kommt aus dem selben kleinen Ort in Cheshire, in dem die Geschichte spielt. Man merkt, dass die Autorin schon Lyrik verfasst hat, denn der Text hat eine unwahrscheinlich poetische Präsenz. Es ist weniger ein Roman mit einem Handlungsstrang, der sich irgendwann spannend aufbaut um sich am Ende zu lösen. Es ist mehr eine Personenstudie, nämlich die einer jungen Frau, die auf der Suche ist, nach der Mutter, der Mutter in ihr und natürlich der Mutter, die sich von ihr entfernt hat und doch immer so nah ist . Und das muss sie auch, um dann selber Mutter sein zu können. Ich bin gerne mit Marianne auf Suche gegangen. Ich konnte mich gut in die Sprache fallen lassen, die einen eigenen Singsang entwickelt. Ich hab mich den anderen Figuren die auftreten nicht sehr nahe gefühlt. Das war aber glaube ich auch so gewollt, denn es dreht sich hier in erster Linie um das Sein der Tochter ohne Mutter. Ein einfühlsamer Roman, der Grenzen auslotet und Anlass gibt, darüber nachzudenken, was Mutter sein bedeutet und den großen Einfluss deutlich macht

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Bewertung:4

Die Mutter von Marianne verschwindet als Marianne acht Jahre alt war. Sie ist gegangen und niemand hat jemals erfahren was mit ihr passiert ist. Die Familie wird völlig aus der Bahn geworfen, versteht nicht warum. Glückliche Jahre hat Marianne in dem alten Haus und verwildertem Garten verbracht, zusammen mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder. Was bleibt sind viele Erinnerungen und die Trauer, die geht nicht mehr weg. Marianne wird zum Problemkind, schwänzt die Schule, ritzt sich. Ein leises, poetisches Buch. Die Stimmung ist melancholisch und zieht sich durch das ganze Buch. Das Gefühl der Verlorenheit von Marianne ist so greifbar und tut fast schon weh beim lesen. Sie macht sich Vorwürfe, konnte nie verarbeitet was damals geschehen ist. Was bleibt, ist ein leerer Platz in ihrem Herzen. Als Erwachsene stellt sie sich ihrem Trauma und beginnt zu verstehen und zu heilen. Die Sprünge zwischen hier und früher waren für mich manchmal nicht so richtig greifbar und anstrengend zu lesen. In der Mitte des Buches war ich richtig begeistert aber leider zog sich das auch nicht bis zum Ende hin durch. Ab und zu gab es ein paar Längen. Trotzdem sprachlich stark, ein spannendes Thema. Absolut lesenswert.

Perlen
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Bewertung:5

Perlen der Erinnerung

„Perlen“ von Siân Hughes hat mich ab der ersten Seite in seinen Bann gezogen und emotional überwältigt. Ein wunderschönes Buch, aus dem ich viel mitnehmen konnte und das ich mit Sicherheit noch öfter lesen werde. Der Roman erzählt die Geschichte von Marianne. Als sie acht Jahre alt ist, verschwindet ihre Mutter plötzlich und kommt nie zurück. Dieses Ereignis verändert Mariannes Leben für immer. Sie bleibt mit ihrem Vater Edward und ihrem kleinen Bruder Joe zurück. Von diesem Moment an begleiten sie Trauer, Verwirrung, Schuldgefühle und viele unbeantwortete Fragen. Das Buch ist wie ein Tagebuch in der Ich-Form geschrieben. Besonders eindrucksvoll ist, wie die Autorin schwierige Themen beschreibt. Es geht um Verlust und Trauer, aber bspw. auch um psychische Probleme und selbstverletzendes Verhalten. Obwohl diese Themen sehr schwer sind, werden sie in einer stillen Art erzählt. Gerade das macht sie umso berührender und erschütternder. Es wären Inhaltswarnungen angebracht, leider hat der Verlag keine abgedruckt. Die Sprache des Buches ist sehr poetisch und feinfühlig. Viele Sätze sind so schön, dass man sie sich aufschreiben möchte. Trotzdem ist es kein leichtes Buch, weil man Marianne durch viele schwere Zeiten begleitet. Doch am Ende hinterlässt das Buch ein warmes und hoffnungsvolles Gefühl. Perlen ist eine besondere Geschichte über Trauer, Erinnerung und das Erwachsenwerden. Siân Hughes schafft es, diese Themen mit großer Einfühlsamkeit zu erzählen.

Perlen
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Vielleicht spricht 𝘗𝘦𝘳𝘭𝘦𝘯 Leserinnen und Leser an, die eine lyrische und fragmentarische Erzählweise schätzen. Für mich persönlich fehlte jedoch die narrative Struktur, die es mir ermöglicht hätte, mich in die Geschichte einzufühlen und mit den Charakteren mitzufühlen.
Bewertung:1

Vielleicht spricht 𝘗𝘦𝘳𝘭𝘦𝘯 Leserinnen und Leser an, die eine lyrische und fragmentarische Erzählweise schätzen. Für mich persönlich fehlte jedoch die narrative Struktur, die es mir ermöglicht hätte, mich in die Geschichte einzufühlen und mit den Charakteren mitzufühlen.

📿 𝘝𝘦𝘳𝘨𝘦𝘴𝘴𝘦𝘯 𝘪𝘴𝘵 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘥𝘢𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘪𝘮𝘮𝘴𝘵𝘦. 𝘈𝘶𝘤𝘩 𝘦𝘳𝘪𝘯𝘯𝘦𝘳𝘯 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵. 𝘋𝘢𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘪𝘮𝘮𝘴𝘵𝘦 𝘪𝘴𝘵, 𝘷𝘦𝘳𝘨𝘦𝘴𝘴𝘦𝘯 𝘻𝘶 𝘩𝘢𝘣𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘢𝘯𝘯 𝘸𝘪𝘦𝘥𝘦𝘳 𝘻𝘶 𝘦𝘳𝘪𝘯𝘯𝘦𝘳𝘯. ❌ Abgebrochen ⁽ᵁᴺᴮᴱᶻᴬᴴᴸᵀᴱ ᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ ⁻ ᴿᴱᶻᴱᴺˢᴵᴼᴺˢᴱˣᴱᴹᴾᴸᴬᴿ⁾ 💭 Ich habe 𝘗𝘦𝘳𝘭𝘦𝘯 von Siân Hughes bis etwa zur Hälfte gelesen, musste es dann jedoch abbrechen. Der Roman konnte mich nicht fesseln, da mir ein klarer roter Faden fehlte. Die Erzählweise wirkte auf mich sprunghaft und zusammenhangslos, wodurch ich keine Verbindung zur Protagonistin aufbauen konnte. Obwohl das Buch für seine poetische Sprache und die tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Trauer und Erinnerung gelobt wird, empfand ich die Handlung als zu breit gefächert und ohne erkennbaren Mehrwert. Statt einer kohärenten Geschichte erhielt ich eine Aneinanderreihung von Episoden, die mich eher verwirrten als berührten. Vielleicht spricht 𝘗𝘦𝘳𝘭𝘦𝘯 Leserinnen und Leser an, die eine lyrische und fragmentarische Erzählweise schätzen. Für mich persönlich fehlte jedoch die narrative Struktur, die es mir ermöglicht hätte, mich in die Geschichte einzufühlen und mit den Charakteren mitzufühlen. ⭐️

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Bewertung:4

"Die Hebamme erkundigte sich, ob es in meiner Familie eine Vorgeschichte von Wochenbettpsychose gebe. Ich verneinte. Nur Trauer. Eine familiäre Vorgeschichte von Trauer." (S. 10) Es ist eine Kindheit voller Liebe, Musik und Poesie, in der Marianne aufwächst. Zu Hause fehlt es ihr an nichts. Doch als Marianne acht Jahre alt ist, verschwindet ihre Mutter und taucht nie wieder auf. Die Gründe für ihr Verschwinden und auch das Wohin beschäftigen Marianne ihr ganzes weiteres Leben. Doch die Antworten bleiben stumm. "Immer wieder fuhr ich ihren Namen nach, den sie in alles geschrieben hatte, was sie besaß, folgte der Spur, die sie hinterlassen hatte, wollte sie darin finden." (S. 62) Marianne bleibt mit ihrem Vater und dem kleinen Bruder Joe zurück. In den wenigen gemeinsamen Jahren hatte die Mutter Marianne zwar reichlich von dem mit auf den Weg gegeben, was sie brauchte, um glücklich heranzuwachsen. Allerlei Phantasie und die schönsten Erinnerungen, die man sich wünschen kann. Aber das Glück war nicht echt. Es hatte nur ihre Trauer verkleidet. Gab es im Leben der Mutter eine ähnliche Trauer? Welches Unglück lastete auf ihr, dass sie ihre Familie verließ? In einer kalten, schaurigen Nacht wird ihr "Geheimnis" gelüftet. Doch da ist es bereits zu spät - das Trauma hat sich tief in Marianne hinein gefressen. In ihrem preisgekrönten Roman "Perlen" erzählt Siân Hughes die Geschichte eines Traumas, das weder erkannt noch behandelt wurde und so eine ganze Familie über Jahre belastet. Aber wir lesen vor allem von der Liebe, mit der wir unsere Kinder polstern und stärken können, um alle Stürme des Lebens zu überstehen. Hughes beschreibt melancholisch und feinfühlig, in welchem Verhältnis Erinnerung und Verlust stehen. Die Stimmung spiegelt sich sowohl in den Charakteren als auch in der Landschaftsbeschreibung wider. Es ist ihr ein atmosphärisch dichter Roman gelungen, der trotz Trauer und Sehnsucht nie schwermütig wird. Es bleibt immer die zärtliche Wärme zu spüren, die die Protagonistin begleitet. Der Titel verspricht nicht zu viel: eine echte Perle!

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Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:2

Perlen ist ein leiser, poetischer Roman, der mit zarter Sprache die Spuren einer verlorenen Kindheit und einer lebenslangen Sehnsucht nach Antworten zeichnet. Im Zentrum steht Marianne, die mit nur acht Jahren ihre Mutter verliert – nicht durch den Tod, sondern durch deren rätselhaftes Verschwinden. Zurück bleibt ein Mädchen voller Fragen, Erinnerungen und Lücken, die sie ihr ganzes Leben begleiten. Sian Hughes gelingt es, eine feinfühlige Atmosphäre zu schaffen, die durch die eindringlichen Landschaftsbeschreibungen getragen wird. Die Natur wird fast zu einer eigenen Figur, die die Stimmung des Romans unterstreicht: ruhig, melancholisch und manchmal unergründlich. Die Erzählweise ist langsam und bedächtig – etwas, das dem Ton und Thema des Romans gut entspricht. Diese Langsamkeit lädt zum Innehalten ein und lässt Raum für Reflexion, kann aber auch dazu führen, dass man sich manchmal ein wenig in der Weite verliert. Tatsächlich fehlt es der Handlung stellenweise an einem klaren roten Faden. Einige Episoden wirken losgelöst, fast zufällig eingestreut, was die Orientierung erschweren kann. Dennoch trägt die poetische Sprache viel dazu bei, das Interesse aufrechtzuerhalten. Der Roman überzeugt weniger durch dramatische Wendungen als durch seine leisen Töne, durch das, was unausgesprochen bleibt – genau wie die große Frage, die Marianne ihr Leben lang begleitet: Warum ist ihre Mutter gegangen? Erst viele Jahre später, als Marianne selbst Mutter wird, beginnt sie, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, und entdeckt ein verborgenes Geheimnis. Perlen ist ein Buch über Trauer, Erinnerung und den schwierigen Weg zur Versöhnung mit sich selbst. Es verlangt Geduld, belohnt Leserinnen und Leser aber mit tiefgründigen Bildern und einem emotionalen Nachklang, der lange bleibt. Die erste Hälfte des Buches mochte ich sehr, jedoch klang es in der zweiten Hälfte für mich ab.

Perlen
Perlenvon Siân HughesDuMont Buchverlag
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Bewertung:3

Literarische Trauerbewältigung

Als Marianne noch ein Kind ist, verschwindet ihre Mutter spurlos aus dem Haus. Sie verabschiedet sich nicht, nimmt nichts mit, ist einfach weg. Niemand kann sich das erklären, doch Marianne versucht nun fast ihr gesamtes Leben lang zwischen Erinnern, Vergessen, Bedauern und Schuld diesem Verschwinden nachzuspüren und das große Geheimnis zu lösen. Dabei zieht sie auch immer Parallelen aus der Vergangenheit zu ihrem Leben als Jugendliche und schließlich Erwachsene. Leider bin ich mit der Protagonistin nicht wirklich warm geworden. Die Auflösung war zwar sehr zufriedenstellend, der Weg dahin aber oft sehr verschlungen.

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