
Seit langem mein erster Steampunk-Roman, der fesselt und überzeugt und trotz Recht bekdriger Sternewertung Lust auf mehr macht. Ein schöner Steampunk Abenteuerroman
Austicon ist mein erster Roman von Andreas Hagemann gewesen und seit langem mein erster Steampunk-Roman. Mich hat sein einnehmender Schreibstil sofort überzeugt: Es ist selten, dass Autor:innen mit dieser Leichtigkeit eine warme Atmosphäre und sympathische Charaktere erschaffen können. Der Fokus in diesem Roman liegt auf der Handlung der Protagonist:innen, sodass manchmal die Weltenbeschreibung ein wenig zu kurz kommt. Das fand ich sehr schade, da ich das Gefühl habe, im Kopf vom Autor war alles viel umfangreicher, bunter, mit viel mehr Zahnrädern und ich wollte einfach mehr davon sehen – das hätte sicher ein paar der untenstehenden Probleme gelöst. Die Charaktere waren sympathisch und mit Rufus als Hauptcharakter hat es Andreas Hagemann geschafft, in einer unfairen Welt einen optimistischen und fairen, mitfühlenden Protagonisten zu schaffen. Ja, seine Tollpatschigkeit liest sich zeitweise aufgesetzt, doch ist seine Motivation nahvollziehbar und sehr gut mit seinem Charakter vereinbar. Leider gibt es noch ein paar weitere Logikbrüche, z.B. steht geschrieben, dass Alkohol in Bottom, der „Unterstadt“, durch Wasserknappheit sehr selten ist. Doch wird Rufus sich mit Trunkenheit tarnen, um in den Straßen nicht aufzufallen. Auch spiegelt sich der Optimismus, den wir in Rufus finden, in der Handlung wider: Die Welt, die in Bottom (=arm), Solids (=Mittelschicht) und Primes (die oberen 1%) geteilt ist, wird am Ende durch eine recht plakative schwarz/weiß Lösung verbessert. Einige Charaktere handeln zu selbstlos (was nicht in ihr bisheriges Setting in der Welt passt), stimmen am Ende viel zu schnell Veränderungen zu, die die Machtverhältnisse verändern werden. Letztendlich: Ja, das Buch hat seine Schwächen. Dennoch hat es Lust gemacht, mehr vom Autor zu lesen. Ich mochte die Charaktere, die ich durch die Handlung begleitet habe. Ich mochte den wahnsinnig einnehmenden Schreibstil und ich mochte das Durchscheinen von Feminismus in dem Buch, der mich positiv überrascht hat. Darum kann ich das Buch trotz meiner 3,5 Sterne, die ich für die Logikbrüche und Ying/Yang Charaktere abziehe, wärmstens weiterempfehlen.