Aufgrund ihres Gihos – dem Abbild ihrer Seele – verliert Katja ihren Verlobten, ihre Wohnung und ihre Arbeit. Auf der Suche nach einem Neuanfang in ihrem Leben stürzt sie in ein Abenteuer, dass sie so wohl nicht erwartet hätte. Thomas Knüwer erschafft mit „Das kurze Leben einer immer wieder Sterbenden“ eine bizarre, morbide und bisweilen sogar groteske Dystopie. Die Vorstellung, mittels bewusst herbeigeführten Nahtoderfahrungen in einem sogenannten Grenzgang die Seele anderer Menschen als Bild zu sehen, welches dann interpretiert werden kann, ist faszinierend und abstoßend zugleich. Katja ist dabei eine Antiheldin, wie sie im Buche steht. Von allen Seiten scheint sie das Pech anzuziehen und bekommt immer eine drauf. So wirkt der ohnehin schon groteske Roman noch grotesker. Denn die Handlung nimmt, ähnlich wie bei „Ventadorn“, dem ersten Roman von Thomas Knüwer, eigenwillige Wendungen, bei denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Nur soviel sei gesagt: Das deutsche Außenministerium und okkultistische Black Metal-Fans sind ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Ich habe also an diesem Buch nichts auszusetzen. Wer auch mal eigenwillige Romane fernab des Mainstreams lesen möchte, ist mit Thomas Knüwer gut bedient. Wie schon bei „Ventadorn“ kann ich nur sagen: Daumen hoch und Kaufempfehlung!
Vom Debüt in der Zukunft hüpfen wir im zweiten Buch des Autors in eine alternative Vergangenheit, mitten in die 90er Jahre! Normalitäten von damals, die ich völlig verdrängt habe, haben mich ab und zu ein sentimentales Tränchen verdrücken lassen, oder wann habt ihr das letzte mal in einem Telefonbuch nachgeschlagen? Es ist gesellschaftskritisch, derb, brutal, eine priese death metal und voller starker weiblicher Hauptpersonen. Ich muss es dennoch erstmal ein paar Tage verdauen und drüber nachdenken! Ein Buch, dass einen bis in die Träume verfolgt.

Ein Buch, welches von Anfang an fesselt.
Wieder mal ein Buch, welches ich in einem Rutsch gelesen hätte, wenn ich nicht noch ab und an schlafen oder arbeiten müsste 😅. Ich war so fasziniert von der Geschichte, dass ich ein Kapitel nach dem anderen gesuchtet habe. Der Schreibstil ist klasse, die Charaktere haben mir sehr gut gefallen und das die Geschichte in den 90er Jahre spielt, hat nochmal so einen kleinen Nostalgie Faktor eingebracht. Wir begleiten Katja auf ihrem Weg, nachdem sich durch die Bekanntgabe ihres Gihos, alles verloren hat. Gihos sind Bilder, die das wahre Ich eines Menschen zeigen und nur von Menschen gesehen werden können, die Tod sind. Daraus ergibt sich ein neuer Berufszweig bzw. eine ganze Menge neuer Beruf. Zum Beispiel Grenzgänger, diese lassen sich töten, um die Gihos der Menschen zu sehen, die in ihrer Nähe sind und lassen sich dann wieder zurück ins Leben holen. Katja gerät dort ungewollt rein und ihr Leben stellt sich noch mehr auf den Kopf. Es ist wirklich eine Geschichte, die ich so noch nirgends gelesen habe, nicht mal was ansatzweise Ähnliches und deshalb war es umso wichtiger für mich zu wissen, wie es enden wird. Die Kapitel haben eine sehr angenehme Länge und durch die Zeitangabe die zu Beginn jeden Kapitels folgt, wusste man auch immer, wo man sich ungefähr befand. Auch kommt es immer wieder zu neuen Wendungen, sodass es wirklich nie langweilig oder langatmig wird. Das Cover ist fantastisch und passt sehr gut zum Buch. Dies war zwar mein erstes Buch von Thomas Knüwer, aber sicher nicht das letzte! Ventadorn steht schon ganz oben auf meiner Wunschliste. Absolute Leseempfehlung, ganz klar 5 Sterne und schon jetzt ein Highlight für 2023!
Mein erstes Werk vom Autor. Und gleich sehr beeindruckt gewesen. Katja ist Anfang 20, als sie von ihrem freund wegen ihres Gihos sitzen gelassen wird. Gihos sind Bilder und spiegeln den wahren Charakter einer Person wieder, die Gihos anderer Personen sieht man nur, wenn man gestorben ist. Um diesen Zweig hat sich eine ganze Industrie gebildet. Grenzgänger, die regelmäßig sterben und dann wieder reanimiert werden, Deuter, die das Gesehene interpretieren und natürlich die großen Firmen, die sich das Geld einstecken. Aber zurück zu Katja, ihr Wahres ich konnte nicht bei ihrem Verlobten punkten, also Freund weg, Wohnung weg, Geld und Arbeit auch mit. Während Sie nach Gerechtigkeit sehnt, wohnt sie in ihrem klapprigen Fiat und auf verschiedenen Parkplätzen. Durch Zufall lernt sie die toughe Isi kennen. Isi ist nicht nur professionelle Grenzgängerin, sondern hat auch einen V-Wert von 4,9. Mit so einem hohen Vertrauenswert stehen ihr alle Türen offen, blöd nur das Katja und Isi zufällig verwechselt werden. Die Schreibweise des Autors war äußerst angenehm zu lesen. Die Passagen blieben spannend und auch mal blutig bis hin zu brutal. Ich habe dieses Buch in einem Buddyread gelesen und meine Partnerin meinte, das es nie langweilig wurde. Der Autor versteht sich mit Worten und es war definitiv nicht mein letztes Buch von Thomas Knüwer. Ich wurde von der Ersten bis zur letzten Seite gut unterhalten. Riesen Pluspunkt gibt es für die Kapitelaufteilung. Das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Trotz des Countdowns hat man nicht kontinuierlich nach "unten" gelesen, sondern wurde sprunghaft durch die vergangene Zeit geschickt, lernte dort neue Personen, die einen dann auch wieder ein Stück begleiten. Unterm Strich ein sehr gutes Buch. Ich werde bei Gelegenheit das bereits erschiene Buch des Autors lesen und freue mich auf weitere Werke. Da kann man ruhig mal am Ball bleiben.
Eine sehr "interessante" Geschichte, die man selbst garnicht erleben mag...allein die Vorstellung...neee, mag ich nicht drüber nachdenken, wie "leichtfertig" mit Leben und Tod gespielt wird und Menschen bereit sind, in den Tod zu gehen (da fällt mir nur der Spruch "Geld regiert die Welt" ein). Auch zu sehen, wie schnell man "abgestempelt" und in eine Schublade gesteckt wird, auf Grund einer Aussage/Meinung anderer...wie sehr sich darauf verlassen wird, statt den Menschen mit seinem Handeln und Taten zu sehen...Vor allem sieht man wie schnell sich dadurch alles ändern. Katja, deren Leben sich komplett gedreht hat, tat mir echt, sie rutscht von eins ins andere (ich wäre in so mancher Situation mehr als einmal gestorben). Aber man merkt meiner Meinung nacg, wie sie im Laufe der Reise an dem Geschehenem "wächst" und sich findet... Die Story an sich fand ich sehr detailreich, ausführlich, spannend, rasant und hat einen angenehmen Schreibstil, der einen schnell die Zeit vergessen lässt.
Das kurze Leben einer immer wieder Sterbenden war für mich das erste Buch von Thomas Knüwer. Der Autor versetzt den Leser in diesem Buch in das Deutschland der 90er - einer Zeit, an die ich vage Kindheitserinnerungen hatte. Ich meine: Telefonzellen? Eine Zeit, in der fast niemand Handys hatte? Umso spannender fand ich einen Roman mit Science-Fiction-Elementen zu lesen, der in einer Zeit ohne Hightech, die wir uns heute noch nicht mal erträumen können, zu lesen. Die Idee finde ich wirklich gut. Auch wenn ihre Umsetzung potentiell gefährlich wäre - zu welchen Folgen diese Kentniss führen kann, zeigt das Buch nur zu deutlich - denke ich, würden viele das "wahre Ich" ihres Gegenübers gerne erkennen können. Wer würde seinen Partner/seinen Chef/seine Freunde nicht gerne wirklich kennen - ohne dies auf teils sehr schmerzhafte Weise zu lernen. Andererseits beschreibt der Autor die negativen Konsequenzen auf erschreckende Weise: Beziehungen gehen in die Brüche, Chefs werden kurzerhand ersetzt etc. Am Anfang lernt der Leser erstmal die Protagonistin Katja kennen - und zwar auf ihrem Weg von einem geregelten Leben nach unten: Freund weg, Wohnung weg, Job weg. Ich muss ehrlich sagen, diese ausführliche Beschreibung der doch recht naiven Katja hat sich für mich relativ zäh gestaltet. Die erste Hälfte hat sich für mich ziemlich gezogen und ich habe immer gehofft, dass bald etwas passiert. Und dies war ziemlich genau bei der Hälfte des Buches der Fall: Von einem Moment auf den anderen nimmt die Handlung rapide an Fahrt auf und wird richtig spannend. Auch das Ende kam für mich absolut unerwartet mit einer Wendung daher, mit der ich nicht gerechnet hätte.
Charaktere Die Charaktere sind nicht übertrieben gezeichnet, sondern plausibel in ihrer Denk- und Handelsweise. Sie sind nicht immer unbedingt sympathisch, was sie realistisch erscheinen lässt. Jeder Charakter macht eine leichte bis extreme Entwicklung durch. Katja als mehr oder weniger Versagerin, die sich trotz allem durchboxt und ihr wahres Potenzial erst zum Ende hin erkennt. Isi als ambitionierte und toughe Frau, die sich nach und nach ihre Schwächen eingesteht. Ebru als verlorenes Kind, das durch ein prägendes Erlebnis doch noch die Kurve kriegt und aus ihrem Fehler gelernt hat. Setting Es ist erfrischend, eine (mehr oder weniger) Science Fiction Geschichte ohne ausgeklügelte Technologien zu lesen, die obendrein auch noch in der Vergangenheit spielt, nämlich Deutschland in den 90er Jahren, wahre historische Ereignisse mit einbezieht und sie mit der Grundidee gekonnt verknüpft. Stil Die Sprache ist locker. Es wird nicht zu viel erklärt oder definiert. Mal derb, mal brutal, mal humorvoll. Alles in allem ein sehr angenehm und leicht zu lesender Schreibstil. Story Eine sehr originelle Idee! Spiritualität und Philosophie treffen hier schon zu Beginn aufeinander. Wer sind wir wirklich? Können wir uns durch die Augen von Fremden definieren lassen? Was zählt mehr, eine Beschreibung unseres Seelenbildes, quasi das Image, welches uns durch eine Momentaufnahme aufgedrückt wird, oder unser Charakter, der sich mit den Jahren herauskristallisiert und durch unser Handeln ersichtlich wird? Die Verstrickung der einzelnen Geschichten hin zu einer großen zusammenhängenden war wirklich grandios. Hier wird gezeigt, dass kleine Details doch eine große Bedeutung haben können. Der Teil mit der Black Metal Band entwickelte sich in meinen Augen ein wenig zu schnell. Ebru war mir für eine 17-jährige zu wenig greifbar, insbesondere nach ihrer Tat.
Künstlich erzeugte Grenzgänge in den Tod, bei dem der Sterbende das „Wahre Ich“ des Anderen als Bildnis wahrnimmt, das dann interpretiert werden kann. Was macht das mit Politik, Wirtschaft und Beziehungen? Was ist mit Interpretationsspielraum? Oh oh… Ich weiß nicht wie man auf solche Ideen kommt, aber ich bin wieder absolut begeistert! Auch dieses Mal bekommt der Leser also wieder eine realistische Sci-Fi Dystopie mit Thrillerspannung und einer genialer, einzigartiger Grundthematik, die ich so noch nie gehört hab! Mir gefiel natürlich wieder der Schreibstil - so spannend, einfach und voller (unterschwelligem) Humor! Ebenso die intelligenten Inhalte und Erwähnungen, und Charaktere die einfach sympathisch und natürlich sind - auch wenn man sich schon fragt wie viel Pech ein Mensch wohl haben kann… aber stets bleibt alles nachvollziehbar und logisch! Katja hat das Pech eben gepachtet, die Arme. Eine Besonderheit bei den Kapiteln: sie bilden einen Countdown, und zwar ein Countdown bis alles endet! Mit zeitlichen Sprüngen (vor und zurück), damit man noch ein wenig denken darf! Umso weiter der Countdown runterzählt desto spannender und rasanter wird es! Das unglaubliche Tempo der letzen Seiten liesen mich das Buch gar nicht mehr weglegen! Und dabei hatte ich immer die Frage vor Augen: Wo führt das hin? Katastrophe oder Happy End? You will see!