Manchmal monoton, aber grundsätzlich interessant
„Zu-Fuß-unterwegs-Sein ist in der Vorstadt nicht vorgesehen, von Flanieren ganz zu schweigen, überall sind Autos, Autos über uns, Autos neben uns, Autos von links, Autos von rechts, wieder geht es durch ein Industriegebiet und an einer Baustelle entlang, wieder gelangen wir an eine Autobahnunterführung, und wieder fragen wir uns, wie wir bloß hierher geraten sind.“ (S. 72) Wenn ihr schon einmal in Großstädten unterwegs wart, bewegt ihr euch mit größter Wahrscheinlichkeit im Fluß der breiten Masse. Frequentiert die touristischen Hotspots und seltener die Peripherie. Abgelegene Wohnsiedlungen, Industriegebiete. Setzt eure Füße nicht auf brüchigen Asphalt voreinander und holpert durch grasnarbigem Bodenbelag. Dunkle Ecken bieten wenig Schutz. Noch nicht einmal vor Übergriffen, sondern schützen die Einheimische vor euren neugierigen Blicken. Blicke, die wertend über Fassaden und Anwohner gleiten. Blicke, die euch mit dem Augenblick eines Wimpernschlages als Fremde enttarnen. Anne Weber begibt sich mit Thierry in die #bannmeilen. Die sogenannten Banlieues der Pariser Großstadt. Französischer Chic ist hier nicht zu finden. Eher Randgruppen, Müll und Vergessenheit. Neben grauen, abschreckenden Wohnsilos, betüpfeln mancherorts EFH die Straßen. Flaniert von Beton. Ein, für Außenstehende vermeintliches Durcheinander, was für die dort Lebenden alltägliche Choreographie bedeutet und Drogen, Verarmung und Ausgrenzung den Tagesablauf bestimmen. Anne Webers Buch durchstreift diese Vororte. Auf 600 km Fußmarsch, kann sich eine träge Monotonie aufblättern, da sich mit beschreibender Beobachtung nichts Neues, außer heruntergewirtschaftete Stadtgebiete, darbieten. Abwechlung gibt es in diesen „Bannmeilen“ nicht. Wer wie ich, das Robinson-Crusoe-Entdecker-Gen, Wagemut und Neugier besitzt, wird sich auf den Pariser Nordosten einlassen können und nicht von der repetetiven Sprache abgeschreckt sein. Denn mich interessieren genau diese verloren gegangenen Seelen. Leser mit einem Sujet in Richtung „romanisierten Abenteuerroman“, werden dieses Buch gelangweilt zur Seite legen.