16. März 2025
Bewertung:4

Beschreibung 1894. Die junge Effi soll in einem Pensionat zu einer vornehmen Dame erzogen werden, um in die Gesellschaft eingeführt werden zu können und einen passenden Ehemann zu finden. Bei der Erziehung dort erhält sie jedoch keinerlei Einblick in die näheren Details, die das Eheleben mit sich bringen werden. Als Effi eines Tages bei einem Ausflug ein Buch mit unsittsamen Inhalt enteckt und von ihrer Lehrerin damit erwischt wird, muss Effi vorzeitig die Schule verlassen und zu ihrem Vater nach Berlin heimkehren. In Berlin hofft Effi Antworten auf ihre zahlreichen Fragen zu finden. Doch kaum zu Hause angekommen reist auch schon ihre Tante an, um die weitere Erziehung der Achtzehnjährigen zu übernehmen. Meine Meinung Bereits die Ähnlichkeit des Buchtitel »Effi liest« mit Theodor Fontanes Klassiker »Effi Briest« lässt Rückschlüsse auf die zeitgebende Epoche des Romans zu. Genau wie der berühmte Klassiker spielt auch Anna Morettis Geschichte zum Ende des 19. Jahrhunderts in einer Zeit, die durch Prüderie ebenso sehr wie durch wissenschaftlichen Fortschritt und fortschreitende Industrialisierung geprägt ist. Die Gestaltung des Covers mit einer feinen Damensilhouette (auch Scherenschnitt, der sich im 19. Jahrhundert in Deutschland einer großen Beliebtheit erfreute) vor dem Hintergrund des Brandenburger Tores in Berlin passt hervorragend zur Geschichte. Bei Anna Moretti handelt es sich um ein Pseudonym für die deutsche Autorin Mara Andeck, welche bereits mehrere Bücher im Bereich der Jugend- und Frauenliteratur veröffentlichte. Mit »Effi liest« betritt die Schriftstellerin nun das Terrain einer romantischen Komödie zu einer faszinierenden Zeit, die gesellschaftliche Gepflogenheiten mit sich bringt, über die man heute nur noch lächeln kann. Der perfekte Nährboden für eine heitere Lektüre ist gegeben und wurde zusätzlich mit fein gezeichneten und sehr lebhaft dargestellten Protagonisten bestückt. Elena Sophie von Burow, kurz Effi, ist die Heldin des Romans und wächst mit ihrer neugierigen und unaffektierten Art schnell an das Leserherz. Mutig und zielstrebig schlägt sich Effi auf ihrem Weg zu mehr Wissen, Aufgeklärtheit und Emanzipation durch die von Männern dominierte Welt. Dabei werden ihr die unterschiedlichsten weiblichen Charaktere zur Seite gestellt wie z. B. Fräulein Grimaud, Effis Lehrerin am Pensionat, die ich mir bildhaft vorstellen konnte, mit ihrer sauertöpfischen Miene und einem unter der Oberfläche brodelndem Temperament, wenn sich ihre Schützlinge mal wieder daneben benehmen. Als sie mit einem dampfenden Zug verglichen wird, konnte ich fast nicht mehr an mich halten. Noch viel besser gefallen hat mir Effis Tante mit ihrer skurrilen, verzückenden und strengen Art, die jedoch keinerlei Zweifel an der Liebe zu ihrer Nichte lässt. »Was ist so schlimm an einer Praline, die weiß, wofür sie raschelt?« fragt Effis beste Freundin und Vertraute Betty ganz zu Recht und stößt damit ein wichtiges Thema des Romans an. Frauen werden aufgrund der von Männern angenommen zarten Konstitution ihres Geschlechts nicht für voll genommen und erhalten nur Zugang zu einem begrenzten Wissen. Die jungen Damen von gutem Stand bereiten sich somit auf ein Leben als Ehefrau vor und können nur Mutmaßungen darüber anstellen was in der Ehe tatsächlich auf sie zukommt. Das einzige, was ihnen mit auf den Weg gegeben wird, sind eine gute sittsame Erziehung und die Förderung der Talente wie z. B. Malen, Musizieren und Sticken. Effi entdeckt durch Zufall ein wissenschaftliches Buch über den Genuss, doch bevor sie mehr über den darin beschriebenen Liebesakt in Erfahrung bringen kann, wird die Lektüre konfisziert und als Konsequenz daraus wird sie kurzerhand des Pensionates verwiesen, um nicht noch andere Mädchen mit ihrem vermeintlichen Wissen und unsittsamen sowie neugieren Verhalten zu verderben. Zusammen mit zwei Freundinnen setzt sie alles daran an das Buch zu gelangen, schließlich kann sich Effi nicht vorstellen warum manches Wissen nicht für Frauen zugänglich, ja sogar schädlich sein sollte, vor allen Dingen wenn es sie selbst betrifft. Im Zug zurück nach Berlin lernt sie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der sie unwillkürlich in ihrer Annahme bestätigt. Aus diesem Ausgangspunkt entspinnt sich ein herrlich humorvoller Plot, der mich trotz der vorhersehbaren Storyline gebannt an die Seiten fesselte, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte wird zum größten Teil aus Effis Perspektive ich der Ichform erzählt und mit Briefen von Max von Waldau an seinen jüngeren Bruder unterbrochen, aus denen die Erforschung der Medizin zur damaligen Zeit bildhaft dargestellt wird und man das Gefühlsleben des Arztes mitverfolgen kann. Der Einfluss und die Meinung anderer Mediziner wie Sigmund Freud und Wilhelm Fließ wird dabei stark mit einbezogen und sorgt aus heutiger Sicht für einige Lachtränen. Der Ernst der Situation zur damaligen Zeit wird allerdings mit dem historisches Beispiel einer Nasen-Operation an Emma Eckstein durch Fließ untermauert. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat aus der Zeit des Romans eingeläutet. Sehr treffend fand ich die Worte der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Anna Moretti überzeugt in ihrem Roman »Effi liest« mit viel Humor, einem Schreibstil der perfekt zum Zeitrahmen ihrer Geschichte passt und fängt dabei die gesellschaftlichen Konventionen und Regeln dieses prüden Jahrhunderts ein, in dem Frauen zwar wie süßes Konfekt herausgeputzt werden und mit ihren Röcken für die Männer rascheln sollen, dabei aber nicht wissen dürfen was in ihrem eigenen Körper vor sich geht. Fazit Eine fluffig-leichte Unterhaltungslektüre die mit viel Humor die biedere Zeit des 19. Jahrhunderts zum Leben erweckt.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
29. Dez. 2024
Bewertung:4

Ich mochte die historischen Bezüge, die Geschichte und die Protagonistin sehr sehr gern. Einen Stern Abzug gibt es für die Sprache, die oft so gar nicht ins Jahr 1890 passt. Das stört den Lesefluss manchmal schon und ist ein bisschen ärgerlich. Trotzdem ein gutes Buch.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
22. Okt. 2024
Post image
Bewertung:4.5

Das ist wirklich ein schöner, unterhaltsamer "Bücher - Snack" für Zwischendurch. Effie findet ein Buch mit vermeintlich anstößigem Inhalt und fliegt deshalb vom Pensionat, ohne dass sie dieses ominöse Buch überhaupt gelesen hat. Eine erfrischende Story über eine Zeit, in der Benimmregeln wichtiger waren, als der Wissensdurst einer Frau, und wenn Frauen anders dachten, so waren sie krank und litten an "Hysterie". Effie ist eine junge Frau, die ihrer Zeit deutlich voraus war. Da das Buch aus ihrer Sicht geschrieben wurde, war es wirklich amüsant ihre Gedanken zu lesen, wenn sie z. B. Im selben Raum wie ihre biedere Lehrerin ist... Sehr witzig geschrieben. Da ich viel schmunzeln musste, aber trotzdem der (Love-) Story zwischen Effie und dem jungen Arzt Max hinterher fieberte, kann ich der Bezeichnung "romantische Komödie" nur zustimmen das passt sehr gut. Ich habe mich extrem gut unterhalten gefühlt und finde das ist das perfekte Buch für den kleinen "Buch-Schmunzel-Snack" für Zwischendurch. Zuckersüß, aber mit Wahrheitsgehalt. Empfehlenswert!

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
4. Apr. 2024
Bewertung:5

Humorvoll, erfrischend und zum Nachdenken... Fangen wir doch bei diesem wunderschönen Cover an: Schon dieses zeigt, worum es im Grunde geht, genau wie der Titel. Es geht um Effi, die ein Buch liest ^^ Aber damit nicht genug, es ist ein verbotenes Buch, jedenfalls will ihr das jeder weiß machen. Für Effi, die ein "kleiner" Sturkopf ist, völlig unverständlich. Sie beginnt zu recherchieren. Was sie dabei herausfindet und wen sie dabei alles trifft, mündet in einer kleinen Komödie, die auch viel Drama enthält. Effi ist so aufgeweckt und neugierig, dass ich mich sofort in sie "verliebt" habe. Ein Traum von einem Mädchen, heute jedenfalls. In der Zeit von vor mehr als 100 Jahren, sah man das anders. Ihr Vater ist zum Glück sehr modern und unterstützt seine Tochter, wo er nur kann. Beneidenswert! Als Effi jedoch ärger in der "Schule" bekommt, reist ihre Tante an. Das klingt nicht gut!!! Effi befürchtet das Schlimmste... Und dann taucht da noch dieser dubiose Maximilian auf, der ihre Welt noch mehr auf den Kopf stellt und irgendwie mehrere Persönlichkeiten hat. Was soll sie nur tun? Ich fand dieses Buch so unfassbar süß und erfrischend. Ich kam aus dem Schmunzeln nur heraus, wenn ich gerade mal wieder schockiert wurde. Es ist wahnsinnig interessant zu sehen, was sich in unserer Gesellschaft in 100 Jahren getan hat und wie wir uns verändert haben. Wie "frei" wir Frauen geworden sind. Es hat mich allerdings auch sehr überrascht, wie viel Wahrheit in diesem Roman steckt! Nicht nur, was die Gesellschaft angeht, sondern auch die einzelnen dort vertretenen Personen. Ich freue mich schon auf den nächsten Roman aus dieser Zeit, auch wenn ich damit "Kopfschütteln" zu meiner neuen Lieblings-Sportart machen werde xD

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
4. Feb. 2024
Bewertung:5

Der Inhalt dieses Buches ließe sich wahrscheinlich in wenigen Worten zusammenfassen. Nichtsdestotrotz fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden, um all das zu beschreiben, was diese Geschichte ausmacht. Sie handelt von einer Protagonistin, die sich den sittlichen Zwängen des viktorianischen Zeitalters entziehen möchte. Ein Mädchen, das seinen eigenen Weg gehen möchte, wissbegierig, intelligent und mutig ist. Ein Mädchen, das lernt, was Freundschaft und Liebe bedeuten. Ein Mädchen, das mir mit jeder Seite weiter ans Herz gewachsen ist. Natürlich ist sie jung und handelt an einigen Stellen naiv und unüberlegt, aber genau dieser Wesenszug hat Effi in meinen Augen so authentisch gemacht. Ich habe es genossen, sie und all die anderen liebenswerten Charaktere auf ihrem Weg zu begleiten. Auch der zur Mitte des Buches äußerst gutgläubige Max von Waldau konnte mir mit seinen Briefen das ein oder andere Lächeln entlocken. Nicht zuletzt aufgrund dieser Briefe, erinnerte mich das Buch stellenweise an „Lieber Daddy-Long-Legs“ von Jean Webster. Der flüssige, locker-leichte und äußerst humorvolle Schreibstil ließ in mir dasselbe Gefühl aufleben, das ich damals auch beim Lesen von „Animant Crumbs Staubchronik“ empfunden hatte: eine wohlige Wärme, die von innen heraus mein Herz erwärmte. Auch wenn ich weiß, dass das 19. Jahrhundert selbstverständlich kein Zuckerschlecken war, lese ich gerne Bücher, deren Handlung in diesem Zeitalter angesiedelt ist. Ihnen wohnt eine ganz besondere Atmosphäre inne, die man mit Worten kaum beschreiben kann. Trotz seiner kleinen Mängel, die die zeitweise recht unplausible Handlung und den oft nicht besonders zeitgemäßen Schreibstil der Autorin betreffen, kann ich dem Buch daher nicht weniger als 4.5 Sterne geben.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
7. Jan. 2024
Bewertung:4

Ach! Das war doch mal eine schöne, leichte Liebesgeschichte, wo es nicht zu schnulzig ist! Frau ist hier eigen, Humor gibt es reichlich und die damalige Zeit wird wunderbar auf die Schippe genommen! Am Ende hatte es einfach nicht mehr ganz für die 5 Sterne gereicht, weil der Höhepunkt gut war, aber nicht überragend...trotz allem amüsante Liebeskomödie!

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
18. Mai 2023
Bewertung:4

Nach der unterhaltsamen Leseprobe konnte ich mir dieses Buch definitiv nicht entgehen lassen und wurde auch nicht enttäuscht. Beginnen wir bei Effi: Sie ist ein neugieriges Mädchen und beginnt, die Benimmregeln für junge Damen zu hinterfragen. Wie kann es sein, dass Frauen manches nicht wissen sollen? Warum soll man immer artig und unauffällig sein, manchmal aber extra die Aufmerksamkeit der Männer erregen? Da sie auch generell eine eigensinnige Person ist, bringt sie sich in dieser Zeit, die artige Frauen und Mädchen verlangt, schnell mal in Schwierigkeiten. Und Effi hat es auf dieses Buch abgesehen. Je mehr man versucht, sie davon fernzuhalten, desto neugieriger wird sie nur. Für ihre Sturheit trotz all dieser Unterdrückung muss man sie doch einfach gern haben! Max ist schon ein lieber Typ und durch seine ehrlichen Briefe an seinen Bruder bekommt man auch einen sehr ausführlichen Blick in seine Gefühlswelt. Für ihn ist es wie Liebe auf den ersten Blick und er kann diese ganz besondere junge Dame nicht vergessen, die so aufgeweckt und interessiert scheint. Mit seiner schüchternen Art schließt man auch ihn schnell ins Herz. Auch wenn Effi und ihre Geschichte erfunden sind, die Umstände sind es nicht. Um die Jahrhundertwende, in der auch Siegmund Freud schon als Arzt und Forscher tätig war, hatte man ein sehr strenges Bild von Frauen und die Frauen hatten dem gefälligst zu entsprechen. Es gab Behandlungen von Krankheiten, die keine waren (Hysterie, nasogenitale Reflextheorie), aber Frauen sollten ja nicht solche Dinge tun oder empfinden, das war ja krank! Genau. In diesem Buch sind diese Dinge aber mit viel Humor und Selbstironie verpackt, sodass es sehr unterhaltsam ist, das zu lesen. Es wirkt so lächerlich, dabei ist es bitter, dass Menschen wirklich mal daran glaubten und Frauen diesen Operationen und Qualen aussetzten. Man kann sich aber zumindest damit trösten, dass diese Fehltritte zu den heutigen Erkenntnissen führten. Fazit "Effi liest" hat ein eigentlich ernstes Thema mit viel Humor unterhaltsam verpackt und hat mir damit sehr gut gefallen!

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
1. Mai 2023
Bewertung:4

Beschreibung 1894. Die junge Effi soll in einem Pensionat zu einer vornehmen Dame erzogen werden, um in die Gesellschaft eingeführt werden zu können und einen passenden Ehemann zu finden. Bei der Erziehung dort erhält sie jedoch keinerlei Einblick in die näheren Details, die das Eheleben mit sich bringen werden. Als Effi eines Tages bei einem Ausflug ein Buch mit unsittsamen Inhalt enteckt und von ihrer Lehrerin damit erwischt wird, muss Effi vorzeitig die Schule verlassen und zu ihrem Vater nach Berlin heimkehren. In Berlin hofft Effi Antworten auf ihre zahlreichen Fragen zu finden. Doch kaum zu Hause angekommen reist auch schon ihre Tante an, um die weitere Erziehung der Achtzehnjährigen zu übernehmen. Meine Meinung Bereits die Ähnlichkeit des Buchtitel »Effi liest« mit Theodor Fontanes Klassiker »Effi Briest« lässt Rückschlüsse auf die zeitgebende Epoche des Romans zu. Genau wie der berühmte Klassiker spielt auch Anna Morettis Geschichte zum Ende des 19. Jahrhunderts in einer Zeit, die durch Prüderie ebenso sehr wie durch wissenschaftlichen Fortschritt und fortschreitende Industrialisierung geprägt ist. Die Gestaltung des Covers mit einer feinen Damensilhouette (auch Scherenschnitt, der sich im 19. Jahrhundert in Deutschland einer großen Beliebtheit erfreute) vor dem Hintergrund des Brandenburger Tores in Berlin passt hervorragend zur Geschichte. Bei Anna Moretti handelt es sich um ein Pseudonym für die deutsche Autorin Mara Andeck, welche bereits mehrere Bücher im Bereich der Jugend- und Frauenliteratur veröffentlichte. Mit »Effi liest« betritt die Schriftstellerin nun das Terrain einer romantischen Komödie zu einer faszinierenden Zeit, die gesellschaftliche Gepflogenheiten mit sich bringt, über die man heute nur noch lächeln kann. Der perfekte Nährboden für eine heitere Lektüre ist gegeben und wurde zusätzlich mit fein gezeichneten und sehr lebhaft dargestellten Protagonisten bestückt. Elena Sophie von Burow, kurz Effi, ist die Heldin des Romans und wächst mit ihrer neugierigen und unaffektierten Art schnell an das Leserherz. Mutig und zielstrebig schlägt sich Effi auf ihrem Weg zu mehr Wissen, Aufgeklärtheit und Emanzipation durch die von Männern dominierte Welt. Dabei werden ihr die unterschiedlichsten weiblichen Charaktere zur Seite gestellt wie z. B. Fräulein Grimaud, Effis Lehrerin am Pensionat, die ich mir bildhaft vorstellen konnte, mit ihrer sauertöpfischen Miene und einem unter der Oberfläche brodelndem Temperament, wenn sich ihre Schützlinge mal wieder daneben benehmen. Als sie mit einem dampfenden Zug verglichen wird, konnte ich fast nicht mehr an mich halten. Noch viel besser gefallen hat mir Effis Tante mit ihrer skurrilen, verzückenden und strengen Art, die jedoch keinerlei Zweifel an der Liebe zu ihrer Nichte lässt. »Was ist so schlimm an einer Praline, die weiß, wofür sie raschelt?« fragt Effis beste Freundin und Vertraute Betty ganz zu Recht und stößt damit ein wichtiges Thema des Romans an. Frauen werden aufgrund der von Männern angenommen zarten Konstitution ihres Geschlechts nicht für voll genommen und erhalten nur Zugang zu einem begrenzten Wissen. Die jungen Damen von gutem Stand bereiten sich somit auf ein Leben als Ehefrau vor und können nur Mutmaßungen darüber anstellen was in der Ehe tatsächlich auf sie zukommt. Das einzige, was ihnen mit auf den Weg gegeben wird, sind eine gute sittsame Erziehung und die Förderung der Talente wie z. B. Malen, Musizieren und Sticken. Effi entdeckt durch Zufall ein wissenschaftliches Buch über den Genuss, doch bevor sie mehr über den darin beschriebenen Liebesakt in Erfahrung bringen kann, wird die Lektüre konfisziert und als Konsequenz daraus wird sie kurzerhand des Pensionates verwiesen, um nicht noch andere Mädchen mit ihrem vermeintlichen Wissen und unsittsamen sowie neugieren Verhalten zu verderben. Zusammen mit zwei Freundinnen setzt sie alles daran an das Buch zu gelangen, schließlich kann sich Effi nicht vorstellen warum manches Wissen nicht für Frauen zugänglich, ja sogar schädlich sein sollte, vor allen Dingen wenn es sie selbst betrifft. Im Zug zurück nach Berlin lernt sie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der sie unwillkürlich in ihrer Annahme bestätigt. Aus diesem Ausgangspunkt entspinnt sich ein herrlich humorvoller Plot, der mich trotz der vorhersehbaren Storyline gebannt an die Seiten fesselte, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Geschichte wird zum größten Teil aus Effis Perspektive ich der Ichform erzählt und mit Briefen von Max von Waldau an seinen jüngeren Bruder unterbrochen, aus denen die Erforschung der Medizin zur damaligen Zeit bildhaft dargestellt wird und man das Gefühlsleben des Arztes mitverfolgen kann. Der Einfluss und die Meinung anderer Mediziner wie Sigmund Freud und Wilhelm Fließ wird dabei stark mit einbezogen und sorgt aus heutiger Sicht für einige Lachtränen. Der Ernst der Situation zur damaligen Zeit wird allerdings mit dem historisches Beispiel einer Nasen-Operation an Emma Eckstein durch Fließ untermauert. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat aus der Zeit des Romans eingeläutet. Sehr treffend fand ich die Worte der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Anna Moretti überzeugt in ihrem Roman »Effi liest« mit viel Humor, einem Schreibstil der perfekt zum Zeitrahmen ihrer Geschichte passt und fängt dabei die gesellschaftlichen Konventionen und Regeln dieses prüden Jahrhunderts ein, in dem Frauen zwar wie süßes Konfekt herausgeputzt werden und mit ihren Röcken für die Männer rascheln sollen, dabei aber nicht wissen dürfen was in ihrem eigenen Körper vor sich geht. Fazit Eine fluffig-leichte Unterhaltungslektüre die mit viel Humor die biedere Zeit des 19. Jahrhunderts zum Leben erweckt.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
9. März 2023
Bewertung:4.5

Effi liest Schön geschriebenes Buch um die Jahrhundertwende.

Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, das sich mit einer für damalige Verhältnisse aufmüpfige junge Frau beschäftigt. Elena die sich von ihren Freunden Effi nennen läßt. Sie fliegt von der Schule weil sie am Flußufer ein Buch gefunden hat , das sich nicht schickt. Ebenso lernt sie im Zug einen Arzt kennen in den sie sich verliebt. Sie setzt sich über alles hinweg, das in dieser Zeit so wichtig war.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
21. Dez. 2022
Bewertung:5

Ein Mädchen das sich gegen die Konventionen ihrer Zeit stellt. Effi ist eine unglaublich sympathische Protagonistin die ihren Kopf einschält und nicht alles als gegeben hinnimmt. Die Stimmung des 19. Jahrhunderts wird toll transportiert. Auch medizinische Aspekte werden beleuchtet und wenn man überlegt, dass diese Zeit noch gar nicht so lange her ist, ist es spannend aber auch erschreckend und faszinierend was man früher alles geglaubt hat. Alles in allem eine sehr schöne Geschichte. „Ein wunderbares Lesevergnügen für alle Fans von Jane Austen und Bridgerton“ Das Buch ist auch unter dem Titel „Fräulein Ella und die Liebe“ erschienen

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
17. Okt. 2022
Bewertung:4

» Effi liest « Es ist das 19. Jahrhundert. Sexuelle Aufklärung bei Frauen? Nicht sonderlich vorhanden. Die junge Frau namens Effi besucht ein Internat, lernt dort Benimmregeln und alles, was eine Frau nun mal können muss, aber nicht das, was sie unbedingt möchte. Effi strebt nach mehr Wissen, vor allem im Bereich der Naturwissenschaften und als sie eines Tages am Flussufer ein Buch entdeckt, ist ihre Neugierde entfacht. Also schleicht sie sich in einem unbemerkten Moment aus dem Internat, um das Buch zu lesen, doch zu mehr als eine Überschrift kommt sie gar nicht, da die Aufseherin Fräulein Grimaud sie entdeckt und zur Rede stellt. Als dann auch noch ein junger Mann aus den Büschen auftaucht, ist für sie und die Gräfin klar, dass Elena mehr als nur unmoralisch gehandelt hat. Schließlich wird sie der Schule verwiesen und sie muss frühzeitig die Heimreise antreten, bei der sie den jungen Arzt Maximilian von Waldau kennenlernt. Die beiden fühlen sich sofort verstanden und sehnen sich nach einem Wiedersehen. Doch als dieses stattfindet, scheint Maximilian sich verändert, seine Weltanschauung seinem Lehrer und Kollegen Doktor Fließ, sowie Freud, angepasst zu haben und auch Effi sehnt sich nach mehr Wissen, möchte ein Studium antreten und endlich das Buch lesen, weswegen sie von ihrer Schule verwiesen wurde. Können sie und ihre Freunde es finden und lesen? Darf Elena studieren gehen oder gibt sie sich den Ansprüchen an einer Frau hin und gibt ihren Wunsch auf? Meine Meinung: Beginnen wir zunächst mit dem Cover, welches mir zwar unheimlich gefällt, aber für mich dennoch nicht ganz zu der Geschichte passt. Für mich wirkt es auf den ersten Blick so, als würde es „nur“ um eine weitere Romanze handeln. Dabei geht es um so viel mehr, das das Cover jedoch etwas unterschlägt. Auch den Untertitel „eine romantische Komödie“ passt für mich nicht ganz, da zwar einige witzige Stellen vorhanden waren und Effis Humor mir persönlich super gefällt, aber die Geschichte wurde im Verlauf teils einfach zu tragisch. Anna Morettis Schreibstil hingegen gefällt mir wirklich gut. Auch, wenn mir die Sätze manchmal zu kurz waren, hat er mich gefesselt, da er sich so flüssig lesen konnte. Und ihre Darstellung der einzelnen Charaktere war einfach perfekt, da sie sehr authentisch beschrieben wurden und jeder irgendwelche Tücken hatte. Hier und auch, wie das ganze Buch geschrieben wurde, hat man gemerkt, wie viel Zeit Anna Moretti in die Recherche investiert hat. Sie hat sich sehr gut mit der damaligen Epoche auseinander gesetzt, so dass ich mich in keinem Moment aus der Geschichte herausgerissen fühlte. Unterstützt durch alte Begriffe und die Integration von wahren Elementen über eine Behandlung von Freud, hat es das Buch noch interessanter gemacht. (Spoilerwarnung!) Besonders gefallen hat mir die Tante Auguste, die anfangs die Befürchtung ausgelöst hat, sie wäre genauso schlimm, wie Fräulein Grimaud. Direkt zu Beginn habe ich mir aber gedacht, dass mehr hinter der alten Dame stecken muss und tatsächlich habe ich mich nicht geirrt und sie hat es faustdick hinter den Ohren. Auch fand ich es sehr schön, dass die Romanze sich so weit hinausgezogen hat und Effi emanzipiert und selbstdenkend blieb. Max von Waldau war eine Zeit lang wirklich unerträglich, aber zum Glück hat er ja die Kurve gekriegt und Elena und er haben geheiratet. Schade hierbei finde ich, dass man dann doch kaum noch etwas von den beiden lesen konnte. Dafür hat mir der Epilog aber besonders gefallen, da er einen schönen Rahmen gesetzt hat. Das Buch begann am Internat – und es endete auch dort. Nur hatte Effi ihr Ziel erreicht und sorgt dafür, dass die Gräfin noch von ihr hört. (Spoiler Ende) Letztlich muss ich sagen, dass mir das Buch wirklich sehr gut gefallen hat. Zuerst hatte ich befürchtet, dass Effi sich der Liebe hingibt und ihr eigenes Selbstbild verliert, aber dies war ganz und gar nicht der Fall. Sie hat für ihre Träume alles gegeben. Normalerweise lese ich nicht so gerne historische Romane oder Romanzen, doch dieses Buch lege ich wirklich jeden ans Herz.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
23. Sept. 2022
Bewertung:4

Elena Sophie von Burow, genannt Effi findet in ihrem Mädchenpensionat ein Buch. Sie kann kaum einen Blick hineinwerfen, da wird sie auch schon wegen des Buches der Schule verwiesen. Angeblich schade ihr der Inhalt des Buches. Zurück in Berlin überredet Effi ihren Vater sie studieren zu lassen. Der stimmt zu, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie sie gleichzeitig auf ein Leben als Ehefrau vorbereitet. Ihre Tante Augusta soll sie dabei unterstützen. Und so beginnt Effi Latein zu lernen und gleichzeitig Augusta alles recht zu machen. Auf der Fahrt nach Hause hat Effi Max von Waldau kennen gelernt, mit dem sie ein anregendes Gespräch führen konnte. Max ist Arzt und auf dem Weg, um in Berlin seine Stelle bei Dr. Fliess anzutreten. Dr. Fliess forscht zusammen mit Sigmund Freud an den Ursachen der damals unter Frauen um sich greifenden Hysterie. Ab hier kommt man dann aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Anna Moretti trägt die damals gängigen medizinischen Ansichten zusammen und die sind teilweise wirklich sehr abenteuerlich. Allein Effis Interesse an einem Buch über die Genüsse und ihr Dauerschnupfen führt dazu, als vollkommen sexuell überreizte Person angesehen zu werden, die dringend operativ behandelt werden muss. Mich hat das Buch gut unterhalten, viele der Dinge, die Effi wiederfahren sind so absurd, dass man drüber lachen muss. Allerdings ist es traurig, dass es damals tatsächlich so war und wohl viele Frauen sehr unter dem medizinischen Nonsens der männlichen Ärzte zu leiden hatten. Das Buch ist schön geschrieben, die Seiten fliegen nur so dahin. Durch die Briefe von Max an seinen Bruder Ben am Ende jeden Kapitels erfährt man auch vieles aus seiner Gedankenwelt und gerade dadurch wird ziemlich deutlich, wie unsinnig doch viele der Benimmregeln damals doch waren, machten sie es den Menschen doch unmöglich, sinnvoll miteinander zu kommunizieren. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
22. Sept. 2022
Bewertung:5

Ich hatte mal Lust auf eine neue, komplett andere Geschichte und bin dabei auf dieses Schätzchen gestoßen. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mich in der Zeit zurecht zu finden, da ich im historischen Genre sehr selten unterwegs bin. Doch hat man erstmal die ersten 30 Seiten überwunden verschlingt man die Geschichte und vergisst dabei alles um sich rum. Effi besucht ein Mädchen-Pensionat und findet bei einem Ausflug ein Buch mit haarsträubenden Inhalt. Doch zum Lesen kommt sie nicht, denn sehr schnell wird das Buch entdeckt und Effi fliegt von der Schule. Doch Effi lässt das Buch keine Ruhe und sie will mehr wissen. Dabei kann ihr der charmante Arzt Maximilian helfen, aber kann er akzeptieren, dass Effi einen eigenen Kopf hat? Wie die Autorin im Nachwort selber schreibt, erscheint die Geschichte sehr skurril und es gibt tatsächlich oft Passagen wo man vor Unglauben schnaufen muss, aber genau das macht dieses Buch aus. Da ist eine Frau, die aus dem vorhergesehenen Leben ausbricht und eigene Erfahrungen machen will. Effi will mehr und hat anderes im Sinn, als die perfekte Ehefrau zu werden. Der Arzt Maximilian ist immer präsent in der Geschichte, vor allem da er regelmäßig seinem Bruder schreibt und da die komischsten Gedankengänge zu Tage kommen. Man kann sich über ihn aufregen, aber irgendwie ist er auch zu niedlich mit seiner schockierten, naiven Art. Mir hat das Lesen einfach echt Spaß gemacht. Die Geschichte ist nicht kitschig, lehrreich, unterhaltsam, schön und handelt einfach von einer starken Frau, in einer Zeit, in der das untypisch ist.

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe
19. Sept. 2022
Bewertung:5

>>Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: alle dummen Männer.<< (Marie von Ebner-Eschenbach) ...alles beginnt mit einem Buch, einem für Effi und für die Zeit um 1894 ganz besonderen Buch. Sein Inhalt ist skandalös und dennoch schürt es Effi's Interesse ungemein und weckt viele Fragen, denen sie nur zu gern nachgehen möchte. „Effi liest“ von Anna Moretti ist eine romantische Komödie, die es mir echt angetan hat, muss ich ehrlich sagen. Das Buch liest sich trotz des historischen Stils sehr locker und leicht und hat mich nahezu verzaubert. Effi ist eine tolle Persönlichkeit. Sie strotzt vor Eifer und Enthusiasmus. Gleichzeitig ist sie als junge Frau unglaublich mutig und möchte ihren Kopf unbedingt durchsetzen. Neben all den Problemen, mit denen Effi sich als Frau in einer Welt voll von hochnäsigen Männern herumschlagen muss, kommt natürlich auch die Liebe nicht zu kurz. Ganz bezaubernd empfand ich hier die tollen Briefe, die mir meine Lesezeit absolut versüßt haben. Mehr möchte ich zum Buch auch gar nicht sagen, es ist wirklich eine süße, romantische historische komödiantische Geschichte, die mich zuckersüß begeistern konnte und jedem ans Herz legen kann, der mal ein bisschen historischen Zucker in seine Lesezeit bringen möchte!

Fräulein Ella und die Liebe
Fräulein Ella und die Liebevon Anna MorettiLübbe