Das Buch zieht einen direkt in seinen Bann und überzeugt mit seiner argwöhnischen Eigenlogik. Das Darstellen des menschlichen Elends durch die Kunst steht wie bei DIE VEGETARIERIN im Mittelpunkt der Beschreibung.
Han Kang typische harte Themen mit exzellenter Charakterarbeit
Mein drittes Hang Kang (Höhr)Buch überzeugt mit typisch faszinierenden Charakteren die lebendig werden in ihrer verletzlichen Gipsummantelung. Das apprupte Ende ist ebenfalls sehr typisch und stört mich recht wenig da es mir in diesen Büchern mehr um die Charakterarbeit geht als um ein definiertes Ende. Die Geschichte eines Menschen endet oft nicht mals mit seinem Tod und so können auch dieses Bücher, mit ihren lebendigen Charakteren, kein tatsächliches Ende finden.
Sehr schwere Kost
In dem Buch geht es um einen Mann , der Künstler ist und eine ungesunde Obsession zu Gipsabdrücken von Menschen hegt . Auf der Suche nach menschlichen Modellen lernt er mehrere Frauen kennen, doch diese Bekanntschaften enden nicht gut. Es werden viele schwierige Themen angesprochen, wie Obsession, Essstörungen, Übergewicht etc. Ich mag den Schreibstil der Schriftstellerin sehr, die Art und Weise wie sie Dinge so detailliert beschreibt und welche Worte sie dafür auswählt fasziniert mich sehr. Ich weiß gar nicht weshalb ich das Buch solange nicht angefasst habe. Allgemein hat es mich sehr gefesselt, dass Ende fand ich jedoch ein wenig verwirrend. Das Buch hat eine sehr melancholische Stimmung, eigentlich perfekt für den Herbst geeignet. Ich kann’s aufjedenfall weiter empfehlen und werde mir die anderen Bücher der Autorin mit Sicherheit noch vornehmen.
Neugierig machende Befremdlichkeit
Das ist mein zweites Buch von Han Kang. Schreibstil ist auch hier eine 10/10 mit der Geschichte habe ich mir hier stellenweise schwer getan...bis zum Ende bleibt der Hauptcharakter mir fremd. Vielleicht ist das auch das Ziel, denn in der gesamten Geschichte ist dies eins der bestimmenden Themen "Wer bin ich? Was macht uns aus? Was steckt hinter der Maske?". Es werden sehr bedrückende Themen behandelt, Einsamkeit, Depression, Essstörungen. Was mich zum Teil sehr beklemmt zurückgelassen hat, war die körperliche Komponente. Sei es Sex, die Betrachtung von Körpern...wie der Hauptcharakter damit umgeht ist sehr sehr befremdlich. Auch wenn es schwer fällt die Story ganz zu durchdringen, bleibt bis zum Ende die Neugier: wie geht es weiter, was passiert als nächstes? Deshalb würde ich das Buch schon empfehlen, es ist mal was anderes und gleichzeitig definitiv kein Buch für jede:n.
Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück, weil ich gleichzeitig das Gefühl habe, es hat mich in gewisser Weise berührt, aber auch dass ich es noch mindestens zwei Mal lesen müsste, um es richtig greifen zu können.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen, auch wenn ich beim Lesen stellenweise sehr distanziert geblieben bin. Es hat etwas mit mir gemacht, ohne dass ich wirklich sagen könnte, ich hätte es verstanden. Was mir gut gefallen hat, war die poetische Sprache und auch die Geschichte fand ich angenehm ungewöhnlich. Allerdings dürfe das Buch meiner Meinung nach (vielleicht ist es das auch und ich habe mich einfach nicht gut genug informiert) mit einer eindeutigen Triggerwarnung gekennzeichnet sein. Es geht wirklich sehr viel um Körper und Essstörungen.
her writing draws you in and spits you out. love the calm disturbence, not so much love sex as catharsis. you tell me they found peace bc he got her wet??
»Your Cold Hands« e.g. "Deine kalten Hände" (the German title) by Han Kang is a haunting and introspective novel that delves into themes of alienation, mortality, and the human obsession with understanding life by probing into death. Han Kang, known for her raw and intense style, continues to use dark, visceral imagery to engage readers with the complexities of human psychology and existence, following in the path of her earlier works like The Vegetarian and Human Acts. The novel revolves around the morbid fascination of the protagonist, a sculptor by the name Jang Unhyong who becomes deeply obsessed with understanding what makes life tangible—what exists within the flesh that separates the living from the dead. His method of exploration is chilling: through a series of detailed dissections of human plaster casts, he seeks answers by cutting into the body, almost as if peeling back the layers of human experience itself. The sculptor’s yearning for control and knowledge about life is unsettling yet undeniably magnetic, pushing readers into a confrontation with the boundaries between art and obsession, curiosity and violation. What stands out in »Your Cold Hands« is Han Kang’s powerful, sparse prose. She carefully crafts each sentence, creating an atmosphere that is at once beautiful and disquieting. Her language is not gratuitously graphic but descriptive enough to unsettle, reflecting the protagonist’s clinical yet disturbingly personal approach to his work. This style mirrors the emotional detachment the sculptor cultivates, showing the reader how he objectifies the human body to shield himself from its inherent vulnerability. However, in his attempt to dissect life’s mysteries, the sculptor reveals his own profound isolation and inability to connect with the world. The novel’s philosophical undertone raises compelling questions about the human impulse to confront death as a way of understanding life. Through her protagonist’s obsessive actions, Han Kang suggests that in our pursuit to control, we may ironically become more estranged from ourselves. The title, »Your Cold Hands«, evokes a sense of chilling intimacy, reflecting both the literal coldness of death and the figurative emotional numbness of the sculptor. This is where the novel’s strength lies: its ability to evoke a visceral reaction from readers, making them ponder not only the story but also their own responses to mortality, body, and identity. Yet »Your Cold Hands« may not be for everyone. The novel’s pace is deliberately slow, matching the rhythm of the sculptor’s meticulous work, which may feel unyielding to readers looking for traditional plot progression or resolution. Rather than providing clear answers, Han Kang leaves much up to interpretation, which can feel unsettling for those who prefer a linear narrative. But for readers willing to embrace its ambiguity and confront its darker themes, the novel offers a deeply reflective experience that lingers well beyond the last page. In »Your Cold Hands«, Han Kang once again proves her ability to traverse the uncomfortable, shining a light on the spaces where life and death, intimacy and detachment, converge. The novel is less a story and more an examination—of the body, of human motives, of our fragile grasp on meaning. It’s an unsettling but thought-provoking read that appeals to those who appreciate psychological depth, philosophical musings, and the art of prose that makes discomfort a vehicle for introspection.
Das zweite Buch wo ich von Han Kang lese und fande das deutlich besser als die Vegetarierin Ich fand es so gut und denke immer noch ab und zu daran obwohl ich das vor ein paar Monaten gelesen habe.
4,75 Sterne
„Du bist wirklich erbärmlich … Ich wusste von Anfang an, dass du ein erbärmlicher kleiner Junge bist.“ Sie kicherte ins Leere. „Aber deine Augen haben mir so gut gefallen.“ Mein erstes Buch von Han Kang und was soll ich sagen... Sie hat den Literaturnobelpreis mehr als verdient erhalten.
Das Hörbuch ist gut vorgelesen. Die Geschichte ist sehr eigen und leider überhaupt nichts für mich.
Schwermütig und kalt
Ein für mich etwas "merkwürdig" aufgebauter Roman. Bin ein grosser Lesefan der Autorin , leider aber nicht von diesem Werk. Es fühlte sich wie 2 in 1 Buch an. Der Protagonist wirkte kalt, unsympathisch und distanziert. Themen wie Übergewicht, Bulimie und Selbstverletzung wogen in der ersten Häfte schwer , nur gab es zur Hälfte hin einen Cut. Das Personen nach Buchstaben benannt wurden war etwas anders und zum Ende irritierent. Das Ende habe ich nur überflogen , da ich nach 3/4 des Buches nicht mehr die Lust hatte es weiter zu lesen. Es wirkte wie sein Titel ...kalt...
Schwere Kost! ;-) 😜
Dies ist ein sehr körperlicher Roman. Das grosse Interesse an besonderen Körpern der Modelle, die den Künstler Unhyong faszinieren und von denen er Gipsabdrücke anfertigt ist das Hauptthema. Besondere Körper meint aber nicht einfach besonders schöne oder auffällige. Wir begleiten den Künstler auf den langen Weg herauszufinden, worin genau sein Interesse besteht. Es zeigt sich auch, dass Unhyong Interesse an den Frauen hat, es geht ihm um den Bezug zu den einzelnen Modellen mit ihren Körpern, ein Zusammentreffen, das meistens mehr als gestört ist. So verstrickt sich der Künstler in die Beziehungsmuster, welches oft in einer Eskalation mündet. Wer Han Kang kennt, weiss um ihre grosse Kunst, mit Worten umzugehen, aber auch von ihrem Hang zu Extremen. Die sehr bizarre Geschichte, die mich oft an den Rand der Übelkeit brachte, wird vor allem durch die angewandte Sprache aufgewertet. Die Geschichte ist fantastisch erzählt und ermöglicht eine direkte Nähe, der Inhalt ist aber oft sehr unangenehm und zeitweise schwer zu ertragen. Ich gebe zu, neben der Bekanntheit der Autorin hat mich vor allem das Cover angelockt, welches für mich ein sehr schönes, besonderes ist. Hier kann man schnell in die Irre geraten. Ich hatte etwas anderes erwartet. Ein literarisch hoch zu bewertendes, im Kern aber äusserst unangenehmes Buch. Besonders zu loben ist Heikko Deutschmann, der dem Protagonisten eine sehr passende Stimme gibt! Jetzt brauche ich aber erst einmal eine Han Kang Pause!
Ich habe mich am Anfang hier wieder schwer getan, in die Geschichte zu finden, nicht zuletzt durch die Story in der Story. Als diese aber angelaufen war, fand ich sie sehr anrührend und poetisch.
In "Deine kalten Hände" setzt sich Han Kang wieder mit der Frage der Identität und den Zwängen der Gesellschaft auseinander. Was ist das wirkliche Selbst, was ist nur Schein? Auch dieser Roman ist drastisch in seinen Schilderungen und beschreibt Figuren, die durch die Erwartungen anderer schwer leiden mussten.
Ich mag ganz ehrlich diese Art von Literatur sehr… kaum einer vermag es, den inneren Dialog den man manchmal mit sich selbst ausführt, so gut darzustellen… Und ja! Hier ist er brutal, direkt, schonungslos,ehrlich und zeigt manchmal die intrusiven Gedanken der Menschen. Dies verbunden mit Kunst und menschlicher verkorkster Interaktion, macht dieses Buch wieder zu einem kleinen Goldstück in meinem Regal… Aber definitiv (naja wie fast alle Bücher von Ihr) nur ein empfehlenswertes Buch wenn man den Geschmack des Gegenübers etwas einschätzen kann.
Skurril - verwirrend - schwere Themen
Ich weiß tatsächlich nicht, warum ich das Buch bis zum Ende gelesen habe. Literarisch ist es top, nur thematisch super krass an manchen Stellen. Es enthält Missbrauch, Magersucht und auch körperliche Gewalt. Und zum Ende gibt es lauter lose Fäden. Das ist meine Meinung und es lässt mich etwas verwirrt.
Skurril, interessant und befremdlich
Manche Stellen fand ich interessant, andere ziemlich merkwürdig und stellenweise krank. Alles in allem war es unglaublich atmosphärisch und hat mir ziemlich gut gefallen.
Leider nicht meins :(
Skurril und zugleich fesselnd 🫣
Für mich hat die Autorin stets eine künstlerische Atmosphäre geschaffen. Die Protagonisten reflektieren das Verhalten der Gesellschaft Ihnen gegenüber in ihren Handlungen wieder. Sehr bewegend und traurig.
Am Anfang hat es mich gewundert weshalb erst die Schriftstellerin erzählt und dann plötzlich das Manuskript kommt aber es macht am Ende Sinn. Ich fand es ganz gut das alle Charaktere irgendwie ihre Probleme haben und wie sie versuchen damit umzugehen.

WEIRD
Das ist tatsächlich das Wort, welches mir als erstes zu diesem Hörbuch einfällt. Einerseits ist es so fesselnd, dass ich nimma weghören kann, andererseits wird mir beim Hören fast schlecht. Es ist als hätte ein*e Thriller- Autor*in ein Buch über die beste Strategie zum zufrieden Leben geschrieben. Strange, hinterlässt ( zumindest bei mir), ein mulmiges Ekelgefühl. Es brachte mich definitiv zum nach, es wäre als Lektüre für einen Buchklub sehr geeignet, denn es polarisiert. Perfekt für Diskussionen! Wer immer sich davon angesprochen fühlt, sollte es lesen/hören.
Sehr schwere Kost
Die Geschichte, die die eigentliche Handlung umfasst, ist ziemlich banal und konstruiert. Danach, als der eigentliche Hauptdarsteller die Erzählung übernimmt, entsteht eine beklemmende Beschreibung zweier Liebesbeziehungen, die widersprüchlicher nicht sein könnten. Die eine oder andere Triggerwarnung wäre nicht verkehrt, es werden viele Traumata angesprochen und zum Ende hin fließt Blut, bevor ein relativ offenes Ende den Schlusspunkt setzt. Ein Buch, dass im Gedächtnis bleibt!
Schon mal 3 Parallelen zur „Vegetarierin“: Essen, Kunst und ein Ende das sich anfühlt als hätte die Autorin mitten in der Geschichte den Stecker gezogen. In Anbetracht der Tatsache, dass der Schönheitswahn in Südkorea extrem ausgeprägt ist ( es ist üblich mit 18 von Mama ne kleine Schönheits OP geschenkt zu bekommen), hat das verhandelte Thema eine hohe Dringlichkeit. Bis zur Hälfte hat mir das Buch gut gefallen. Mir ging es irgendwann nicht mehr weiter. Die Geschichte bewegte sich im Kreis. Zu breit gezogen und durch E. keine neue Ebene, sondern nur eine andere Form der Maske, die mich überhaupt nicht mehr interessiert hat. Am eindrücklichsten waren die Geschehnisse aus der Kindheit des späteren Gips-Künstlers beschrieben. Diese hatten Tiefe und es wurden viele Gesellschaftliche Mechanismen durch Mimik, Handlungen-Konsequenzen und Beobachtungen gezeigt, die unter der eigentlichen Handlungsebene lagen. So gut die Umstände der essgestörten L.beschrieben werden, bleiben diese deutlich mehr an der Oberfläche. Ein gutes Buch, das aber längst nicht so ausgereift ist wie „die Vegetarierin“ und mich in der Zweiten Hälfte etwas verloren hat.

Wow
Das Buch hat wieder einmal den typischen Han Kang Stil, wichtige Themen werden verstörend dargestellt und der Leser wird pausenlos gefesselt.
"Deine kalten Hände" handelt von dem seltsamen Leben eines erstaunlichen Künstlers, beeinflusst von besonderen Frauen, die durch das Schönheitsideal und falsche Werte verzerrt wurden. Geschickt bindet Han Kang den Leser an die schwierige Thematik und schafft eine Welt, die aufregend schön und entsetzlich kalt zugleich ist. Ein Buch für alle Gesellschaftskritiker und Kunstliebende unter uns, die sich mal in einer bizarren Geschichte verlieren möchten!
Mein erstes Buch von Han Kang, von der viele wohl eher ,die Vegetarierin‘ kennen bzw. gelesen haben. Nach der letzten Seite habe ich bestimmt eine viertel Stunde dagesessen und ins Leere gestarrt, so schwer hat der Inhalt nachgeklungen und mich ein bisschen ratlos zurückgelassen. Ein unglaublich intensives Buch, dass sich sowohl um Einsamkeit aber auch um körperliche und seelische Makel dreht. Welche Strategien entwickeln Menschen, um vermeintliche Fehler und Unvollkommenheiten zu kaschieren oder zu verdecken? Hier finden sich einige Methoden davon. Mit einer unheimlichen und beklemmenden Atmosphäre versehen, schafft es die Autorin wie keine zweite, dass einem dieses Buch direkt in die Eingeweide fährt. Tiefe Traumata der Protagonisten sind eng verwoben mit deren völlig zerrütteten Körpergefühlen und durchdrungen von nicht vorhandenem Selbstwert. Wer ein außergewöhnliches und stimmungsgeladenes Buch sucht, dass sich so intensiv mit inneren, destruktiven Prozessen eines Menschen befasst, wird hier fündig.
Leider konnte mich "Deine kalten Hände" nicht so sehr begeistern wie "Menschenwerk". Han Kangs Schreibstil gefällt mir sehr gut - etwas roh formuliert sie auf den Punkt (wobei gerade bezüglich der Körperbilder/-darstellungen mir die Formulierungen teils zu krass waren). Auch die gesellschaftskritischen Aspekte und Metaphern haben mir gut gefallen. Jedoch flacht die Handlung für mich ab, nachdem L.s Geschichte erzählt ist. Mein größter Kritikpunkt sind die Charaktere, zu denen ich wenig Zugang bekommen habe und die mir alle zu schroff, emotionslos, unnahbar und irgendwie unmenschlich erschienen, weshalb ihre Schicksale mich auch nicht wirklich berühren konnten.
Schon mal 3 Parallelen zur „Vegetarierin“: Essen, Kunst und ein Ende das sich anfühlt als hätte die Autorin mitten in der Geschichte den Stecker gezogen. In Anbetracht der Tatsache, dass der Schönheitswahn in Südkorea extrem ausgeprägt ist ( es ist üblich mit 18 von Mama ne kleine Schönheits OP geschenkt zu bekommen), hat das verhandelte Thema eine hohe Dringlichkeit. Bis zur Hälfte hat mir das Buch gut gefallen. Mir ging es irgendwann nicht mehr weiter. Die Geschichte bewegte sich im Kreis. Zu breit gezogen und durch E. keine neue Ebene, sondern nur eine andere Form der Maske, die mich überhaupt nicht mehr interessiert hat. Am eindrücklichsten waren die Geschehnisse aus der Kindheit des späteren Gips-Künstlers beschrieben. Diese hatten Tiefe und es wurden viele Gesellschaftliche Mechanismen durch Mimik, Handlungen-Konsequenzen und Beobachtungen gezeigt, die unter der eigentlichen Handlungsebene lagen. So gut die Umstände der essgestörten L.beschrieben werden, bleiben diese deutlich mehr an der Oberfläche. Ein gutes Buch, das aber längst nicht so ausgereift ist wie „die Vegetarierin“ und mich in der Zweiten Hälfte etwas verloren hat.

Meiner Meinung nach besser als "Die Vegetarierin", aber nicht so gut wie "Menschenwerk" 🙏🏻
Han Kang ist eine Autorin, mit der ich immer wieder in eine Achterbahn gerate. "Die Vegetarierin" war mMn den Hype nicht wert, "Menschenwerk" hat mich komplett umgehauen, und "Deine kalten Hände" liegt für mich nun gut in der Mitte. Der erste Teil des Buches hat mich richtig gepackt, der zweite dagegen leider weniger. Wie immer ist Han Kangs Schreibstil sehr direkt und gut verständlich, vielleicht auch etwas nüchtern, dafür mit eindrucksvollem Subtext. Ich werde wohl weiterhin Han Kang Bücher lesen und mich wieder überraschen lassen, wie mir ihr Buch das nächste Mal gefällt. 🤗
Fesselndes Buch! Bis zu Ende spannend, verwirrend und stellenweise etwas verstörend. Han Kang schreibt fantastisch, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Han Kang has become one of my favourite authors recently. Her writing clicks with me on a deep, indescribable level. That, in my opinion, requires not only writing skills but a talent that is not something you come across every day. I very rarely "fall in love" with protagonists in books, it happened to me with the artist in this one. This book requires trigger warnings regarding eating disorders/dieting.
Ich kann gar nicht genau beschreiben, was mich an diesem Buch so gefesselt hat. Es gab keinen Spannungsbogen, aber irgendwie... Es war wirklich bizarr und abstoßend, aber so schön. Ein richtiges Kunstwerk!
Manche Stellen fand ich interessant, andere ziemlich merkwürdig und stellenweise krank. Alles in allem war es unglaublich atmosphärisch und hat mir ziemlich gut gefallen.
Die Dunkelheit dieser Körperhüllen Wie ein Leitmotiv zieht sie sich durch das Buch: die Maske, die Hülle, die Schale. Der Bildhauer Jang Unhyong ist besessen davon. Sie prägt sein ganzes künstlerisches Werk, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne: er zeigt Gipsabdrücke menschlicher Körper und damit den Inbegriff des Oberflächlichen. Ohne Interpretation oder emotionale Suggestion seinerseits präsentieren sich seine Skulpturen dem Zuschauer und lösen dennoch einen starken, oft verstörenden Widerhall aus. Was zeigt ein Mensch dem anderen von sich selbst? Wie viel davon ist wahrhaftig und wie viel nur schöner Schein? Jang Unhyong misstraut nicht nur seinen Mitmenschen, sondern wähnt sich selbst gänzlich hohl und leer. Nur Oberfläche. Nur Maske. Keine Substanz. Die Ursachen seiner Obsession liegen in Jang Unhyongs Kindheit. Als kleiner Junge beobachtete er seine Eltern mit scharfem Blick und sah, was anderen verborgen blieb: die leere Schönheit seiner Mutter, die hohle Herzlichkeit seines Vaters – emotionale Kälte verborgen hinter gesellschaftlicher Konvention. Als Leser spürt man den Nachhall dieser Kälte auf jeder Seite. Ein Großteil der Handlung wird als Auszug aus Unhyongs Tagebüchern erzählt, und das liest sich oft vage unbehaglich, auf diffuse Art unangenehm. Wie ein ständiger Misston, der eine instinktive emotionale Ablehnung auslöst, wie das Quietschen von Fingernägeln auf einer Kreidetafel. Die Menschen, denen der Bildhauer im Laufe der Handlung begegnet und die eine Rolle in seinem Leben spielen, sind ebenfalls gefangen in diesem Zerrbild von Schein und Sein. Selbst die schönste Fassade wirkt so grundlegend falsch, so erbärmlich, dass man als Leser kaum glauben kann, dass nur Unhyong dies bemerkt. “Mir war klar geworden, dass sich die Wahrheit immer in einem von mir selbst gesteckten Rahmen bewegte. Was mir tatsächlich passierte und welche Gefühle ich dabei hatte, spielte überhaupt keine Rolle. Ich musste nur auf die von außen geforderte Weise reagieren und mit den eigenen Gefühlen klarkommen, sei es durch Geduld, Verdrängen oder Vergeben. Letzten Endes war ich so oder so gezwungen, das Vorgefallene selbst zu verarbeiten, unabhängig davon, ob ich im Namen der Wahrheit handelte oder nicht.” (Zitat) Interessanterweise wird den meisten Charakteren ein Name verwehrt, sie werden auf einen Anfangsbuchstaben reduziert: Da ist zum Beispiel H., die Schriftstellerin, die Unhyong nach dem Grund seiner Arbeit fragt und ihn dadurch zum Führen des Tagebuchs veranlasst – obwohl er die Frage zunächst als kindisch abtut. Die wichtigste Frauengestalt des Buches ist in meinen Augen die stark übergewichtige L., deren weiche Hände Unhyong so verzaubern, dass er zahllose Abdrücke von ihnen nimmt. Mit ihr beginnt er eine zunehmend obsessive Liebesbeziehung, und sie verkörpert am deutlichsten die Gratwanderung zwischen Maske und wahrem Ich, denn ihr Äußeres und ihr Inneres passen nie zusammen. Das Triumvirat der weiblichen Charaktere wird von E. vervollständigt. Diese erscheint zunächst wie die in jeder Hinsicht perfekte Frau, hat sich diese Perfektion jedoch bis zur Selbstaufgabe antrainiert. Bei Unhyong und einem seiner Bekannten löst sie Gefühle von Verschmutzung und Übelkeit hervor, ohne dass sie dies begründen könnten. Die Frage, ob ich dieses Buch mochte, lässt sich nicht leicht beantworten. Es ist unbequem, sperrig, gelegentlich abstoßend, oft verstörend. Seine Figuren sind nicht liebenswert, die Geschichte macht keinen Spaß und ist auch nicht auf herkömmliche Art spannend. Dennoch bietet es eine hochinteressante Studie seiner wichtigsten Charaktere und ihrer Abgründe – ein Spiel mit Identität und Erwartung, das in meinen Augen nie trivial oder langweilig wird. Bisher habe ich zwei Bücher der Autorin gelesen, “Menschenwerk” und “Deine kalten Hände”. Beide sind nicht die Art von Lektüre die man zur Unterhaltung liest, dann zuschlägt und vergisst. Tatsächlich glaube ich, dass die Bücher von Han Kang dieser viel zitierten Anforderung Franz Kafkas an die Literatur Genüge tun: “Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.” Was bleibt also am Ende – und muss so ein Buch überhaupt eine Botschaft haben? Han Kang reißt den Charakteren nur für wenige kurze Augenblicke die Masken herunter, ihre Einsamkeit und emotionale Verkümmerung hat eine Aura der Unvermeidlichkeit an sich. Und vielleicht muss man mehr darüber gar nicht sagen. Nur den großartigen Schreibstil, der auch bei poetischen, zarten Bildern keine Gleichgültigkeit zulässt, möchte ich noch erwähnen. FAZIT Der Bildhauer Jang Unhyong ist bekannt für seine Gipsabdrücke von Körpern und Gesichtern. Die Leere dieser Hüllen spiegelt wider, wie verloren er sich fühlt in einer Welt der Masken, und wie überzeugt er von seiner eigenen inneren Leere ist. Als er verschwindet, nimmt sich die Schriftstellerin H. im Auftrag seiner Schwester seine Tagebuchaufzeichnungen vor und erfährt von seinen Beziehungen zu zwei Frauen, die beide auf ihre eigene Art die Unvereinbarkeit zwischen dem innersten Sein und dem äußeren Schein verkörpern. So wunderbar die Sprache daherkommt, so schwer verdaulich ist oft der Inhalt. Die Charaktere und ihre Geschichte verstören, ekeln manchmal sogar an, machen es dem Leser alles andere als leicht – und dennoch würde ich das Buch jetzt schon als Jahreshighlight bezeichnen. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/2019/03/04/han-kang-deine-kalten-hande/
***TRIGGERWARNUNG Der Roman explizite Darstellungen von Esssucht und Bulimie!*** In Hang Kangs Roman begegnen wir Menschen, die sich alle nach einer Sache sehnen: Zuneigun, menschlicher Nähe. Sie alle lernten bereits in ihrer Kindheit, eine Rolle zu spielen. Angefangen beim Künstler Jang Unhyong, dessen Manuskript wir durch die Augen einer Schrifstellerin lesen. Seine Schwester rief sie an, bat sie, das Manuskript zu lesen. Sie verstehe ihren Bruder nicht, wollte herausfinden, ob das Manuskript Hinweise zu seinem Verbleiben enthält. Unhyong wächst in einer kalten, von falscher Wahrheit geprägten Familie auf. Schnell wird klar, dass er gezwungen war, früh erwachsen zu werden. Dinge wie maskenhaftes Lächeln der Mutter, falsche gegenseitige Liebesgeständnisse der Eltern und die für den Künstler blutige, verstörende Geburt der jüngeren Schwester verdrehen seinen Verstand, seine Sicht auf die Welt. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick aussieht. Jeder trägt eine Maske. So lernen wir in seiner Künstlerlaufbahn Frauen kennen, die durch männliche Gewalt in eine verzerrte Form ihrer selbst gedrängt wurden. Es gibt keinen Zwischenzustand. Eine Extreme führt zur nächsten. Da wäre das übertrieben fette Mädchen, welches ein Jahr später durch ihre Bulimie gezeichnet ist. Oder die Innenarchitektin, welche als Kind wegen ihres sechsten Fingers kein normales Leben führen konnte. Unhyong faszinieren diese Frauen. Sie verbergen etwas, geben sich perfekt, sind es tief in ihrem Inneren aber nicht. Fast schon besessen von ihnen und ihrem Geheimnis, besessen davon, hinter die Maske zu blicken, lässt er sich auf beide ein. Hier wird provokativ und schonungslos ehrlich von den Schattenseiten des vermeintlich perfekten Lebens geschrieben. Wie die kaputte Kindheit einen kaputten Menschen hervorbringt und zwischenmenschliche Beziehungen verkompliziert, fast schon unmöglich macht. Egal, wie robust die eigens konstruierte Maske ist, irgendwann zerbricht sie und zeigt die verletzte Seele darunter. Unhyong begleitet diese Frauen, versucht eine Beziehung einzugehen. Dabei kann er seine eigene Vergangenheit nicht vergessen und scheitert letztendlich immer wieder. Seine Kunst wird zum Ausdruck seines sehnlichen Wunschs nach Nähe und Liebe. Die Sprache ist gewaltig, atmosphärisch, direkt. Dennoch gefiel mir die Beschreibung des fetten Monsters mit den wogenden, schwabbeligen Fettwülsten überhaupt nicht. Auch wenn der Künstler sich in diesen unperfekten Körper mit den grazilen Händen verliebt, die Beschreibungen gehen unter die Gürtellinie. Ob hier nun Kritik am Frauenbild in Korea, dem Schönheitsideal oder der Gewalt durch Männer besteht, die Szenen der essgestörten L. sind für einen vorgeschädigten Leser nicht geeignet. Ich hätte mir für dieses Buch eine Triggerwarnung gewünscht.