Für mich ein sehr enttäuschender Roman. Hier nur ein paar Gedanken: Der Roman hat zu viele lose Enden. Er weiß nicht recht, was er sein will: Polit-Thriller? Liebesroman? Familiendrama? Natürlich kann ein Roman all das zugleich sein. Aber keiner der diversen Handlungsstränge ist für sich allein genommen wirklich interessant und überzeugend ausgearbeitet. Die immer wiederkehrenden Traumpassagen - im Präsens gehalten - sind völlig belanglos und für den Handlungsablauf irrelevant. Selbes gilt für die Passagen, in denen der Protagonist, Paul, irgendwelche Dokumentationen schaut — diese werden genutzt, um kurz allgemeine Informationen im Stile eines Schulreferats aufzulisten (mal korrekt im Präsens, mal seltsamerweise im Präteritum), die dann so stehen gelassen und nie wieder aufgegriffen werden. Houellebecq findet kein gutes Maß, wenn es um die Gefühle seiner Charaktere geht. Beim Lesen einiger Passagen schaudert man vor Kitsch (Beispiel: Prudence läuft eine Träne über das Gesicht als Paul sie zum ersten Mal seit Jahren penetriert), bei anderen wundert man sich, wo denn die Fähigkeit der Figuren für das Empfinden geblieben ist (Siehe: Auréliens Suizid). Auf sprachlicher Ebene absolut blass — so wie es eigentlich jeder seiner Romane war. Nun bietet ‚Vernichten‘ aber nicht mal Reibungspotential auf inhaltlicher Ebene — wenigstens das konnte man von früheren Romanen behaupten. Somit bleibt das Fazit: sprachlich und inhaltlich ist dieser Roman eine Enttäuschung.
Michel Houellebecqs Vernichten ist ein vielschichtiger, sprachlich beeindruckender Roman, der mich in vielerlei Hinsicht begeistert hat. Houellebecq schreibt mit einer Direktheit und Ehrlichkeit, die oft übertrieben, vulgär und bisweilen provokant unter die Gürtellinie geht – und trotzdem (oder gerade deshalb) wirkt alles unglaublich real. Sein Stil ist unverkennbar, seine Figuren sind greifbar, seine Themen mutig. Als Frankreich-Liebhaber fand ich es besonders spannend, wie Houellebecq die politischen und gesellschaftlichen Zustände seines Landes beleuchtet. Die Geschichte rund um Paul Raison, seinen Vater und dessen dramatischen Krankheitsverlauf sowie die familiären Konflikte mit Pauls Geschwistern wirkt dabei erschütternd authentisch – gerade in der Darstellung des Umgangs mit Pflegebedürftigkeit im Alter. Die Frage, ob das ein realistisches Bild des französischen (oder europäischen) Gesundheitssystems ist, lässt mich auch nach der Lektüre nicht los. Ebenso eindringlich ist der politische Hintergrund: Die geheimnisvollen globalen Anschläge, die undurchsichtigen Machtspiele hinter den Kulissen der Regierung, Pauls Rolle als Berater des Ministers Bruno – all das verleiht dem Roman stellenweise die Spannung eines Politthrillers. Ich war über viele Seiten hinweg gefesselt. Doch genau hier setzt meine Kritik an: Die letzten 100 Seiten schlagen eine völlig andere Tonart an. Der Roman endet nicht in der Aufklärung der mysteriösen Ereignisse, sondern in der Beschreibung eines langsamen, zutiefst tragischen Sterbens an Krebs. Es ist eine radikale Wendung, fast ein Bruch mit dem bisherigen Aufbau des Buches. Dieser Teil ist so eindringlich und realistisch geschildert, dass man ihn kaum erträgt – und dennoch fragt man sich: Warum? Was will Houellebecq damit sagen? Vielleicht ist genau das seine Botschaft: Dass die großen Welträtsel, die politischen Intrigen, die globalen Bedrohungen am Ende nichts zählen im Vergleich zum persönlichen Leid, zum körperlichen Verfall, zur Vergänglichkeit des Lebens. Das folgende Zitat bringt diese existenzielle Tiefe auf den Punkt: „Was er (Paul) nicht ertrug, stellte er besorgt fest, war die Vergänglichkeit an sich; es war die Vorstellung, dass eine Sache, worum auch immer es sich handeln mochte, endet; was er nicht ertragen konnte, war nichts anderes als eine der wesentlichen Bedingungen des Lebens.“ Trotz meiner Irritation über den Schluss bleibt Vernichten ein beeindruckendes literarisches Werk. Es ist ein Buch, das fordert, verstört und bewegt. Ein Buch, das ich fast mit der vollen Punktzahl bewerten würde – wären da nicht die offenen Fragen und der abrupte Perspektivwechsel am Ende. Deshalb: 4 von 5 Sternen. Chapeau!

Gute wie immer von ihm :)
Buch was viele Stile miteinander verbindet : provokant; spielend mit Namen der Kunst, Kultur und Politik; emotional und bewegend weil es das private , öffentliche und politische Leben miteinander vereint. Leicht futuristisch bzw. fantastisch.
Was für ein gigantisches Buch. Es werden so unfassbar viele Themen behandelt und das mit einer wahnsinnigen Tiefgründigkeit. Großes Kino!
Wider erwarten keine infantile Provokation, sondern ein zutiefst berührendes Buch über das Altern und Sterben

Sehr viel Emotionen 2027 in Paris! Eine sehr interessanter Blick in eine mögliche Zukunft. Über Anschläge auf verschiedenen Einrichtungen in Europa, Wahlkampf hin zu einen schweren persönlichen Schicksal.
Trotz sehr vieler interessanter Themen hat mich das Buch nicht ganz so gefesselt. Habe etwas mehr erwartet.
Anfangs hab ich nicht so recht den Sinn verstanden.. am Ende war es Politik, Philosophie, Religion und von allem etwas.. und eigentlich geht es die ganze Zeit um Paul, dessen Geschichte auf alle Fälle erzählens- und lesewert ist.. einzig die Passagen seiner Träume hab ich nicht verstanden und daher häufig überflogen..
Das Buch war auf jeden Fall eine Achterbahnfahrt!
8,5/10 Es brauchte etwas, bis ich wirklich in das Buch reingefunden habe, aber dann hat es einen sofort emotional mitgenommen. Hier steckt einfach sooo viel unterschwellige Kritik und psychologische Tiefe in den Charakteren. Spätestens nach dem ersten Drittel konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen!!
Es geht um Familie, Tod und bisschen Politik
Ich weiß ehrlich nicht was ich schreiben soll. Es ist spannend und belanglos zu gleich. Ich weiß auch nicht um was es ging. Irgendwie ne Mischung aus allem. Familiengeschichte Älterwerden Selbstmord Präsidentschaftswahlen Hightech-Terrorgruppe Krankheit und Tod
Viele bekannte Elemente und Themen und doch überraschend und anders.
Auf dem Meer treiben...
3,5 Sterne Mein erstes Buch von dem Autor und ich muss sagen, es hat mich fast bis zum Schluss durch die Geschichte getragen. Wie wenn man auf dem Rücken im Meer liegt und ein ganz leichter Wellengang geht und du dich einfach treiben lässt. Ja, so ging es mir mit dem Buch. Ruhig, keine großen Wellen geschlagen, sehr angenehm...aber irgendwann ist es auch genug und es wird zeit wieder an Land zu gehen. Ich habe durchaus gesehen was das Buch vermittelt und anspricht. Z.b dass unsere Gesellschaft den "alten" Menschen keinerlei Wertschätzung mehr entgegen bringt und sie lieber alle an einem Ort steckt wo sie ohne dass wir es mit ansehen müssen, sterben. Wir schätzen lieber Kinder viel höher ohne zu wissen was aus ihnen wird - ob Massenmörder oder Präsident. Unser Respekt und Wertschätzung alten gegenüber, wie es zu vergangenen Zeiten noch war, gibt es immer weniger. Noch andere Themen wurden angesprochen und das durchaus gut. Auch ein Angriff übers Internet fand statt und wurde thematisiert - jedoch irgendwann total ignoriert und nicht mehr erörtert. Wer waren die nun die diese Anschläge gemacht haben??? Nix weiß man mehr. Okay. Geht ja um die Figuren. Die waren gut gezeichnet und vor allem der jüngste Bruder war sehr gelungen - im Zusammenspiel mit seiner Rolle und dem Hintergrund gefiel mir das echt gut. Aber letztlich muss ich sagen: irgendwann ist es halt genug mit dem dahintreiben und dann ist es schön dass es zu ende ist.
Sexissmus, Rassismus und Homophobie, einfach nur zum 🤮