Thematisch schwer, aber leicht und schnell zu lesen.
Tolstoi schafft es in diesem 80 Seiten eine Situation aufzubauen, die an das essentielle im Menschen appelliert. Man hinterfragt dabei selbst das Verhältnis zu anderen Menschen und den Wert des Lebens und Schaffens. Letztendlich findet Tolstoi durch seine Charakter eine Antwort darauf, was im Leben wirklich Wert hat. Dies wird den Charakteren jeweils in ihrer Konfrontation mit dem Tod im eisigen russischen Winter bewusst. Die inneren Monologe von Wassilij und Nikita stellen zunächst die Unterschiedlichkeit von "Herr" und " Knecht" heraus, zwischen Verlustangst und Stoizismus, sowie Egoismus und Gleichgültigkeit. Dabei vollzieht jedoch Wassilij im Verlauf eine bemerkenswerte Wendung in seiner Wertschätzung für Nikita. Die Szenerie des völligen Verloren- und Hoffnungslos-Seins wird auf eine schauerliche Art und Weise treffend vermittelt. Gedanken an die französischen Soldaten im Russlandfeldzug, sowie den Überlebenskampf in Stalingrad kommen auf. Kategorien wie "Freund" und "Feind" oder "Herr" und "Knecht" verschwimmen im Angesicht des Todes völlig zu "Mensch" und "Mensch". "Klopft doch an Armenhütten und Königspaläste gleichen Fußes der bleiche Tod" ~ Horaz