„Verrat am Kanal “ ist bereits der zweite Band, den ich von Anja Marschall lese – und wie schon beim ersten Fall um Kommissar Hauke Sötje, braucht auch dieses Buch eine Weile, bis es richtig in Fahrt kommt. Tatsächlich zieht sich der Spannungsaufbau über beinahe die erste Hälfte des Romans, was für ungeduldige Leser möglicherweise etwas langatmig wirken könnte. Trotzdem hat mich auch dieser Band wieder überzeugt – vor allem wegen des ungewöhnlichen und historisch hervorragend recherchierten Settings. Die Handlung spielt im Kiel des Jahres 1896, einer Zeit, in der die Stadt rasant wächst und zunehmend an politischer Bedeutung gewinnt. Die dichte Atmosphäre, die authentischen Beschreibungen und das Aufeinandertreffen von Alltag, Machtpolitik und Spionage machen die Geschichte besonders lesenswert – gerade für Leserinnen und Leser mit einem Bezug zur Region. Der Fall selbst ist spannend konstruiert: Kommissar Sötje gerät zwischen die Fronten konkurrierender Geheimdienste, während der politische Druck im Deutschen Reich wächst. Erst der rätselhafte Tod eines jungen Dienstmädchens gibt ihm die entscheidenden Hinweise – doch je näher er der Wahrheit kommt, desto größer wird die Gefahr für ihn selbst. Anja Marschall gelingt es, das Kiel der Kaiserzeit lebendig und glaubwürdig darzustellen – mit all seinen sozialen Gegensätzen, dem industriellen Aufbruch und der aufgeladenen politischen Stimmung. Wer historische Kriminalromane mit Tiefgang mag und ein bisschen Geduld mitbringt, wird hier gut bedient. Fazit: Ein atmosphärisch dichter, historisch fundierter Krimi mit interessantem Plot und authentischem Schauplatz – etwas langsam im Einstieg, aber lohnend für alle, die historische Spannungsromane schätzen. ⸻ Wenn du möchtest, kann ich dir die Rezension auch in einer kürzeren oder sachlicheren Variante formulieren.