Ein Foto, drei Kinder, eine Welt in Trümmern – der Holocaust erzählt durch Kinderaugen 🎡📷💔
Wien, 1936. Leo, Elsa und Max sind neun Jahre alt und unzertrennlich. An einem sonnigen Tag im Prater lassen sie sich in einem Riesenrad fotografieren – ein Moment voll Unbeschwertheit, der sie für immer miteinander verbinden wird. Doch nur wenige Jahre später ist nichts mehr wie zuvor. Der Aufstieg der Nationalsozialisten reißt das Trio auseinander: Leo und Elsa, beide jüdisch, werden verfolgt und entrechtet. Max dagegen wächst im Schatten seines überzeugten Nazi-Vaters auf – und entscheidet sich, trotz der Freundschaft, für Gehorsam und Anpassung. Die Geschichte der drei verläuft in ganz unterschiedlichen Bahnen – und doch bleiben sie auf schmerzliche Weise miteinander verbunden. Liz Kessler gelingt mit „Als die Welt uns gehörte“ ein zutiefst berührender Roman über den Holocaust aus der Sicht von Kindern. Dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert, macht sie nur umso ergreifender. Das Buch eignet sich perfekt für Jugendliche – und für alle, die ihnen Geschichte erklären wollen. Denn es bleibt nie abstrakt, sondern zeigt durch die kindlichen Perspektiven, was Ausgrenzung, Angst, Freundschaft und Verrat konkret bedeuten können. Besonders stark ist die Erzählweise: Leo und Elsa sprechen in der Ich-Perspektive, Max wird distanzierter erzählt – auch das spiegelt die zunehmende emotionale Entfernung wider. Der Roman ist stilistisch einfach gehalten, aber voller Wirkung. Ich habe ihn relativ zackig durchgelesen – nicht, weil er leicht zu verkraften wäre, sondern weil er so nah an die Figuren heranführt, dass man einfach nicht aufhören kann. Die Schicksale von Leo und Elsa berühren ohnehin, doch auch der Handlungsbogen um Max hat mich erschüttert. Seine Entwicklung ist nachvollziehbar – und gerade deshalb so grausam. Weil man versteht, wie es dazu kommt, dass ein Kind den Kontakt zu seinen jüdischen Freunden kappt. Weil es dazugehören will. Weil es Angst hat. Weil es so erzogen und sozialisiert wurde. Und weil es so vielen damals genauso ging. Die Dynamik zwischen den drei Kindern, die Veränderungen durch die politischen Umstände, die berührenden kleinen Verbindungen, durch die sich ihre Wege immer wieder kreuzen – all das ist feinfühlig und klug erzählt. Ohne Pathos, ohne Überdramatisierung, aber mit großer emotionaler Wucht. Und spätestens beim Ende braucht man Taschentücher. „Als die Welt uns gehörte“ ist ein Jugendbuch, ja. Aber es ist auch ein Buch für Erwachsene. Für Schulen. Für Familien. Für alle, die den Holocaust nicht nur mit Zahlen und Daten begreifen wollen, sondern über Schicksale. Denn besser kann man das Thema kaum vermitteln. Ich möchte es unbedingt bei Gelegenheit im Deutschunterricht einsetzen. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️