romantik trifft ozeanmagie
kiera cass’ roman „siren“ bietet eine interessante grundidee mit mythologischen elementen, schafft es jedoch nur teilweise, sein volles potenzial auszuschöpfen. die geschichte dreht sich um kahlen, ein mädchen, das nach einem schiffsunglück von den sirenen gerettet und selbst in eine verwandelt wird. ihre aufgabe: menschen mit ihrem gesang in den tod zu locken, um der personifizierten “see” zu dienen. als kahlen sich jedoch in einen menschen verliebt, beginnt ein innerer konflikt zwischen pflicht und gefühl die atmosphäre des buches ist insgesamt stimmungsvoll, und cass gelingt es, das meer beinahe als eigenen charakter zu inszenieren. auch die emotionale zerrissenheit der protagonistin wird glaubwürdig geschildert allerdings schwächelt der roman in einigen zentralen punkten. der weltenbau bleibt vage und lässt viele fragen offen – etwa zur mythologie der sirenen oder den genauen regeln dieser existenzform. die beziehung zwischen kahlen und ihrem menschlichen gegenpart entwickelt sich sehr schnell und wirkt stellenweise oberflächlich, was die emotionale tiefe der geschichte einschränkt. nebenfiguren bleiben blass, obwohl sie potenzial gehabt hätten, die handlung zu bereichern sprachlich bleibt das buch eher schlicht – was es zwar leicht lesbar macht, aber nicht immer die emotionale tragweite der szenen trägt siren ist ein solides jugendbuch mit einem originellen ansatz und schöner atmosphäre, dessen potenzial durch schwache charakterzeichnung und einen wenig ausgearbeiteten hintergrund leider nicht voll ausgeschöpft wird