Geschafft!
„Unheimliche und phantastische Geschichten“ von Edgar Allan Poe ist eine Sammlung von Erzählungen ganz unterschiedlicher Art, die zwar nicht durchgehend fesselt, aber dennoch einen wertvollen Einblick in die Entwicklung des Horror- und Thrillergenres bietet und auch vielerlei philosophische, lustige, wissenschaftliche und historische Geschichten enthält. Poes meisterhafte Fähigkeit, beklemmende Atmosphären zu schaffen und die menschliche Psyche zu ergründen, ist in vielen Erzählungen spürbar. Besonders Werke wie „Der Untergang des Hauses Usher“ und „Das verräterische Herz“ sind nach wie vor faszinierend und schaffen es, ein Gefühl von Unbehagen und Spannung zu erzeugen, das auch heute noch wirksam ist. Zwar wiederholen sich einige Themen – Wahnsinn, Schuld und das Übernatürliche – und in manchen Geschichten haben die ausufernden Beschreibungen auf mich etwas langatmig gewirkt, doch bieten viele der Erzählungen immer noch spannende Einblicke in die Dunkelheit des menschlichen Geistes. Die psychologische Tiefe, die Poe in seinen Charakteren zeigt, ist ein klarer Vorreiter für viele spätere Werke. Ich will nicht abstreiten, dass ich mit vielen Erzählungen gar nicht warm geworden bin und zu Beginn des Buches sogar befürchtet habe, ich könnte mich auf Poe‘s Schreibstil nicht einlassen, viele Geschichten haben mir dann aber wieder so gut gefallen, dass sie die ein oder andere Durststrecke absolut wettgemacht haben und gerade die Vielfalt an Themen hat mich überzeugt.