5. Mai 2025
Bewertung:3

📚 Inhalt Krishna Mustafa lebt in Freiburg. Er wird von seiner Freundin verlassen, weil er seine Identität nicht gefunden hat. Kurz entschlossen tauscht er sein WG-Zimmer mit das seines Cousins in Istanbul. Auf der Suche nach seiner Identität beginnt für Krishna eine unvergessliche Reise in der Türkei. Er taucht ins das turbulente Leben in Istanbul ein. Er lernt in dieser Zeit zwar nicht viel mehr über seine Identität, dafür aber über «Türken» und «Deutsche», über die Politik, wie man ein guter Moslem dank einer App wird und wie der richtige Haarschnitt einen Islamisten machen kann. 📖 Meinung Wie ist es, zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen? Eine Frage, mit der ich mich selbst nie auseinander setzen musste, aber eine Frage die auf meine Kinder zukommen wird. In meinen Augen kann es Chance, wie auch Herausforderung sein. Aber wie gesagt, ich kann es selbst nicht beurteilen, nur meine Beobachtungen und Gedanken dazu teilen. Daher fand ich das Thema des Buches sehr interessant, denn Krishna steht genau vor dieser Frage. Mit dem Tausch seines WG-Zimmers möchte er eine Reise zu sich selbst machen, in eine Welt, die er eigentlich gar nicht so gut kennt. Die Uhren in der Türkei ticken anders, die Menschen leben nach einem anderen Rhythmus und Krishna erlebt das hautnah mit. Er stolpert von einem Fettnäpfchen ins Nächste, lässt sich leicht für Vieles begeistern und erlebt eine unvergessliche Zeit in der Heimat seiner Eltern, ohne wirklich das zu finden, was er sucht: seine Identität. Oder hat er sie schon längst gefunden? Das Buch ist in sehr kurze Kapitel aufgeteilt, sodass man schnell durch kommt mit lesen. Der Autor webt hier und da humoristische Sätze mit ein, die manchmal okay waren, ich aber nicht unbedingt gebraucht hätte. Doch das ist Geschmackssache und es war so dosiert, dass ich gut damit leben konnte. Der Schreibstil wirkt leicht und frisch, teilweise unterbrochen von nachdenklichen Passagen, die zum Reflektieren anregen. Das Buch gibt einen interessanten Blick auf die Sicht von Kindern von Migrant:innen. Es war interessant zu lesen, ist mir aber nicht allzu stark im Gedächtnis geblieben. Es war okay.

Wieso Heimat, ich wohne zur Miete
Wieso Heimat, ich wohne zur Mietevon Selim ÖzdoganHaymon Verlag
17. Feb. 2023
Bewertung:4

Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen ist eines der bekanntesten Grimmschen Märchen. Auch Parzival, Simplicius, Candice...sie alle waren auf der Suche. So gleicht Krishna Mustafa in folgenden seinen Vorgängern in der Literaturgeschichte, ein naiver junger Mann, zudem ausgestattet mit der Eigenschaft etwas realitätsfern und mit gutem Willen, zieht in die weite Welt hinaus. Nach der Trennung von seiner Freundin, die ihm vorwirft, dass seine Identität nicht gefestigt ist, weil er keinen Bezug zu seinen Wurzeln hat, reist er in seine Geburtsstadt. Dort gerät er während seines 6-monatigen Aufenthalts in diverse Verwicklungen. Am Ende kehrt er mit einer ganz anderen Erkenntnis zurück. Krishna Mustafa begibt sich aus Trennungsschmerz bzw. aufgrund Fremdeinfluss auf die Suche nach seiner Identität und deren Wurzeln. Man selbst hat kein Problem mit der Identität, andere wohl eher. Man wird weniger über das, was man ist und einen ausmacht definiert, sondern ein Stempel mit Erwartungshaltungen oder unbekannten Gleichungen erfordern Antworten. Eigentlich müsste man mit Gleichgültigkeit reagieren, denn das Dasein eines Einzelnen bedarf keiner Erklärung. Mit einer Leichtigkeit wird in diesem Roman, eher Satire über den Selbstfindungsprozess geschrieben. Möglicherweise genau aus dem Grund, dem Ganzen nicht so viel Bedeutung zu messen, mit Akzeptanz ranzugehen,auch durch die Figur des naiven Krishna Mustafa repräsentiert . Man kann sich immer alles verkomplizieren oder aber einfach, aufs Wesentliche beschränkt halten. Dieses Werk kann man in mehreren Ebenen betrachten und dann vielleicht selbst entscheiden auf welchen Schwerpunkt man sich als Leser festlegen möchte: -politisch, Debatte über Migration und Integration/das Leben in/mit zwei Kulturen -menschlisch: gegenseitiges Verständnis -literarisch: guter Lektüre mit Humor, man muss nicht immer Haarspalterei betreiben

Wieso Heimat, ich wohne zur Miete
Wieso Heimat, ich wohne zur Mietevon Selim ÖzdoganHaymon Verlag