Von Menschen und Monstern, die Menschen sind
TW: Kindesmissbrauch, Pädophilie Gar nicht so leicht über dieses Buch zu schreiben, bei dieser Thematik. Gar nicht so leicht, wenn einem als erstes zum Buch einfällt, dass es grandios und witzig war. Gar nicht so leicht, am Ende zuzugeben, dass man das eigentliche Monster, trotz der ganzen Dinge, die man absolut verachtet, irgendwie gemocht hat. Aber worum geht’s eigentlich? Es ist ein Roman der von einer Mutter erzählt, deren 13 jährige Tochter verschwand. Die Polizei planlos und ohne Hinweise, sie verzweifelt und doch voller Tatendrang das Verschwinden selbst aufzuklären. Dafür bändelt sie mit dem einzigen Therapeuten der Stadt an, der Menschen mit einer gewissen Sexualpräferenz behandelt. Und findet so bald heraus, dass es durchaus Hinweise auf ihre Tochter gibt. Und zwar bei Viktor. Das Buch abwechselnd geschrieben aus Sicht von Frank, dem Therapeuten und Viktor, dem Patienten, überzeugte mich mit vielen Dingen. Zum einen mit seinem heroischen Schreibstil, grandiose Metaphern, dem Überbordenden und dem Witz. Es ist ein Schreibstil, den ich kaum beschreiben kann. Fast wirkt er an einigen Stellen einfach und schlicht, doch sieht man genauer hin, ist so viel Geist und Wortwitz darin versteckt. Doch nicht nur sprachlich ist das hier etwas ganz besonders. Denn was dieser Roman schafft, ist es ein sehr ernstes und verachtetes Thema ans Licht der Öffentlichkeit zu holen und mit Sarkasmus und Biss zu erzählen, ohne es dabei aber seiner Ernsthaftigkeit zu berauben. Schnell sind wir am verurteilen: ein Monster, das ausgestoßen gehört, weg von der Gesellschaft, verbannt in die Einsamkeit. Doch dieser Roman zeigt eine ganz wichtige Sache: auch diese „Monster“ sind Menschen. Wenn ihr euch diesem Thema gewachsen fühlt, kann es eine Sichtweise erweitern, ohne die Grundfesten der eigenen Moral ins Wanken zu bringen.