
Gekonntes Wendemanöver.
"Ein Volk, das mit diesem Auto bis ans Schwarze Meer gefahren ist, muss man in seinem Fernweh ernst nehmen, entschied Werner Schniedel." In der Zeit zwischen Sommer '89 und '90 geschehen viele Dinge, mit denen keiner gerechnet hätte - zum Beispiel die Eröffnung der Grenzen der DDR. Um diese verworrene, unübersichtliche Zeit herum erzählt Thomas Brussig in "Wie es leuchtet" die Geschichten verschiedenster Protagonisten, wie sie die Wende erleben, was sie fühlen, gewinnen und verlieren. Ein eindrucksvoller Roman, gerade wenn man wie ich zu den Unseligen gehört, die zu der Zeit zwar gelebt haben, sich aufgrund ihres damaligen Alters aber kein Stück daran erinnern können. So sehr einen die einzelnen Episoden teilweise in den Bann ziehen, machen diese das Lesen aber auch nicht unbedingt leicht. Denn es sind viele parallele Handlungen, die der Kopf da immer wieder sortieren muss und manche ziehen sich dann doch auch ein bisschen in die Länge. Ich mag auch den trockenen und manchmal durchaus etwas schwarzen Humor, der immer wieder durchblitzt. Brussig versteht es, die schnell ernüchternde Stimmung darzustellen, die kurz nach der großen Grenzöffnungseuphorie eintritt. Und stimmt am Ende dann doch wieder versöhnlich. "Aber wenn man etwas nimmt, das an vielen Stellen flimmert und flackert, und man schaut sich das Ganze an, dann sieht man, wie es leuchtet, verstehst du?"