29. Apr. 2025
Bewertung:5

Weltliteratur! 👏🤩

Seefahrer Charlie Marlow ist auf der Suche nach dem Schurken Kurtz mitten im westafrikanischen Dschungel im Kongo - eine Reise, die ihn an den Rand der Menschlichkeit führt. „Ich habe den Teufel der Gewalt gesehen und den Teufel der Habsucht und den Teufel heißer Begierde; aber - beim Himmel! - das waren kräftige, derbe, rotäugige Teufel, die Männer beherrschten und vor sich hertrieben - gestandene Männer, sag ich.“ Der Text umkreist auf eine mysteriöse Weise die Ereignisse, lebt von Andeutungen und ergeht sich in Widersprüchen, ist versehen mit Leerstellen. Mysteriös könnte man meinen, denn nicht alles ist auserzählt, es gibt dem Leser Raum für eigene fortführende Gedanken und Interpretationen - genau das ist es, was mich fasziniert hat an dem Text. Denn ich gebe ehrlich zu zuvor gedacht zu haben - was mag schon Großes im dem wenig umfangreichen Büchlein stecken?! Und ich wurde eines Besseren belehrt - denn es steckt unglaublich viel im diesem Text, nämlich Weltliteratur. Die Reise zum „Herz der Finsternis“ sehe ich letztlich als eine Reise Marlows zu sich selbst. Er entfernt sich vom Bekannten und macht sich auf, neues, unbekanntes zu entdecken voller Idealismus, getrieben von innerer Unruhe strebt er nach dem Unbekannten. „ Der menschliche Geist ist zu allem imstande - weil alles in ihm steckt, die ganze Vergangenheit ebenso wie die ganze Zukunft. Was war das denn schließlich, dort, vor uns? Jubel, Trauer, Hingabe, Tapferkeit, Raserei - wer weiß es? - aber auch das Eigentliche - die Wahrheit, befreit vom Mantel der Zeit.“ Inhaltlich möchte ich nicht tiefer darauf eingehen, außer dass es auch ein kritikübendes Werk ist. Es übt zwischen den Zeilen Zivilisations- und Sozialkritik, stellt die Kolonialpolitik im Kongo in Frage, ist aber auch ein Werk, in dem Ihr das „N“-Wort lesen werdet (für mich legitim in dem Kontext, dass es 1899 erschienen ist). Ich bin restlos begeistert, werde mir die Verfilmung anschauen und freue mich nun umso mehr auf die Lektüre von „Die Schattenlinie“ (ein weiteres Seefahrt-Werk des Autoren, aber wesentlich umfangreicher).

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
12. Apr. 2025

Ich habe dieses Buch vor langer Zeit gelesen und dann am Wochenende noch einmal, und ich habe festgestellt, dass ich mich an vielleicht 5 % davon erinnern kann. Das ist vielleicht nicht so überraschend, weil die existenziellen Mäander das eigentliche Geschehen dominieren, und viele dieser Ereignisse bestehen darin, dass man herumliegt, weil es zu heiß, zu verschwitzt und zu krank ist, und nur wartet. Das ist ungerecht, denn die Ereignisse überschlagen sich, man begegnet Figuren, wird Zeuge von Widerwärtigkeiten und am Höhepunkt wird Blut vergossen. Das Tempo ist jedoch langsam. Langsam im neunzehnten Jahrhundert. Im Vergleich dazu sprintet Dickens. Jeder Moment der Emotion und der Kontemplation wird auseinandergepflückt, überbeschrieben, mit sehr gehobener Sprache in die Unterwerfung geprügelt. Zwei Dinge bewahren dieses Buch davor, nach wenigen Seiten weggeworfen zu werden, und erklären vielleicht (zusammen mit der Liebe der akademischen Welt und der Aufnahme in zehntausende Englisch-Lehrpläne an Schulen) seine Langlebigkeit. Erstens hat Conrad, wenn man die übertriebene Sprache verzeiht, die vielleicht eher ein Zeichen seiner Zeit ist, ein seltenes Auge für Charakterisierung und Beschreibung. Er "sieht" und schafft es, ganze Menschen mit einer Handvoll Zeilen zu beschreiben, wenn er es will. Zweitens ist der Kern der Geschichte, die Finsternis, ein Geheimnis, das den Erzähler fesselt und den Leser in seinen Bann zieht. Wie unser Erzähler, der sich flussaufwärts ins Unbekannte begibt, wollen wir Kurtz kennen lernen, um herauszufinden, was an diesem Mann so außergewöhnlich ist. Am Ende ist Kurtz, wie alles, was hochgejubelt und immer weiter aufgebauscht wird, eine Enttäuschung, aber irgendwie rettet Conrad es mit den letzten Worten des Mannes. Ein weiteres Mysterium, das dem Leser überlassen wird und das die Menschen seit hundert Jahren dazu bringt, das Werk zu lesen. 3,5 Sterne von mir - ich kann den Wert des Buches schätzen, aber ich war nicht begeistert.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
8. Jan. 2025
Bewertung:3.5

Das Buch ist ein historischer Text über die Auswüchse des Kolonialismus um die Jahrhundertwende. Das Buch ist eine Reise auch in die Untiefen des Unterbewusstseins. Das Buch ist voller rassistischer Klischees und voller Eurozentrismus. Ich denke, alles stimmt gleichzeitig. Es lohnt dennoch sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
24. Aug. 2024
Reise in die Vergangenheit
Bewertung:4

Reise in die Vergangenheit

Sehr interessante Erzählung eines Kapitäns über seine Reise nach Afrika. Es gibt wohl Zusammenhänge mit der Biografie von Joseph Conrad und seinen Erlebnissen. Seine Beschreibungen der Natur und vor allem der See sind gewaltig. Die Erfahrungen mit den kolonialen Taten erschreckend. All das verarbeitet er wohl in seinen Büchern und vor allem in „Herz der Finsternis“. Wirklich interessante Kurzgeschichte

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
14. Apr. 2024
Bewertung:4

Es ist recht leicht, dieses Buch zu lesen, mal davon abgesehen, dass die hässliche Fratze des brutalen Kolonialismus nur schwer zu ertragen ist. Rein auf der Handlungsebene liest sich der Bericht des Seemanns Marlowe über seine Erfahrungen bei einer Kongo-Flussfahrt ins Landesinnere zu einer bestimmten Handelsstation wie ein Abenteuerroman. Durch immer wiederkehrende Bezeichnungen und Bilder, insbesondere die Farbe Schwarz in Form von Dunkelheit und Finsternis, wird beim Lesen schon klar, dass sich Conrad viele Symbole, Metaphern und Assoziationen einfielen ließ, um seiner Geschichte Tiefe zu geben. Ich selbst fing während des Lesens auch an, die ein oder andere außergewöhnliche Nebenfigur zu interpretieren. Beim Lesen des Wikipedia-Artikels am Ende der Lektüre bekam ich dann erklärt, welche Bezüge zu Dante oder der griechischen Mythologie hergestellt werden können. Teils lag ich dabei richtig, oft aber voll daneben. Für jemanden, der Hermes nur als Paketdienst und Dante als Innenverteidiger beim FC Bayern kennt, daher kein leicht verständliches Buch. Selbst die Tatsache, dass „Apokalypse Now“ auf dieser Erzählung basiert, war mir unbekannt. Conrad prangert mit diesem Buch die bestialische Form des Kolonialismus an, so wie ihn die Belgier im Kongo praktizierten. Mir persönlich hätte mehr klare Handlung und weniger Anspielungen besser gefallen. Positiv fiel mir die Sprache, gerade in den Landschaftsbeschreibungen, und der enorme Sarkasmus auf, mit der Marlowe die Menschen auf seinem Weg der Erkenntnis zum Herz der Finsternis beschreibt. Dabei werden Weiße wie Schwarze negativ bewertet. Das Buch ist schon rassistisch, so wie die Denkweise vor über 120 Jahren in Europa wohl generell war. Das Buch aber von vornherein aufgrund der rassistischen Sprache abzulehnen, halte ich für falsch. Conrads Intention ist es ja, die Gräuel, die von den weißen Eroberern (so sahen sie sich) ausgeht, als Schande und Unmenschlichkeit darzustellen. Insofern ist das für mich ein zeitgeschichtliches Werk von großer Bedeutung, auch die Sprache nicht mehr das heutige Hürde der politischen Korrektheit mehr nehmen kann.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
9. März 2024
Bewertung:4

Dieses Buch war die Inspiration für den Film „Apocalypse Now“. Die Sprache ist wunderwunderschön, wie oft bei Büchern des 19. Jahrhunderts 😍 Der Protagonist erzählt die Geschichte, wie er damals beauftragt wurde, mit einem uralten Dampfer im Kongo einen Fluss hinunterzufahren, um einen berühmt-berüchtigten Herrn Kurtz zu finden, der massenweise Elfenbein liefert. Die Beklemmung während dieser Reise, die Hitze, die Feuchtigkeit, der verfilzte Dschungel, die Angst vor Überfällen und dem Versagen des Motors - eindringlich und beklemmend geschildert. Manchmal springt die Geschichte in der Zeit, was etwas verwirrend war, und manchmal wird eine Person über Seiten hinweg nur als „er“ bezeichnet, wodurch ich zwischenzeitlich seinen Namen vergessen hatte 😅

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
23. Feb. 2024
Bewertung:4

Es ist recht leicht, dieses Buch zu lesen, mal davon abgesehen, dass die hässliche Fratze des brutalen Kolonialismus nur schwer zu ertragen ist. Rein auf der Handlungsebene liest sich der Bericht des Seemanns Marlowe über seine Erfahrungen bei einer Kongo-Flussfahrt ins Landesinnere zu einer bestimmten Handelsstation wie ein Abenteuerroman. Durch immer wiederkehrende Bezeichnungen und Bilder, insbesondere die Farbe Schwarz in Form von Dunkelheit und Finsternis, wird beim Lesen schon klar, dass sich Conrad viele Symbole, Metaphern und Assoziationen einfielen ließ, um seiner Geschichte Tiefe zu geben. Ich selbst fing während des Lesens auch an, die ein oder andere außergewöhnliche Nebenfigur zu interpretieren. Beim Lesen des Wikipedia-Artikels am Ende der Lektüre bekam ich dann erklärt, welche Bezüge zu Dante oder der griechischen Mythologie hergestellt werden können. Teils lag ich dabei richtig, oft aber voll daneben. Für jemanden, der Hermes nur als Paketdienst und Dante als Innenverteidiger beim FC Bayern kennt, daher kein leicht verständliches Buch. Selbst die Tatsache, dass „Apokalypse Now“ auf dieser Erzählung basiert, war mir unbekannt. Conrad prangert mit diesem Buch die bestialische Form des Kolonialismus an, so wie ihn die Belgier im Kongo praktizierten. Mir persönlich hätte mehr klare Handlung und weniger Anspielungen besser gefallen. Positiv fiel mir die Sprache, gerade in den Landschaftsbeschreibungen, und der enorme Sarkasmus auf, mit der Marlowe die Menschen auf seinem Weg der Erkenntnis zum Herz der Finsternis beschreibt. Dabei werden Weiße wie Schwarze negativ bewertet. Das Buch ist schon rassistisch, so wie die Denkweise vor über 120 Jahren in Europa wohl generell war. Das Buch aber von vornherein aufgrund der rassistischen Sprache abzulehnen, halte ich für falsch. Conrads Intention ist es ja, die Gräuel, die von den weißen Eroberern (so sahen sie sich) ausgeht, als Schande und Unmenschlichkeit darzustellen. Insofern ist das für mich ein zeitgeschichtliches Werk von großer Bedeutung, auch die Sprache nicht mehr das heutige Hürde der politischen Korrektheit mehr nehmen kann.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
1. Dez. 2023
Bewertung:5

Wenn einer eine Reise tut ... dann kann er was erzählen! So auch Marlow, der auf einem Kahn auf der Themse auf die Flut wartet und seinen Kameraden eine abenteuerliche Geschichte erzählt. Das ist die Ausgangslage in "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad; neu veröffentlicht in der farbenfrohen Ausgabe der Penguin Edition. Die Übersetzung ist von Fritz Güttinger; das Nachwort von Ernst Weiß scheint einer älteren Ausgabe entliehen worden zu sein, ist bzw. war der Verfasser doch ein Zeitgenosse und Freund Kafkas. Die von Marlow erzählte Geschichte führt die Leserinnen und Leser über den Kongo immer tiefer in den afrikanischen Kontinent hinein. Dabei versteht es Conrad meisterhaft, die Stimmung entlang des Flusses in atemberaubenden Bildern vor des Lesers Auge zu zaubern. Dabei ist die Geschichte in weiten Teilen sehr ruhig - ähnlich der langsamen Fahrt auf dem Kongo. Effekthascherei war nicht die Intention von Conrad. Und trotzdem wird in manch einer Bemerkung oder noch öfter zwischen den Zeilen die Kritik Conrads an der europäischen Kolonialherrschaft deutlich. Die Leserinnen und Leser sollten sich bewusst machen, dass im Text heute nicht mehr gebräuchliche Begriffe verwendet werden oder in unseren (heutigen) Augen rassistische Äußerungen getroffen werden. Es ist ein Text seiner (damaligen) Zeit - das sollte man beim Lesen im Hinterkopf haben. Ich bin Marlow jedenfalls gerne ins "Herz der Finsternis" gefolgt und gebe inklusive Klassikerbonus 5* und spreche eine absolute Leseempfehlung aus. © kingofmusic

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
26. Dez. 2022
Es hat mir ein bisschen die Spannung gefehlt, teilweise musste ich Abschnitte zweimal lesen, da ich Schwierigkeiten mit den Gedankensprüngen von Marlow hatte.
Bewertung:1

Es hat mir ein bisschen die Spannung gefehlt, teilweise musste ich Abschnitte zweimal lesen, da ich Schwierigkeiten mit den Gedankensprüngen von Marlow hatte.

Der Roman besteht aus einem Bericht des Kapitäns Marlow der mit einem Dampfschiff im Kongo unterwegs ist. Die Reise führt zu dem Handelsagenten Kurtz, der ein regelrechtes Terrorregime als Grundlage für seine künftige Karriere aufgebaut hat.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
6. Sept. 2022
Bewertung:5

Was für ein Buch. Conrad lässt seinen Kapitän Marlow den Kongo hinauffahren und vom Ausplündern und Morden berichten. Rasch erkennt er und mit ihm Leserin und Leser, was Kolonialismus bedeutet: ein auf niedrigste Motive gegründetes Menschheitsverbrechen.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin
5. Sept. 2022
Bewertung:4

Durchdrungen von dunklem, entmenschlichtem Grauen - meisterhaft geschrieben. Die Absicht hinter der Erzählung bleibt unklar (Verarbeitung von Erlebtem, Anregung zu Hinterfragen...), lässt jedoch in jedem Fall betroffen und begeistert ob der Erzählkunst zurück.

Herz der Finsternis
Herz der Finsternisvon Joseph ConradPenguin