
Keine Leichte Kost!
„Lügenmädchen“ von Luana Lewis ist ein Psychothriller, der tief in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt: der Gegenwart, in der Stella und Blue aufeinandertreffen; zwei Jahre zuvor, mit Fokus auf Stellas Vergangenheit; und aktuellen Therapiesitzungen von Blue. Diese Erzählstränge verweben sich im Laufe des Buches immer mehr und enthüllen nach und nach die komplexen Hintergründe der Charaktere. Stella, eine Psychologin, lebt nach einem traumatischen Ereignis zurückgezogen in einem abgelegenen Haus nahe London und leidet unter Panikattacken. Eines kalten Winterabends steht die 15-jährige Blue vor ihrer Tür und bittet um Einlass. Trotz innerer Widerstände gewährt Stella dem durchgefrorenen Mädchen Zutritt, was schnell zu einer beklemmenden Situation eskaliert. Blue beginnt, verstörende Geschichten zu erzählen, die Stella an der Realität zweifeln lassen und sie in Angst versetzen. Luana Lewis, selbst klinische Psychologin, gelingt es meisterhaft, die tiefen seelischen Verletzungen und Traumata ihrer Protagonistinnen authentisch darzustellen. Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet, wobei insbesondere die Darstellung von Machtmissbrauch und Manipulation innerhalb therapeutischer Beziehungen im Fokus steht. Die Autorin thematisiert dabei sensible Inhalte wie den Missbrauch von Schutzbefohlenen und den damit verbundenen Machtmissbrauch. Für Leser, die mit solchen Themen persönliche Erfahrungen gemacht haben oder darauf empfindlich reagieren, ist daher Vorsicht geboten. Der Schreibstil von Luana Lewis ist flüssig und angenehm zu lesen, wodurch es mir trotz der anspruchsvollen Thematik gelang, das Buch in kurzer Zeit abzuschließen. Die Autorin versteht es, komplexe psychologische Inhalte verständlich zu vermitteln, ohne den Lesefluss zu beeinträchtigen. Insgesamt ist „Lügenmädchen“ ein intensiver Thriller, der nachhallt und zum Nachdenken anregt.