Kreativ, aber zäh
Was die Bewertung dieses Buches angeht, bin ich sehr zwiegespalten. Für "Der Wüstenplanet" habe ich vier Jahre und zwei Ansätze gebraucht. Grundsätzlich ist es ein gutes Buch mit einer detailliert ausgearbeiteten Welt. Die Handlung befasst sich mit Politik und der Auswirkungen von Religion und Manipulation. Die Geschichte an sich hat sehr viel Potential, was man auch am Erfolg der Buchreihe und der Filme sieht. Auf jeden Fall ist sie mal etwas anderes, und man merkt, dass in die Geschichte rund um Paul Atreides sehr viel Kreativität eingeflossen ist. Allein der Aufbau der gesamten Welt, in der sie spielt, zeigt das deutlich. Durch den Schreibstil, den ich als sehr nüchtern, detailliert und sachlich empfunden habe, konnte ich jedoch keinen richtigen Draht zu der Geschichte entwickeln. Ich tat mich sehr schwer, in ihr zu versinken und wurde auch nicht wirklich "Teil von ihr". Es passiert zugleich viel und irgendwie auch wenig. Zwischendurch gibt es ein paar Zeitsprünge, die nicht näher erklärt oder gar angedeutet werden, sodass ich an manchen Stellen wirklich verwirrt war, was denn nun gerade Sache ist. Zu den Charakteren konnte ich leider gar keine Bindung aufbauen. Am Anfang fand ich Paul noch sehr sympathisch, doch das verlor sich im Laufe der Geschichte, da ich absolut keinen Zugang mehr zu ihm hatte. Vielleicht war das auch vom Autor so gewollt, verdeutlicht das in meinen Augen doch seine Entwicklung. Dennoch haben die Charaktere auf mich eher blass gewirkt und durch ihre Vielzahl konnte man auch leicht den Überblick verlieren. (Vor allem, wenn man das Buch wie ich zwischenzeitlich abgebrochen hatte und anschließend nicht wieder von Anfang an beginne wollte, sondern an der Stelle, an der ich das Buch damals beiseite gelegt hatte, da ich mich nicht noch einmal durch hunderte von Seiten zwingen wollte, die ich doch eigentlich längst hinter mich gebracht hatte. Natürlich könnte dies zum Teil auch zu meinen Problemen mit den Charakteren geführt haben.) Zwar gibt es auch ein Glossar, aber ich hatte keine Lust, ständig umher zu blättern. Probleme bereitet haben mir auch die vielen fremden Begriffe, die nicht großartig erklärt werden. Allerdings stehen auch diese im Glossar. Hilfreich sind auch nicht die häufigen und nicht angezeigten Perspektivwechsel innerhalb einer Seite. Das ist manchmal auch verwirrend, wenn man gerade einen Absatz aus Pauls Sicht liest, nur um dann im nächsten aus der Sicht seiner Mutter zu lesen und im wieder nächsten Absatz wieder Pauls Perspektive einzunehmen. Zumal das auch leider nicht hilft, in das Innenleben der Personen einzutauchen und sie greifbarer zu machen. Achtung Spoiler: Innerhalb des Buches gibt es einen plötzlichen Zeitsprung von etwa zwei oder drei Jahren (vielleicht sind es auch vier Jahre, so genau habe ich das nicht mehr im Kopf und im Buch wurde das auch nicht explizit gesagt). Plötzlich wird am Rande erwähnt, dass Paul auf einmal Vater von einem Sohn ist, den er mit Chani gezeugt hat. Das hatte ich überhaupt nicht kommen sehen. Im einen Moment waren Chani und Paul noch beinahe Fremde, die gerade dabei sind, einander besser kennenzulernen und plötzlich hat er gefühlt auf der nächsten Seite ein Kind mit ihr. Da hatte ich so meine Probleme mit, weil das, meiner Meinung nach, einfach zu schnell ging und Chani und Paul noch nicht einmal eine wirkliche Verbindung zueinander hatten. Danach in meinen Augen leider auch nicht, was daran liegen kann, dass ich die Charaktere, wie schon erwähnt, alle relativ blass fand (vor allem Chani ab diesem Zeitpunkt, die auch irgendwie im Hintergrund verschwindet) und ich Pauls Handlungen und Verhaltensweisen überhaupt nicht mehr nachvollziehen konnte. Mit einem Mal wirkte er auf mich unberechenbar. Chanis und Pauls Sohn hat nicht einmal etwas zur Geschichte beigetragen. Er wird erwähnt, aber gezeigt bekommt man ihn als Leser nie. Aufgrund seiner plötzlichen Existenz, ließ mich auch sein wenig später ebenso plötzlich erfolgender Tod (von dem wir ebenfalls nur aus einer Erzählung wissen) ziemlich kalt.