Dieser Buchpreisgewinner ist schon ein sehr außergewöhnliches Buch, weniger von der Handlung, sondern vielmehr von der für mich einzigartigen Erzählweise. Darius, der seine Frau Flora durch ihren Selbstmord verloren hat, liest ihre Computereinträge auf über 150 Dateien. Diese Wiedergabe der tagebuchartigen Einträge steht im Buch in der unteren Hälfte der durchgängig zweigeteilten Buchseite, während in der oberen Hälfte die Geschichte von Darius erzählt wird, der gemäß Angaben auf dem Buchrücken, auf der Suche nach den Wurzeln seiner Frau ein Roadtrip durch Südosteuropa bis nach Armenien unternimmt. Diese Art der Narration will wie in einem Puzzle nach und nach einen Einblick in die Abgründe einer bipolaren Störung bei Flora und in die Trauer und Verlassenheitsängste ihres Ehemanns geben. Das ist oft eindringlich und zutiefst traurig, wie die beiden Menschen zu Lebzeiten Floras so nebeneinander leben konnten, ohne das Empfinden des Anderen zu erfassen. Mich hatte der erste Band der Trilogie, die ausschließlich aus Sicht von Darius dessen Arbeits- und Privatleben beleuchtet, total überrascht und begeistert. Meine Erwartungen an das Ungeheuer, Band 2, waren daher sehr hoch, zumal aufgrund der Auszeichung als bester Roman. Schon alleine von der Erzählweise hat dies auch verdient, trotzdem ergaben sich für mich einige Kritikpunkte, die es dann doch nur zu einem vier Sterne Buch werden ließen. Mir hätte das zweigeteilte Konzept nämlich besser gefallen, wenn jeweils Verbindungen zwischen den beiden Hälften einer Buchseite hergestellt worden wären. Dies ist aber nie der Fall. Beide Erzählstränge laufen unabhängig voneinander. Die Computereinträge enden auch ein Jahr vor ihrem Selbstmord, so dass viele Frage offen bleiben, was letztlich der Ausschlag zum Freitod war. Parallele Sichtweisen auf Sachverhalte innerhalb der Ehe hätte ich spannend gefunden. Stattdessen sind die Computereinträge oft lyrisch, impulsiv, sehr detailliert und wortreich in der Beschreibung der Leere, die Flora gefühlt hat. Und da komme ich zum zweiten Problem: in diesen Phasen der Verzweiflung über ihr Leben ist Flora in der Lage quasi wie eine Virginia Woolf ihre psychischen Abgründe und metaphorische Ausschmückungen auf dem höchsten sprachlichen Niveau zu formen. Also ich spüre in solchen Phasen eher Lethargie und Sprachlosigkeit. Depression zu fiktionalisieren ist generell schwierig. Die besten Bücher über das Thema sind für mich Autobiografien von Menschen, die die Krankheit überwunden haben und den Schrecken in der Nachbetrachtung in Worte fassen. So bleibt die Darstellung interessant, aber auch nicht völlig rund und schlüssig für mich. Außerdem will Darius ja die Wurzeln seiner Frau finden, reist auch in ihr Heimatland Ungarn, doch warum er sich dann bis in den Kaukasus in einen Roadtrip verliert, bleibt für mich gegen Ende hin unklar und vor allem auch etwas langatmig. Trotz dieser Kritikpunkte aber ein sehr lesenswerter Roman.
Dieser Buchpreisgewinner ist schon ein sehr außergewöhnliches Buch, weniger von der Handlung, sondern vielmehr von der für mich einzigartigen Erzählweise. Darius, der seine Frau Flora durch ihren Selbstmord verloren hat, liest ihre Computereinträge auf über 150 Dateien. Diese Wiedergabe der tagebuchartigen Einträge steht im Buch in der unteren Hälfte der durchgängig zweigeteilten Buchseite, während in der oberen Hälfte die Geschichte von Darius erzählt wird, der gemäß Angaben auf dem Buchrücken, auf der Suche nach den Wurzeln seiner Frau ein Roadtrip durch Südosteuropa bis nach Armenien unternimmt. Diese Art der Narration will wie in einem Puzzle nach und nach einen Einblick in die Abgründe einer bipolaren Störung bei Flora und in die Trauer und Verlassenheitsängste ihres Ehemanns geben. Das ist oft eindringlich und zutiefst traurig, wie die beiden Menschen zu Lebzeiten Floras so nebeneinander leben konnten, ohne das Empfinden des Anderen zu erfassen. Mich hatte der erste Band der Trilogie, die ausschließlich aus Sicht von Darius dessen Arbeits- und Privatleben beleuchtet, total überrascht und begeistert. Meine Erwartungen an das Ungeheuer, Band 2, waren daher sehr hoch, zumal aufgrund der Auszeichung als bester Roman. Schon alleine von der Erzählweise hat dies auch verdient, trotzdem ergaben sich für mich einige Kritikpunkte, die es dann doch nur zu einem vier Sterne Buch werden ließen. Mir hätte das zweigeteilte Konzept nämlich besser gefallen, wenn jeweils Verbindungen zwischen den beiden Hälften einer Buchseite hergestellt worden wären. Dies ist aber nie der Fall. Beide Erzählstränge laufen unabhängig voneinander. Die Computereinträge enden auch ein Jahr vor ihrem Selbstmord, so dass viele Frage offen bleiben, was letztlich der Ausschlag zum Freitod war. Parallele Sichtweisen auf Sachverhalte innerhalb der Ehe hätte ich spannend gefunden. Stattdessen sind die Computereinträge oft lyrisch, impulsiv, sehr detailliert und wortreich in der Beschreibung der Leere, die Flora gefühlt hat. Und da komme ich zum zweiten Problem: in diesen Phasen der Verzweiflung über ihr Leben ist Flora in der Lage quasi wie eine Virginia Woolf ihre psychischen Abgründe und metaphorische Ausschmückungen auf dem höchsten sprachlichen Niveau zu formen. Also ich spüre in solchen Phasen eher Lethargie und Sprachlosigkeit. Depression zu fiktionalisieren ist generell schwierig. Die besten Bücher über das Thema sind für mich Autobiografien von Menschen, die die Krankheit überwunden haben und den Schrecken in der Nachbetrachtung in Worte fassen. So bleibt die Darstellung interessant, aber auch nicht völlig rund und schlüssig für mich. Außerdem will Darius ja die Wurzeln seiner Frau finden, reist auch in ihr Heimatland Ungarn, doch warum er sich dann bis in den Kaukasus in einen Roadtrip verliert, bleibt für mich gegen Ende hin unklar und vor allem auch etwas langatmig. Trotz dieser Kritikpunkte aber ein sehr lesenswerter Roman.
„Das Ungeheuer“, ja so kam mir das Buch zeitweise auch vor. Ich habe lange überlegt, ob ich ihm 1 oder 2 Sterne geben soll. Also „Nicht gefallen“ oder „war ok“. Am Anfang hat es mir definitiv nicht gefallen. Das besserte sich zwar, aber wirklich warm geworden bin ich nicht mit dem Buch. Irgendwann hab ich angefangen das belanglose absatzlange Geschwafel nur noch zu überfliegen um endlich mit dem Buch fertig zu werden. Von daher kann ich keine 2 Sterne geben, sondern nur 1,5 (wenn das hier ginge). Der Protagonist hat seine Frau verloren. Die Tragik und Hilflosigkeit wird durchaus gut dargestellt, aber es ist so viel Unnötiges in diesem Buch, das es mir echt schwer gemacht hat. Anstatt sich auf die Entwicklung und Emotionen zu konzentrieren wurde ein Nebencharakter nach dem anderen rein und wieder raus geworfen. Zudem ist der Hauptcharakter so unsympathisch und egoistisch dargestellt, dass man nicht mal Mitleid mit ihm empfinden kann. Was ich gut fand war der Wechsel zwischen Floras „Tagebuch“ und den aktuellen Geschehnissen nach ihrem Tod. Jedoch bezieht sich Darius so selten auf das, was er da liest, das es für die Entwicklung der Geschichte oder seine Trauerverarbeitung überhaupt keine Rolle spielt. Das ist sehr schade.
The 2013 winner of the "Deutscher Buchpreis" tells the story of Darius Kopp who is devastated after his wife's suicide. He starts on a roadtrip through Eastern Europe and Anatolia to find a place for her ashes. On his way he also reads his late wife's diary. At first the book is a bit difficult to get into. Terézia Mora uses the upper half of the page to tell Darius's story. For the first ~80 pages the bottom half is empty. It is used for Flora's - the wife - diary. So after having started with Darius's story you then have to turn to the bottom of the page, read Flora's diary for ca. 200 pages and then go back to page 80 to continue with Darius. Fortunately the chapters are numbered so you know what to read next. Terézia Mora doesn't write anything like "Then he started reading the diary again". You will only find out about that after having read the diary. The second reason the book is difficult to get into are the mental leaps in Darius's story. Ms Mora never uses quotations marks for direct speeches. When Darius's thoughts are told there's often a change in the narrator - from third person to first person and instantly back. This gets better after a while once you know what is happening. Once I had gotten used to this style I was hooked. Das Ungeheuer (engl: The Monster) deals with relationships and how much we really know about the people we love and live with. It soon becomes clear that Flora was suffering from a deep depression. Her husband - especially with all his travelling - didn't really seem to notice this. He realized that there was something wrong with her but he never went to the roots of it. In fact, he is surprised when reading the diary that he is hardly mentioned. Most of it is about Flora, what happened to her before Darius and then about her depression. As I said, the book is not always easy to read and so I wouldn't recommend it to everyone. There are also certain scenes (e.g. one on a cemetary in Budapest) that are very repellent. But if you are interested in a different version of the "wife dies - loses job - crakc up"-story that goes a lot deeper than the average version, this will be just the thing for you.