Wieso habe ich nicht schon früher zu Juli Zeh gegriffen? Unfassbar guter Schreibstil. Ich liebe die letzte Seite und deren Andeutung. Übermenschen, Untermenschen, Moralfragen, es war alles dabei.
Habe Tränen geweint, die ich nicht weinen wollte
S. 173 „Die Tragik unserer Epoche besteht darin, dass die Menschen ihre persönliche Unzufriedenheit mit einem politischen Problem verwechseln“
Berührend, aber mit Schwächen
Dora zieht aus Berlin ins Brandenburger Hinterland und lernt ihren direkten Nachbarn Gote, einen kernharten Nazi kennen, der Homosexuelle und Ausländer angreift und beleidigt. Als Nachbarn lernen sich beide zwangsläufig besser kennen und Juli Zeh gelingt es, dem grundsätzlich abzulehnenden Mann Züge von Menschlichleit, Empathie und Hilfsbereitschaft glaubhaft als Charaktereigenschaften zu zeigen. Auf der einen Seite ist diese nette Seite des Mannes glaubwürdig, jeder Mensch (auch Nazis) brauchen Gemeinschaft und lehnen netten Kontakt nicht ab. Zeh verpasst es aber, der Leserschaft aufzuzeigen, warum der Nachbar überhaupt jener Menschenhasser geworden ist, der er ist. Da fällt es manchmal schwer, ihm die sympathischen Taten und Worte zu glauben, es wirkt unauthentisch. Nichtsdestotrotz gelingt Zeh ein Roman, den man gern bis zum Ende liest, weil er auf eine Art ergreifend und stellenweise auch recht witzig ist.
Ein hartes Thema und daher habe ich es länger vor mir her geschoben, dieses Buch zu lesen. Doch kaum angefangen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin schafft es, die widersprüchlichen Gefühle wie auch die verschiedenen Facetten der Protagonisten auf eine beeindruckend leichte Art heraus zu arbeiten. Es lässt einen betroffen, berührt und nachdenklich werden. Ich kann das Buch sehr empfehlen.
Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Zwischendrin fand ich es etwas zäh und das Ende super gut! Es hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.
Ein merkwürdiges Buch, zu dem ich keinen Zugang bekommen habe. Dora zieht zu Corona-Zeiten von Berlin nach Bracken, einem Dorf in Brandenburg. Dort wird sie Nachbarin von Grote, einem gewalttätigen Nazi, der in seinem Garten lauthals das Horst-Wessel-Lied singt und sich dort regelmäßig mit Gesinnungsgenossen trifft. Der Autorin ist es nun ein Anliegen, uns Grote als hilfsbereiten Nachbarn und durchaus liebevollen Vater nahezubringen. Dass in Bracken nahezu alles ins Wanken gerät, will sie auch mit einem schwulen Paar illustrieren, das weiter unten in der Straße wohnt, der eine AfD-Wähler, der andere linker Kabarettist. Ich habe wieder auf diese merkwürdugen, kauzigen oder widerlichen Typen Lust noch auf die Beliebigkeit, mit der hier nahegelegt wird, dass auch gewalttätige Nazis doch eigentlich ganz nette Nachbarn sein können.
In unserer Gesellschaft denken wir gerne in Schubladen, denken schwarz weiß und kategorisieren Menschen. Doch wir Menschen sind mehr als das und zwischen schwarz und weiß liegen unzählige Grautöne, aber es ist anstrengend hinter die Fassade zu blicken oder die Mauer, wie im Buch zwischen den beiden Nachbarn, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ein mutiges Buch, über Menschen. Es passiert gar nicht so viel in diesem Roman, deswegen fand ich es manchmal etwas langatmig, aber ich mochte den Schreibstil von Juli Zeh sehr gerne und konnte mich auch gut in Dora hineinversetzen, die für ihre Werte steht, sich aber immer wieder selbst kritisch hinterfragt und ihre Menschlichkeit nicht vergisst.
Klarer Schreibstil, mit vielen Erklärungen und Verdeutlichungen, aber nicht zu viel sodass es nicht langweilig wird. Interessantes Thema, wobei die Figuren zeitweilig unnahbar erscheinen. Ein interessantes Spiel der Emotionen.
Juli Zeh hat eine besondere Art ihre Geschichten in einen Humor zu verpacken ,der die Thematik nachdenklich aber auch witzig im Kopf hinterlässt. Eine Geschichte über eine junge Frau ,die sich in Brandenburg zur Zeit der CoronaKrise ein Haus auf dem tiefsten Land kauft. Sich mit NeoNazis als Nachbarn rumschlägt, Frauenfeindlichlkeit und dem Irrsinn, den es zu der Zeit auch gab. Es kommt einem schon ewig lang vor, dabei ist es gerade erst gewesen. Juli Zeh hat mich sehr überzeugt. Manchmal war das Buch etwas langatmig, aber der Humor war einfach grossartig und nachhaltig allemal. Corona ist "vorbei" ,der Rest ist weiter präsent.
INSGESAMT: 4,5/5 ⭐️ Dieses Buch war auf eine so schön erfrischende Art gesellschaftskritisch. Nicht die Art, die oben drauf haut, Schuldige sucht (und findet) und alle und alles tadelt, sondern diejenige, bei der der Fokus nicht auf „Kritik“, sondern auf „Gesellschaft“ liegt, auf den Menschen selbst - auf denjenigen, die sich für Übermenschen halten. Der Beginn des Romans ist ruhig, ein bisschen langatmig, es wird oft zwischen verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit und der Gegenart hin- und her gesprungen, ohne tatsächlich Zeiten zu beziffern oder Anhaltspunkte zu liefern, was manchmal schwer zu verfolgen war. Dennoch liefert die Geschichte viele lebensnahe und aktuelle Themen, es werden gegenwärtige Probleme angesprochen, allen anderen voran der Beginn der Corona-Pandemie, während dem die Geschichte spielt. Es war wirklich interessant und lustig, die ganzen Gefühle und Gedanken des ersten Lockdowns so in verschriftlichter Form vor sich zu haben, insbesondere aus heutiger Sicht, in der das alles irgendwie schon wieder anders ist - nur leider noch lange nicht vorbei. In den Schreibstil muss man erst einmal herein finden, er ist grammatikalisch sehr simpel, allerdings durch die eloquente Wortwahl dennoch unfassbar ausdrucksstark und oftmals bedeutungsschwer. Vor allem gegen Ende schafft Juli Zeh es durch die aufgeworfenen Fragen und Gedanken trotzdem, einen zu Tränen zu rühren. Während es in den ersten 2/3 hauptsächlich um politisch heiß diskutierte Themen geht, wird es danach immer persönlicher, was mich ziemlich unerwartet getroffen hat und mehr berührt hat, als zu Beginn gedacht. Um ehrlich zu sein, zwischendurch habe ich mich immer wieder gefragt, welche Message dieses Buch denn jetzt eigentlich verbreiten möchte, bis ich gemerkt habe, dass genau das eine der vielen getroffenen Aussage ist: Es muss nicht immer eine eindeutige Message geben, Unklarheit ist auch mal in Ordnung. Man muss nicht immer eine Seite wählen, es ist nicht alles nur Schwarz/Weiß, absolute Aussagen sollten hinterfragt werden. Dies hat sich auch in der Hauptprotagonistin Dora widergespiegelt, die unentschlossen war, sich in dem Chaos verloren gefühlt hat und sich von Anfang an schwer getan hat, zu wissen, was sie jetzt eigentlich denken, sagen und machen soll. An vielen Stellen der Geschichte konnte ich mich sehr gut mit ihr identifizieren und habe es als entspannt empfunden, nicht zu einer konkreten Meinungsbildung gezwungen zu werden. Man begegnet in diesem Buch vielen verschiedenen Menschentypen und Sichtweisen, bei denen gezeigt wird, dass Vorurteile nicht immer stimmen müssen - es aber durchaus auch mal können. Man lernt, dass eines nicht immer das andere ausschließt, es immer mehrere Perspektiven und Erklärungen gibt und Menschen nicht in Schubladen gesteckt werden können. Ich war ständig hin- und her gerissen, was ich von dem ganzen Passierten halten soll, die Nebencharaktere waren irgendwie schwer einzuschätzen, weil sie einfach nicht in die „üblichen“ Muster gepasst haben, die man (leider) immer im Kopf hat - was dann direkt zur nächsten Selbstreflexion führt. Auch hier gilt nun mal, dass man nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann, auch nicht diejenigen, die vermeintlich alle in die eine (zu) große Nazi-Schublade passen. Der Roman gipfelt schließlich in der Frage, ob man als Nicht-Nazi denn nun tatsächlich ein Übermensch sei, automatisch besser als alle anderen. Und ob man dadurch ausnahmslos allen Nazis wirklich den erbarmungslosen Tod wünschen würde. (Werbung | Rezensionsexemplar)
Eine gute Story mit wichtiger Botschaft. Fesselnder und kurzweiliger Schreibstil.
Juli Zeh hat es geschafft. Ich habe ein neues Lieblingsbuch. Juli schreibt die Geschichte von Dora, die während des Corona Lockdown wegen einer zerbrechenden Beziehung aus Berlin in die brandenburgische Provinz zieht, so authentisch, so nah und so echt. Der Schreibstil von Juli Zeh ist angenehm und hat mich sofort abgeholt. Sie hat viele kluge Gedanken, über welche es sich lohnt näher nachzudenken. Ich war so sehr in der Geschichte drin, dass sogar im letzten Kapitel als Franzi aus dem Auto steigt, die Tränen kamen (kein Spoiler an dieser Stelle). Ein Buch, dass ich wärmstens empfehlen kann und was sich lohnt noch einmal zu lesen.
Mit Nazis chillen kann auch cool sein - wenn du weiß bist
*Spoiler-Warnung* Ich weiß wirklich nicht, was Juli Zeh mir mit diesem Roman sagen will. Die Corona-Maßnahmen waren übertrieben, was uns aber nicht aus der Sicht von überfordertem Pflegepersonal oder alleinerziehenden Müttern geschildert wird. Stattdessen haben wir die sozio-ökonomisch gut gestellte Dora, die einfach aus Prinzip schon dagegen ist, irgendjemandem folgen zu müssen. Sie zieht auf's Brandenburgische Land und wird vom "Dorf-Nazi" mit selbstgebauten Möbeln und Grillabenden begrüßt. Ja okay, er singt Nazi-Lieder und bedroht die portugiesischen Angestellten eines schwulen Paares, aber die haben ja selbst die AfD gewählt, also selbst Schuld - I guess? Natürlich findet die Arzttochter Dora manches was der Nazi sagt nicht gut. Aber dann stellt sich raus, dass er unheilbaren Krebs hat und bald stirbt. Deshalb feiert das Dorf eine Party für ihn und dann bringt er sich um. Was ist hier die message? Nazis können auch nett sein? Also zumindest, wenn man selbst keiner marginalisierten Gruppe angehört? Nazis haben es auch nicht leicht, sie könnten zum Beispiel Krebs haben? Für mich ist die ganze Geschichte ein möchtegern-erhabener Versuch, Vorurteilen (gegenüber Nazis??) zu begegnen. Dabei werden die Privilegien der Protagonistin jedoch nie wirklich hinterfragt und auch nicht kritisch reflektiert, warum sie überhaupt eine positive Erfahrung mit einem Nazi machen kann.
Geschichtsvergessen Handlung, Charaktere ohne Tiefe
Ich, von meiner Seite aus hätte dieses Buch, nie gelesen , wenn ich es nicht geschenkt bekommen hätte. Ich war dann doch neugierig , weil es ja so überschäumend positive Kritiken. erhalten hat. " Über Menschen" war sogar besser als erwartet, aber in Lobeshymnen werde ich mich nicht verlieren. Kurz gefasst geht es um eine weltoffene Städterin die wegen Corona und Beziehungsschwierigkeiten aufs Land zieht. Ihr Nachbar ist ein eingefleischter Neonazi, der in seiner Vergangenheit seinen rassistischen ordentlich ausgelebt hat. Hinzu kommen noch schwule Afd Wähler als Nachbarn . Einziger Pluspunkt: Ich lobe den flüssigen Schreibstil , welcher humorvoll und selbstironisch daher kommt. Die Charaktere und Handlung nehmen mich nicht mit. Der Leser lernt dass Rechtsradikale auch nett sein können. Meine Gedanken dazu: Die Autorin hat aus der Geschichte nichts gelernt. Immerhin werden hier im Buch, Typen beschrieben, die einer Ideologie nacheifern welche dafür verantwortlich ist, dass Millionen von Menschen aufgrund ihrer Ethnie vernichtet worden. Die lockere Erzählweise führt dazu bei, dass einen das " Nie wieder" vergessen lässt. Am Ende soll ich jemanden eine Träne nachweinen, der sich in rechtsradikalen Netzwerken bewegt, in Lichtenhagen Naziparolen gröhlt , Homosexuelle bedroht und Linke" klatscht" . Wenn dann am Ende der Protagonistin die Erkenntnis kommt " Jeder hasst irgendwen" und man müsste Widersprüche aushalten, wird mir ein wenig übel, weil hier Rassismus und Menschenhass relativiert wird. __
Ein sehr tiefgründiges, nicht zu unterschätzendes Buch mit humoristischen Einlagen im Sinne von Situationskomik, ohne Albern zu sein oder die Wichtigkeit der Geschichte in den Hintergrund zu rücken. Im Mittelpunkt steht Dora, die während des Corona-Lockdowns Berlin verlässt und auf das Brandenburgische Land zieht. Heimlich hat sie dort eine Immobilie erworben und ihren Freund verlassen, um mir nichts dir nichts dort hinzuziehen. Dora wohnt nun auf dem Land, möchte abschalten und Gemüse züchten - in ihrem eigenen Garten. Sie lernt Gote kennen, der ihr Nachbar ist und sich selbst als Dorf-Nazi vorstellt. Gelähmt vom Alltagsrassismus und der Angst, dass sie nichts tun kann, freundet sie sich schleichend mit ihm an. Lernt dabei allerdings auch ein schwules Paar kennen, welches die Afd wählt und einige weitere Menschen, die anders ticken und ihr Weltbild ins schwanken bringen. Gote scheint immer nett zu sein, ist freundlich und etwas ruppig. Sie kennt aber auch seien Vorgeschichte, die sie entsetzt, aber nicht in den Gleichklang mit ihren Erfahrungen bringen kann. In ihr entsteht das Wissen, dass die Welt nicht schwarz weiß ist und auch die Menschen nicht einfach so ticken und dann gibt es da nur diese eine Seite. Gebrandmarkt von Robert, ihrem Freund, erkennt sie nur schleppend, dass es mehr Verzweigungen eines Menschen geben kann. Eine sehr tiefgründige und intelligente Geschichte, die einen nachdenklich zurücklässt. Ich finde, das auch viele Tabus gebrochen werden und sehr aktuell ist und vermutlich leider auch noch länger aktuell bleiben wird. Wie geht man damit um, wenn der Nachbar ein Nazi ist? Wenn er aber eine Tochter hat, die geliebt werden muss ? Wenn der Nachbar immer nett zu dir ist - mit der Einschränkung, dass er Ausländer hasst und das nicht als Makel sehen kann? Was wenn ihr eng zusammenwächst, weil es ein riesen Schicksalsschlag gibt und du dich plötzlich in einer Verantwortung siehst? Unfassbar stark. Und sehr traurig - Allumfassend.
Gute Geschichte - über Schubladen denken, der Suche nach Zufriedenheit, die Widersprüche zulassen muss
Ich habe der Geschichte in der Hörbuchversion gelauscht. Die Sprecherstimme war angenehm und passend zur Geschichte. Vorweg, die Geschichte hat mir gut gefallen. Einzig wurde ich vom Corona- Thema etwas getriggert. Aber auch das gehört nun dazu. Vor allem in dem Buch, wo es darum geht, dass es keine einfachen Wahrheiten gibt. Schubladen- Denken und die Frage nach der richtigen Haltung in unserem Leben präsent sind...wenn man sich tiefer mit dem Thema befasst. Eine junge Frau zieht aus dem hippen Berlin in die Pampa Brandenburgs, wo sie ein Haus renoviert und Kartoffeln anbaut. Dort trifft sie auf unterschiedliche Charaktere, die ihre Gedanken durcheinander bringt und erkennt, dass nicht alles schwarz oder weiß ist. Fazit- wir vergessen viel zu oft den Menschen, statt dessen gibt's ja Schubladen
Ein Buch über Vorurteile, echte Begegnungen und die Erkenntnis, dass das Leben selten schwarz-weiß ist. Treffend, witzig, ehrlich, lesenswert.
Als ich gelesen habe, dass die Hündin „Jochen der Rochen“ heißt, habe ich das Buch sofort beendet. So ein Hypercringe.
Dorf, Stadt, Corona, Freiheit
Ich weiß nicht recht wie ich dieses Buch einschätze. Es hat sich gut gelesen, schreibstil flockig und einfach. Aber irgendwie war ich nicht so einverstanden wie das Dorf und die Stadt so dargestellt wurden. Ich selbst hab 20 Jahre in der Stadt gewohnt und mittlerweile fast so lange auf einen Dorf. Weiß nicht Dorf gleich Einbrödler, nicht gewollte bzw sorry mir fehlt das Wort, nicht passende vielleicht, Narzis, alle schauen was der andere macht. Stadt gleich jeder lebt in seiner bubble, keiner schaut was der andere macht. Ich weiß nicht das waren mir zu viele Klischees die es so gar nicht mehr unbedingt gibt. Aber das muss man alles selbst bei lesen rausfinden. Ich hab das Buch gemocht anders kam man es nicht sagen. Nur Corona ging mir etwas auf den Keks aber das liegt nicht am Buch.
Julie Zeh schreibt "Über Menschen " und über vermeintliche Übermenschen und zwischenmenschliche Beziehungen überhaupt während der Coronazeit. Sie traut sich mal wieder an Themen heran, welche manche Menschen am liebsten totschweigen würden.Ihr kluger und eindringlicher Schreibstil regt zum Nachdenken an und bleibt im Gedächtnis. Sogar die Kämpfläufer (aus einem anderen Roman von J.Z. ) fanden auf besondere Weise wieder ihren Platz. Das Ende hat mich emotional sehr berührt. Ich freue mich schon darauf, weitere Bücher von ihr zu lesen.
Witzig und doch auch zum Nachdenken. Wie hilflos wir sind, wenn nahe Personen faschistisch sind.
Juli Zehs sprachlicher Ausdruck ist einfach eine Wucht. Sie gibt diffusen Gedanken und Gefühlen, die ich selbst so nicht benennen könnte, eine Stimme und lässt einen auf diese Weise förmlich an ihren Lippen hängen. Die Geschichte an sich ist nicht sonderlich aufregend, die Beziehungsdynamiken hingegen schon. Ich denke, darüber könnte man sich richtig gut austauschen und wirklich tolle Gespräche führen. Abseits von Fantasy und Co. kann ich dieses Buch also wirklich empfehlen. :)
Für mich ein schwerer Brocken, aber eine durchaus gut durchdachte Geschichte
Juli Zeh schreibt geistreich, schlau und so bedacht. Sie benennt Sachverhalte gesellschaftskritisch und hinterfragt gekonnt das System in dem wir leben. Ich habe leider Monate gebraucht, um das Buch zu beenden. Immer wieder habe ich es weg gelegt, obwohl die Autorin so gut schreibt, lag es, für mich, am Thema. Corona l, Krebs und Fremdenfeindlichkeit...die Abgehängtheit auf dem Dorf. Alles für mich keine fremden Themen, sondern aus meiner Kindheit und Jugend und ich fand daher nichts faszinierend daran, sondern habe eher eine große Schwere verspürt. Mein persönlich thematischer Fehlgriff, jedoch eine großartige Autorin!
Wow. Was für ein gewaltiges Buch!
„Sie weiß immer noch nicht, wie es weitergehen soll aber sie weiß wenigstens, wie es nicht weitergeht, und das ist vielleicht alles, was ein Mensch im Leben wissen kann.“
In „über Menschen“ geht es um Dora, die von ihrem Corona-fanatischen Klimaaktivisten-Freund aus Berlin in ein kleines Dorf namens Bracken flieht. Gemeinsam mit ihrer kleinen Hündin kauft sie dort ein Haus und ist mit anderen Herausforderungen, Vorurteilen und den Strukturen des Dorflebens konfrontiert. Sie lernt viel über sich und gerät in teils absurde Lebenskonstruktionen hinein. Vor allem lernt sie aber worauf es letztendlich für sie ankommt. Mir hat das Buch überraschend gut gefallen und ich musste an vielen Stellen sehr schmunzeln. Ich habe im Voraus viele Bewertungen gelesen, in denen bemängelt wurde, dass rechtes Gedankengut bzw Nazis teilweise klein geredet werden, jedoch empfand ich es eher so, dass Dora damit vor die größte Extreme gestellt wurde und an keiner Stelle wurde sie vom Gegenteil überzeugt oder hat das Gedankengut angenommen oder es für gut empfunden. Sie hat einfach den Menschen dahinter gesehen und aus Selbstlosigkeit gehandelt. Es ist ein total nettes Buch für Zwischendurch, was einen auch selbst zum Nachdenken bringt und eine Zuflucht aus dem Alltag darstellt. Super unterhaltsam und flüssiger, witziger Schreibstil machen es einem Leicht Sympathie mit Dora aufzubauen, obwohl man sie nicht immer nachvollziehen kann.
Tolles Buch- Zusammentreffen von Stadt und Landmenschen
Juli Zeh habe ich bereits im Abitur lesen dürfen, damals handelte die Geschichte von Mia und Moritz in der dystopischen Gesundheitsdiktatur. Diesmal habe ich mich entschlossen Juli Zeh nochmal eine Chance zu geben, und ich muss sagen, dass mich das Buch sehr beeindruckt hat. Besonders die Bindung von Dora und Franzi gefällt mir gut, aber auch die anderen Protagonisten entwickeln sich prächtig. Das Ende fand ich sehr traurig, aber alles in allem eine gute Sozialkritik. Warum es von mir keine fünf Punkte gibt liegt daran, dass ich mich anfangs schwer tat nochmal so in die Pandemie- Welt abzutauchen…
Tolles Buch für neue Perspektiven, aber...
... manchmal auch übers Ziel hinausgeschossen bzw. vereinfacht dargestellt. Ich möchte das Buch trotzdem sehr gerne. Die Figuren sind - vor allem im Dialog - wirklich toll konstruiert. Vor allem die Hauptfigur ist wirklich sehr "real". Ich kann das Hörbuch total empfehlen.
Gesellschaftskritisch, provokant, amüsant, über Menschen!
Ich bin überrascht. Dieses Buch ist vereint so viele Themen, dass man garnicht weiß, worüber man zuerst nachdenken soll. Rassismus, Politik, Selbstfindung, Familienkonstellationen, Trauer, Krankheiten, ungewollte Sympathien und und und. Trotz der Fülle der verschiedenen Themen ist das Buch rund, hat eine klare Sprache war nie langweilig und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.
Besinnung auf die Menschlichkeit und die Vergänglichkeit
Es werden sehr viele Klischees angesprochen und aufgegriffen und auf Unterschiede aufmerksam gemacht. Letztendlich zählen aber doch nur die Gemeinsamkeiten und das Mitgefühl untereinander. Sehr gut zum Erden. 4 Sterne, da mich die Geschichte grundlegend nicht zu 100% in den Bann ziehen konnte.
Stoff zum Denken!
Juli Zehs Bücher tun immer etwas weh und lassen einiges an Stoff zum Nachdenken. So auch hier. Bei den aktuellen politischen Entwicklungen könnte aus meinem Verein, der Gemeinde, der Familie und der Nachbarschaft ein Nazi/AfD/rechter sein. Und wie gehen wir um? Wo verlieren wir Menschen, weil wir den Austausch meiden? Juli Zehs Buch ist ein Aufruf zum Dialog - auch wenns wehtut.
Hab irgendwie keine Worte für das Buch, es hat mich absolut gefesselt und traf mitten ins Herz. Aktueller denn je und mit ein bisschen Reflexion absolut lesenswert.
So Charmant
Ich selbst bin kürzlich aufs Brandenburger Land gezogen und kann mich sehr mit dem Szenenbild des kleinen Profinzortes und den Herausforderungen verschiedener Weltbilder identifizieren. Das Buch greift die Realität so charmant auf, lässt Sympathie zu jedem einzelnen Charakter aufbauen und hat mich am Ende mit Tränen in den Augen zurückgelassen. Und wie cool ist bitte der Name „Jochen“ - der Rochen für einen kleine Hündin?

"Dora fürchtet, dass die Demokratie am Kampf der Ängste zerbricht." Der Titel "über Menschen" hat mich neugierig gemacht. Was es genau damit auf sich hat, erfährt man erst in der zweiten Hälfte des Romans. Wenn man sich an den Schreibstil gewöhnt hat, bekommt man mit "Über Menschen" eine Geschichte, die nachdenklich macht. Die Autorin spricht viele Themen an. Zeitlich befinden wir uns mitten in der Corona Pandemie. Es geht um politische Ansichten, extremen Klimaaktivismus, Links und Rechtsextremismus, aber auch um Ängste, Sorgen, sowie die wichtigen Dinge im Leben jedes einzelnen. Außerdem hat sich mir während des Lesens die Frage gestellt, was einen Menschen, aufgrund seiner Ansichten zu einem schlechten Menschen macht. Was kann ich tolerieren? In welchem Maße kann eine gute Eigenschaft eine schlechte ausgleichen? Kann man aufgrund eines politischen Standpunktes einer Person auf den Charakter in anderen Bereichen schließen, oder ihn sogar verurteilen? Worum geht es? Dora ist die Protagonistin. Sie flieht während des Lockdowns aufs Land, weil ihr Partner panische Angst vor Covid hat und einen extremen Zwang entwickelt. Auf dem Land in Bracken landet sie in einer völlig neuen Welt. Covid ist hier nicht präsent. Hier pflanzt man Frühkartoffeln und hilft sich gegenseitig. Sie lernt verschiedene teils skurrile und extrem denkende Menschen kennen. Ihr Nachbar ist ein Nazi gegen den sie natürlich sofort eine Abneigung entwickelt. Doch dann stellt sie fest, dass er trotz seiner politischen Ansichten hilfsbereit ihr gegenüber ist. Je mehr Dora über ihn erfährt, desto zwiegespaltener ist ihre Meinung. Sie lernt den Menschen hier dem Nazi kennen. Für mich ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Allerdings musste ich mich erst an den Erzählstil gewöhnen, der, vor allem am Anfang richtige Salven an Informationen unterschiedlicher Art an den Leser sendet. Im Mittelteil gab es für mich auch die eine oder andere Länge. Dennoch gibt es von mir eine Leseempfehlung.
Zeiten wie diese brauchen Bücher wie dieses.
Mit „Über Menschen“ versetzt einen Juli Zeh direkt wieder in die Zeiten der Corona-Pandemie. Vermutlich eine Zeit die die meisten von uns gerne vergessen würden. Auch wenn viel aus der Pandemie (zum Glück) nicht übrig geblieben ist und wir seitdem wieder ein recht freies unbeschwertes Leben ohne Einschränkungen führen Können, zeichnet sich die politische Kluft die in Deutschland herrscht auch 4 Jahre später deutlicher denn je ab. Dabei schafft es Juli Zeh nicht nur, durch die Art und Weise des Schreibens ein locker leichtes Lesegefühl hervorzurufen, sondern schafft es auch einem an der ein oder anderen Stelle einen Schmunzler zu entlocken. Aus meiner Sicht genau der richtige Weg um sich der Frage zu stellen wie man mit Menschen umgeht, die eine andere politische Meinung haben als man selbst. Immerhin ist die Thematik selbst schon ernst genug und die Betrachtung mit einer Prise Humor kommt entsprechend ganz recht.
Ich hab mich schwer getan
Dora zieht während den Corona-Anfängen von der Stadt aufs Land. Hier lebt es sich für sie plötzlich freier und leichter als mit ihrem Freund in Berlin in der Enge ihrer Wohnung. Da stört sie sich auch nicht am Dorf-Nazi von Nebenan und auch nicht an den AfD-Wählern. Dieses Buch hat mich sehr zwiespältig zurück gelassen. Erst einmal versteht es Juli Zeh gut zu schreiben. Es liest sich locker flockig, aber jetzt kommen wir schon zur Kritik. Denn viel kam mir hier nach Klischee Moral vor. Natürlich sind Nazis auch Menschen und liebende Familienväter. Aber ob man darüber und über den „Jeder hasst eben jemanden“ Ansatz hin gleich so wohlwollend auf den neuen Nachbarn blicken muss. Ich glaube nicht. Hingegen steht die Stadt hier als eher hysterische Klimakrisenbubble, die ohne Grund Corona ernst nehmen und auch sonst nur schlecht weg kommen. Wenn man schon den „wir sind alle Menschen“ Ansatz fährt, dann sollte es mehr Grautöne geben, Verständnis und die Möglichkeit wieder sinnvoll über etwas diskutieren zu können. Die woke Bubble ist nämlich nicht automatisch eine hysterische und das Land ein nachbarschaftliches Idyll. Und auch anders rum weiß die Stadt nicht besser wie es läuft und auf dem Land leben dumme Hinterwäldler und Rassisten. Das wäre mehr das was ich mir gewünscht hätte, Vielfalt.
Franzi und Jochen <3
Dieses Hörbuch lässt mich etwas ratlos zurück. Der Kontrast zwischen der eigenen Moral und der eigenen Lebensqrealität wird gut dargestellt mit dem faden Begeschmack, der dazu gehört. Ich selbst habe meine Jugend in einem ganz ähnlichen Dorf in Sachsen verbracht und kann daher den inneren Konflikt der Protagonistin gut nachfühlen. Mir persönlich wurde Corona zu oft erwähnt. Das Thema hätte es für dieses Buch gar nicht gebraucht. Mein Herz hängt an Franzi, die sich ihren Weg in diese Welt voller Widersprüche sucht. So kann doch ein Mensch gleichzeitig ein liebevoller Vater sein, während er stolz von Rostock Lichterhagen berichtet und sich als Dorfnazi bezeichnet. Auch Nazis sind Menschen und werden von anderen geliebt, ob es dem eigenen Moralkompas passt oder nicht. Nichtsdestotrotz fehlte mir jemanden im Dorf, der konsequent und nachhaltig Stellung gegen den Nazi bezieht. Aber auch hier gilt wieder: Es ist leichter gesagt als getan und stumm nicken, ist leichter als jeder Konflikt. Das Buch hinterlässt mich mit einem unbestimmt nachdenklichen, negativen Gefühlt.
Der Inhalt hallt nach…
Neuer Ort , neue Menschen , Grund genug um sich selber zu überdenken. Es ist Anfangs mühsam sich in die Geschichte zu denken aber ab der Mitte fasst einen das gelesene und am Ende denkt man noch lange darüber hinaus nach

Bewegend, still schweigend, hinterlässt Fragen & ein komisches Gefühl, dennoch Leseempfehlung!
,,Die Welt benötigt weniger Ideologie und mehr Menschlichkeit’’ hatte eine Person aus der Buddy Read Gruppe mit eingeworfen → Juli Zeh hat es in ihrem Roman meines Erachtens nach nicht hinbekommen, eine Brücke zu bauen. Die Geschichte bleibt für ,,sich stehen’’, ohne Einordnung und ohne Hinweise. Dennoch gibt es eine Lese Empfehlung von mir, da ich die Geschichte trotzdem gut fand. Das hin und her zwischen ,,richtig“, ,,nicht richtig“ und ,,Moral“ wurde von der Protagonistin Dora passend verkörpert und die Geschichte regt zum Nachdenken an. Immer wieder kommt die Frage auf: ,,wie hätte ich in dieser Situation gehandelt?“. Mir fällt es weiterhin schwer, eine Rezension für dieses Buch zu verfassen. Der Roman spielt während der Corona Zeit. Der Schreibstil von Juli Zeh ist atmosphärisch, witzig, klug und erweckt ihre Protagonist*innen zum Leben. Dora hält es nicht mehr lange bei ihrem Freund Robert (Biologe) in Berlin aus, welcher während der Corona Zeit zum Corona Fanatiker wird und ihr sogar verbieten möchte, mit ihrem Hund ,,Jochen der Rochen’’ spazieren zu gehen. Als ihr Robert zu viel wird, verzieht sich Dora in das ländliche Örtchen ,,Bracken’’, in dem sie ein Haus gekauft hat, ohne vorher zu wissen, ob sie sich in ,,Bracken’’ wohlfühlen wird. Dora’s Welt wird in ,,Bracken’’ komplett auf den Kopf gestellt. Eine ihrer ersten Begegnungen ist mit dem ,,Dorfnazi’’ Namens Gote, der Nachbar von gegenüber, lediglich getrennt durch eine Mauer. Gote verhält sich im Verlauf der Geschichte immer mal wieder übergriffig, in dem er bspw. Dora Möbel zimmert und diese ohne vorher zu Fragen, in ihr Haus bringt. Zudem zeigt er sich mit seinen Freunden offen als ,,Nazi’’, bspw. indem sie ,,Nazi-Lieder’’ lauthals singen. Und als wäre dies nicht genug, scheint Gote zusätzlich eine schwerwiegende Straftat begonnen zu haben und befindet sich gerade auf Bewehrung. Es entsteht dennoch eine Art Freundschaft zwischen Dora und Gote. Als Dora zufällig die Tochter (Franzi) von Gote kennenlernt, wird sie schnell ein Teil ihres Alltags und erfährt nach und nach die verheerenden Zustände, in denen Franzi bei ihrem Vater lebt. Gote wohnt in einem Wohnwagen vor seinem Haus, sein Haus selbst scheint wie verlassen. Allerdings befindet sich in diesem Haus das Kinderzimmer von Franzi. Als Dora das Kinderzimmer sieht ist sie geschockt und weiß vorerst nicht, wie sie handeln soll? Sie macht sich gedanken über das Jugendamt, schaltet dieses aber nicht ein (für mich ein ,,no-go’’, nachdem wir bestimmte Hintergrundinfos über Gote gesammelt haben und die Wohnverhältnisse von Franzi in Erfahrung gebracht wurden - ich als Sozialarbeiterin hätte hier definitiv anders gehandelt - es zeigt allerdings auch, wie schwer es Menschen fallen kann, das Jugendamt rechtzeitig zu informieren). ,,Bracken’’ ist geprägt von Alltagsrassismus und auch dies ist eine Form der Diskriminierung, die nicht einfach im Raum stehen gelassen werden sollte. Wer etwas gegen Rassismus tun möchte, muss sich aktiv dafür entscheiden. Dies passiert im Buch allerdings so gut wie nie, außer das Dora ab und an Gote sagt, wie ,,scheisse’’ sie seine Aktionen, seine Art zu denken, findet. Von Flüchtlingen und ,,Kanacken’’ wird gesprochen, die nicht dort leben sollen, von Nazi’s, von einer Gemeinschaft, von Freundschaft, von Homosexualität, Familiendramen, Krankheit und Verlust. Im Verlauf der Geschichte wiederfährt Gote eine unheilbare Krankheit und Dora fühlt sich verantwortlich. Am schwierigsten finde ich die Freundschaft zu Gote sowie die Zustände in denen die Tochter von Gote lebt. Dora sagt zwar offen ihm gegenüber, dass sie von dieser ,,Nazi scheisse’’ nichts hält und sie kämpft immer wieder mit ihren moralischen Vorstellungen, doch Gote und seine Tochter lässt sie nicht im Stich. Insgesamt fand ich es spannend in die Gefühlswelt von Dora und manch anderen Protagonist*innen einzutauchen und auch die inneren Widerstände in manchen Szenen zu spüren. Dieses Buch kann ein Zeichen für Menschlichkeit sein und ja, auch Nazi’s können ,,sympathisch’’ sein. Ist es dennoch richtig, diese in ihrem tun weiterhin zu ,,unterstützen’’, indem man sich nicht distanziert oder klar stellt, diese Art und Weise des Denkens/Handelns nicht unterstützen zu wollen? Das ist finde ich der Unterschied in der Meinungsfreiheit. Wenn jemand rechtsradikal (oder anders extrem eingestellt ist), sind es keine freien Meinungsäußerungen, sondern Menschenverachtende/Verfassungswidrige Äußerungen/Handeln. Und genau dort ist die Grenze erreicht, dass es nicht mit ,,freier Meinungsäußerung’’ gedeckelt werden kann und sollte. Ich hätte mir am Ende des Buches eine Einordnung der Autorin gewünscht gepaart mit Hinweisen zu Expert*innen aus z.B. Antidiskriminierungsarbeit. Ich glaube es hätte mir ein besseres Gefühl gegeben.
Lesenswert
Corona - Flucht vor der Stadt aufs Brandenburger Land - geht das, kann man als Stadtkind im Land ankommen, sich einleben und eins mit der Natur und den Eigenheiten der Landleute werden :-) und dass I Tüpfelchen ist dann der Nachbar - der Dorf Nazi - dies ist eine wirklich gute Geschichte, über die eigenen Überzeugungen und menschlichen Werte, über das Leben in Brandenburg, über Ängste und Hoffnungen
Fühle mich sehr verbunden zu dieser Geschichte. Ich liebe, wie ich als Lesende mit den Themen unserer Zeit konfrontiert werde und meine eigenen Ansichten hinterfragen darf. Die Story zeigt eine Lebensrealität, wie ich sie selbst kenne, aber zu oft ignoriere. Juli Zeh gab mir einen wichtigen und entscheidenden Satz mit auf den Weg, der mich ab jetzt begleiten wird und über den ich unendlich froh bin: „Das Zauberwort ist: trotzdem“.
Entgegen der vielen positiven Bewertungen fand ich das Buch jetzt nicht sooo toll. Hatte mir durch den Klappentext etwas mehr versprochen bzw. etwas anderes erwartet. Das Buch hat sich für mich sehr gezogen, weshalb ich zwischendurch ein anderes Buch gelesen habe, bevor ich das Buch dann letztendlich doch beendet habe.

Schwierig.
Ich habe mich richtig darum gedrückt, dieses Buch zu bewerten, weil es mich mit einem unguten Gefühl zurückgelassen hat. Vorab, der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut. Teilweise schon fast poetisch und angenehm zu lesen. Für mich hätte man aus der Geschichte aber so viel mehr machen können. Sich mit Rassisten „anzufreunden“ und Rassistisches Gedankengut als bloßes „Anders-Denken“ hinzunehmen, kann man sich halt auch nur leisten, wenn man sich selbst nicht mit Rassismus konfrontiert sieht und nicht persönlich davon betroffen ist. Die Geschichte wäre ganz anders gelaufen, wenn die Protagonistin keine „08/15“-Deutsche Marketing Maus aus Berlin gewesen wäre. Ich verstehe zwar den Ansatz, dass wir Hass nicht mit Hass bekämpfen sollen. Die teilweise heftigen, rassistischen und homophoben Aussagen wurden mir dann aber doch zu leichtfertig stehen gelassen. Der Roman schafft es einerseits, uns einen Spiegel vorzuhalten und teilweise konnte ich mich - leider - auch mit der Machtlosigkeit der Protagonistin identifizieren. Andererseits fehlen mir eine klare Distanzierung und Konsequenzen für das Handeln von Gote. Wieso müssen wir Menschen, die andere Menschen per se als weniger wert ansehen und degradieren - sei es aufgrund ihrer Herkunft oder Sexualität - so akzeptieren wie sie sind? Müssen wir Mitgefühl mit jemandem haben, der keinerlei Respekt für seine Mitmenschen hat, sobald sie nicht seiner Vorstellung entsprechen? Die Autorin hat sich in diesem Roman meines Erachtens zu einfach auf die Seite des Miteinanders geschlagen. Ja, Schicksale können hart sein und kein Mensch ist nur gut oder nur böse. Es mag realistisch sein, dass die Protagonistin nicht aufs Land zieht und ihren Nachbarn umkrempelt und bekehrt. Als weiße, deutsche Frau kann ich schließlich leicht sagen „Hey seid doch einfach mal lieb zueinander, jeder hat eine gute Seite, klar sehe ich auch das Gute in meinem rassistischen Nachbarn.“ Das ist nur leider wahnsinnig privilegiert und unfair gegenüber denjenigen, die die tatsächlichen Auswirkungen von Rassismus am eigenen Leib spüren müssen.
Nazis, Corona und andere starke Meinungen
Ich hatte nicht erwartet, dass dieses Buch solche Resonanz in mir auslöst. Es liegt abseits der Nazi-thematik vollständig im Bereich meines eigenen Buches. Diese selbstkritik und das verarbeiten eigener Meinungen. Die Wandlung der Gefühle in Bezug auch auf starke Meinungen. Im Kern ist es eine sehr flache Geschichte, doch mittels all dieser angeschnittenen Kritik and die Kultur und der Welt bilden sich im regelmäßigen Abstand neue Gedankenblasen die ablenken von der übergreifenden Geschichte. Ich würde mir nur wünschen, dass die Bücher von Zeh sich nicht so ähnlich anhören würden... Unter Leute, Über Menschen, Über Leute?
Regt zum Nachdenken an
Anfangs war ich ein bisschen skeptisch, aber zum Ende hin packt es einen echt. Sehr emotional, berührend und zum Nachdenken anregend. Man hinterfragt nachher quasi seine gesamte Existenz🥲🥲
Juli Zeh ist eine grossartige Erzählerin! Präzise und mit feinem Humor zeichnet sie ein Bild unserer Gesellschaft, welches Schwarz-Weiss-Denken alt aussehen lässt. Ich mochte es sehr!
5 Sterne, weil einen das Buch mit einem so unangenehmen Gefühl zurück lässt und so viele Fragen aufwirft. Dürfen Nazis sympathisch sein? Darf ich Mitgefühl mit den Rassisten haben? Wie gehe ich selbst mit Alltagsrassismus um, wenn ich ihn erlebe?
Wunderschön
Ein wunderschönes Buch das mich sehr beschäftigt hat. Teilweise ironisch, lustig und traurig.
…und das Leben ist nicht schwarz-weiß
Ein wundervolles Buch über uns Menschen, unsere Gedanken, unsere Beziehungen zueinander. Dabei so fein gezeichnet und mit Worten beschrieben, wo manchmal die Worte fehlen.
Es hat etwas gedauert bis ich in das Buch reingekommen bin und hat sich anfangs auch gezogen. Etwa in der Mitte fing ich aber an, die Geschichte spannend zu finden und gegen Ende hat mich die Geschichte gerührt. Das Buch zeigt gut auf, wie kompliziert zwischenmenschliche Beziehungen und Gefühle sein können. Trotz der Gegegensätzlichkeit der Charaktere bestand zwischen ihnen eine gewisse Verbundenheit, die ich interessant fand und von der Autorin, gerade gegen Ende, auch gut dargestellt wurde.