Die Freundschaft von vier temperamentvollen Georgierinnen in den Turbulenzen des Umbruchs in ihrem Heimatland zur Jahrtausendwende. Alle vier sind mehr oder weniger in die Machenschaften der örtlichen Mafia verwickelt. Wuchtige Erzählung mit Sogwirkung. Absolut empfehlenswert.
Bin sprachlos - was für ein grandioses Buch!
Ein Buch über Freundschaft in schwierigen Zeiten des Krieges - wunderschön erzählt, mit sehr berührender Sprache. Tragisch und wird mich noch lange begleiten.
Großartige Erzählkunst
Buch über die Freundschaft von Queto, Ira, Nane und Dina in Georgien. Über Familie, Verrat und Liebe. Es wird in Rückblenden erzählt die flüssig und interessant mit der Gegenwart verwoben sind. Über 25 Stunden Hörgenuss die sich lohnen!
Atemberaubend, wunderschön und schmerzhaft zugleich
„Das mangelnde Licht“ von Nino Haratischwili ist für mich persönlich ein Meisterwerk, das mich vollkommen umgehauen hat. Die Autorin verknüpft die Vergangenheit und Gegenwart eindrucksvoll durch das Wiedersehen der Figuren in einer Kunstausstellung, was von Anfang an eine direkte, fast greifbare Nähe zu den Protagonisten herstellt. Die reflektierenden Blicke auf die ausgestellten Fotografien tragen dazu bei, dass der Leser unmittelbar in die Gedanken und Erinnerungen der Figuren eintauchen kann. So entfaltet sich eine zarte, aber kraftvolle Erzählung, die mit jedem Rückblick die Geschichte der miteinander verflochtenen Leben langsam und eindrucksvoll aufbaut und auch jegliche Nebencharaktere Gestalt annehmen und niemanden nur gut oder böse erscheinen lässt, sondern Tiefe und Dimension gibt und die innere Zerrissenheit eines Jeden in solch schwierigen Zeiten aufzeigt. Was dieses Werk besonders auszeichnet, ist die atemberaubend bildliche Sprache, mit der Haratischwili die verschiedenen Spielorte lebendig werden lässt. Ihre Beschreibungen sind so malerisch, dass man die Räume, die Straßen und die Gesichter der Charaktere fast vor sich sieht. Doch es sind nicht nur die Orte, die im Gedächtnis bleiben, sondern auch die tiefgründigen, schmerzlichen und gleichzeitig faszinierenden Abgründe, die die Handlung prägen. Die Gesellschaft, die in diesem Werk porträtiert wird, ist zerbrechlich, von Trauer und Verzweiflung gezeichnet. Doch Haratischwili gibt dem Leser nie das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Im Gegenteil, sie lässt immer wieder kleine Lichtblicke durchscheinen – seien es flüchtige Momente des Glücks, zwischenmenschliche Begegnungen oder zarte Akte des Mitgefühls. Diese Lichtblicke sind nicht einfach heile, sondern erscheinen vor dem Hintergrund eines ständigen Chaos, was ihre Intensität und Schönheit noch verstärkt. Es ist diese subtile Ambivalenz, die „Das mangelnde Licht“ so außergewöhnlich macht: Der Leser wird in die düstere Realität gezogen, um dann, gerade in den schmerzhaftesten Momenten, ein zartes Aufatmen zu erfahren. Haratischwili fängt das fragile Gleichgewicht zwischen Dunkelheit und Hoffnung auf eine Weise ein, die den Leser tief berührt und lange nachhallt. Ein Buch, das sowohl zum Nachdenken anregt als auch mit seiner poetischen Sprache verzaubert.
„Niemand hatte mir gesagt, wie man erwachsen wird, niemand hatte mir erzählt, wie man Menschen, die man liebt, durch all die Ungewissheit jagen soll, die das Leben einem aufzwingt.“ S.216
Eine tiefgreifende Erzählung 4 junger Frauen in den Zeiten des Bürgerkrieges in Georgien. Durch ihre Freundschaft verbunden, erleben sie eine Zeit der Zerrüttung und Gewalt und werden durch den Tod einer von ihnen für Jahre getrennt. Als sich die 3 Überlebenden auf einer Ausstellung wieder treffen, müssen sie sich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Höchst informativ, emotionsgeladen und bildgewaltig. Große Empfehlung.
Mitreißender, trauriger Roman
Nino Haratischwili hat es wieder geschafft, mich über 800 Seiten hinweg in ihren Bann zu ziehen. Die Geschichte ist berührend, ohne ins Pathetische abzugleiten. Zugleich ist sie Zeitzeugnis der nicht allzu fernen georgischen Geschichte, was oftmals erschreckend traurig ist. Alles in allem ein wunderbarer Roman, den ich nur sehr ungern zugemacht habe. Die Figuren werden mich noch eine Weile begleiten, so wie ich mir das bei guten Romanen wünsche.
Eine tolle Fotoausstellung
Ich habe das Buch verschlungen. Zum Anfang wird und ein ganzes Haus oder ein Innenhof mit den Familien vorgestellt, da habe ich mir ne Liste gemacht. Es spielt in Georgien in wilden Zeiten. Was damals die Brüder doch für eine Macht über ihre Schwestern ausübten und heute ja noch zB bei den Türken.
Leider etwas zu langatmig und gewollt, es entsteht keine richtige Verbindung zu den Charakteren
Nach dem Brilka Buch, das für mich ein Highlight war, waren meine Erwartungen wahrscheinlich zu hoch. Hier war mir die Länge des Buches zu langgezogen und mit zu vielen Belanglosigkeiten gefüllt. Es war mir zu viel des Dramas. Die Erzahlweise ist überwiegend gut und die Figuren wieder sehr gut ausgearbeitet was bei der Dicke des Buches auch zu erwarten ist. Ich habe teils das Hörbuch gehört was gut gelesen wird.
Anstrengend
Ja, sie schreibt gekonnt und zum Teil wirklich poetisch, aber insgesamt und auf Dauer finde ich es einfach anstrengend. Auf gefühlt 3000 Seiten wird ein Unglück ans andere gehängt und doch passiert nichts. Die Figuren taumeln zwischen nie gesehenem Leid und unübertroffener Stärke und bleiben doch blass und einem/mir total fremd. Kein Buch was hängen bleibt.
Epische Geschichte über vier Freundinnen, die unter schweren Bedingungen erwachsen werden
Das letzte Buch für diesen Monat und ein Volltreffer als Buch des Monats! Nino Haratischwili hat mich mit dieser Geschichte gefangen genommen und begeistert. Die Sowjetunion geht in der GUS auf, doch das Staatenbündnis zerfällt kaum, dass es entstand. Georgien stürzt in einen wirtschaftlichen Abgrund. Autonomiebestrebungen Abchasiens führen zum Krieg. Die Geschichte spielt in Tbilissi, wo vier Freundinnen - Keto, Dina, Nene und Ira - ihre Jugend während der chaotischen 1990er Jahre erleben. Sie wachsen gemeinsam in einem Hof auf, alle entstammen unterschiedlichen Familienverhältnissen. Keto, die Ich-Erzählerin, wächst ohne Mutter, dafür aber mit zwei Großmüttern auf, einem vergeistigten Vater und einem Bruder, der den sozialen Aufstieg und Anerkennung auf dubiosen Wegen sucht. Nene ist die Tochter einer Familie der georgischen Mafia, die erst mit Betrug und illegalen Schmuggelgeschäften die Stadt regiert und später maßgeblich an der Drogenschwemme im Land beteiligt ist. Ira, eine ruhige aber trotzdem leidenschaftliche Persönlichkeit wirkt solidarisch, sondert sich beizeiten ab und ist doch intensiv mit den Freundinnen verbunden. Und Dina, sprühend vor Lebenslust, sucht genauso wie die 3 anderen, nach Licht in diesem Dunkel. In einer Zeit politischer Umbrüche und sozialer Herausforderungen versuchen sie, ihre Träume und Hoffnungen zu bewahren. Liebe, Verrat und Herausforderungen begegnen Ihnen und zeichnen ein düsteres Bild von dieser Gesellschaft. Männer haben hier in allem das Sagen und so sehr Frauen auch darum kämpfen für sich Entscheidungen zu treffen, so sehr scheitern sie oft am gewalttätigen Patriarchat. Die Figurenentwicklung ist grandios und ich hab mich nicht eine Sekunde gelangweilt. Manchmal glaubte ich, dass Ereignisse unaufgelöst bleiben, oder Erklärungen fehlen doch am Ende kommt fast alles auf den Tisch! Die Autorin liegt Spuren, und man meint zu wissen, wie es weitergeht und dann passiert etwas ganz anderes. Die Verzweiflung der 4 Freundinnen, das auseinanderdriften, während sie erwachsen werden und die Sehnsucht nach dem Zusammensein sind deutlich spürbar. Und obwohl die Männer mit unlauteren Mitteln versuchen, die Frauen für sich zu benutzen, merkt man an vielen Stellen doch, dass ihre gebrochenen Lebenswege ihnen viel genommen haben. Es gibt zwei Zeitstränge, einer spielt in den 90er Jahren und der andere 30 Jahre später. Drei der vier Freundinnen begegnen sich auf der Ausstellung von Dina, der Fotografin, die verstorben ist. Keto wandelt von Bild zu Bild, findet sich und ihre gemeinsame Vergangenheit dort wieder und in diesen Erinnerungen lesen wir die Rückblicke. Kombiniert mit den Gesprächen, die sie mit Nene und Ira führt, setzt sich das Bild ihrer Biografien zusammen. Schon allein diese Idee finde ich genial. Das Buch zeichnet ein lebendiges Bild von Tbilissi und verbindet persönliche Schicksale mit der wechselvollen Geschichte des Landes. Haratischwili erzählt einfühlsam und kraftvoll von der Bedeutung von Familie, Freundschaft und der Kraft der Erinnerung. Ein bewegender Roman, der uns Leser*innen auf eine emotionale Reise mitnimmt. Ein epischer Roman über Freundschaft, Verlust und die Suche nach Identität. Eine große Empfehlung für alle die Geschichten über Freundschaft mögen und vor einem über 800 Seiten starken Buch nicht zurückschrecken. Oft erinnerte mich der Plot an Ferrantes „Meine geniale Freundin.“ Reihe
Ein lesenswerter historischer Roman, der aus der Perspektive einer Mitte 40er Frau von der Gegenwart ausgehend geschickt die Vergangenheit aufrollt.
Über wahre Freundschaft, leidenschaftliche Liebe, unverzeihlichen Verrat und schmerzhafte Verluste, über das Patriarchat, Gewalt, das Ausbrechen aus den Zwängen der Gesellschaft und das Leben mit der Vergangenheit. Die 800 Seiten erzählen von dem Versuch, in einem bürgerkriegähnlichen Georgien zu (über-) leben.
Ein Meisterwerk
Sensationell! Dieses Buch ist ein Meisterwerk, wie ein Vulkan, der zerstörerisch ausbricht und sehr langsam , fast behutsam neues Leben zulässt. Selten konnte ich so tief in eine andere, mir nicht ganz unbekannte Welt eintauchen. Vielen Dank für ein tolles Leseerlebnis.
Ein würdiger Nachfolger von „das achte Leben“. Wenn man erst einmal die vielen Namen und Familienverhältnisse durchblickt hat, lässt einen die Geschichte nicht mehr los. Wer reist mit mir nach Tbilissi? :)
"Auch mir blieb keine Flucht, denn es war unser Leben, es war unsere Zeit, eine andere würden wir nicht bekommen, wir mussten unser Leben ohne Hintertür leben." Vier Freundinnen, gemeinsam aufgewachsen im Georgien der 70er/80er Jahre, mitten drin in einem Land großer Umbrüche. Was hat sie entzweit? Keto erinnert sich bei der Fotoausstellung ihrer Freundin Dina in Brüssel an die gemeinsame bewegende Vergangenheit. Wie kann ich dieses Buch bewerten? Es war ein unglaubliches Lesehighlight, ich habe mich so in die 4 starken Frauen verliebt, ich habe gelitten, gehofft und geweint. Die Geschichte anhand von Fotos und Rückblicken zu erzählen hat für mich super gepasst. Dabei habe ich die Bilder so oft vor mir gesehen, wäre so gerne selber durch die Ausstellung geschlendert. Es gibt viele richtig harte Szenen voller Gewalt, voller Entsetzen. Georgien als Land kommt mir näher, unglaublich was dieses Land durchgemacht hat, ein Spielball der Politik, die Menschen mittendrin, oft eher hilflos auf die gegenwärtige Situation reagierend. Ich habe viel gelernt über die Geschichte und bin neugierig geworden vor Allem auf Tbilissi. Kein einfaches Buch, sehr dicht, sehr emotional, sehr fordernd. Auch vermeintliche Nebencharaktere sind unglaublich gut und voller Tiefe ausgearbeitet. Ich möchte es am Liebsten direkt noch mal lesen, ich kann mich nicht trennen von Keto, Dina, Nene und Ira. Absolutes Lesehighlight und eine große Leseempfehlung.
Ein wunderbarer Roman!
Etwas zu lang. Was ich bei Das achte Leben gut fand, fand ich hier zu langatmig..
Trotzdem ein großes Leseerlebnis natürlich.
Nachdem mich die aus Georgien stammende Autorin Nino Haratischwili bereits mit ihrem Familienepos „Das achte Leben – Für Brilka“ und „Die Katze und der General“ begeistern konnte, habe ich nun im April voller Vorfreude ihren neuesten Roman „Das mangelnde Licht“ gelesen. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen befinden wir uns im Jahr 2019 in Brüssel, als sich die Freundinnen Keto, Ira und Nene bei einer Ausstellung nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder sehen. Wir begleiten sie bei ihrem Gang durch die Ausstellung und betrachten mit ihnen, vor allem mit der Ich-Erzählerin Keto, die Fotografien ihrer toten Freundin Dina. Durch die Fotos – deren wahren Hintergrund nur die drei Freundinnen kennen – tauchen wir in die Vergangenheit ein – in die 1980er/ 1990er Jahren in Tbilissi (Tiflis). Wir erleben, wie sich die vier Kinder/ Teenager Keto, Ira, Nene und Dina kennenlernen, wie sie sich und auch wie sich ihre Freundschaft als Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt. Und dies alles vor dem geschichtlichen Hintergrund des Zusammenbruchs der UdSSR und der jungen Demokratie in Georgien, die von Inflation, Armut, Stromausfällen, Lebensmittelknappheit, Bandenkriegen und Bürgerkriegen gezeichnet und bedroht ist. Die Idee anhand von Dinas Fotografien in die Vergangenheit einzutauchen hat mir extrem gut gefallen. Die Fotos sind sehr detailliert beschrieben, man sieht sie regelrecht vor sich. Sie üben einen unwiderstehlichen Sog auf mich als Leserin aus und ziehen mich zusammen mit Keto in die Vergangenheit – die Übergänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind nahezu nahtlos, aber ohne zu verschwimmen. Ich wusste zu jedem Zeitpunkt der Lektüre wo bzw. in welcher Zeit ich mich befinde. Auch die Geschichte der vier Frauen ist grandios und wie immer bildgewaltig erzählt. Die Autorin verschont weder uns noch ihre Protagonist*innen (ja, auch die Männer in der Geschichte) nicht, beschönigt nichts, erzählt aber glücklicherweise auch nicht alles aus. Immer wieder werden in der Gegenwart Andeutungen gemacht, die sich auf die Vergangenheit beziehen, die wir aber erst nach und nach vollends begreifen. Bei der Charakterisierung ihrer Figuren macht Nino Haratischwili niemand etwas vor. Das ist ihre ganz große Stärke. Keto, Dina, Ira und Nene sind sehr unterschiedlich und dürfen alle eine tolle Entwicklung durchlaufen, so dass ich u.a. mein Urteil über bestimmte Charaktere im Laufe der Geschichte revidieren musste. Das hat sie so großartig gemacht und in ganz vielen starken Szenen wunderbar starke Frauen beschrieben, die aber auch mal schwach sein und zusammenbrechen dürfen. Es ist kaum zu ertragen, mitansehen zu müssen, wie die Figuren in diesem Roman immer tiefer im Sumpf ihrer Zeit, des Krieges versinken, ein Sumpf der immer zäher und morastiger wird und sie nicht mehr loslassen will. „Das mangelnde Licht“ ist ein grandioser Roman, wie ein sehr gehaltvolles, aber auch schwer verdauliches Essen, bei dem man jeden Bissen „genießt“ (wenn man das anhand der Ereignisse überhaupt sagen kann), das einem aber schwer im Magen liegt. Ich war mir sicher, dass da nichts mehr „reingeht“, kein Platz mehr für ein literarisches Eis in meinem Magen ist. Aber mit dem Schluss hat sich Nino Haratischwili selbst übertroffen. Ich habe die sehr offenen Enden in „Brilka“ und „Die Katze und der General“ wirklich sehr gemocht (und ich weiß, das ist nicht jedermann Ding). Hier ist sie von diesem Muster abgewichen, hat den Roman schön abgerundet ohne kitschig zu werden. Es gibt zwei Wehrmutstropfen bei diesem Buch, die aber meiner Begeisterung keinen Abbruch tun: ich BRAUCHE eine Abbildung vom letzten Foto/ Ketos letzter Zeichnung in diesem Buch, auf dem wunderschön gestalteten Schutzumschlag oder wo auch immer. Und es ist mit über 800 Seiten zu dünn, weil es einfach nicht aufhören soll, weil ich die Mädels/ die Frauen einfach nicht verlassen, nicht verlieren will.
Was für ein Buch..

Haratischwili ist einfach eine Göttin in der Literatur.
"Es gab sie noch, die Menschen, die noch nicht zu Bestien geworden waren. Und das nicht nur, weil sich ihnen die Gelegenheit dazu nicht geboten hätte, sondern weil sie sich dagegen entschieden hatten und diese Entscheidung mit allen Mitteln und gegen alle Widerstände verteidigten. Wir hatten eine Wahl, man hat immer eine Wahl." Nino Haratischwili hat es erneut geschafft mich in ihren Bann zu ziehen. "Das mangelnde Licht" ist eine ergreifende und emotionale Geschichte über eine verlorene Generation, in einem Land, dessen Seele von großen Umbrüchen bedroht wurde. Eine Geschichte über eine Stadt, die seit ihrer Gründung nichts Anderes zu kennen schien als Krieg, Besatzung, Blut und Tränen und wieder Krieg. Eine Geschichte einer innigen Mädchenfreundschaft, die trotz großer Schicksalsschläge und großen Verrats versucht sich ins Erwachsenenleben zu retten. "Ist diese Stadt noch meine? Kann ich sie noch so nennen, wo ich doch so viele Fliederblüten verpasst habe? Wann hört etwas auf, das Eigene zu sein, wo liegt die Grenze, an dem das Vertraute zum Fremden wird? Kann uns die eigene Kindheit jemals fremd werden?" Darum geht's: Anlässlich einer Fotoretrospektive ihrer toten Freundin Dina, treffen sich die Freundinnen Keto, Ira und Nene 2019 in Brüssel. Während dieser Ausstellung erinnert sich Keto, aus deren Sicht wir die Geschichte erzählt bekommen, Foto für Foto an die Vergangenheit und Kindheit in Tbilissi. Es sind Erinnerungen, die sowohl schön, als auch schmerzhaft sind. Momente, die die Freundschaft der vier Mädchen manchmal sehr strapaziert haben. Momente voller Liebe, Freude und Glück. Momente voller Hass und Gewalt. Momente in denen alles zu zerbrechen scheint. In denen Menschen zerbrechen. Liebe verloren geht. "Es war aber auch einer der letzten Tage, an dem meine Stadt sich selbst glich, bevor auch sie sich ein anderes Gewand überstreifte, ein blutbeschmiertes Gewand." Haratischwili erzählt ihre Geschichte anhand der Fotos auf der Ausstellung, die bei Keto Erinnerungen an Georgien und ihre Kindheit und Jugendzeit hervorrufen. Erinnerungen, die neben Freude auch sehr viel Leid und Schmerz bringen. "Das mangelnde Licht" ist wieder einmal ein atemberaubendes Buch der Autorin, bei dem ich auf jeder Seite die Liebe zu ihrer Heimat spüre, aber auch den Schmerz, der bleibt, wenn die Heimat ins Chaos stürzt. Haratischwili lässt Georgiens Geschichte der 80er und 90er noch einmal lebendig werden: Erst die Befreiung und die Unabhängigkeit, ehe neue Besatzer das Land überfallen. Gorbatschow - in Deutschland gefeiert in Georgien verhasst. Später der Friedensvertrag zwischen Schewardnadse und Jelzin in Moskau, ehe die Tschetschenen mit den Kosaken und den Abchasen in Georgien einfallen und die Bevölkerung büßen lassen, was an altem Schmerz verursacht wurde. Haratischwili hat eine Geschichte erschaffen, die uns durch eine patriarchale, brutale und gewalttätige, von Hass geprägte, Zeit Georgiens führt, der gegenüber wirklich starke Frauen stehen. Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen. Die für ihre Wünsche einstehen. Die für ihr Land einstehen. Die füreinander einstehen. Frauen, die nie aufhören zu lieben. "Wie viele falsche Wege muss man nehmen, um die richtige Abzweigung zu finden? Wie viele falsche Versprechen muss man geben, um sein Wort zu halten? Wie oft muss man das Land wechseln, um zu Hause anzukommen? Wie kann man sein Leben ändern, wenn es einem eingeprägt wird wie ein auswendig gelerntes Gedicht? Wie viele Stunden müsste ich zählen, wie viele Sanduhren leeren, um an den Punkt zurückzukehren, an dem die Uhren noch richtig gingen?"
4,5 Für mich das beste Buch.
Ein großartiges Buch!

DAS MANGELNDE LICHT Nino Haratischwili Was für ein Buch! Da habe ich doch glatt Gänsehaut bekommen, als ich das Buch nach Beendigung zuklappte. Dieses Gefühl, dass ich am liebsten weiter gelesen hätte und mich von meinen Protagonisten noch nicht trennen wollte, fühlte ich zum letzen Mal bei Hanya Yanagiharas Werk „Ein wenig Leben“. Dieses Mal standen allerdings keine vier Männer im Mittelpunkt, sonder vier Frauen: - Dina, die Unangepasste und die Rebellische. - Ira, die Schüchterne, Vorsichtige und Kluge. - Nene, die Hübsche und Romantische. - Keto, unsere Ich-Erzählerin, die Schlichterin. Brüssel, 2019: Die drei Frauen Nene, Ira und Keto treffen sich, um sich die Foto-Vernisage ihrer verstorbenen Freundin Dina anzusehen. Seit Jahren sind sie sich aus dem Wege gegangen - zu viel war passiert vor dem Tode Dinas. Jetzt, nach über 20 Jahren, treffen sie erstmals wieder aufeinander: Die Bilder wecken alte Erinnerungen und lassen Keto, unsere Erzählerin, in die Vergangenheit reisen: Es gibt nur ein Bild, wo sie zu Viert abgebildet sind. Groß waren damals ihre Träume und Hoffnungen. Die Mädchen lernten sich damals in der Schule kennen und wohnten fast alle in dem Mehrfamilienhaus - mit Hof. Im Hof spielt sich das Leben ab. Dort wurden Feste gefeiert, Blumen gepflanzt, gespielt und sich verabredet. Sie hatten eine tolle Zeit in ihrer Stadt, mitten in Georgien, in den 90er Jahren. Sie verliebten sich. Trafen sich heimlich mit ihren Freunden und machten ihre Schulabschlüsse. Doch die Lage in Georgien spitzte sich zu und es gab viele politische Unruhen. Ihre Brüder wuchsen zu Kleinkriminellen heran und dann kam der Tag, der alles verändern sollte: „Es war wohl der letzte Tag, an dem noch alles nach einer alten, mir vertrauten Ordnung ablief, der letzte Tag, bevor alles um mich herum anfing einzustürzen wie in einer besonders grausamen, in Zeitlupe ablaufenden apokalyptischen Choreographie. Es war aber auch einer der letzten Tage, an dem meine Stadt noch sich selbst glich, bevor auch sie ein anderes Gewand überstreifte, ein blutbeschmiertes Gewand.“ (S. 250) Nach diesem Tag gab es nur noch Bürgerkrieg, Gewalt, Angst, sinnlose Tode und nicht jeder wird am Ende überleben. Dieses Buch ist ein #lesehighlight2023 . Ich habe es so gerne gelesen. Diese vielen persönlichen Geschichten, gepaart mit dem geschichtlichen Hintergrund Georgiens war dermassen ergreifend, das mir das Buch buchstäblich den Schlaf raubte. Aufwühlend, tief-traurig, ergreifend und ein Leseerlebnis. Ich werde mir nächste Woche ein weiteres Buch der Autorin kaufen. Große Leseempfehlung! 5+/ 5
Seit "Das achte Leben" war ich neugierig auf diese Autorin, denn ich hatte so viel Gutes darüber gehört. Als ich nun sah, dass ein neuer Roman von ihr erscheint musste ich einfach herausfinden, ob sie mich auch so begeistern kann. Als das Buch dann bei mir eintraf musste ich sofort mit dem Lesen beginnen. Direkt auf den ersten Seiten fing mich der ruhige Erzählstil der Autorin ein. Was jedoch am Anfang beruhigend und spannend wirkte konnte mich später dann nicht mehr fesseln und machte mich zunehmend ungeduldiger. Vielleicht hätte ich doch "Das achte Leben" als erstes von der Autorin lesen sollen, denn dieser Roman hat mich leider nicht bis zum Ende fesseln können. Gut die Hälfte des Buches habe ich durchgehalten bis ich es dann endgültig aufgab. Interessiert mich wie die Geschichte ausgeht? Nicht wirklich. Mir wurden alle Personen des Hauses und Hofes vorgestellt, wobei die Schilderung teilweise so verwirrend war, dass ich manches Mal gar nicht wusste wer nun wer ist. Ich war zeitweise versucht mir ein Blatt anzulegen, auf dem ich alle genannten Charaktere und ihre Verbindungen festhalten wollte. Aber dann ist das kein entspanntes Lesen mehr für mich. Der Klappentext versprach eine spannende Geschichte aber ich empfand es eher als künstlich in die Länge gezogen mit spannungsaufbauenden Elementen deren Spannungsspitzen im Nirgendwo verpufften. Teilweise hatte ich das Gefühl, der Leser soll durch Andeutungen von einem schrecklichen Ereignis künstlich bei der Stange gehalten werden. Die Figuren waren für mich allesamt nicht wirklich greifbar und eine rechte Verbindung zur Erzählerin wollte sich bei mir auch nicht einstellen. Es wirkte auf mich unterkühlt und lieblos und selbst romantische Entwicklungen konnten mich nicht wirklich erreichen. Ich habe es einfach nicht gefühlt. Und da ich zunehmend das Gefühl bekam, dass die Geschichte sich in Belanglosigkeiten und ausufernden Schilderungen verliert habe ich schließlich aufgegeben und das Lesen abgebrochen. Vielleicht ist der Stil der Autorin einfach nichts für mich oder vielleicht war es auch der falsche Moment für dieses Buch, doch letztlich bin ich enttäuscht das dieser Roman nichts bei mir auslösen konnte. Da ist keine Neugier, wie die Geschichte ausgeht und auch keine Emotion bezüglich der Figuren. Die Autorin wird sicher viele Leser begeistern, doch leider gehöre ich nicht dazu.
Ich habe die beiden Vorgänger der Autorin in kürzester Zeit verschlungen. Warum habe ich mich diesmal schwerer getan? Ich weiß es nicht. Von der Geschichte sind alle Zutaten vorhanden, Freundschaft, Familie, Liebe, Verrat vor geschichtlichem Hintergrund Georgiens. Trotzdem war mein Kopf und mein Herz nicht so dabei, wie bei den anderen Büchern der Autorin. Liegt vermutlich an mir. Richtiges Buch/Hörbuch, falsche Zeit? 3,5 Sterne?

Ganz große Empfehlung!
Ein Buch über vier Freundinnen, die im Tbilissi der 80er und 90er Jahre erwachsen werden. Dina, Ira, Nene und Keto verbindet eine bedingungslose Freundschaft. Georgien - zwischen sowjetischer und postsowjetischer Zeit - stürzt als junge Demokratie in einen Bürgerkrieg. Gemeinsam versuchen die Vier ihre Träume und Hoffnung gegen alle Wiederstände und ihren Familien hochzuhalten. Während ihre Brüder und Männer immer weiter in der Spirale aus Gewalt, Drogen und Krieg versinken. Um diesen Kreislauf zu brechen und endlich für die langersehnte Freiheit einzustehen, begeht eine einen unverzeihlichen Verrat. 2019 treffen sich Nene, Keto und Ira in Brüssel wieder. Zum Anlass einer Fotoausstellung der verstorbenen Dina. Während sie durch die Bilder ihrer Vergangenheit wandeln, kommen immer wieder Rückschauen zu den Schauplätzen von damals. Und ihre Geschichte, die einer verlorenen Generation und einer Revolution, die ihrer Freundschaft zu viel abverlangt hat, breitet sich vor uns immer weiter aus. „Wir haben in diesen Jahren so viel gelebt wie manche Menschen ihr ganzes Leben nicht. Vielleicht ist es auch für etwas gut.“ Haratischwili hat eine unglaubliche Art Raum und Zeit zu verschmelzen. Während Keto die Bilder in der Ausstellung betrachtet, schickt uns die Autorin mit jedem Bild zurück in die Vergangenheit und stürzt uns in die Sequenz an dessen Ende nur ein Bild und eine Erinnerung bleibt. In diesem epischen Roman widmet sich Haratischwili wieder einer historischen, ineinandergreifenden Zeit in Georgien und bringt uns aus auf 800 Seiten zum lachen, weinen, trauern, verzweifeln und hoffen.
Uff, was für ein schmerzhaftes Meisterwerk.
Leseempfehlung. Wirklich ein großartiges Buch.

"Währt eine Freundschaft ewig, nur weil man sich gegenseitig Kindheit und Jugend geschenkt hat? [...] Würden wir uns heute zu unseren Gefährtinnen machen?" S. 787. Sie hat es wieder getan: die großartige Nino Haratischwili hat mich umgehauen. In "Das mangelnde Licht" erzählt sie uns aus der Perspektive von Keto die Geschichte einer Freundschaft. Nene, Ira, Dina und Keto freunden sich Ende der 1980er-Jahre als Kinder in der Georgischen Hauptstadt Tbilisi an. Die Mädchen sind so unterschiedlich wie man es nur sein kann und doch sind sie durch die gemeinsame Geschichte für immer miteinander verbunden. Nun, 2019, treffen sich drei der nun zu Frauen gewordenen Georgierinnen auf einer Ausstellungseröffnung wieder. Die ausgestellten Fotos zeigen ihre gemeinsame Geschichte. Nach und nach zeigt Haratischwili in Rückschauen wie es dazu kam, dass nur noch ein Trio zusammenfinden kann und reist durch die Geschichte von Keto und ihren Freundinnen, die auch die Geschichte ihres Heimatlandes und die so vieler Familien geworden ist... "Unsere Liebe kennt keine Freiheit und Sorglosigkeit, sie ist nicht leicht und schon gar nicht zivilisiert, sie kennt keine Unbeschwertheit und keine Jugendlichkeit, sie ist eine, die Menschen, die nicht aus dieser Welt stammen, ungesund anmutet, die sie ängstigt und verstört. Und sie haben recht damit." S. 763 f. Episch und poetisch wie bereits ihr Roman "Das achte Leben" hat mich auch Haratischwilis neuer Roman durchweg gefesselt, berührt und überzeugt. Die Geschichte ist großartig durchdacht und komponiert, die Figuren einmal mehr absolut authentisch und voller Facetten. Meiner Meinung nach wurde ein bisschen zu häufig das Mittel des Foreshadowing bemüht, hier hört es mit der Kritik dann aber auch schon auf, denn Haratischwili ist eine Meisterin ihres Handwerks. Niemand schreibt wie sie und ich bin dankbar für jeden ihrer Sätze. Lasst euch um Gottes Willen nicht vom Umfang einiger ihrer Bücher abschrecken, denn hier ist kein Seite zu viel. Falls noch nicht geschehen: Lest "Das achte Leben"; und ansonsten lest "Das mangelnde Licht"! Gern geschehen.
Leseempfehlung
Ich bin begeistert und beeindruckt. Das mit Brilka sehr gut gefallen hat, befürchtete ich eine Enttäuschung. Das Buch ist anders und doch ähnlich. Ein Tipp zum Anfang gibt es einen ganzen Inne Hof voller Familien und ich habe mir eine Liste angelegt. Das Buch zeigt schon wie sehr nicht nur Väter ihre Töchter dominieren sondern ebenso die Brüder ihre Schwestern.
Das Buch hat mich zerrissen und wieder zusammengefügt. Ich trage einige Wunden davon aus diesem Buch, die aber heilen und Erinnerungen hinterlassen werden.
Wenn man den Titel irgendwie immer sperrig findet und dann auf der letzten Seite die Erklärung, Auflösung, Referenz liest, einfach alles stimmt, dann weint man endlich die langersehnten Nino Haratischwili-Tränen.