![Wie (über-)lebst du dein Leben, wenn deine Eltern Täter*innen einer Diktatur sind? Wer bricht wann und warum das Schweigen? Die Story ist brutal, Seite für Seite entfaltet sich, „[das] alles, was Menschen sich an schlimmsten Grausamkeiten in ihrer Fantasie ausmalen können, […] auch in Wirklichkeit geschieht.“(S. 306)
Sehr lesenswert, weil‘s nachdenklich macht über die eigenen Verstrickungen von Familie und Vorfahren. Schade, dass sich die Distanz, die durchaus einen Teil der Figur Sonja performativ ausmacht, aus der erzählenden Zeit in meine Lektüre übertragen hat. Damit bleibt die Geschichte für mich erstaunlich unnahbar. Andere Leser*innen mögen das vielleicht genau suchen.](https://social-cdn.read-o.com/images/1750531975217-86.jpg)
Wie (über-)lebst du dein Leben, wenn deine Eltern Täter*innen einer Diktatur sind? Wer bricht wann und warum das Schweigen? Die Story ist brutal, Seite für Seite entfaltet sich, „[das] alles, was Menschen sich an schlimmsten Grausamkeiten in ihrer Fantasie ausmalen können, […] auch in Wirklichkeit geschieht.“(S. 306) Sehr lesenswert, weil‘s nachdenklich macht über die eigenen Verstrickungen von Familie und Vorfahren. Schade, dass sich die Distanz, die durchaus einen Teil der Figur Sonja performativ ausmacht, aus der erzählenden Zeit in meine Lektüre übertragen hat. Damit bleibt die Geschichte für mich erstaunlich unnahbar. Andere Leser*innen mögen das vielleicht genau suchen.
„Obwohl Rolf und ich uns kaum kennen, wissen wir, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind.“(S. 246) Die Ich-Erzählerin Sonja und Rolf sind Geschwister, aufgewachsen in Mittendorf, Kinder eines SS-Mannes und einer Krankenschwester, dessen Verhältnis zur NS-Diktatur von Seite 1 an klar ist, deren Abgründe aber trotzdem nicht zu erahnen sind. Sabine Bode, Jahrgang 1947, Journalistin und Autorin schreibt im weitesten Sinne einen Roman über transgenerationale Kriegstraumata - nicht ihr ihr erstes Buch in diesem Bereich. Mit Sonja und Rolf wird entfaltet, wie familiäre Systeme in dieser Zeit schweigen, wie unterschiedlich die Geschichten erzählt und aufgearbeitet werden, wenn man denn überhaupt von „Aufarbeitung“ sprechen mag. Die familiären Verstricken sind teilweise recht verwirrend, nicht alle genannten Personen erhalten eine Stimme oder Geschichte. Das mag intendiert sein. Genauso wie die Narration der Figur Sonja, die mich bis zur letzten Seite trotz aller Tiefe auf Abstand gehalten hat. Vielleicht ist genau das aber auch ein großartig gelungener performativer Clou, der bei mir nicht wirkt