Es geht um eine interessante und sehr wesentliche Zeitspanne der deutschen Geschichte, berichtet unverfälscht von Gewalt, vom Wegsehen, vom Schönreden.

Darum geht es: Stine wird in den 1980er Jahren in einer kleinen Stadt an der Ostseeküste der DDR geboren. Als die Wende kommt, ist sie noch zu jung, um die politischen Umbrüche bewusst zu verstehen. Doch die gesellschaftliche Wertevermittlung und die Einflussnahme vor dem Mauerfall ihrer Familie wirken weiter und sitzen tief - auch in der nächsten Generation. Während ihre Angehörigen über die Zeit des Sozialismus hartnäckig schweigen, beginnt Stine, unbequeme Fragen zu stellen. Für Stine gibt es in der Vergangenheit viele Unklarheiten, die sie nicht länger hinnehmen mochte. Mein Leseeindruck: Anne Rabe erzählt in ihrem Roman „Die Möglichkeit von Glück von einer jungen Frau, die in einem ideologisch geprägten Umfeld groß wird. Stine ist nie mit sich selbst ins Reine gekommen. Die Geschichte hat mich auf eine intensive, aber nicht immer einfache Weise begleitet. Auf der einen Seite hat mich die Thematik tief berührt. Die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Geschichte, dem Schweigen innerhalb der Familie und den Spuren, die die DDR über Generationen hinweg hinterlasst, ist eindrucksvoll und wichtig. Auf der anderen Seite hatte ich stellenweise Schwierigkeiten mit dem Aufbau des Romans. Was mich besonders angesprochen hat, ist die ehrliche und schonungslose Art, mit der die Autorin über familiäre Verstrickungen, politische Prägungen und Ursprünge von Rassismus und Gewalt schreibt. Stine als Figur wirkt dabei nahbar und glaubwürdig - man spürt ihren inneren Konflikt und den Versuch, sich aus dem ideologischen Erbe zu befreien Gleichzeitig wurde mein Leseerlebnis durch die vielen Zeit- und Gedankensprünge oft unterbrochen. Der Roman wechselt immer wieder zwischen Erinnerungen, Analysen und Reflexionen, was zwar stilistisch gewollt ist, aber meinen Lesefluss stark beeinflusst hat. Fazit: 3/5 ⭐️ Ein wichtiges und bewegendes Buch über das Aufwachsen in einer Zeit des Umbruchs. Trotz der anspruchsvollen Erzählstruktur lohnt sich die Lektüre. Sie regt zum Nachdenken an und stellt Fragen, die oft im Verborgenen bleiben.
Wichtiges und spannendes Buch über die (ost-)deutsche Vergangenheit. Erzählt wird die Geschichte von Stine und ihrer Familie, die zugleich eine Geschichte vom Todschweigen ist. Traumata aus der Kriegszeit prägen eine Generation und vererben sich nicht zuletzt durch gewaltvolle Erziehungsmethoden in die nächste, die sie wiederum weitergibt an eine Generation, die die DDR in ihren letzten Zügen erlebt, verzweifelt Orientierung sucht und sich emanzipieren muss, ohne zu wissen wie das geht, allein gelassen und nur mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt in den Erzählungen der Alten vom besseren Leben. Bewegend, schonungslos und dicht erzählt. Keine leichte Lektüre, aber authentisch und absolut lesenswert!
„Was für eine Hölle, was für ein finsterer Ort.“ …. diese Familie. ….. diese Kindheit. Mehr gibt es zu diesem Buch nicht zu sagen.
Bis kurz vor Schluss verwirrend.
Ich habe dieses Buch mit der Annahme angefangen, dass es eine DDR-Familienbiografie wird. Doch 2/3 des Buches handeln um die Kindheit von Stine. In dieser hat sie familiäre Gewalt erfahren. Erst zum Schluss geht es um Stines Großvater und dessen Leben. Der Teil hat mich richtig mitgenommen und ich hab ihn wirklich verschlungen.
Anne Rabe beschreibt in vielen Einzelfacetten das Leben in der DDR. Man sollte keine durchgehende Handlung erwarten und auch keine vertiefende historische Darstellung. Trotzdem ist das Buch sehr interessant und man möchte einzelne Themen mit Sachbüchern vertiefen.
Die wechselnden Erzählebenen fand ich verwirrend und auch der abrupte Schluss, ließen Fragen bei mir offen. Dennoch wird hier eine Thematik behandelt, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Die Protagonistin erzählt von ihrer Kindheit, einer psychisch grausamen Mutter, den Verwicklungen der Familie in der DDR mit dem Parteiapparat die sie nach der Wende versucht aufzuarbeiten. Sie stößt dabei auf typische Mechanismen, der Verdrängung, Vertuschung und des Schönredens. Aus all dem lässt sich nur erahnen was wirklich geschah.
"Ich würde gern das Knäuel der Familiengeschichte entzerren, geduldig, Knoten für Knoten lösen, es neu aufwickeln und irgendwann am Ende des Fadens anlangen. Aber es geht nicht. Es gibt nicht das eine Knäuel, das es zu entwirren gilt. Es sind verschiedene Garne, die miteinander so fest verknotet sind, dass ich sie zerschneiden muss, und dabei geht immer etwas verloren, und es einfach wieder anzubinden, fühlt sich auch nicht richtig an." (S. 228) Stine wächst in der DDR auf. Als die Mauer fällt, ist sie drei Jahre alt. Ihre Welt ist streng geregelt, Anpassung und Funktionieren gelten als oberste Prinzipien. Doch während Stine in einem neuen, freien System groß wird, stößt sie auf eine andere Art von Begrenzung: das Schweigen. Niemand spricht über die Wende, niemand erzählt, wie sie erlebt wurde oder welche Narben sie hinterlassen hat. Diese Sprachlosigkeit ist nicht neu – sie scheint generationsübergreifend verankert zu sein. Mit diesem Bild wächst sie hinein in eine Gesellschaft voller Widersprüche und Spaltungen. Blühende Landschaften wurden versprochen, doch stattdessen brennt es. Die sogenannten "Baseballschlägerjahre" werden zu einem Ventil für generationale Traumata – unausgesprochene Verletzungen, die nie verarbeitet wurden. Von einem totalitären System ins nächste - ein kurzer Schnitt, ein Weiterwischen, aber keine Auseinandersetzung. Doch woran sollen wir uns orientieren, wenn die eigene Familie eine Mauer des Schweigens und Leugnens ist und Lügen in "Entlastungserzählungen" verpackt werden? "Wie soll eine Welt ohne Vergangenheit eine Zukunft haben?" (S. 271) In ihrem Debütroman "Die Möglichkeit von Glück" stellt Anne Rabe die Erinnerungskultur der Verdrängungskultur gegenüber. Es ist eine Geschichte von Misstrauen, Unterdrückung, Wegsehen und Schweigen sowie über den ohnmächtigen Versuch, die Traumata mehrerer Generationen alleine aufarbeiten zu wollen. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob die Geschichte so erzählt werden darf. Nein - sie MUSS so erzählt werden. Gerade weil so viele von uns sie nur vom Hörensagen kennen. Nur durch das Fragen und Hinschauen können wir die Vergangenheit verstehen und vielleicht eine andere Zukunft schaffen.

Erinnerungen haben mich eingeholt
Anne Rabes Roman Die Möglichkeit von Glück ist ein berührendes Buch über Familie, Vergangenheit und die Suche nach der eigenen Identität. Die Figuren kämpfen damit, ihre Geschichte zu verstehen und herauszufinden, wer sie wirklich sind. Dabei geht es um Verletzungen, aber auch um die Frage, was Glück eigentlich bedeutet. Rabe schreibt in einer klaren und kraftvollen Sprache, die einen richtig in die Geschichte reinzieht. Sie beschreibt die inneren Konflikte ihrer Figuren so feinfühlig, dass man richtig mitfühlt. Besonders spannend ist, wie das Buch zeigt, wie sehr uns die Vergangenheit prägt und wie schwer es manchmal ist, seinen Platz im Leben zu finden. Die Möglichkeit von Glück ist keine leichte Kost, aber es lohnt sich, sich drauf einzulassen. Es regt zum Nachdenken an und bleibt lange im Kopf. Ein Buch für alle, die sich mit Identität und Familie auseinandersetzen wollen.
Unglaublich gut!
Das Verflechten von persönlicher Familiengeschichte und historischen Ereignissen ist hier so gekonnt und kurzweilig niedergeschrieben, ich hab die zweite Hälfte des Buches in einem Rutsch lesen müssen. Die Protagonistin ist nur unwesentlich vor mir geboren worden und da auch ich ein Wendekind bin, ist viel Identifikationspotential enthalten. Es ist kaum zu glauben welche Traumata sich über Generationen durch Familien ziehen und wie sich politische Strukturen tiefst in familiäre Verbindungen fressen und diese von innen zerstören, so viel Leid und kleine persönliche Momente. Besonders berührend ist hier, das häufig aus Sichtweise eines Kindes erzählt wird, eines Kindes das nichts falsch gemacht hat und trotzdem so viel einstecken muss. Ein sehr aufschlussreiches Buch, gerade mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sicher jede Familie das ein oder andere Päckchen zu tragen hat: „Da war ich also. Jüngstes Glied einer langen Kette unglücklicher Umstände, die meine Familie sein würden.“

„Wie sollte man überhaupt jemandem vom Krieg erzählen, der nur den Frieden kannte? Und wann? Wann ist der Moment? Wann setzt man sich zusammen? Ruft man die Kinder zum Kaffee und sagt: Der Vati möchte euch jetzt mal was erzählen. Von Menschen, die in hundert Stücke gerissen wurden.“
Anhand der Familiengeschichte ihrer Protagonistin Stine spannt Anne Rabe den Bogen vom Zweiten Weltkrieg über die DDR bis hin in die Gegenwart. Der Roman zeichnet nicht nur Stines persönliche Familiengeschichte nach, die sie nach und nach recherchiert, sondern beschreibt gleichzeitig die gesamtgesellschaftliche Situation in der DDR während der Nachkriegszeit sowie deren heute noch spürbaren Auswirkungen. „‚Wir kamen aus dem Krieg, (…), wir wollten nur eins - nie wieder Faschismus!‘ Das war alles, das war der ganze Grund für alles. Das war für dich Grund genug, dass Menschen erschossen wurden, die nur wegwollten aus einem Leben, das nicht ihres war.“ Indem Stine Stück für Stück das Leben ihrer Großeltern nachvollzieht, das Verhalten ihrer Eltern und Großeltern einordnet und dadurch ihre eigene Geschichte aufarbeitet, bietet Anne Rabe Möglichkeiten und Denkanstöße für die ostdeutsche Vergangeheitsbewältigung. Der fragmentarische Stil und die schonungslose Sprache haben mir sehr gut gefallen. Erwartet habe ich einen Roman über die DDR, bekommen habe ich über ein ganzes Jahrhundert verteilte Fragmente der deutsche Geschichte und deren Auswirkung aufeinander. Dieses breite Bild fand ich sehr gelungen, wobei meiner Meinung nach für die Länge des Romans zu viele Themen angerissen wurden. Dadurch bleibt am Ende vieles offen. Insbesondere der in der Gegenwart aufgeworfene und für die Geschichte nicht notwendige Handlungsstrang wird nicht zu Ende geführt, was - anders als dies bei der Vergangenheitsbewältigung der Fall ist - etwas ratlos zurücklässt. Alles in allem handelt es sich aber um einen wirklich gelungenen Debütroman, der den Finger auf die Wunde legt, nachdenklich werden lässt und gleichzeitig brandaktuell ist: „Wer wissen will, welche Abgründe hinter den fabelschönen Fassaden von Rostock bis Erfurt lauern, kann in die Wahlergebnisse der letzten Jahre schauen oder sich gleichgeschlechtlich auf dem Marktplatz von Cottbus küssen.“ Absolute Leseempfehlung!
Nicht meins ! Kam garnicht rein obwohl es einige Parallelen zu meiner Kindheit gab.
"Was Tim und ich uns erzählen , wenn wir über unsere Kindheit sprechen, sind Geschichten davon, wie wir gelernt haben, still zu sein." "Der Schmerz zerschneidet die Erinnerung in kleine Fetzen, Puzzlekanten, die aussehen, als würden sie zueinander passen, aber dann muss man sie doch mit Gewalt ineinander drücken, damit sie ein ganzes geben." "Ich würde gern das Knäuel der Familiengeschichte entzerren, geduldig, Knoten für Knoten lösen, es neu aufwickeln und irgendwann am Ende des Fadens anlangen." Die Geschichte von Stine, geboren in der DDR und aufgewachsen im wiedervereinigten Deutschland. Die Geschichte einer Kindheit mit einer resoluten und gewalttätigen Mutter, einem Vater der sich gegen seine Frau nicht durchsetzen kann und dem Bruder Tim, den Stine über alles liebt. Eine Zeit der Unterdrückung, Angst, Verboten und Schlägen, "Erziehungsmethoden", die Auswirkungen bis ins Erwachsenenleben haben. Dann gibt es noch Opa Paul, dessen politische Vergangenheit im Dunkeln liegt und dessen Stasi-Akte plötzlich verschwunden ist. Stine ist jetzt erwachsen, selbst Mutter und versucht Licht in das Dunkel der verschwiegenen politischen Vergangenheit ihrer Familie zu bringen. Zwei Erzählstränge und Zeitsprünge fordern doch etwas Aufmerksamkeit, man bekommt detaillierte Einblicke in das Leben in der DDR sowohl vor als auch nach der Wende, auch die politische Geschichte wird gut lesbar und verständlich beschrieben. Ich mochte es sehr gerne, aber zum Highlight reicht es für mich nicht
schonungslos, berührend, bedeutend
Anne Rabe findet Worte, die große emotionale Verwirrung zu klaren, harten, gefühlsstarken Bildern werden lassen. Mit ihr bewegt man sich in der ständigen Ambivalenz zwischen eigentlich beabsichtigter Geborgenheit und schonungslosem Missbrauch, zwischen längst Vergangenem und erschreckend aktuellem Handeln. Ich begegnete Nebensätzen, die Welten eröffnen können und einer Protagonistin, die mich sofort mitgenommen hat auf ihre oft schmerzhafte und doch so wichtige Reise, die in manchen Teilen auch immer wieder ein bisschen meine eigene Reise und die Reise einer ganzen Generation sein könnte.
Anne Rabe erzählt die Geschichte der 1986 in Wismar geborenen Stine und ihrer Familie. Sie möchte die Geschichte und Biografien ihrer Familie verstehen. Wie war das Leben in der Diktatur der DDR? Wie hat der Opa den zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht erlebt und wie war später seine linientreue Karriere in der DDR möglich? Woher kommt die alltägliche Gewalt in den Familien, der Schule, generell draußen? Woher das Mobning? Wie war das Leben in der Diktatur und welche Rolle spielten Stines Angehörigen? Stine versucht als Kind der Wende ihren Platz in der deutsch-deutschen Geschichte, aber auch innerhalb ihrer Familie zu finden. Mir hat die Sprache der Autorin sehr gut gefallen, der Roman ist fordernd und ich konnte sehr gut mit der Zerrissenheit Stines mitfühlen. Ganz klare Leseempfehlung!
Mitreißend
Die Geschichte zieht einen förmlich in den Bann, es ist keine leichte Geschichte und man muss viel mit der Stine ertragen. Das muss man für sich entscheiden, ob man das kann. Ich mochte die Stimmung des Buches und empfand die Geschichte sehr glaubhaft.

"Die Möglichkeit von Glück" ist ein fesselnder Roman, der tief in die Geschichte Ostdeutschlands und die Auswirkungen des DDR-Regimes auf eine Familie eintaucht. Die Hauptfigur Stine versucht, die Geheimnisse und Traumata ihrer Familie zu ergründen.
Dabei geht es ihr vor allem um die schwierige Beziehung zu ihrer missbrauchenden Mutter und die politischen Verstrickungen ihres Großvaters. Stine kommt aus einer regimenahen Funktionärsfamilie, die einerseits ihrem alten Denken verhaftet bleibt, aber auch darum bemüht ist, Spuren zu verwischen und sich durch Schweigen zu schützen. Stine rekonstruiert in sich aneinander reihenden Fragmenten ihre eigene Kindheit und Jugend, aber auch die Geschichte ihres Grossvaters, der sie stark geprägt hat. Sie setzt sich intensiv mit dem Zusammenspiel von historischer und persönlicher Entwicklung auseinander und gibt damit Einblicke in das Gewordensein einer Generation, die im Niemandsland zwischen zwei Gesellschaftssystemen aufgewachsen ist. Als Tochter ehemaliger Funktionäre hat sie früh die Erfahrungen einer Aussenseiterin gemacht, die man um ihrer Familiengeschichte willen ablehnte. Sie hadert damit nicht, weiss aber um den Einfluss dieser Erfahrung auf ihr Leben. Ebenso früh hat sie gelernt, dass es Familien gibt, die ganz anders durch die DDR-Zeit gegangen sind, wie z.B. die vom christlichen Glauben geprägte Familie ihrer Freundin Ada. Sie wächst in eine Welt hinein, in der autoritäre Prägungen weiterhin eine wichtige Rolle spielen und wird in ihrer Jugend mit Rechtsradikalismus, Gewalt, Saufen und Drogen konfrontiert. "Längst hatte das neue Jahrtausend begonnen, aber wir hingen heillos verstrickt im alten fest," schlussfolgert sie. Alles in allem kann ich nur empfehlen dieses Buch zu lesen oder wie ich zu hören und darüber mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Generationen zu sprechen. Anne Rabe gibt viele Impulse, die Sprachlosigkeit zu überwinden, die sie oft erlebt hat, und nach neuen Perspektiven zu suchen.
Wow, so habe ich die Geschichte der DDR noch nie gesehen. Richtig und absolute Leseempfehlung.
„Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe bietet eine eindrucksvolle, aber verwirrende Erzählung über das Leben in der DDR und die Nachwirkungen der Wende. Trotz der sprunghaften Struktur und unklaren Botschaft sind die historischen Details und lebendigen Beschreibungen faszinierend und lesenswert.
„Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe ist ein Buch, das mich gleichermaßen fasziniert und verwirrt hat. Die Geschichte dreht sich um Stine, die in einer DDR-Familie aufwächst und deren Leben durch die Wende durcheinandergewirbelt wird. Rabe beschreibt eindrucksvoll die Nachwirkungen der Diktatur auf eine Generation, die sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen muss. Positives Die Stärke des Buches liegt in seiner atmosphärischen Dichte und den lebendigen Beschreibungen der DDR-Zeit. Rabe schafft es, die beklemmende Stimmung und die Herausforderungen des Lebens in einem totalitären System eindrucksvoll darzustellen. Die historischen Details und die authentischen Dialoge lassen das Leben in der DDR lebendig werden. Kritisches Allerdings hatte ich Schwierigkeiten, den roten Faden der Geschichte zu erkennen. Die Erzählweise wirkt oft sprunghaft und unentschlossen, was es schwer macht, den Überblick zu behalten. Die vielen Zeitsprünge und Perspektivwechsel haben mich manchmal verwirrt und ließen mich unsicher zurück, was das Buch letztlich aussagen will. Es fehlte mir an klaren Fragestellungen und einer stringenten Handlung, die die verschiedenen Erzählstränge zusammenführt. Fazit „Die Möglichkeit von Glück“ ist ein interessantes Buch, das tief in die deutsche Geschichte eintaucht und zum Nachdenken anregt. Trotz der verwirrenden Struktur und der unentschlossenen Erzählweise bietet es wertvolle Einblicke in die seelischen Folgen eines misshandelten Mädchens das zufällig in einer Diktatur aufwächst. Ob diese an der emotionalen Kälte ihrer Familie, speziell dem Verhalten der Mutter schuld ist bleibt ungeklärt. Eine Empfehlung für Leser, die sich für die DDR-Vergangenheit und komplexe Familiengeschichten interessieren und bereit sind, sich auf eine anspruchsvolle Lektüre einzulassen.

Toller Einblick in die Geschichte einer Familie und hinter Mauern…. Manchmal ein bisschen zäh
Das Buch ist sehr schwer von der Thematik, hat sich aber trotzdem sehr schnell lesen lassen. Ich habe es in einer Leserunde gelesen, dafür fand ich es aber nicht geeignet.
Deutscher Buchpreis 2023 - absolut verdient
Ein tolles Buch. Interessant,lehrreich, traurig, fesselnd ...Es steckt so vieles in diesem Buch. Es behandelt das Thema des " Generationtraumas" auf so eine schlichte Art und Weise ,wie sie wohl viele betrifft. Mein Jahreshighlight 2024.
Dieses Buch lässt einen Blick auf die andere Seite der Medaille zu und hat mich in manchen Momenten schockiert. Es hat jedoch mein Wissen erweitert .
Etwas gewöhnungsbedürftiger Schreibstil
"Die Möglichkeit von Glück" ist ein interessantes Buch, das die wesentliche Zeitspanne der deutschen Geschichte behandelt; es berichtet eindrucksvoll von Gewalt, vom Wegsehen und vom Schönreden, sowohl zu DDR-Zeiten, als auch heutzutage im wiedervereinten Deutschland. Leider konnte mich der Roman unterm Strich nicht überzeugen. Das lag vor allen Dingen an der Erzählweise, die ich sehr schnell ziemlich wirr fand: der ständige Wechsel zwischen Essay, Bericht, Sachbuch und Funktion war so gar nicht meins und es fiel mir nach und nach schwer zu erkennen wohin die Erzählerin uns führen möchte. Mir ist z.B. bis zum Schluss nicht klar, wer in den kursiv gedruckten Absätzen spricht. Auch finde ich den Titel des Buches "Die Möglichkeit von Glück" irreführend. Der Roman hat nichts mit Glück zu tun, eher wird nur von Leid, Trauer und Unglück berichtet. Viele Handlungsstränge finden kein Ende und viele Fragen bleiben offen.
So viele Erinnerungen, die man selbst gemacht hat, wenn man in den 80ern in Mecklenburg geboren wurde. Und auch viele Erinnerungen, die mir doch etwas fremd sind. Doch hilft es dabei zu verstehen, warum manches war wie es war...
Stine ist ein paar Jahre vor dem Ende der DDR geboren und wächst in den 90er Jahren in einem kleinen Ort in Ostdeutschland heran. Ihre Familie ist kein sicherer Ort für Stine und ihren Bruder: Ihre Mutter, selbst Mitarbeiterin beim Jugendamt und u. a. für Zwangsarbeit Jugendlicher in „Jugendwerkhöfen“ zur DDR-Zeiten verantwortlich, misshandelt beide Kinder körperlich und emotional. Der Vater guckt weg und überhaupt scheint körperliche Gewalt für "fehlverhalten" der Kinder in der Familie von allen Seiten normal und akzeptiert zu sein. Erst Jahre später als sie Kinder hat, gelingt es Stine den Kontakt zu den Eltern abzubrechen. Der Tod ihrer Großeltern ist dann für Stine ein Wendepunkt und sie beginnt der Familiengeschichte bzw. der Geschichte ihres Opas nachzuspüren. Dieser hat nicht nur das 3. Reich erlebt, sondern auch die komplette DDR-Zeit und die Wende. Trotzdem stößt sie immer wieder auf Leerstellen und Lücken. Es ergibt sich kein ganzes Bild, sondern eines in dem diverse Puzzleteile fehlen. Anne Rabe zeichnet nach wie es in einer Familie ist, die zwei totalitäre Systeme durchlebt hat, die traumatisiert ist, aber weder das Vokabular noch die Möglichkeiten hat dies aufzuarbeiten, sondern das Trauma nur an die nächste Generation weiterreichen kann. Dieses Buch hat mir sehr aufgewühlt und deshalb sitze ich auch schon seit ich es Anfang März an der Rezension. Mir fehlen die Worte, für das was dieses Buch in mir ausgelöst hat, denn schon lange hat mich ein Buch emotional nicht mehr so überrollt wie dies hier. Es ist stark, traurig und ehrlich.
Sehr einfühlsam und mit viel Gespür für Feinheiten erzählt
Irgendwie schon mal gelesen
Abkopiert: Ines Geipel - Generation Mauer Peer Teuwsen, Kulturchef der Neuen Züricher Zeitung am Sonntag hatte offenbar eine ähnliche Beobachtung und kritisiert dies deutlich. Sein Artikel „Verheimlichte Nähe“ vom 01.10.2023 endet mit dem Kommentar: „Nein, ein Verbrechen ist das Ganze nicht. Aber ein Vergehen gegen den Geist einer Literatur, die auf dem Schaffen der Vorge- borenen baut. Es wäre das Mindeste gewe- sen, dass Anne Rabe ihrer früheren Freundin Ines Geipel, deren Werk die Autorin offenbar bis in Details verinnerlicht hat, im Roman die Reverenz erwiesen hätte. Die Literatur ist kein Selbstbedienungsladen.“
ein sehr berührendes, teilweise erschreckendes Buch durch das ich viel über die ehemalige DDR und die Praktiken des Sozialismus gelernt habe.
Ganz fein beschriebene Traumata einer systemkonformen Familie der ehemaligen DDR, viele mir bisher nicht bekannte Umstände und Geschehnisse, die mich schaudern lassen. Definitiv braucht die Geschichte der ehemaligen DDR mehr solcher Aufarbeitung!
Puh…ein Buch, welches tief rein geht in den Kopf und die Gedanken. Ein Buch über die vererbten Traumata in der Familie. Traumata von Weltkriegen, DDR-Regime, Wendezeit und Aufbruch. Ein starkes Buch, nicht nur für Menschen aus den neuen Bundesländern, sondern für alle.
Sehr gutes Buch. Eine Frau begibt sich auf Spurensuche über ihren Grossvater und warum er in DDR Orden bekommen hat. Verflochten ist es mit den Erinnerungen der Frau an ihre eigene Kindheit und Jugend.
Stine ist 1986 geboren und denkt nach, über ihre Familie. Die Mutter, die sie misshandelte, der Vater der weg sah, der Opa der im 2.WK war- dann sein Leben in der DDR- Orden vorhanden- Stasi Akten nicht, die Tante die vom Onkel nur klein- gehalten wurde etc…. Und die Ereignisse in Deutschland…. Und ihre eigenen Kinder….Stine recherchiert und ich als Leser nehme teil und werte auch für mich. Ja, es ist viel und keine wirkliche Auseinandersetzung im realen Leben. Die Opfer/Täter/Frage, Thema Schuld/ Scham - mich hat das Buch sehr zum nachdenken gebracht. In einer Rezension beim großen A las ich, es wäre alles schon längst von einer anderen Autorin so erzählt. Mich hat dieses Buch „ gefunden „- jetzt- und sicherlich durch den Deutschen Buchpreis.
Ein sehr starker Roman, bis jetzt ganz klar mein lese Highlight in diesem Jahr!
Puuh, von Glück war hier weit und breit nichts zu lesen. Es war eine sehr deprimierende Familiengeschichte die leider nur aus der Sicht der Protagonistin erzählt wird. Gerade bei der Tochter Mutter Beziehung hätte ich mir gewünscht mehr über die Mutter zu erfahren da diese aufgrund ihres sadistischen Verhaltens sicher auch ihre Päckchen zu tragen hatte. Trotz der Leidensgeschichte der Protagonistin konnte ich mit ihr nicht warm werden und hat sie mich nicht berühren können. Wahrscheinlich einfach nicht mein Buch.
Gewaltvolle Erziehung
unverfälschte Zeitspanne, der deutschen Geschichte von Gewalt und vom Wegsehen und Schönreden. Ein wichtiges Buch
Ein wirklich ergreifendes Buch. Ich bin selbst ein Wendekind und bestimmte Aspekte kenne ich auch aus meiner eigenen Kindheit.
Es lohnt sich wirklich! Eltern-Kind Beziehung und die Eziehungsweise um den Mauerfall wird großartig beschrieben. Das Buch ist brutal und nicht einfach zu lesen, dennoch konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen und habe es verschlungen. Wirklich sehr, sehr geht geschrieben!
Kein Feelgood Buch und ich kam nur langsam voran, trotzdem wichtig.
Persönliche Kindheit in der Wendezeit mit Eltern und Großeltern, die in der DDR gelebt haben. Persönliches Schicksal wird mit Geschichte der DDR verbunden.
🎧 Ein wichtiges Buch!
Die Autorin haut Sätze raus, die durch Mark und Bein gehen. Wie beiläufig werden schreckliche Grausamkeiten im Eltern- Kind-Kontext erwähnt. Sprachlich ein Meisterwerk, wenn auch manchmal schwer zu ertragen. Emotionaler Missbrauch vom feinsten, Täter-Opfer-Umkehr, Gaslighting und Narzissmus. Die Wahrheit, so war es und so ist es bei vielen immer noch. Man will ja eigentlich nur geliebt werden 💔 Habe es als Hörbuch gehört. Super!
Anne Rabe schreibt über Stine und ihre Familiengeschichte in der DDR, die sich versucht zu verstehen.
Stine wächst an der Ostsee auf. 1986 geboren fällt ihre Kindheit in die Nachwendezeit. Sie versucht zu verstehen, wer ihr Großvater war und was ihre Kindheit prägte. Da ich selbst 1986 geboren wurde, kommen mir viele Themen vertraut vor. Die Gewalt und das Schweigen, die Fragen und die politischen Strömungen. Das Buch ist deswegen zutiefst verstörend. Es hat auch ein eher offenes Ende. Es war sehr spannend geschrieben und konnte die Erfahrungen gut in Worte fassen. Von daher finde ich es fast ein "Muss" zum Verständnis der DDR-Geschichte und Nachwendezeit.
Eine intensive, nicht immer einfache Geschichte. Eine Familiengeschichte wird mit der deutschen, vor allem ostdeutschen Geschichte verwoben. Es werden viele schlimme Dinge aus früheren Zeiten, aber auch aus der Gegenwart thematisiert. Das ist manchmal schmerzhaft. Aber gerade darum geht es in dieser Geschichte: nicht wegzusehen, nicht zu schweigen und sich durch Aufarbeitung der Vergangenheit die Möglichkeit von Glück in der Gegenwart zu ermöglichen. Der Schreibstil ist durchweg flüssig und angenehm zu lesen. Ich habe bei dem Buch sehr viel gelernt und das Leben der Protagonistin hat mich sehr bewegt.
Eine feine Suche nach den scharfkantigen Erinnerungen einer Familie und einer Gesellschaft, verwoben mit den Wiederholungen des immergleichen Leids und Schweigens im Hier und Jetzt. Berührend mit den Fragen, wann wir hinsehen und -hören und wann wir unsere eigenen Wirklichkeiten erschaffen.
In dem Buch geht es um das Leben von Stine. Sie wächst in der Zeit des Mauerfalls an der Ostsee auf. Es gibt viele Einblicke in das Familienleben kurz nach der Wiedervereinigung. Die Einblicke sind ziemlich erschreckend und schonungslos erzählt. Es gab Momente, da konnte ich nicht glauben was ich gelesen habe. Insbesondere wenn es um das Verhältnis von ihr und ihrer Mutter ging. Stine möchte mehr über das Leben ihres Großvaters und den Krieg erfahren und ob das, was er ihr erzählt hat, der Richtigkeit entspricht. Somit geht es nicht ausschließlich um die Zeit nach der Wiedervereinigung, sondern auch um den zweiten Weltkrieg und um Stines heutiges Leben, was ihre Vergangenheit mit ihr gemacht hat und was sie bis ins Erwachsenenalter nicht los lässt. Ein sehr interessantes und erschreckendes Buch. Es hat sich meiner Meinung nach teilweise etwas gezogen aber es ist definitiv lesenswert.
Ich bin mit einem absoluten Highlight ins neue Jahr gestartet: Das (Hör)Buch "Die Möglichkeit von Glück" hat mich mit voller Wucht getroffen! Das Hören hat geschmerzt, ich konnte dennoch nicht aufhören, da das Buch so feinsinnig und intensiv geschrieben ist. Die Ich-Erzählerin Stine - 3 Jahre vor der Wende in der DDR geboren - geht auf Spurensuche in der eigenen Familie. Sie will wissen, woher die Gewalt und das Unbehagen in ihrer Familie kommen, was zwischen all' den anekdotischen Erzählungen in ihrer Familie ungesagt blieb, und wälzt dafür Stasi-Unterlagen und andere Dokumente. Vor allem ihr Opa Paul, der "viele Leben lebte" (als Kind in der Weimarer Republik, als junger Mann im Krieg an der Ostfront, als Erwachsener im Staatsdienst der DDR) erscheint danach in einem anderen Licht. Die Erzählung findet recht wüst auf vielen Zeitebenen statt, es werden immer wieder kürzere Anekdoten eingespielt wie z.B. das Mobbing in der Schule, als Stine ein Kind war, aber genau das macht es so kraftvoll, da sich aus all' diesen Einzelaspekten ein Gesamtbild ergibt. Anne Rabe hat hier ein sprachliches und inhaltliches Meisterwerk erschaffen, das zu Recht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023 gelandet ist und das ich viel eher auf dem Treppchen gesehen hätte als den tatsächlichen Gewinner. Absolute Leseempfehlung!
Eindrucksvoll! Wie eine Diktatur über Generationen traumatisiert
Erschütternd Stine, geboren in der Mitte der Achtzigerjahre an der Ostsee gehört zu der Generation, die zu jung sind, um die Schrecken der DDR Diktatur noch bewusst wahrgenommen zu haben. Sie wächst mit dem Wechsel der Systeme auf, in einem Elternhaus, dass die Glaubenssätze der DDR tief verinnerlicht hat. Der Ton des Buchs ist teils sachlich, teils auch sehr emotional. Stine forscht zu ihrer Vergangenheit und der Geschichte ihrer Familie, von der sie fast gar nichts weiß, denn das Verhältnis zum Elternhaus ist zerrüttet. Fragen zum System DDR, soweit man sich traute diese als Kind überhaupt zu stellen, wurden ignoriert und schlimmstenfalls sanktioniert. Da waren Schläge zu erwarten oder sie und ihr Bruder wurden gezwungen in das viel zu heiße Wasser der Badewanne zu steigen. Stine will verstehen, wie ihre Mutter so hart und lieblos werden konnte und ihre Kinder mit dieser gnadenloser Strenge und Züchtigungen aller Art erzogen hat. Und warum hat ihr Vater immer zugeschaut und sie nie vor der Mutter beschützt.? Warum ist auch nach der Wende so viel Gewalt im Osten zu spüren, wie z.b der ausufernde Fremdenhass? Die Protagonistin weiß nicht, ob Eltern und, oder Großeltern Opfer oder Täter des Systems DDR waren, weil Fragen nicht erlaubt waren und die Vergangenheit totgeschwiegen wurde. Nach der Wende schien es keine Täter mehr zu geben. Man kennt das ja. Dieses Phänomen ist nach dem 2. Weltkrieg genau so aufgetreten. Keiner war ein Nazi gewesen, keiner hatte etwas vom Holocaust gewusst. Stine schafft es mit ihrer Recherche aufzudecken, wie das Leben ihres Großvaters verlaufen ist. Nie mehr Faschismus, das war für ihn so wichtig und dann wurde er Teil einer Diktatur. Anne Rabe erzählt von einer berührenden Vergangenheitsaufarbeitung. Ihre Protagonistin Stine will endlich das Schweigen brechen und ihre Identität finden. Und dann will sie in die Zukunft blicken und vielleicht gibt es sie dann, „die Möglichkeit von Glück.“ Ich selbst habe wenig Berührungspunkte mit der DDR, bin nicht dort aufgewachsen und habe keine Verwandten im Osten. Der Roman hat mich sehr betroffen gemacht. Ich finde er trägt aber auch zu mehr Verständnis bei, warum die Menschen aus dem Osten Deutschlands einfach etwas anders ticken. Ich fand das Buch großartig erzählt und kann die Nominierung für den deutschen Buchpreis 2023 sehr gut nachvollziehen. Das Hörbuch, welches mir vorlag ist hervorragend eingesprochen von Kaja Sesterhenn und sehr empfehlenswert.
Welchen Einfluss hat die Vergangenheit auf die Gegenwart? Was befindet sich hinter dem Schweigen der eigenen Familie? Dieses Buch bietet einen Einblick in die Geschichte der NS- aber vor allem der DDR-Zeit. Ich habe das Buch nur schwer aus der Hand legen können, auch wenn mir zwischendurch der rote Faden immer mal verloren ging.
Schwierig dieses Buch zu bewerten. Es gab sehr interessante Passagen, die mir sehr gut gefielen und dann wieder Themen und Zeitenwechsel. Dadurch für mich leider ohne roten Faden