In "Backlash" (2023) schreibt Susanne Kaiser über die zunehmende Gewalt gegen Frauen*. Dabei handelt es sich nach Kaiser nicht nur um eine Erhebungsfrage (z.B. steigende Anzeigebereitschaft), sondern um einen tatsächlichen Anstieg auch der Dunkelziffer. Daneben hat die Gewalt auch eine neue Qualität: insbesondere sexualisierte Gewalt nimmt zu. Kaiser erklärt dies als eine reaktionäre Gegenbewegung gegen zunehmende Emanzipation. Sie nennt es das "feministische Paradox": Gleichberechtigung wird heute rechtlich und moralisch nicht mehr angezweifelt und Frauen* sind zunehmend präsent in Medien, Politik, Kultur und Gesellschaft. Diese theoretische Überwindung des Patriarchats steht jedoch im Widerspruch zu einem faktischen Fortbestand patriarchaler Strukturen. Emanzipationsbestrebungen gehen immer mit einem konservativen Backlash einher. Kaiser stellt ihrem Buch ein Zitat von Hannah Arendt voran: "Macht und Gewalt sind Gegensätze. Wo die eine absolut herrscht, ist die andere nicht vorhanden." Gewalt ist gerade eine Reaktion auf einen wahrgenommenen Machtverlust. Weil tradierte Männlichkeitsvorstellungen heute angezweifelt und patriarchale Strukturen aufgebrochen werden, nehmen Männer einen Kontrollverlust wahr, den sie durch Gewalt zu kompensieren versuchen. Dagegen versprechen rechtskonservative Ideologien Handlungsmacht. Je sichtbarer Frauen* werden, desto mehr Gewalt trifft sie in genau dieser Sichtbarkeit. Gewalt - online und offline - bindet die Ressourcen der Betroffenen und verdrängt sie aus Diskursräumen. Für sicher geglaubte Emanzipationsschritte werden so wieder gefährdet. Mit dem feministischen Paradox einher geht, dass die Kategorien "Mann" und "Frau" auch aus feministischer Perspektive stärker sichtbar gemacht und politisiert werden. Nicht als biologische Kategorien, sondern als Zuschreibungen, um auf die damit verbundenen Diskriminierungen und Gefahren aufmerksam zu machen. Gleichzeitig handelt es sich aber um eine binäre Einordnung, die aufgegeben werden soll. Die binäre Geschlechterordnung dient mithin als Leiter, die benötigt wird, um dorthin zu klettern, wo man hinwill - nur um sie, sobald man oben ist, wegstoßen zu können.
Wichtiges Thema, das man besser ohne Klassismus besprochen hätte. Grade arme Frauen sind schon sehr früh und stark von so einem Backlash und dem Aushebeln ihrer Rechte betroffen.
Wichtiges Thema! Sollte man gelesen haben.
Informativ
War insgesamt sehr interessant. Für leute, die in das thema einsteigen wollen auf jeden fall lesenswert
Ein gutes Buch über die Gewalt und Hetze gegen Frauen. Es wird deutlich-wir müssen handeln!
3,5. Vielleicht hab ich schon zu viel zu dem Thema gelesen, aber für mich war wenig Neues oder Überraschendes drin.
Wichtig, aufwühlend und informativ. Das Buch hat mich wirklich stark beschäftigt. Ich habe mich aufgeregt, verzweifelt gefühlt und doch auch hoffnungsvoll.
Ein paar Sätze/Eindrücke zu dem Buch: - Der Schreibstil ist sehr repetitiv, sowohl bei Formulierungen als auch bei den Themen, obwohl das Buch schon recht schmal ist (irgendwann dachte ich nur, wieso jetzt schon wieder Supreme Court, wieso schon wieder Andrew Tate, das hatten wir doch schon) - Die Autorin springt ein bisschen zu wild hin und her - Ich bin mir nicht sicher, ob ich die These des Backlashs so teile, denn nicht nur die von der Autorin immerhin erwähnte Anzeigebereitschaft bei Gewalttaten ist gestiegen, sondern auch die Bereitschaft, darüber überhaupt zu reden (was hier völlig ignoriert wird); außerdem gibt es dank Internet neue Formen von Gewalt, die auch noch sehr sichtbar sind und sich daher so "viel" anfühlen - Ausgerechnet Skandinavien und im speziellen Schweden als Beispiel für erhöhte Gewalt gegen Frauen trotz oder wegen Feminismus zu wählen, ist schon wild - das haben nämlich rechte Männergruppierungen schon vor Jahren gemacht, um damit aufzuzeigen, dass Gleichberechtigung schlecht für die Paarbeziehung und Zufriedenheit (vor allem die der Frauen) ist; der Youtuber Shaun hat damals ein fantastisches Video dazu gemacht und erklärt, dass Schweden schon allein die Daten ganz anders erhebt als andere Länder, da fließt viel mehr mit ein, außerdem sind dort die Anzeigen- und Hilfesuchbereitschaft wahnsinnig hoch, weil Opfer eben auch wirklich Hilfe erwarten können - Es schleicht sich immer mal wieder so ein kleiner Klassismus ein, zB dann, wenn die Autorin erwähnt, dass sie "zufällig" nur mit Akademikerinnen gesprochen hat, diese immer wieder hervorhebt und deren Gedanken und Scham über die von ärmeren Frauen stellt (außerdem erwähnt sie mal eben so ganz dreist, dass "gebildete" Frauen sicher einfach bessere Worte und generell eine bessere Sprache zum Ausdruck für das erlebte Grauen finden) Ich empfehle das Buch nicht. Lest lieber was von Christina Clemm oder Alle drei Tage von Laura Backes und Margherita Bettoni oder Femizide von Julia Cruschwitz und Carolin Haentjes.
Ich habe letztes Jahr "Alle Drei Tage" gelesen und mir gefiel das als Einstieg besser und war, finde ich, umfassender und klarer strukturiert. Dafür, dass im Klappentext explizit gesprochen wird von "entwirft mögliche Lösungen" muss man als lesende Person bis ganz zum Schluss auf mögliche Lösungsansätze warten, und diese sind auch eher sehr breit gestreut. Hatte mir deutlich mehr erhofft! Der Schreibstil von Backlash ist für viele bestimmt weniger trocken, aber leider einfach nicht mein Fall.
Wirklich lesenswert, gerade auch die politischen Aspekte und das Thema „online“

Gerade ist das Thema Gewalt gegen Frauen leider wieder hochaktuell in den Medien, denn die Causa Rammstein/Till Lindemann ist wohl in aller Munde. Bitte kommt mir hier nicht mit „AbEr DiE UnScHuLdSvErMuTuNg“, denn ein Rechtsstaat sorgt nicht automatisch für Gerechtigkeit. Vor allem nicht gegenüber der Opfer. #SolidaritätMitAllenOpfern „Backlash“ macht wütend. Wütend auf diese Gesellschaft, auf diese Politik und vor allem auf diejenigen, die Gewalt an Frauen verherrlichen, ausführen und selbst befürworten. Die Autorin und Journalistin Susanne Kaiser beschreibt in ihrem Sachbuch anschaulich, warum die Schere zwischen der Forderung von Gleichberechtigung/Feminismus und den Privilegen der Männer/Patriachat immer größer und größer wird. Und das ist einfach nur erschreckend zu lesen… Frauen* wollen niemandem irgendetwas wegnehmen - das einzige, was Feminismus fordert, ist die Gleichberechtigung aller Menschen. „Backlash“ ist ein Buch, das dringend gelesen werden muss, von allen. Wir müssen uns mit den Opfern der Gewalt solidarisieren, wir müssen uns gegenseitig empowern. Wir müssen einfach füreinander da sein. Spread love, not hate und auch kein Rohypnol, sonst bist du vielleicht einfach nur ein Frauen und Macht missbrauchendes Ar*chloch.
Das Buch macht mich wütend und betroffen und löst den dringenden Wunsch aus zu handeln und daran etwas zu ändern!
Mich hat das Thema stark interessiert, allerdings muss ich sagen, dass wenig "Neues" dabei war. Es ist aber richtig und wichtig immer wieder drauf hinzuweisen, was vor sich geht, denn nicht Alles bekommt man erfasst Gewalt gegen Frauen ist kein neues, aber ein wichtiges Thema, welches öffentlich definitiv mehr präsent sein sollte. Auch weil es sich durch alle Gesellschaftsschichten zieht. Wer davon ausgeht nur "arme" Frauen oder welche mit Migrationshintergrund wären betroffen, der irrt. Das war mir tatsächlich auch nicht neu. Auch war mir nicht neu, wie rau der Ton ist oder sein kann, vor allem in Zeiten von Social Media, wo man sich hinter seinem Profil versteckt und glaubt eine große Nummer zu sein, wenn man andere beschimpft, beleidigt oder bedroht. Allerdings ist dies eine Entwicklung, welche sich meiner Meinung nach durch beide Geschlechter zieht. Es fehlen Akzeptanz und Respekt gegenüber anderen und es geht immer weiter bergab. Frauen sind, dass ist auch meine persönliche Wahrnehmung, tatsächlich stärker betroffen, da sie als das schwächer Geschlecht gelten und anscheinend fühlen sich manche Männer in ihrer Männlichkeit verletzt, wenn die Frau eine höhere Position inne hat, mehr Geld verdient, selbstbestimmt mit wem sie ausgeht, mit wem sie schläft, was sie anzieht oder was auch immer. Das ist aber (leider) alles Nicht neu. Was aber neu ist, dass Rückschritte gemacht werden und das nur wenig Solidarität mit Betroffenen herrscht. Mein Empfinden. Frauen werden selbst dafür verantwortlich gemacht, wenn sie begrapscht, belästigt oder vergewaltigt werden. Da kommt gefühlt noch immer zu oft: Selbst Schuld, wenn sie das trägt. Oder bei häuslicher Gewalt: Sie hatte es bestimmt verdient. Allerdings werden diese Aussagen schon lange nicht mehr nur von Männern getroffen. Niemand das Recht mich ohne meine Erlaubnis anzufassen und Niemand hat es verdient geschlagen zu werden. Das beziehe ich aber auf beide Seiten der häuslichen Gewalt. Denn es gibt ja nicht nur die Gewalt gegen Frauen oder das Bestimmen über ihr Leben oder Aussehen. Es gibt auch Männer die in einer solchen Spirale feststecken. Hier muss auf jeden Fall der Mut von Den Betroffenen selbst kommen Anzeige zu erstatten oder den Partner zu verlassen. Für beide Seiten gilt: Mein Körper und ich bestimme was damit geschieht. Das gilt für meine Klamotten, meine sexuelle Orientierung, und allgemein mein Aussehen. Das Gleiche gilt für eine Abtreibung. Wie krank muss man sein, einer Frau dieses Recht zu nehmen? Erst recht, wenn ein Verbrechen der ganze Sache vorangeht. Das finde ich nach wie vor erschreckend und als gewaltigen Rückschritt. Demnächst ist dann wahrscheinlich auch wieder die Züchtigung und notfalls Vergewaltigung in der Ehe bei nicht Erfüllung der ehelichen Pflichten erlaubt. Ich könnte brechen, wenn ich nur daran denke. Ich muss gestehen, dass ich mir gewünscht hätte, dass auch Betroffene zu Wort kommen. Wie kamen sie in die Situation, wie entkamen sie ihr und wie gehen sie mit dem Erlebten um? Das fehlte mir. Es wurden "Situationen" angerissen, aber gefühlt nicht hinterfragt. Was mich tatsächlich erschreckt hat, waren die Beispiele am Anfang, dass es junge Männer gibt, die romantische Szenen entwerfen (ohne Frau) und dann sowas sagen wie: "Stell dir vor wir haben ein romantisches Date am Strand und dann ertränk ich dich." Also Alles ganz hübsch und niedlich und dann wird der andere Datepart sterben. Sowas kam wohl auf TikTok richtig gut an. Erschreckender Weise. Das war an sich auch das "Neueste" für mich. Fazit Ich mag nicht mit Allem konform gehen, was die Autorin hier aufs Papier bringt, aber dennoch ist dieses Buch bzw. das Thema welches es beinhaltet wichtig. Ja, Frauen haben über die Jahre gelernt stark zu sein. Sie begleiten wichtige Positionen, sie sind unabhängig geworden und kämpfen für ihre Rechte. Das da noch viel Arbeit zu tun ist, steht definitiv fest. Natürlich bedeutet dies aber auch, dass es irgendwelche Männer gibt, die sich oder besser gesagt ihre Männlichkeit davon bedroht fühlen. Es wird (leider) immer wieder Rückschritte geben, denn leider begleiten eben jene, welche sich bedroht fühlen und eben jene Änderungen verhindern können, viele Ämter. Umso wichtiger ist es immer wieder auf die Missstände aufmerksam zu machen. Am Ende gibt es 4 Sterne von mir
Ich habe das Buch gelesen und gehört. Und nun bin ich sprachlos! Ich weiß gar nicht, ob ich in Worte fassen kann, was dieses Buch alles in mir ausgelöst hat. Bitte, bitte, bitte LEST ALLE DIESES BUCH! Wir Frauen und andere Minderheiten haben schon sehr viel erreicht. Und doch ist es nicht genug! Lange noch nicht genug! Die Autorin ist Journalistin und politische Beraterin und zeigt in ihrem Buch sehr gut auf, dass und vor allem warum in der westlichen Welt Gewalt gegen Frauen stark angestiegen ist. Insbesondere die Gewalt gegen gebildete Frauen, gegen Akademikerinnen. Die Dimension, die das angenommen hat, war mir gar nicht bewusst. Je weniger Macht und Privilegien Männer haben, desto stärker und größer die Gewalt gegen Frauen. Frauen und Minderheiten sind heute sichtbarer denn je, sie trauen sich über ihre Erfahrungen zu sprechen (z.B. #metoo), sie lassen sich nicht mehr alles gefallen und wollen gesündere Beziehungen und bleiben lieber ohne Partner, anstatt sich unterdrücken zu lassen und in einer toxischen Beziehung zu leben. Das alles stärkt den Hass auf Frauen, im Netz wie auch im realen Leben. Anhand von vielen Beispielen, auch von Prominenten Frauen und Trans-Frauen, zeigt die Autorin auf, wie sie Gewalt erfahren haben und welche Auswirkungen das auf sie (und ihre Kinder) hat/hatte. Je mehr ich las, desto mehr schnürte sich meine Kehle zu! Frauenrechte können so schnell zurückgenommen werden, wie man in den USA oder auch Polen gesehen hat. Für Frauenrechte muss also ständig gekämpft werden! Rechte Gruppierungen, stark religiöse Strömungen und konservativ eingestellte Menschen sind dabei die größten Gegner von Frauen- und Minderheitsrechten. Nach dem Lesen dieses wirklich wertvollen und wichtigen Buches wird mir klar, dass wir Frauen uns untereinander viel mehr unterstützen müssen! Wir müssen Schwesternschaften bilden, wir müssen unsere Söhne so erziehen, dass sie wissen, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, unseren Töchtern Mut, Stärke, Selbstvertrauen und Sichtbarkeit mitgeben und vorleben! Wir brauchen Verbündete, mit denen wir uns gegen die Rückständigen und ewig Gestrigen wehren können. Wir müssen die Strukturen im öffentlichen Leben ändern und ein für alle Mal das Patriarchat smashen!

Der Feminismus hat in den letzten Jahren gesellschaftlich ein Umdenken veranlasst. Gleichzeitig schrauben Länder wie die USA oder Polen Gesetze wie das Abtreibungsgerecht zurück. Wie es zu diesen Backlashes kommt analysiert Susanne Kaiser astrein. Da war sehr viel Neues dabei. Mochte ich.