Ein atmosphärisch melancholischer Roman mit faszinierenden Charakteren. 👌
Wow - dystopisch, real, ein echter literarischer Leckerbissen (nicht nur) für Sprachliebhaber*innen! 👏🤩
Judith Hermann ist eine der bekanntesten deutschen Gegenwartsautorinnen - dem Umstand, dass ich noch nichts von ihr gelesen hatte, habe ich nun endlich mit „Daheim“ Abhilfe verschaffen. Es beginnt mit einer Rückerinnerung einer jungen Frau, die vor 30 Jahren ein Angebot von einem Bühnenmagier erhielt, als Jungfrau (in dem berühmten Trick mit der zersägten Jungfrau) mit ihm auf eine Schiffsreise zu gehen. Nachdem sie sich das eine Woche durch den Kopf gehen ließ, sagt sie „Ja“ - packt ihre Koffer, verlässt ihre Wohnung, zögert aber im letzten Moment und geht nicht auf diese Schiffsreise - sie fühlt sich zerrissen: „Seitdem ich denken kann, habe ich die Fähigkeit, mich in mich selbst zurückzuziehen, eine Schnecke, die in ihr Haus kriecht, eines dieser Spinnentiere, das sich zu einer Kugel zusammenrollt. Es war unbequem in der Kiste, nicht anstrengend, trotzdem unbequem, und es gab diesen einen Moment, in dem ich dachte, ich würde ohnmächtig werden, sie hätten mir was in den Eistee getan, und wenn ich wieder zu mir kommen würde, wäre ich lebendig begraben. Und einen Moment später dachte ich, ich wäre tatsächlich in zwei Hälften geteilt - nicht körperlich, eher im Kopf. Vielleicht im Herzen. Mein Herz war in zwei Hälften geteilt, ich war da, und ich war ganz woanders.“ Dann springen wir 30 Jahre in die Zukunft - sie hat gerade ihren Mann verlassen, ihre Tochter ist inzwischen erwachsen geworden, hat sich selbstständig gemacht und besucht ihren Bruder, der eine Kneipe im Norden Deutschlands betreibt, jobbt da als Bedienung. Nun beginnt eine der seltsamsten Liebesgeschichten, die ich seit langem gelesen habe, denn diese Frau wohnt in einem Häuschen und hat ein Problem mit einem Marder - der Bruder einer nebenan wohnenden Künstlerin installiert ihr eine Marderfalle ins Dach. Seines Zeichens Schweinebaron (er leitet einen Massentierbetrieb in Qualtierhaltung) bändelt er mit unserer sehr klugen und reflektierten Protagonistin an (für mich ist diese Liaison eine der ungewöhnlichsten, die ich bisher gelesen habe). Sprachlich finde ich Judith Hermanns Erzählstil unverwechselbar und kann nun gut nachvollziehen, warum sie so hochgelobt wird. Sie lässt den Leser*innen ihren Raum, aber lauscht den Menschen ganz genau hinterher und verbaut ihre Wahrnehmung in ihre Figuren - was sich ebenso zaghaft, wie urkomisch widerspiegeln kann. Ihr Bruder z.B. verliebt sich in eine Figur namens Nike, die aus sehr dysfunktionalen Familienverhältnissen kommt - da würde man denken, dass es gleich in einen politischen Mitleidsdiskurs mündet, aber im Gegenteil, sie bleibt distanziert bezüglich ihrer Meinung und der Beobachtung ihrer Figuren. Echte Menschenkenntnis beweist sie für mich in ihrer Figur des Schweinebarons - er hat auf eine ganz burschikose Weise Sex mit unserer Protagonistin, da wird nicht lange gefackelt. Da lädt er sie einmal zum Essen ein und hat überhaupt nichts vorbereitet (kein Candlelight Dinner oder co) - er geht in den Nebenraum der Küche, öffnet die Tiefkühltruhe und hält sämtlichen Inhalt zu ihrer Auswahl in die Luft, wie gefrorene Schweineschnitzel, Blumenkohl usw. und sie wünscht sich dazu frische geschälte und gekochte Kartoffeln, ein Wunsch, den er weniger nachvollziehen kann (eine der hinreißendste Szenen für mich - denn er fand es vollkommen überflüssig, Kartoffeln, die man erstmal schälen muss zu kochen hahaha). Am nächsten Tag heißt es dann: „Meine Handgelenke riechen schwach nach Sperma, Aftershave, Ammoniak.“ Was für eine eindrückliche Beschreibung, die noch einmal mehr Judith Hermanns Sprachfertigkeit beweist! Die Kombination der Gerüche aus Sex, Massentierhaltung und dem Aftershave fangen sowas von perfekt die Figur dieses Schweinebauern in dem Moment ein, chapeau! Die Art, wie die Autorin die Figuren darstellt, schafft eine Art Gegengewicht, ja sogar Zartheit, wo es eigentlich um Gewalt, Vergewaltigung oder Mord geht (Triggerwarnung!). Dystopische Aspekte sind ebenso verwoben in den Roman, wie das Thema Klimawandel - sie stellt die Welt dar, wie sie ist, in all ihrer Unvollkommenheit, was durchaus sehr unschön sein kann und glaube ich einer der Gründe sein kann, warum dieses Buch nicht nur Liebhaber hat - denn die Realität in der wir leben ist eben nicht schön und hoffnungsvoll. Mit „Daheim“ hat sich Judith Hermann einen festen Platz in meinem Bücherherz verdient und ich freue mich, dass bereits einige weitere Bücher von ihr erschienen sind - „Sommerhaus, später“ habe ich schon vor Beendigung meiner Lektüre gekauft, denn ich brauchte dringend Nachschub und konnte nicht mit dem Gedanken leben, jetzt erstmal „Tschüss“ zu dieser großartigen Erzählerin zu sagen. An alle Sprachliebhaber*innen: Sofern ihrs noch nicht getan habt: Lest unbedingt mal in eins ihrer Werke rein - sie schreibt sooo besonders und vielleicht nehmt ihr sie ja auch (wie ich!) in Euer Leserepertoire auf!
Enttäuschend und schwer zugänglich
Ich hatte wirklich gehofft, dass dieses Buch im Verlauf noch an Fahrt aufnimmt, aber leider blieb die erhoffte Wendung aus. Oft wollte ich abbrechen. Obwohl es recht kurz ist, zog es sich für mich zäh dahin. Der Schreibstil war für meinen Geschmack einfach zu sperrig und anstrengend, sodass ich oft den Faden verlor. Vielleicht hat es mir aufgrund der fehlenden Aufmerksamkeit so gar nicht gefallen. Auch die Spannung, auf die ich bis zum Schluss hoffte, blieb leider aus. Schade, denn die Grundidee hatte Potenzial.
Viele Worte für wenig Handlung
Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück. Es lässt sich aber auf folgende Schlagwörter eingrenzen: - Melancholie - Einsamkeit - Traum/Wirklichkeit Man taucht nicht tief genug ein, um die Protagonistin vollumfänglich zu verstehen, aber doch tief genug. Auch die anderen Charaktere sind interessant, tief genug und oberflächlich beschrieben. Wer einen Roman mit viel Interpretationsspielraum sucht, ist mit „Daheim“ von Judith Hermann gut aufgehoben.
Leider hat mich das Buch nicht gefesselt. Es sollte um eine Frau Ende 40 gehen, die vieles hinter sich lässt und ein neues Leben am Meer beginnt. Dass dieses Leben so trist wird, hat mich enttäuscht. Die gezeichneten Charaktere ergeben sich größtenteils ihrem Schicksal und sind nicht wirklich reflektiert.
Ich mag Judith Hermanns Schreibstil. Aber man muss erstmal reinfinden. Ich hatte das Buch schon mal angefangen, da bin ich nicht reingekommen. Dieses Mal schon. Und wenn man einmal drin ist, dann wird man gewogen (finde ich, weniger eingesogen). Es passiert nicht viel, eine Frau lässt sich scheiden und zieht an die Nordseeküste. Die Geschichte lebt von der Sprache und seinen schrägen Figuren. Der Anfang fiel mir auch dieses Mal schwer, ebenso das Ende. Und ich habe das auch nicht verstanden, diese Erinnerung, und warum diese Erinnerung das Buch ein- und dann wieder ausleitet. Aber zwischendrin bin ich geschwommen und das war schön.
Ich bin einfach nur begeistert. Die ersten 20 Seiten waren für mich ein Kampf, aber mit jeder weiteren Seite wurde es jetzt schon zu einem Jahreshighlight.
Nicht mein Fall
Trotz der wenigen Seiten habe ich für das Buch länger gebraucht als gedacht. Der Schreibstil ist irgendwie altmodisch die Story sehr ebenmäßig und mit dem Ende der Geschichte konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Lustig lesen sich die Charaktere des Buches da alle sehr speziell sind und ich verstehe worauf die Geschichte und Story anspielt aber ich würde das Buch nicht jedem weiterempfehlen.
Etwas besonderes, aber nicht mein Genre
Der Stil war nicht meins. Es hat sich schwer lesen lasen.
Hat mir gefallen. Irgendwie. Gefühlt ist nicht viel passiert, aber die Art der Beschreibung der Personen hat mich sehr gefesselt, sodass ich das (zugegebenermaßen schmale) Buch sehr schnell durch hatte.
Ein Buch das mich an Schullektüre aus der Oberstufe erinnert. Toll geschrieben, viele Motive, viel Interpretationsspielraum, wenig Aufklärung. Eine Rezensierende auf Goodreads hat es treffend gesagt: “ich hätte das Buch gerne geliebt”

Zuerst ratlos und dann doch ein bisschen verliebt: So ging es mir mit „Daheim" von Judith Hermann. Ja, doch, ich mag das Buch. Ich mag die melancholische, entschleunigte Stimmung; dieses Leben, das einfach passiert. Es ist keine Story, die nicht in wenigen Sätzen erzählt wäre. Aber sie ist großartig erzählt. Und in jeder Kleinigkeit findet sich irgendeine Bedeutung, irgendein Bezug. Worum gehts: Eine Frau Ende Vierzig zieht an die Küste und hilft dort als Kellnerin in der Kneipe ihres älteren Bruders aus. Sie lernt ihre unkonventionelle Nachbarin Mimi kennen -und Mimis Bruder, Arild. Zwischen Arild und unserer Protagonistin entwickelt sich eine Affäre - einfach so, fast schon nebenbei. Ohne großes Trara, ohne viel Klimbim. Die eingestreuten Erinnerungen an ihr früheres Leben stehen im Kontrast zur Gegenwart: Erinnerungen an die verpasste Chance, als junges Mädchen nach Singapur zu gehen. An die Tochter, die durch die Welt reist. An ihren Ex-Mann, der in Räumen voller Erinnerungen lebt. Im Gegensatz dazu das leere Haus, in dem sie nun lebt. Mimi, die nackt durch den Garten läuft und die Gezeiten auf Leinwand einfängt. Der wortkarge Arild, der an die Küste gehört und nie woanders sein wird. Bei all dem geht es nicht um die Suche nach der richtigen Entscheidung, den richtigen Weg. Es geht um einen Neuanfang. Und dafür muss man Loslassen. Das Kind, die großen Träume und die Räume voller Erinnerungen. Es steckt keine Wehmut darin, keine echte Trauer um verpasste Chancen, sondern ein Ankommen. Ganz sanft und beiläufig. Man mag das belanglos finden und vielleicht ist es das auch - weil eben das Leben oft so ist: einfach dahinplätschernd. Und der Autorin gelingt es, diese Belanglosigkeit schon allein durch die Sprache derart in den Fokus zu rücken, dass man über das tragische Schicksal der Nike fast hinwegsieht, über den Blick in den Schweinestall, in dem die Grausamkeit der Massentierhaltung sichtbar wird, über den Ex-Mann, der als Messie kaum Platz in der eigenen Wohnung hat. Und so gehen die wirklich tragischen Dinge im Alltag unter - worin wiederum eine ganz eigene Tragik liegt.
Ich fands langatmig (obwohl es so kurz ist) und nicht gut geschrieben. Die einzelnen Geschichten um die Protagonistin konnten mich nicht überzeugen und die Message fand ich nicht gut rüber gebracht....
Dieses Buch erzählt zwischen den Zeilen fast mehr als in den Zeilen. Eine großartige Stimmung an der Küste, eine Frau die in sich selbst Heimat sucht und ein schnörkelloser, klarer Schreibstil, der doch so melodisch klingt.. ich mochte diese ruhige Geschichte sehr. Lediglich etwas mehr Plot hätte ihr gut getan.
Melancholie
Das ist mein zweites Buch von Judith Hermann. Vorher habe ich schon Alice gelesen. Ich finde, wenn man ihre Bücher liest, fühlt man sich Einsam aber auch gehalten. Ich fande die Charaktere tragisch. Tragisch in dem Sinne, dass sie mir alle leid Taten. Außnahmslos alle! Bei jedem liest man die Unzufriedenheit raus. Man liest Geschichten wie sie einem selbst oder jedem Nebenan passieren können. Ich liebe die Sprache des Buches aber es hat mich traurig zurück gelassen. Ich möchte jedem helfen. Ich würde am liebsten eine Interpretation des Buches von der Autorin lesen. Ja, es steht viel zwischen den Zeilen aber vieles was man sich selbst in seinem Kopf bildet. Vlt ist das die intension des Buches. Judith Hermann schafft es immer nüchtern und Melancholisch zu schreiben. Sie bildet interessante Charaktere. Ich bin bei der Autorin immer zwiegeapalten und doch lese ich ihre Bücher gerne, weil sie Gedanken wieder spiegelt, die man vlt selbst hat.
Interessante Lektüre. Es steht viel zwischen den Zeilen, einiges, das kaum greifbar ist und ich wahrscheinlich nicht ganz verstanden habe. Sehr atmosphärisch! Einige tolle Zitate, die in meinem Notizbuch festgehalten werden. Es passiert scheinbar nichts, aber irgendwie doch sehr viel Interessantes Buch! Vielleicht ist irgendwann ein reread nötig, um die Botschaft besser zu verstehen.

Schwierig
Ja oh man wie soll man das Buch beschreiben. Ich fand es sehr schwer zu Lesen. Die Verknüpfungen habe nicht verstanden auch am Ende gab es keine Aufklärung. Der Schreibstil war leider auch nicht neins. Wenn man in das Internet schaut wird es hoch gelobt 🤨🤔

Das war nicht mein Buch ! Der Klappentext beschreibt schon das Buch wie es ist aber mehr passiert auch nicht . Von Entscheidungen von Dingen die im Leben so passieren aber das ist doch bei jedem so denke ich ...ich verstehe nicht wirklich was es mir sagen will 🙈 Manchmal dachte ich ,wieso kommt das jetzt vor ,warum erzählt sie das ?Keine Ahnung 🫣auch echt absurde Geschehnisse Manchmal, auch die Schreibweise in der Geschichte hab ich nicht lieb gewonnen ...ich musste wirklich lachen zwischendurch weil es so, ja weiss nicht echt komisch 🤣😅 das Ende war etwas interessanter als das ganze Buch insgesamt, wirklich!, aber ehrlich gesagt war ich froh als ich fertig war 😮💨😬 Das Cover ist ganz nett 🫠
Ruhiges monotones Buch über Einsamkeit
Eigentlich fand ich die Geschichte total langweilig gleichzeitig konnte ich aber auch nicht aufhören. Judith Hermann erzählt hier die Geschichte einer Frau, die meiner Meinung nach ziemlich einsam ist. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt. Ihr Kind ist erwachsen und sie geht in die Welt hinaus. Sie erlebt dabei nicht wirklich spannende Dinge alles ist irgendwie solide und monoton. Die Geschichte stellt keine besonderen Ansprüche, es ist alles sehr ruhig, unaufgeregt und langsam erzählt. Gleichzeitig erfährt man aber immer mehr Kleinigkeiten über die verschiedenen Menschen und reimt sich ein bisschen was zusammen. Und wie gesagt, ich konnte, obwohl nichts passiert ist,einfach nicht aufhören. Die Geschichte ist auf jeden Fall in meinem Kopf geblieben und das ist doch das, was Geschichten tun sollen oder? Ich persönlich würde dieses Buch tatsächlich niemandem empfehlen, weil ich nicht wüsste warum.
„Ich dachte eine Woche darüber nach. Es war irre anstrengend darüber nachzudenken. Nach sieben Tagen gab ich auf. Ich stand auf und ging los. Ich ging los, weil ich nicht mehr darüber nachdenken wollte, ob ich losgehen sollte, oder lieber nicht.“
Mich hat das Buch leider nicht gekriegt. Zu viele Metaphern, der Schreibstil nicht unterhaltend und irgendwie eigenartig. Vielleicht war es aber auch nicht der richtige Zeitpunkt für mich.
Die Erzählung kommt einerseits atmosphärisch und meinem Empfinden nach bedeutungsschwer, andererseits doch ganz ruhig und gemächlich daher, als würde der Protagonistin großzügig die Zeit eingeräumt, die sie gerade so unbedingt braucht. Um sich zu erinnern, ihre Vergangenheit zu ordnen und sich mutig einer noch ungewissen Zukunft zu stellen. Begleitet wird die Handlung von immer wieder aufgegriffenen Symbolen. So erscheint gleich anfangs in einer Rückblende die "Kiste", in die sie steigt, um den Zaubertrick der "zersägten Jungfrau" zu proben. Eine entscheidende Gelegenheit vor 30 Jahren, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und mit einem Zaubererehepaar nach Singapur zu reisen, die sie letzten Endes nicht ergreift. Die Kiste jedoch zieht sich als Motiv durch und erscheint an diversen Stellen als mehr oder minder schauriges Artefakt. Es wird außerdem mit Themen wie Isolation und Annäherung, mit Fragen der Zugehörigkeit und der Bedeutung und Verlässlichkeit von Erinnerungen gespielt. Dabei tragen skurrile Charaktere und bizarre Szenen, als auch bedrohlich oder sexuell aufgeladene Stimmungen dazu bei, die Erzählung teilweise unwirklich, traumartig oder nebulös wirken zu lassen. Da ist die lebenslustige Nachbarin Mimi, die nicht nur optisch ein leuchtender Kontrast zur grauen Landschaft darstellt. Da ist Mimis wortkarger, eigensinniger Bruder Arild, der das Dorf noch nie verlassen hat. Da ist die Obsession des Bruders unserer Protagonistin für eine 40 Jahre jüngere, in der Kindheit schwer misshandelte Frau. Da ist die Sage der Nixe, die ihren Zorn und ihre Rache über die Region brachte und die immer wieder zwischen den Zeilen aufleuchtet. Die fein gezeichneten Nuancen sowohl in den Charakteren, in der Landschaftsbeschreibung als auch in den Räumen und eingestreuten Dialogen hat mich an diesem Buch unglaublich fasziniert. Ich konnte im Text immer wieder Parallelen ziehen, über die Wortwahl grübeln und Muster ausfindig machen, um noch tiefer vorzudringen und wertvolle Erkenntnisse zu schöpfen. Mein erstes Leseerlebnis mit der Autorin und gleich ein so fulminantes - an einem Tag durchgesuchtet und absolut geflasht!
Viel Lärm um nicht viel
Die zahlreichen Belobungen kann ich nicht gut nachvollziehen. Ab der Hälfte -zugegeben -wurde es zum pageturner weil sich sukzessive Abgründe auftun, mit denen man nicht rechnet, aber für mein Empfinden wurde zu viel offen gelassen und das Ende ist sehr abrupt.
Die Sprache von Judith Hermann hat mir gut gefallen, die Beschreibung der Charaktere mochte ich auch sehr, das Buch insgesamt leider nicht so sehr. Der Anfang ließ sich noch sehr flott lesen, in der Mitte etwa hat es sich sehr gezogen und es ist einfach nichts passiert in der Geschichte, bis es am Ende wieder etwas an Fahrt aufgenommen hat. Ich kann schon verstehen, dass es in diesem Buch genau darum ging, um das Langsame, das Ungesagte und das zwischen den Zeilen transportierte, und doch war es einfach nicht meins.
Wirft Fragen auf und lässt Platz für eigene Antworten.
Daheim* Judith Hermann Mal eben die Slow-Motion Taste des Lebens zu drücken, ist oft nicht möglich...zu schnell wollen Entscheidungen getroffen und tausend Dinge erledigt werden. Judith Hermann allerdings schafft es mit ihrem Buch in den Fluss der Zeit einzugreifen. In halber Geschwindigkeit erzählt sie die Geschichte ihrer 47-jährigen Protagonistin, die sich nach dem Auszug der Tochter und der Trennung von ihrem Mann an die Nordsee zurückgezogen hat. Wundersamer Weise schien auch meine Zeit während des Lesens langsamer zu laufen. Die Ruhe, die die Protagonistin sucht und die dieses Buch mit einer gewissen Mischung aus Nüchternheit und Melancholie ausstrahlt, ergriff mich. "Daheim" ist eines dieser leisen Bücher, das dabei aber jede Menge Fragen aufwirft und Platz für eigene Antworten lässt. " [...] und ich staune darüber, dass ich tatsächlich immer noch glaube entscheiden zu können, wer ich sein will und sein könnte." S.116 Wer mich kennt, der weiß, dass ich die leisen Töne liebe. In die Reihe von "Stoner" und "Tante Martl" reiht sich nun "Daheim" ein und ich bin sicher, dass ich noch oft daran denken werde. 5 von 5 🌟
Weiß nicht so recht was ich zu dem Buch sagen soll, wahrscheinlich fehlt mir hier der Sinn zur Interpretation um es richtig zu verstehen. Ich merke einfach immer wieder das Bücher die literarisch Gefeiert werden nicht meins sind.
Daheim erzählt die Geschichte einer Frau Mitte Vierzig. Nach dem Auszug ihrer Tochter scheitert ihre Ehe. Sie zieht ans Meer, arbeitet in der Kneipe ihres Bruders. Langsam lernt sie die anderen Dorfbewohner kennen. Sie hatte noch nie irgendwo Wurzeln, möchte auch hier keine schlagen. Die Geschichte wird langsam erzählt. Die Sprache ist schön, oft sehr nüchtern. Vieles wird in Rückblenden dargestellt, es ist nicht immer klar, was wirklich ist, was lediglich eine bloße Möglichkeit. Daheim war kurzweilig, schnell zu lesen. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, worauf die Autorin hinauswill. Zum Schluss hin wird manches klarer, vieles bleibt aber auch im Dunklen. Das Buch bleibt aber dennoch im Kopf. Vielleicht bin ich auch zu jung dafür, hätte es später lesen sollen.
Mit dem Zitat „Die stärkste Liebesgeschichte, die ich seit langem gelesen habe." (Druckfrisch, Denis Schenk) wird das Buch „Daheim“ von Judith Hermann betitelt. Ich frag mich wieso? Ich glaube ich bin wohl eine der wenigen denen das Buch nicht gefallen hat. Für mich hatte das Buch leider nicht wirklich eine Handlung. Kann auch sein, dass ich das Buch einfach nicht verstanden oder zur falschen Zeit gelesen habe
Ich habe 'Daheim' parallel zur 'Überwintern' von Katherine May gelesen und das war für mich die perfekte Kombination. Auch 'Daheim' liest sich sehr winterlich, obwohl es teilweise im Hochsommer spielt. Zwar lernen wir die Protagonistin als Ich-Erzählerin kennen, dennoch bleiben ihre Handlungen oft unergründlich, ihre Gedanken zeigen sich öfter zwischen den Zeilen als unmittelbar. Ich mag es sehr, wie pragmatisch und auch irgendwie unnahbar die Figuren in 'Daheim' sind, damit fügen sie sich perfekt in den Handlungsort der Nordsee. Der Roman ist angenehm unaufgeregt, dabei aber keineswegs unspannend oder gar langweilig. Wie der Titel suggeriert, geht es gewissermaßen um ein Heimkommen, ums Wurzeln schlagen und dabei zu reflektieren, warum man dort gelandet ist, wo man ist - und ob man bleibt. Judith Hermann stellt einige der großen Fragen des Leben mit leiser Stimme, ohne dabei dramatisch oder zu melancholisch zu sein. Ich vermute, man muss den etwas ungewöhnlichen Erzählstil der Autorin mögen können, um sich auf dieses Buch einzulassen. Meine Stimmung hat es zum richtigen Zeitpunkt genau aufgefangen.