1. Jan. 2025
Bewertung:1

Was dieses Buch auszeichnet, ist der besondere Erzählstil. Die Hälfte des Buches steht Édouard versteckt und hört seiner Schwester dabei zu, wie sie ihrem Mann erzählt was Édouard schreckliches erleben musste. Diese Passagen waren unterbrochen von Édouards Gedankengängen die das gesprochene seiner Schwester ergänzt haben. Andere Passagen des Buches hingegen sind aus der Sicht von Edouard selbst erzählt. Zwischen diesen Erzählweisen wird ziemlich abrupt hin und her gewechselt, was mich sehr verwirrt hat und ich diese Passagen teilweise öfter lesen musste um zu verstehen, ob ich mich gerade noch in einem der riesen Monologe seiner Schwester befinde oder ob Édouard nicht doch selbst gerade etwas erlebt. Das hat mich schon sehr genervt und hat meinen Lesefluss massiv unterbrochen. Auch hatte ich echt große Probleme mit dem Erzählstil seiner Schwester. Die Erzählungen seiner Schwester haben sich meiner Meinung nach gelesen wie ein einziges blabla. Als würde jemand unstrukturiert eine Sprachmemo aufnehmen - über Stunden. "Dann ist das passiert und das und jetzt wo mir das gerade einfällt früher hatte er mal Freunde mit denen hatte er dies und jenes getan." Ich bin gedanklich immer wieder abgedriftet und dachte mir beim lesen "Man komm endlich zum Punkt! Du benutzt so viele Worte und sagst irgendwie nichts." Diese Art von Erzählweise war zwar durchaus sehr authentisch, allerdings ist dadurch für mich so eine Distanziertheit entstanden, dass mich das Buch trotz der doch krassen Ereignisse absolut kalt gelassen hat und ich froh war als es vorbei war (wie bei langen Sprachmemos - die hasse ich nämlich auch

Im Herzen der Gewalt
Im Herzen der Gewaltvon Édouard LouisFISCHER Taschenbuch
2. Feb. 2024
Bewertung:3

Die Geschichte einer heftigen Gewalterfahrung und ihrer Folgen. Trotz der schockierenden Ereignisse und dem Wissen, dass dem Autor all das tatsächlich passiert ist, war es mir an vielen Stellen zu wiederholend und ausschweifend. Mir gefielen seine anderen Bücher besser. Ausführliche Rezension folgt auf Instagram unter seelich_buchliebe

Im Herzen der Gewalt
Im Herzen der Gewaltvon Édouard LouisFISCHER Taschenbuch
2. Jan. 2024
Bewertung:4

Story: Es ist Heiligabend, als Édouard auf der Pariser Place de la République den jungen Immigranten Reda kennenlernt und spontan zu sich nach Hause einlädt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine zarte Romanze, die jedoch im Laufe der Nacht umschlägt und in Gewalt endet: Reda raubt Édouard aus, bedroht ihn mit einer Waffe und vergewaltigt ihn. Für letzteren beginnt eine wahre Odyssee – geprägt von Polizeibeamten, Ärzten und Untersuchungen, die alle an der Nacht rühren, die Édouard am liebsten vergessen will … Eigene Meinung: Mit “Das Ende von Eddy” gelang dem französischen Shootingstar Édouard Louis eine Sensation – der autobiografische Debütroman über seine Kindheit in einem nordfranzösischen Dorf und seine Flucht aus den festgefahrenen Verhältnissen, den dort vorherrschenden Homophobie und dem Rassismus machte ihn über Nacht bekannt. Das Buch wurde in 30 Länder übersetzt, mehrfach ausgezeichnet und war die Inspiration des Films “Marvin”. Auch in seinem zweiten Roman “Im Herzen der Gewalt” verarbeitet der Autor ein autobiografisches Ereignis, das sein Leben von Grund auf veränderte: eine Vergewaltigung und ein Nahtoderlebnis. Die Geschichte wird dabei nicht direkt aus seiner Sicht erzählt, sondern von seiner Schwester Reda, die ihrem Mann von den Ereignissen des Heiligabends und den Tagen und Wochen danach berichtet. Édouard selbst steht als stummer Beobachter an der Tür und belauscht die Unterhaltung, die natürlich von den Gefühlen und Gedanken seiner Schwester durchsetzt ist – so schweift Clara immer wieder ab und fügt zusätzliche Anekdoten und Kommentare ein, die sich meist auf Édouards Kindheit und Jugend beziehen und die stark von dem unterschwelligen Rassismus des kleinen Ortes geprägt sind. Dadurch erfährt der Leser mehr von den Menschen, vor denen Édouard einst geflohen ist – und zu denen er, paradoxerweise, nach den schrecklichen Ereignissen zurückkehrt. Neben dieser Erzählerstimme, fügt Édouard seine eigenen Gedanken hinzu, teils berichtigt er seine Schwester Clara in Gedanken, teils führt er die Erzählung weiter aus und gibt dem Leser zusätzliche Einblicke zu dem, was er erlebt hat: zur Begegnung mit Reda, ihrer Zweisamkeit und dem plötzlichen Umschlagen der Atmosphäre, als Édouard sein Handy sucht und Reda als Dieb enttarnt. Dabei greift er mitunter in der Handlung vor, webt bereits die Gespräche mit der Polizei und den Ärzten ein, was dafür sorgt, dass die Geschichte zu Beginn sehr konfus wirkt und man als Leser zwischendurch den Überblick verliert. Édouard Louis verweigert sich einer chronologischen Berichterstattung, sondern erzählt die Ereignisse so, wie sie ihm richtig erscheinen und wie er sie erzählen muss, um sie selbst verarbeiten zu können, denn das scheint eines der Ziele des Autors zu sein: der Versuch mit der Gewalt klarzukommen, die ihm am Heiligabend und in den Tagen danach wiederfahren ist. Dabei bezieht sich die Gewalt nicht nur auf die Ereignisse mit Reda, sondern auch auf das, was Édouard Louis in den folgenden Tagen passiert – die Begegnungen mit Polizisten und Beamten, Ärzten und Psychologen, denen er immer wieder erzählen muss, was passiert ist, bis er sich „seiner eigenen Geschichte beraubt“ fühlt und kaum mehr den Eindruck hat, selbst Entscheidungen zu treffen. Zudem wird er mit dem Rassismus der Institutionen konfrontiert und muss erkennen, dass dieses Erlebnis ihn selbst zu einem Rassisten macht, denn er hat zunehmend Angst vor Männern, die nicht dem typisch europäischen Bild entsprechen. Da er in “Das Ende von Eddy” vor ebensolchen Ansichten geflohen ist, wirkt dieses Eingeständnis doppelt so schwer und regt zum Nachdenken an. Stilistisch legt Édouard Louis große Literatur vor, für die man sich Zeit nehmen muss, denn sie ist nichts für zwischendurch. Als Leser muss man bereit sein, sich auf das Buch einzulassen, auf die Geschichte und die Ereignisse; auf die mitunter chaotische Erzählstruktur und die endlosen Schachtelsätze. Hat man erst einmal den Zugang zum Buch gefunden, taucht man tief in Édouard Louis‘ Erzählung ein, erlebt das Auf und Ab der Geschichte, aber auch der Gefühlswelt des Autors und erhascht einen tiefen Einblick in die menschliche Natur. Édouard Louis – bzw. im Deutschen sein Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel – weiß dabei mit Worten umzugehen, sein Roman bewegt sich sprachlich auf hohem Niveau und ist wie sein Debüt “Das Ende von Eddy” ein empfehlenswertes Buch. Fazit: “Im Herzen der Gewalt” bietet keine leichte Lektüre und ist aufgrund der ernsten Thematik nicht für jeden Leser geeignet. Wer jedoch Édouard Louis‘ Debüt mochte und die Art wie er autobiografische Erlebnisse in seinen Romanen verarbeitet, dem wird sein zweites Werk ebenfalls gefallen, ist es doch noch persönlicher und tiefgehender als “Das Ende von Eddy”. Der Autor berichtet auf sprachlich hohem Niveau von Gewalt in allen Facetten, von der Machtlosigkeit gegenüber den staatlichen Institutionen und den Gedanken, Gefühlen und Ängsten, mit denen sich Opfer in den Wochen nach einer solch schrecklichen Tat herumschlagen müssen. Édouard Louis ist einmal mehr ein Roman gelungen, der berührt und der lange nachhallt.

Im Herzen der Gewalt
Im Herzen der Gewaltvon Édouard LouisFISCHER Taschenbuch
10. Dez. 2023
Bewertung:2

Nicht gut umgesetzt

Autor :Édouard Louis Buch : Im Herzen der Gewalt Gelesen als eBook 🌟🌟 Klappentext: In seinem autobiographischen Roman ›Im Herzen der Gewalt‹ rekonstruiert der französische Autor Édouard Louis die Geschehnisse einer dramatischen Nacht, die sein Leben für immer verändert. Auf der Pariser Place de la République begegnet Édouard in einer Dezembernacht einem jungen Mann. Eigentlich will er nach Hause, aber sie kommen ins Gespräch. Es ist schnell klar, es ist eine spontane Begegnung, Édouard nimmt ihn, Reda, einen Immigrantensohn mit Wurzeln in Algerien, mit in seine kleine Wohnung. Sie reden, sie lachen. Aber was als zarter Flirt beginnt, schlägt um in eine Nacht, an deren Ende Reda Édouard mit einer Waffe bedrohen wird. Indem er von Kindheit, Begehren, Migration und Rassismus erzählt, macht Louis unsichtbare Formen der Gewalt sichtbar. 🌟🌟 Meine Meinung: Ich habe noch nie etwas von diesem Autor gehört, habe ihn aus Zufall gefunden, da es eine Aufgabe bei einer Lesechallenge war. Das Cover und der Titel haben mich neugierig gemacht. Ein Mann auf einem weißen Cover und grünem Titel. Einfach aber schön. Gewalt, Rassismus, Angst,.. all das wird hier beschrieben , aber leider hatte ich das Gefühl das er hier nur sein Herz ausschütten wollte. Die Aussagen und das offenlegen das nichts gegen die Rechtspopulisten gemacht werden kann, wird hier sehr deutlich, könnte auch negative Auswirkungen haben. 🌟🌟 Fazit: Gutes Thema, schlechte Umsetzung. Hat mir nicht gefallen.

Im Herzen der Gewalt
Im Herzen der Gewaltvon Édouard LouisFISCHER Taschenbuch
18. Nov. 2023
Bewertung:1

Was dieses Buch auszeichnet, ist der besondere Erzählstil. Die Hälfte des Buches steht Édouard versteckt und hört seiner Schwester dabei zu, wie sie ihrem Mann erzählt was Édouard schreckliches erleben musste. Diese Passagen waren unterbrochen von Édouards Gedankengängen die das gesprochene seiner Schwester ergänzt haben. Andere Passagen des Buches hingegen sind aus der Sicht von Edouard selbst erzählt. Zwischen diesen Erzählweisen wird ziemlich abrupt hin und her gewechselt, was mich sehr verwirrt hat und ich diese Passagen teilweise öfter lesen musste um zu verstehen, ob ich mich gerade noch in einem der riesen Monologe seiner Schwester befinde oder ob Édouard nicht doch selbst gerade etwas erlebt. Das hat mich schon sehr genervt und hat meinen Lesefluss massiv unterbrochen. Auch hatte ich echt große Probleme mit dem Erzählstil seiner Schwester. Die Erzählungen seiner Schwester haben sich meiner Meinung nach gelesen wie ein einziges blabla. Als würde jemand unstrukturiert eine Sprachmemo aufnehmen - über Stunden. "Dann ist das passiert und das und jetzt wo mir das gerade einfällt früher hatte er mal Freunde mit denen hatte er dies und jenes getan." Ich bin gedanklich immer wieder abgedriftet und dachte mir beim lesen "Man komm endlich zum Punkt! Du benutzt so viele Worte und sagst irgendwie nichts." Diese Art von Erzählweise war zwar durchaus sehr authentisch, allerdings ist dadurch für mich so eine Distanziertheit entstanden, dass mich das Buch trotz der doch krassen Ereignisse absolut kalt gelassen hat und ich froh war als es vorbei war (wie bei langen Sprachmemos - die hasse ich nämlich auch

Im Herzen der Gewalt
Im Herzen der Gewaltvon Édouard LouisFISCHER Taschenbuch
22. Juni 2023
traumatisch, autobiografisch, heilend
Bewertung:4

traumatisch, autobiografisch, heilend

Endlich habe ich etwas von Édouard Louis gelesen. „Im Herzen der Gewalt“ habe ich für meine #12für2023 ausgesucht. Es ist die autobiografische Erzählung des Schriftstellers, mit der er eine erlittene Vergewaltigung verarbeitet. Nachts von einem Unbekannten angesprochen, war Édouard so angetan von diesem Mann, dass er ihn mit nach Hause nahm. Was als angenehme und erotische Nacht begann, nimmt aber gegen Morgen eine gefährliche Wendung. Der Mann bestiehlt Édouard und als es dieser bemerkt, wird aus dem geheimnisvollen und zärtlichen nächtlichen Besucher ein potenzieller Mörder. All das und die Erfahrungen die Édouard danach gemacht hat, erzählt er seiner Schwester und diese wiederrum erzählt es ihrem Mann. Dieser Unterhaltung lauscht Édouard und so hört seine eigene Geschichte aus dem Mund einer Frau, die ihn weder versteht und zu der er keine enge Bindung hat. Die Schwester erkennt nicht die verletzte Seele, die ihr Bruder ist, macht aus seiner Erfahrung etwas Triviales. Sie ist selbstherrlich, wie man es oft ist, wenn man Dinge erzählt bekommt („Hätte er doch nur…“). Erzählt aus ihrem Mund entgleitet Édouard seine eigene Geschichte ein stückweit, er sieht sich mit dem Geist seiner Vergangenheit und Jugend konfrontiert und ausgesetzt. Sein Erlebtes wird daran gemessen. Teilweise kommt Édouard auch selbst zu Wort, macht scharfsinnige Beobachtungen und skizziert die menschliche Natur. Durch die wechselnde Perspektive erzählt der Roman nicht geradlinig, zeichnet aber ein Bild von einem Menschen, der durch eine traumatische Erfahrung sich selbst und das bisher von ihm Vertretene in Frage stellt. Es ist eine ambivalente Geschichte aus der Feder eines Verletzten. Es ist kein einfaches Buch, es die Verarbeitung einer Vergewaltigung – eines Angriffs – aus der Sicht eines Mannes, der es verarbeiten will.

Im Herzen der Gewalt
Im Herzen der Gewaltvon Édouard LouisFISCHER Taschenbuch