Peter Stamms "Blitzeis" ist ein Erzählband mit 9 relativ kurzen Geschichten, die Themen der Einsamkeit, Liebe, das Scheitern von Beziehungen und Tod behandeln. Sie werden uns alle aus der Perspektive eines wechselnden männlichen Ich-Erzählers geschildert, die alle ähnlich leer und wenig greifbar sind. Die Männer in den Geschichten sind meistens nur an Sex interessiert und auch wenn sie dies erreichen wissen sie nicht was damit anfangen. Die Frauen sind sprunghaft, abenteuerlicher - sie besitzen etwas mehr Charakter - trotzdem schlecht vorstellbar. Stamm erreicht das durch einen sehr knappen und sterilen Schreibstil, der aus vielen Hauptsatzkonstruktionen besteht und auf sprachlichen Schmuck weitgehendst verzichtet. Man konzentriert sich auf das Wesentliche, wobei eher das Notwendigste. Der Lesefluss ist stellenweise schlecht und insgesamt macht mir dieser Stil wenig Freude beim Lesen. Handwerklich ist es zwar interessant, aber gute Geschichten ergeben sich dadurch nicht. Genauso ist die Gegenüberstellung des Alltags und Nicht-Alltags in den Geschichten äußerst trivial dargestellt. Der Urlaub/Flirt und dann der plötzliche Tod des Freundes des Flirts; der Flirt mit der Krankenschwester und dann der langsame Tod der Tuberkulosepatientin - soll mich das betroffen machen, schockieren? Es ist klar, dass die Leere, Kälte und das Geisterhafte der Figuren und Beziehungen zu einander gewollt sind, aber nebst dem Handwerk bietet dieser Erzählband nicht viel mehr. Ist man an sprachlichen Konstrukten interessiert, kann man herangehen. Ansonsten kann ich keine Empfehlung aussprechen.
Invalid Date3. Apr. 2025
Blitzeisvon Peter StammFISCHER Taschenbuch