Ich hatte Abby Lynn immer als Trilogie im Kopf, obwohl es wohl vier Bände sind - aber nach dem dritten brauche ich den nicht mehr. Eigentlich hätte ich schon den dritten nicht mehr gebraucht, und nach Vorwort und Metadaten des Romans komme ich zu dem Schluss, dass der Autor ihn auch nicht gebraucht hätte. Wenn nicht ... ja, wenn nicht die Fans der ersten beiden Bände so lange nach einem weiteren Band gefragt hätten, dass er diesen tatsächlich noch geschrieben hat. "Verraten und verfolgt" lässt den Charme der ersten beiden Bände vermissen. Es gibt schlicht kein neues, großes historisches Thema mehr, dass Schröder den jugendlichen Lesern näher bringen könnte, also greift er einfach auf die alten zurück und wärmt das noch mal auf. Gepaart mit einem sehr düsteren, grausamen Plot, in dem Abby eigentlich nichts anderes passiert, als dass sie im Kerker sitzt ... nein, danke. Für mich hat es diesen Band eindeutig nicht mehr gebraucht. Hier haben wir weder große neue Ereignisse aus Australien, bzw. New South Wales, noch Aborigenese (sie kommen überhaupt nicht vor). Stattdessen muss Abby noch ein wenig mehr leiden, um darzustellen, wie wenig Rechte Sträflinge wirklich hatten (wir wissen es schon) und ähm ... eigentlich war's das schon mit Hintergründen. Im Gegensatz zu den beiden ersten Bänden geht es hier einfach nur noch um Abby Lynn, die nicht in Ruhe ihr Happy End kriegt (was sie verdient hätte), sondern schwanger die Zerstörung ihres Zuhauses erlebt, dann mit Andrew quer durch den Busch läuft, dann auf einer Farm ihres Nachbarns den sexuellen Advancen des Sohnes dort ausgesetzt wird (brr), denkt, dass sie sich gut schlägt, von ihm aber verraten wird, verhaftet, nach Sydney verschleppt, erneut in einem Kerker landet, denkt, dass sie sich gut schlägt, dann aber Cleo begegnet und in einer noch mal anderen Zelle landet, wo sie den Großteil des Buches rumsitzt und leidet. Hm. Wenn ich das so runterbete, bekomme ich Lust, nur einen einzigen Stern zu vergeben. Zeit in einem Kerker, in dem man gequält wird, während man auch noch hochschwanger ist, empfinde ich nicht unbedingt als historisch so anregend, dass ich davon etwas lerne. Zumal wir das ja schon in Band 1 hatten, wo wesentlich weniger Zeit darauf verschwendet wurde, immer wieder dasselbe zu erzählen. Nein, ich bin ganz und gar nicht glücklich mit diesem Buch. Das Ende, quasi die Auflösung, wie Abby und ihr Kind aus dem Schlamassel entkommen, ist hanebüchern und der versprochene Aufbruch, der dann vermutlich Band 4 seine Story geben wird, lässt mich nicht neugierig genug zurück, weiterzulesen. Band 1 und 2 sind wundervolle, sehr wertvolle Jugendbücher, die Australien und die damalige Zeit näher bringen. Band 3 stürzt rasant ab und ist eine Erweiterung der Reihe, die absolut nicht notwendig war. Keine Leseempfehlung.
1. Jan. 2024
Abby Lynn - Verraten und verfolgtvon Rainer M Schrödercbj