
Ein sehr bewegender Roman mit sympathischen Charaketeren, viel Hintergrund und die Reise von vier Generationen von Frauen, die ihre Vorstellung von Freiheit leben.
Ein sehr bewegender Roman mit sympathischen Charaketeren, viel Hintergrund und die Reise von vier Generationen von Frauen, die ihre Vorstellung von Freiheit leben.
"Mich erstaunt es immer wieder, wie wenig es in meiner Generation bedarf, um von Gleichaltrigen vom Leben in einer Diktatur erzählt zu bekommen. Warum wissen wir dennoch nach wie vor so wenig voneinander, von dem, was uns allesamt geprägt hat? In mir entstand das Gefühl: Wir reden zu wenig. Viel zu wenig. [...]." (Auszug aus dem Nachwort der Autorin) Und genau darum geht es in diesem Roman: Das Verschweigen von Beweggründen, das Nichtreden über Gefühle, über Vergangenes, ... Erst viele Jahre nach dem Mauerfall ist es eine neue Generation, nämlich Lou, die Tochter von Anke, die damals mit 14 aus der ehemaligen DDR geflüchtet ist, niemals wirklich Wurzeln schlug und zudem keinen Einblick in die Beweggründe ihrer Eltern und Großeltern hatte, welche den Stein ins Rollen bringt. Lou löst mit ihrer Neugier, die durch das plötzliche Erscheinen eines Familienmitglieds angefacht wird, einen Prozess aus, der darin mündet, dass zumindest ein Stück damit begonnen wird, dass Familie Simon-Hauschke Unausgesprochenes endlich auf den Tisch bringt... In diesem Roman wird so Vieles angesprochen: MfS, Unterdrückung, Anfeindungen, der Wunsch nach Freiheit. Vor allem aber zeigt die Geschichte mit klug gewählten Figuren und sensibel gestrickter Story, wieviel mehr hinter all dem steckt. Es wird sehr deutlich gemacht, dass alles Handeln Konsequenzen hat, das Vieles verschwiegen wurde, um vor allem andere, aber ein Stück auch sich zu schützen. Vor allem aber zeigt die Autorin, dass es sich lohnt hinter die Fassade zu schauen, nachzufragen, aufzudecken und damit aufzuarbeiten, denn Veränderungen, egal welcher Form, ziehen immer auch individuelle sowie gesellschaftliche Auswirkungen nach sich, die zweifelsfrei reflektiert und aufgearbeitet werden können, wenn man eins beherzigt: Man muss miteinander ins Gespräch kommen, nur dann werden Grenzen überwunden und ein Verständnis entstehen... Für mich ein Highlight, ein Roman, der bewegt, der sprachlich überzeugt und inhaltlich nachhallt.
Hochspannend und sehr lesenswert!
Bei einer Familienfeier kommt es zum großen Knall - der Bruder von Lou‘s Uroma taucht auf und beschuldigt diese, dass sie damals wusste, dass die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland gebaut werden würde und ihn nicht gewarnt habe. Damit setzt er eine Reihe an Ereignissen in Gang, die endlich all das, was die Familie jahrelang totgeschwiegen hat, ans Licht bringt. Lou, 20 Jahre alt, zukünftige Journalistin, stellt Fragen, ohne Angst und große Rücksicht, um endlich zu verstehen, was damals passiert ist, wer ihre Familie in der DDR war und ahnt nicht, was sie aufdecken wird… Beim Stöbern fiel mir „Die Stunde der Mauersegler“ von Margarethe Adler in die Hände und machte mich neugierig genug für einen Kauf. Obwohl ich einige Jahre in Ost-Berlin gelebt habe (lange nach der Wende) und viele Berührungspunkte mit Menschen hatte, die in der DDR gelebt haben und / oder aufgewachsen sind, habe ich mich nie wirklich damit befasst. Mir kamen tatsächlich überwiegend positive Dinge zu Ohren, die Schlechten kannte ich - als Westmädchen - eher aus dem Gesichtsunterricht und dem was man im Westen so sprach. Umso interessanter war dieser Roman. Er war eindrucksvoll, spannend, mitreißend und hat Aspekte beleuchtet, die mich mit enormer Intensität ergriffen haben. Hier wird die Geschichte einer Familie in den Mittelpunkt gestellt, die alles mitgemacht hat. Dabei werden verschiedene Blickwinkel eingebracht, es wird - je nach Figur - kritisch oder wohlwollend auf das System der DDR geblickt und als Leser wird man regelrecht hineingezogen in diese Familiengeschichte. Ich mochte den Roman nicht aus der Hand legen, weil er so gut geschrieben war, mich mit spannenden und wichtigen Informationen gefüttert hat und mir - für mich - Neues von der DDR berichtet hat, was ich als sehr wichtig empfinde. Empfehlenswert, hochspannend, informativ! Von mir gibt es 5 von 5 Sternen. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Darum geht es: 2015: Auf der Familienfeier zum 85. Geburtstag von Konrad der Familie Simon-Hauschke kommt es zu einem Spektakel. In den Sechzigerjahren ist Henning Fuchs, der Schwager von Konrad aus der DDR, geflohen. Nach all den Jahren der Funkstille taucht Henning ausgerechnet auf dieser Feier auf. Henning konfrontiert seine Schwester Elisabeth und die Familie mit schweren und unangenehmen Vorwürfen. Ohne Aufklärung ist er dann aber auch schnell wieder verschwunden. Die 20-jährige Urenkelin Lou ist neugierig geworden. Was ist damals geschehen? Was steckt hinter den Vorwürfen von Henning? Warum hat nie jemand aus ihrer Familie über Henning gesprochen? Die junge Journalistik-Studentin beginnt, unbequeme Fragen zu stellen. Mein Leseeindruck: Die Stunde der Mauersegler ist ein generationsübergreifender Familienroman, der mich von Anfang an eingenommen und gepackt hat. Margarethe Adler hat einen flüssigen und einfühlsamen Schreibstil. Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen und erzählt die Geschehnisse der damaligen Zeit aus Sicht von vier Generationen, die durch Schweigen und Verdrängen viel zu wenig voneinander wissen. Mich hat es erschrocken, wie die Vergangenheit die Zukunft prägt. Die Autorin hat gut recherchiert und liebevolle, authentische Protagonisten skizziert. Sie lässt Elisabeth, Isabella, Anke und Lou in ihrer Geschichte zu Wort kommen. Fassungslos habe ich verfolgt, wie die DDR als Überwachungsstaat Familie Simon-Hauschke beeinflusst und reglementiert hat. Man wusste nie, wem man trauen kann. Ein schrecklicher Gedanke. Die Zeit der deutschen Teilung hat mich thematisch schon immer fasziniert. Von daher war der Roman ein literarischer Genuss für mich. Fazit: 4,5/5 ⭐️ Eine eindrucksvolle und spannende Familiengeschichte! Leseempfehlung!
Traurig, tragisch und schön...aber auch leider wahr.... vergessen wir die Geschichte nicht
Deutsch-deutsche Familiengeschichte
Isabella Hauschke und ihr Mann Hannes stellen 1986 für sich und die beiden Kinder Anke und Christian einen Antrag auf Ausreise in die BRD. Unmittelbar danach beginnen die Repressalien angefangen von Wohnungsarrest, Ausgrenzung, Zurückdrängungsgesprächen, in denen sie bezirzt bis bedroht worden. Sie sind Abtrünnige. 1988 geht alles ganz schnell, Familie Hauschke darf ausreisen, jedoch ohne den Sohn Christian, der gerade 18 Jahre alt geworden ist. Ein perfider Schachzug der Stasi. Auch Mutter Elisabeth hat das damals durch, nachdem ihr Bruder Henning 1962 geflüchtet war. Dieser tauchte nun nach zig Jahren plötzlich auf und reißt alte Wunden auf. Lou, die jüngste von allen, hat von diesen Dramen bisher nicht viel gehört und beginnt Fragen zu stellen. Doch sie stößt auf Wut, Ablehnung, Verbitterung und eine Mauer aus Schweigen. Der Roman spielt über drei Zeitebenen, von 1962 über 1986/88 und 2015 und ist ein schonungsloses und erschütterndes Stück Zeitgeschichte über vier Generationen. Abgesehen von der realen Mauer, die gebaut wurde, haben alle Frauen in der Familie, bis auf Lou, die Jüngste, Mauern hochgezogen. Drei Generationen haben nicht gelernt zu reden, aus Angst und Vorsicht. Ein Leben aus Schweigen und/oder Lügen. Lou ist die erste, die in einem freien Land aufwächst. Und sie beginnt Fragen zu stellen, doch bekommt keine Antworten Selbst im Jahr 2015 herrschen hier noch Wut, Angst und Abschottung. Anhand vieler Zeitzeugenberichte hat die Autorin ein sehr gut recherchiertes Werk geschaffen, das den Leser in eine emotionale Achterbahnfahrt und zahlreiche Gänsehautmomente mitnimmt, in Traumata, die über Generationen weitervererbt werden. Über die Zerrissenheit zwischen vergessen wollen und Aufarbeitung. Die vier Protagonistinnen sind sehr individuell und authentisch dargestellt und man kann sich in jede einzelne sehr gut hineinversetzen. Ein Buch, das unter die Haut geht! Absolute Leseempfehlung.
Familiengeschichte mit deutsch-deutschem Hintergrund
Über ein Jahr nachdem die Familie Simon-Hauschke einen Ausreiseantrag gestellt hat, verlassen sie 1988 Ost-Berlin. Es liegen Monate der Ausgrenzung und Anfeindungen hinter ihnen. Da der Sohn Christian mittlerweile volljährig ist, muss er zurückbleiben. 2015 kommt es bei einer Familienfeier zu einem großen Streit, bei dem sich die bislang versteckten Geheimnisse, Lügen und Fragen ihren Bann brechen. Während der Nachwendezeit wurde über vieles, was der Familie in der DDR passiert ist, über Gesinnungen und revolutionäre Gedanken, der Mantel des Schweigens gelegt. Doch nun weht ein andere Wind und die 20jährige Lou beginnt Fragen zu stellen, um ihr eigene Familiengeschichte zu verstehen. Ein großer Roman über eine Familie, deren Zerrissenheit zwischen zwei Systemen auch anhand von Zeitzeugenberichten schonungslos Schicht für Schicht offengelegt wird. Fragen der Moral und Integrität stellen sich hier und es wird sehr deutlich, dass nicht alles schwarz oder weiß gewesen ist, sondern viele Grautöne auf den so unterschiedlichen Gesellschaftssystemen liegen. Ein Roman, der mich tief in die deutsch-deutsche Geschichte hat eintauchen lassen und den ich allen empfehle, die sich gerne mit diesem Thema beschäftigen mögen.
Lebendige Geschichte
'Die Stunde der Mauersegler' erzählt anhand einer Familie das Leben in der DDR und wie lange das Schweigen anhalten kann, welches in der DDR zur Überlebensstrategie gehörte. Hier geht es um eine Familie die erst durch die vierte Generation lange nach der Wende anfängt ihre Geschichte von Fluchtgedanken und Linientreue auf zu arbeiten. Ein eindrucksvoll geschriebenes Buch welches die Geschichte gut aufarbeiten und verschiedene Positionen ohne erhobenen Zeigefinger sichtbar macht!
2015: Bei einer Familienfeier kommt es zum Eklat . Ein Familienmitglied, von dem nicht mehr gesprochen wurde, taucht plötzlich auf und konfrontiert seine Schwester Elisabeth mit unangenehmen Vorwürfen. Die 20jährige Lou stellt Fragen, die ihr niemand beantworten möchte und so macht sie sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Es geht um Ausreise aus der DDR, Mauerbau, Stasi, einzelne damit verbundene Schicksale, Schwierigkeiten in der Familie über Probleme zu sprechen und um die Suche nach den eigenen Wurzeln. Dieses Buch konnte ich gar nicht mehr weglegen. Zu neugierig war ich wie es in der Geschichte weitergeht. Eine unheimlich spannende und auch emotionale Familiengeschichte finden wir hier, die von 1962 über 1987/1988 bis hin zu 2015 spielt. Es wird abwechselnd aus der Sicht der Frauen der Familie erzählt. Elisabeth, Isabella, Anke und Lou, 4 Generationen, die viel zu wenig voneinander wissen. Tolle Protagonisten, ganz liebevoll gezeichnet. Man taucht ab in eine Welt voller Schweigen, Geheimnissen und Unsicherheit. Dem Sog des Buches kann man sich nicht entziehen. Für jeden Leser, der sich gern mit der deutschen Geschichte beschäftigt ein absolutes MUSS. Ich bin sehr beeindruckt.