25. März 2025
Bewertung:4

„Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden“ Ein sehr schön geschriebener Roman mit einer fast vergessenen Dichterin als Hauptprotagonistin

Ich habe schon lange keinen historischen Roman mehr gelesen. Und ehrlich gesagt, hatte ich auch nicht vor. Eine lange Bahnfahrt stand bevor und ich brauchte Lesematerial. Und dann hielt ich „Billie“ in der Hand. Tolles Cover, der Klappentext hat mich überzeugt, das Buch wurde kurzerhand im Handgepäck verstaut. „Es herrscht Krieg in Pommern. Im Hause des Greifswalder Bürgermeisters Schwarz nisten sich Wallensteins Männer ein, nichts ist vor ihnen sicher. Billie, die jüngste der drei Töchter, entdeckt inmitten der Schrecken des Dreißigjährigen Krieges den Zauber und die Kraft der Poesie und schreibt allen Gefahren zum Trotz Gedichte gegen den Hass, gegen die Herrschaft der Männer – und über die Liebe zu ihrer Freundin Judith.„ Eigentlich ist es Billie vorherbestimmt, wie auch ihre älteren Schwestern einen Mann mit möglichst hohem Ansehen zu heiraten, ihm Ehefrau zu sein und Kinder zu bekommen. Aber Billie ist anders. Sie bringt sich heimlich das Lesen und Latein bei, ist unglaublich gebildet und neugierig für eine junge Frau in der damaligen Zeit. Sie liest Ovid, Petrarca, Opitz und Hildegard von Bingen. Sie ist aber vor allem eines: mutig. Als der Vater die Familie feige verlässt, die Brüder flüchten oder in den Krieg ziehen und auch noch ihre Mutter stirbt, übernimmt Billie Verantwortung für die Familie, gibt aber ihren Traum, Dichterin zu werden, nie auf. „Alles war in mir, die Angst, die Wut, der glühende Wunsch zu kämpfen. Nicht mit Säbeln und Pistolen, aber mit meiner Stimme, die ich lernte, wie ein Schwert zu führen, und wie ein Herz, das nicht erkaltete im Winter des Krieges…“ Billie ist ein biographischer Roman über die Barockdichterin Sibylle Schwarz, der nur ein sehr kurzes Leben vergönnt war. Mit erst siebzehn Jahren starb sie an der Ruhr. Zugegeben, ich habe noch nie von ihr gehört. Sehr wenig Information findet man, wenn man Sibylle Schwarz googelt. Stefan Cordes schreibt sehr einfühlsam und emphatisch aus Sicht der jungen Dichterin, entführt uns in ihre Welt. Diesen Roman habe ich wirklich verschlungen. In jeder freien Minute habe ich mir das Buch geschnappt, um ein paar der angenehm kurzen Kapitel zu lesen. Zu viel passiert in den drei oder vier Jahren der Handlung, eine Zusammenfassung des Inhaltes ist für mich praktisch unmöglich, ohne auszuschweifen. Katholiken führen Krieg gegen Protestanten, das Volk hungert. Krankheiten wüten, Hexen werden verfolgt. Als Kinder des Bürgermeisters haben Billie und ihre Geschwister aber noch Glück. In all den Wirren ihrer Zeit geht Billie ihren Weg, gibt nie ihr Ziel auf, eine berühmte Dichterin zu werden. Ihre Sicht der Dinge hält sie in wunderbarer Poesie fest und trotzt immer wieder den damaligen moralischen Vorstellungen, was Frauen betrifft. Neugierig sind die jungen Mädchen auch in Sachen Liebe, eine Aufklärung gab es damals natürlich keine. „Wenn ich schon heiraten muss, sagte ich, dann wenigstens einen Mann, der mir nicht das Schreiben verbietet. Der mich in Ruhe schreiben lässt, wenn ich meine Arbeit getan habe. Ist das zuviel verlangt? … Ich frag ihn einfach vorher. Ob er mir dann und wann ein wenig Tinte mitbringt, ein paar Bogen Papier. Noch besser wäre natürlich ein Mann, der meine Gedichte liest, dem es gefällt, dass ich schreibe, wie ich schreibe, dem es nicht einerlei ist, was ich denke und fühle. Ein Mann wie…“ (Samuel Gerlach).

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
4. März 2025
Bewertung:5

Billie was ein sehr begabtes Mädchen wo nicht üblich ist im 17. Jahrhundert sie könnte Schreiben und Lesen und andere Sprachen sie wollte Dichterin werden . Leider war es im 17. Jahrhundert den Frauen nicht gestattet das sie Gebildet waren das war ein Hindernis. Sie war ihrer Zeit Voraus und kämpfte für Frauenrechte sie war anders als die anderen Frauen sie war eine starke Persönlichkeit ihrer Zeit aber sie musste auch viele Sachen Übersich ergehen lassen wie Spott und Höhn. Sie wurde auch als Hexe angeklagt. Das Buch ist ein muss zum Lesen 😉.

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
25. Jan. 2025
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Bewertung:5

So, nun habe ich 'Billie' von Stefan Cordes beendet und bin wirklich sehr zufrieden. Ich wollte das Buch schon vorm Lesen so gerne mögen und war fast schon aufgeregt bei den ersten Seiten 😅. Klingt seltsam, oder?! Aber was soll ich sagen... Jackpot, ich wurde nicht enttäuscht. Es dreht sich alles um Billie, eigentlich Sibylla Schwarz und ihrem recht kurzen Leben im 17. Jahrhundert. Inmitten von Krieg und Krankheit hält der jüngste weibliche Spross der Greifswalder Familie Schwarz an ihrer Liebe zu Worten und Sprache fest. Sie tut was nicht viele Frauen zu dieser Zeit tun, Sie dichtet. Angeregt durch Petrarcas Werke kämpft Billie darum gehört zu werden. Nicht einfach in einer Zeit in der es verpönt ist das Frauen überhaupt lesen und schreiben lernen. Selbst von ihrer eigenen Familie wird es nur missbilligend zur Kenntnis genommen. Alleine ihre Schwester Emi, mein Liebling des Romans, findet Gefallen an ihrer Kunst. Da ich ehrlich gesagt vorher noch nie von Sibylla Schwarz gehört habe, finde ich es umso besser sie nun zu kennen. Ein historischer Roman mit vielen wertvollen feministischen Ansätzen auf moderne Weise erzählt. Der wirklich schöne Schreibstil lässt einen nur so durch die Seiten fliegen und ich habe immer ein paar Kapitel mehr gelesen und dafür Schlaf geopfert😉. Ich mag es sehr das sich Stefan Cordes eine in Vergessenheit geratene, weibliche Dichterin ausgesucht hat. Ein toller Debütroman über eine interessante Persönlichkeit. Fliegt mit Billie und ihren ungezähmten Pferden und lest dieses Buch.

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
21. Jan. 2025
Bewertung:5

Es gibt Bücher, die gefallen mir so sehr, dass paradoxerweise jede Vorstellung des Buches mir schwerfällt. Alle Worte, die ich verfasse, erscheinen mir plump und ich habe das Gefühl, nicht gut vermitteln zu können, wie sehr mir das Gelesene gefallen hat. So geht es mir mit Billie! Wie soll ich in normalen Worten ausdrücken, welch pures Lesevergnügen diese Geschichte der deutschen Lyrikerin Sybilla Schwarz für mich war? Wie soll ich erklären, dass ich trotz düsterer Zeiten - 30-jährige Krieg, Pest, Hexenverbrennung, patriarchale Strukturen uvm. - Leichtigkeit und Freude bei Lesen empfunden habe? Wie soll ich beschreiben, dass ich das Gefühl hatte, selbst eine Figur in Billies Leben zu sein? Es war einfach pures Lesevergnügen! Ehrlich, ich war am Anfang ein wenig skeptisch. Historischer Kontext, Krieg und Dichtkunst des 17. Jahrhunderts - könnte etwas düster, schwer zugänglich und altbacken sein. Aber was soll ich sagen, hier hat Stefan Cordes einfach ein Meisterwerk erschaffen. Klingt pathetisch, ja, aber irgendwie bin ich gedanklich noch im 17. Jahrhundert und da darf es auch etwas Pathos sein, oder? Zum Inhalt, wo soll ich anfangen? Vielleicht einfach direkt rein ins Geschehen, mit Billie und ihren 5 Geschwister in Greifswald. Billie ist das jüngste von 3 Mädchen. Ein lebenslustiges, mutiges, energiegeladenes und überaus kluges Mädchen. Sie wächst in einer Zeit auf, in der es für Mädchen keine Bildung gibt und das wichtigste Ziel die Heirat und damit die Absicherung ihres Lebens ist. Doch Billie hat sich selbst das Lesen beigebracht und einer ihrer Brüder ihr Latein gelehrt und so liest sie sich durch die Bibliothek des Vaters. Als der Krieg ausbricht, verliebt sie sich in Judith und entdeckt in den Gedichten von Petrarca die Möglichkeit, ihren ganzen Gefühlen einen Raum zu geben. Sie fängt selbst an zu schreiben und setzt sich über allen Konvention hinweg. Doch leider ohne große Anerkennung. Stefan Cordes hat es geschaffte, ein Buch mit historischem Hintergrund zu schreiben, in dem ich die vergangene Zeit spüre und doch fühlte es sich an wie heute. Durch die kurzen Kapitel fliege ich nur so durch all die Geschehnisse und habe das Gefühl, ganz viel von Billies Leben mitzukriegen und doch nicht zu viel an Informationen. Ich fühle deutliche Billies Drang, ihren Wünschen nachzugehen, bewundere ihren Mut und verzweifle an den Ungerechtigkeiten den Frauen gegenüber. Und doch spüre ich auch die Leichtigkeit, wenn Billie mit ihren Schwestern und Ide Zeit verbringt und das Träumen kurz wahr wird oder als sie Ernst Bogislaw von Croÿ begegnet. Eine späte Anerkennung für Billies Kunst! Ein unglaublich starkes Debüt und ich freu mich schon auf das nächste Buch von Stefan Cordes. Bitte lesen!

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
30. Dez. 2024
Bewertung:4.5

Der Autor schreibt hier einen historischen Roman über die mir bisher unbekannte Sybilla Schwarz. Ich konnte mich, Dank der anschaulichen Beschreibungen, sehr gut in die von Krieg, Religion und Patriarchat beherrschte Zeit des 17. Jahrhunderts einstimmen lassen, und Sybillas sich entwickelnde Leidenschaft für das geschriebene Wort und vor allem die Poesie a miterleben. Die Geschichte einer jungen, starken, rebellischen Frau , dem Familienleben, ihrer aufkeimenden ersten Liebe und immer wieder Sybillas Verarbeitung all dessen in ihrer Lyrik. Hat mir sehr gut gefallen.

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
8. Nov. 2024
Bewertung:4.5

"Wer sich vertraut in allen Dingen, wird Welt, wird Neid, wird Tod bezwingen!" Ach liebe Sibylla, wäre es doch so gekommen! Hineingeboren in ein Zeitalter des gnadenlosen Patriarchats, des 30-jährigen Krieges und der Pest. Und als wäre das noch nicht genug, auch der Verfolgung von Frauen als angebliche Hexen. In dieser Zeit ist es Billie nicht nur gelungen lesen und schreiben, sondern auch Dichtung zu lernen. Trotz Neid und Missgunst schafft sie es sich Gehör zu verschaffen. Findet Förderer und trägt ihre Verse vor. "Hat auch die Missgunst tausend Zungen und tausend Zungen ausgestreckt, kommt sie mit Macht auf mich gedrungen, so werd ich trotzdem nicht erschreckt. " Nein erschrecken lässt sie sich nicht, auch nicht in ihrer Liebe zu Judith, der ihre glühendsten Verse gelten. Sie liebt die Gedichte von Ovid und Petrarca und von den Musen ist ihr Erato die liebste und wenn Erato mit ihrer Dichtung die Sehnsucht in den Menschen weckt, warum gibt es dann keine Dichterinnen? Da erfährt sie von Sappho, deren Gedichte zu großen Teilen verloren gingen. So wie sie möchte Billie sein und ihr größter Wunsch, dass ihr Gedichte als Buch erscheinen. Stefan Cordes ist hier eine ganz wunderbare Hommage an eine ganz besondere Künstlerin gelungen. Liebevoll gezeichnete Charaktere, besonders Ide hat sich tief in mein Herz geschlichen. "Ich flieg jetzt außer mir, ich fliege von der Erden. Ich fliege Himmel an mit ungezämten Pferden." Ob das auf Billies Grabstein stand? Es rührt mich zu Tränen.

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
30. Sept. 2024
Bewertung:5

Ein toller Roman über eine besondere Frau!

Zugegeben- der Name Sybilla Schwartz war mir vor diesem Buch absolut unbekannt. Und genau deshalb lese und liebe ich historische Romane: man erweitert völlig nebenbei seinen Horizont. Den Namen dieser wunderbaren Dichterin werde ich sicher niemals vergessen. Worum geht es? Sybilla, genannt Billie, wächst zur Zeit des 30jährigen Kriegs auf. Sie ist erst 14 Jahre alt, wohlbehütet in einem liebevollen Elternhaus. Doch schon früh merkt sie die deutlichen gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau - während ihr (zugegebenermaßen etwas dümmlicher Bruder) Probleme beim Lernen hat, bringt sie sich alleine, heimlich und nebenbei das Lesen, Schreiben sowie Latein bei. Doch dieses Wissen muss sie für sich behalten, denn Frauen waren zur damaligen Zeit ausschließlich für die Haushaltsführung und das Gebären der Kinder zuständig. Jedoch steckt in Billie ein aufrührerischer Geist, sie ist deutlich anders als ihre Geschwister und die Gefühle wollen raus. Als nach und nach der Schrecken des Krieges sie und ihre Familie trifft, fängt Billie an, ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Ich bin absolut begeistert von diesem Buch. Wenn ein Autor es schafft, zum einen einen historischen Roman modern und mit einer Leichtigkeit niederzuschreiben und zum anderen so gekonnt Feminismus feiert, dann kann ich gar nicht anders als dieses Buch uneingeschränkt zu empfehlen. Die Geschichte ist nicht nur ein tolles Bildnis vergangener Tage, sie ist auch gleichzeitig ein wunderbarer Familienroman. Ich mochte einfach alles an dieser Geschichte und wünsche mir, daß dieses Buch viel mehr Präsenz bekommt.

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann
22. Aug. 2024
Bewertung:4.5

Lyrikerin, Frauenrechtlerin und als Hexe angeklagt

Sibylle Schwarz, genannt Billie, ist die 15jährige Tochter des Greifswalder Bürgermeister. Sie ist ein außergewöhnliches Mädchen, das in außergewöhnlichen Zeiten lebt. Es ist Anfang des 17. Jahrhunderts und in Pommern herrscht der 30-jährige-Krieg, indem sich Protestanten und Katholiken gegenüber stehen. Greifswald ist unter Fremdherrschaft des Kaisers, der Vater ist in den Krieg gezogen und Billie untersteht dem Schutz ihres Onkels gegen die Besatzer, die auch Einzug in ihr Elternhaus gezogen haben. Billie hat eine besondere Art, mit ihrer Wahrnehmung umzugehen. Sie schreibt Gedichte, ist gebildet und belesen. Entgegen dem damaligen Frauenbild verrichtet sie zwar die anfallenden täglichen Arbeiten im Haushalt, zieht aber gerne mal heimlich Hosen an und genießt die außerhäusigen Freiheiten eines Jungen. Als sie nach einem solchen Ausflug ins Elternhaus zurück kehrt, schlägt sie der Onkel und verbietet ihr das Lesen. Der Hauslehrer Samuel, der ihren Bruder unterrichtet, erkennt aber ihr Potenzial und versorgt sie mit einem Buch über das Verfassen von Gedichten. Ich war gleich von der ersten Seite an in einer Parallelwelt und fühlte mich in die damalige Zeit versetzt. Stefan Cordes wechselt von poetischen Beschreibungen über teils vulgäre Sprechart der Protagonisten und schafft es, dass der Leser sich die damaligen Lebensumstände von Billie vorstellen kann. Die Barockdichterin, die es tatsächlich gegeben hat, war mir bisher unbekannt. Stefan Cordes ist da eine schöne Hommage gelungen.

BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«
BILLIE »Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden«von Stefan CordesC.Bertelsmann