Wie viel ist ein Menschenleben wert? Daniel Glattauer gelingt es in seinem Roman so unfassbar gut eine Geschichte zu kreieren, wie sie jederzeit und jeden Tag in unseren Breitengraden passieren könnte. Wir hören hin, aber wir hören nicht zu. Sind so beschäftigt mit uns selbst, dass das Schicksal anderer gar nicht mehr zu uns durchdringt. Wir bewerten Leben anhand von Geld, Ansehen, Hautfarbe. Die Thematik rund um Flüchtlinge und wie die Gesellschaft mit den Menschen und der Thematik umgeht ist wirklich unfassbar spannend und emotional aufgegriffen worden. Große Leseempfehlung!
Daniel Glattauer hat unseren Alltag sehr genau beobachtet, analysiert und in diese Schicksalsgeschichte zweier Familien eingebaut. Die Gesellschaft wurde beispielhaft reingewoben, wie sie sich heute darstellt.
Aber er hat etwas entscheidendes zusätzlich getan. Er gab denjenigen, die derzeit kaum Raum zum Atmen bekommen unter uns, ständig in Angst leben und stark traumatisiert sind, eine beispielhafte Stimme. Er zeigt ihre Trauer, ihre Resignation, ihr Leben und die Lasten, die sie jeden Tag tragen müssen.
Sein Stil und der Aufbau der Geschichte ist ungewöhnlich, aber treffend. Er wechselt zwischen der Nüchternheit und der tiefen Gefühlsebene, ohne ausufernd in beiden Richtungen zu werden.
Flucht betrifft uns alle. Die meisten haben es in ihrer eigenen Familiengeschichte verankert. Und damals wie heute, bedeutet es seine Heimat, seinen (vermeintlichen) Schutz aufzugeben und in die Fremde und Unsicherheit zu gehen, in der Hoffnung, dass es besser wird. Vor allem für die nächste Generation. Dieses wird in diesem Buch eindrücklich dargestellt.
Mich hat das Buch sehr bewegt. Ich muss das erst einmal sacken lassen. Würden doch mehr Menschen diesen Perspektivwechsel wagen...
Hier wurde zwar ein wirklich wichtiges Thema besprochen, trotzdem hat mich der Roman nicht überzeugen können. Ich hatte insgesamt etwas anderes erwartet.
Gute Geschichte, wird aber erst im letzten Drittel richtig fesselnd
Ich fand das Buch zum Ende hin richtig emotional und spannend. Die ersten 200 Seiten plätscherte es mir aber ein bisschen zu sehr dahin. Auch die hochgestochne Sprache, besonders in den Pressekommentaren fand ich etwas anstrengend. An sich aber ein sehr emotionales Thema und das Buch hat mich noch im Nachgang noch sehr beschäftigt.
Dieses Buch wird definitiv noch lange nachhallen. Glattauer zeigt in diesem Roman zeitaktuelle Probleme auf: Was ist ein Menschenleben wert? Diese Frage wird von allen Charakteren auf unterschiedliche Weise, teils zwischen den Zeilen, beantwortet. Ein bewegendes Buch, das zum Nachdenken anregt. Den aussergewöhnlichen und unverkennbaren Schreibstil von Glattauer mag ich ebenfalls sehr.
Sachlich und nüchtern über die schlimmsten Dinge geschrieben, Herr Glattauer...
Puh. Nach der Lektüre war ich fix und alle. So ein Sog. So stilistisch fein geschrieben über die schrecklichsten menschlichen Schicksale. Das Buch ließ sich für mich durch den Stil und die Wechsel aus nüchternen Beschreibungen im Stil eines Theaterstücks, Nachrichtentexten mit Kommentaren, Gesprächen uvm., in zwei Tagen wegatmen. Es hat mich bewegt und gleichzeitig kam ich meinen Gefühlen gar nicht hinterher, weil die Spannung so groß war, dass ich weiterlesen wollte und musste, um zu wissen, wie es weitergeht. Als ich als Jugendliche 'Gut gegen Nordwind' las, sagte mir mein Deutschlehrer: 'Der Glattauer taugt nichts'. Meiner Meinung nach hat er sich da stark geirrt. Damals schon. Und heute, Herr Glattauer, bin ich wieder begeistert, von Ihrer Prosa. Ich werde noch ein Weilchen brauchen, um dieses Buch zu verdauen. Die Themen werden noch nachhallen.
Was ein entspannter Urlaub werden sollte, entwickelt sich zum Albtraum. Eine Politikerin, samt Mann, Freunden und Kindern, nimmt die Freundin der Tochter mit in den Urlaub. Die 15jährige kann nicht schwimmen und ertrinkt unbemerkt im Pool und die Familie findet sich vor Gericht wieder.
Wo endet Verantwortung? Welche Bedeutung hat Moral? Was ist Schuld? Und wo beginnt Rassismus? All diesen Fragen geht Glattauer in seinem Roman gekonnt auf die Spur.
Beim selber lesen bin ich irgendwie nicht in die Geschichte rein gekommen. Habe mich dann entschlossen dem Buch noch eine Chance zu geben und zwar indem ich es mir vorlesen lasse.
Und da haben Tessa Mittelstaedt & Steffen Groth ganze tolle Arbeit geleistet. Was ich beim selber lesen als anstrengend und verwirrend empfand, haben die beiden beim "vorlesen" toll umgesetzt.
"Die spürst du nicht" ist mein erstes Buch von Daniel Glattauer. Die Geschichte an sich ist schwere Kost, nichts Leichtes für zwischen durch und ziemlich nah dran an der Realität.
Ich habe den beiden Sprechern gern zu gehört und bin mir sicher es war nicht das letzte (Hör)Buch von Daniel Glattauer.
Und wieder war es gut, dass ich mir zum Buch wenig durchgelesen habe. Ich kam von Glattauers Romanen Gut gegen Nordwind und hab Comedy erwartet. Bekommen habe ich eine traurige Geschichte, nah an der Realität. Das Buch steckt voller Emotionen - vor allem aber Wut und Traurigkeit. Es ist ein Buch zum Reflektieren.
Ein ernstes, gesellschaftlich relevantes Thema, klar und eindringlich erzählt. Die Geschichte wirft schwierige Fragen auf und bleibt im Kopf. Keine leichte Lektüre, aber lesenswert.
Der Roman behandelt ein sehr brisantes, gesellschaftsspaltendes Thema und ich war mehr als gespannt, wie der Autor die Thematik umsetzt, ohne zu sehr gängige Klischees zu bedienen. Ich finde, das ist ihm hervorragend gelungen.
Zwei gut betuchte, österreichische Familien planen einen gemeinsamen Urlaub in einem luxuriösem Ferienhaus in der Toskana, mit dabei eine bekannte Grünenpolitikerin. Deren Tochter Sophie Luise hat seit Kurzem das somalisches Flüchtlingskind Aayana aus ihrer Klasse zur Freundin und es sich zur Aufgabe gemacht, sich um das Mädchen zu kümmern. So beschließt sie, dass Aayana mit in die Toskana fahren soll, um ihr im dortigen Pool das Schwimmen beizubringen. Eine Idee mit fatalen Folgen und so wird aus einem schönen Urlaub eine Zerreißprobe für beide Familien und auch für die österreichische Gesellschaft.
Daniel Glattauer ist ein Meister des Wortes. Schon wie der Roman beginnt erinnert eher an ein Theaterstück als an ein Belletristik-Werk. Er beherrscht es unglaublich gut, Figuren zu zeichnen und den Lesenden deren Charakter näherzubringen, so dass man sich von Anfang an so fühlt, als wäre man mittendrin - trotz des schweren Themas. Seine Sprache ist anspruchsvoll und voller eleganter Wendungen und wenn er Personen sprechen lässt, hört man quasi den österreichischen Dialekt aus den Seiten tönen. Auch das Stilmittel der an passenden Stellem platzierten Pressetexte mit entsprechenden Kommentaren, wie man sie 1:1 auf sämtlichen Social Media Plattformen finden könnte, passen perfekt in die Atmosphäre des Buches. Ohne anzuklagen behandelt Glattauer diese schwere Kost und am Ende musste ich die ein oder andere Träne verdrücken. Ein Buch, das einen nicht kalt lassen kann, für mich eines meiner Highlights in den letzten Monaten.
Puh, starker Tobak. Die Geschichte kommt etwas langsamer in Fahrt und ist anders als erwartet, aber ab der Hälfte konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Sehr berührend und leider auch sehr realitätsnah. Ich liebe Glattauers teilweise lakonischen Schreibstil und dass einem häufig das Lachen im Halse stecken bleibt. Wirklich lesenswert!
Einfach phänomenal. Für mich war das Buch eine ganz wichtige Perspektive auf die Flüchtlingskrise der heutigen Zeit. Es erzählt von hochnäsigen, reichen Europäern die sich zwar für sehr weltoffen halten, aber aus der Bequemlichkeit ihres Wohlstandes die Nächstenliebe verlernt haben. Die Hörbuchversion ist mit ihren zwei Sprecher*innen sehr unterhaltsam gestaltet, vor allem durch den gelegentlichen Wiener Dialekt und die unterschiedlichen Stimmbilder der Charaktere. Eine aufweckende Hörerfahrung, bei der man sich stellenweise für seine Mitmenschen schämt und sich vielleicht auch das ein oder andere mal ertappt fühlt...
Mitreißend, erschütternd und es würde mich leider nicht wundern, würde der Fall genau so in naher Zukunft durch die Presse gehen
„Die spürst du nicht“ von Daniel Glattauer ist ein Roman, der in vielerlei Hinsicht die Oberflächlichkeit und die soziale Kluft unserer Gesellschaft kritisch beleuchtet.
Der Fokus auf die beiden reichen Familien, die Strobl-Marineks und die Binders, spiegelt die egozentrische und privilegierte Haltung der Mittel- und Oberschicht gut wieder, welche sich in ihren eigenen Problemen verliert und die Schicksale der weniger privilegierten Menschen kaum wahrnimmt oder „aus Zeitgründen“ gar ignoriert, solange das Leid weit weg ist.
Dieser Eindruck wird durch die eingeschobenen Kommentare zu den entsprechenden Pressemitteilungen noch verstärkt, in welchen vollkommen pietätlos ein schrecklicher Unfall als Aufhänger für eine neue Debatte gegen die Flüchtlingspolitik nach der anderen genutzt wird und das eigentliche Thema durch einen Streit zwischen mehr oder meist eher weniger reflektierten Kommentatoren über oberflächliche, reißerische Themen, die kaum noch mit dem eigentlichen Inhalt der Pressemitteilung zusammenhängen, verdrängt wird. Vor allem diese Kommentarspalten finden sich so heute leider fast 1:1 in diversen Online-Medien, was die traurige Aktualität des Romans unterstreicht.
Trotz der Tragik, die sich aus der Situation der Ahmeds ergibt, bleibt ihre Geschichte eher im Hintergrund, was sicherlich beabsichtigt ist, den Roman in gewisser Weise auch so besonders macht und zu dem unbehaglichen Lesegefühl beiträgt, insgesamt schien mir das Verhältnis aber doch etwas zu unausgewogen und ließ mich zwiegespalten zurück.
Gegen Ende wird die Entwicklung der Handlung zwar durch die ein oder andere Wendung nochmal intensiver und berührender, doch letztlich blieb das Buch leicht hinter meinen Erwartungen zurück.
Auf mich wirkte es ein bisschen so, als würden die wahren Probleme, wie in den aggressiven, aber inhaltsmageren Debatten in den Kommentarspalten, nicht tiefgehend genug behandelt, sodass das Potenzial der eigentlich sehr kraftvollen Geschichte nicht voll ausgeschöpft wurde.
Alles in allem dennoch ein sehr packender und wichtiger Roman.
Ein gut konstruierter Roman. Das Thema ist hochaktuell, die Figuren scharf gezeichnet. Oft bleibt das Lachen im Hals stecken. Die Montage der Kommentare ist ein passendes Stilmittel. Was mir gefehlt hat war allerdings eine Verbindung zu einer der Figuren aufzubauen. Irgendwie ist da kein Funke übergesprungen. Vielleicht dann wirklich zu konstruiert. Es lohnt sich dennoch sehr, diesen Roman zu lesen!
Aayana ist ein Flüchtlingskind aus Somalia und wird von ihrer Freundin in den Familienurlaub mitgenommen, wo sie im Swimmingpool der Villa ertrinkt. Dadurch gerät das Leben aller Beteiligten aus den Fugen. Im laufe der immer skurriler werdenden Folgen dieses Unglücks erfährt man die Lebensumstände der einzelnen Protagonisten und ihrer Reaktionen darauf.
Auf den ersten 100 Seiten habe ich mich sehr schwer getan mit diesem Roman. Das lag va am telegrammartigen Schreibstil der die Personen nur sehr grob beschreibt, wodurch mich die Personen emotional nicht erreichten . Auch die Postings, die die unterschiedlichen öffentlichen Reaktionen auf dieses Geschehen darstellen sollten, fand ich befremdend. Am Schluss nimmt die Geschichte dann mehr Fahrt auf und man erfährt die Geschichte aus der Sicht der Flüchtlingsfamilie, sodass das Buch mir am Ende doch noch ganz gut gefallen hat.
Ein unglaublich ergreifender Roman: Beschrieben werden die vielfältigen Reaktionen auf einen tragischen Badeunfall beim Toskana-Urlaub zweier Familien, bei dem ein Mädchen somalischer Herkunft verstarb. Dies geschieht in einem originellen Mix aus Erzählung, Zeitungsartikeln mit Postings und Chats, in denen der Autor die Perspektive aller Beteiligten darstellt - zunächst mit Ausnahme der Opferfamilie. Die rückt dann mit ihrer tragischen Fluchtgeschichte im Prozess in den Mittelpunkt, in dem das ganze Drama kulminiert. Unbedingte Leseempfehlung!
✨Rezensionsexemplar✨
Das war mein erstes Buch des Autors und ein echter pageturner. Wirklich, ich denke unabhängig davon, was der Inhalt mit einem macht, man möchte immerzu weiterlesen.
Ganz unten schreibe ich Euch die Trigger auf, diese hat es leider im Buch nicht gegeben. Wer möchte, scrollt also weit nach unten.
2 Wiener Familien machen Urlaub in der Toskana. Die vierzehnjährige Sophie Luise nimmt ihre Schulfreundin Aayana mit. Aayana ist mit ihrer Familie aus Somalia nach Österreich geflohen und die Traumata sitzen tief. Es kommt zur Katastrophe…
Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben und man weiß auch eine ganze Zeit lang nicht, in welche Richtung es geht. Das Buch ist zwar politisch, aber aufgebaut als Familienroman. Zusätzlich zur großen Katastrophe schwelen im Hintergrund weitere Konflikte. Vor allem eine Situation ist gefährlich und da habe echt panisch mitgefiebert und das Schlimmste befürchtet.
Wessen Leben ist was wert? Wer trägt die Schuld, wenn das Schicksal zuschlägt? Der Autor rollt die wohl größten Fragen auf und das Thema Flüchtlingspolitik könnte ja auch aktueller nicht sein. Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass der Autor der geflüchteten Familie stellvertretend für viele andere eine Bühne gegeben hat.
Ich persönlich denke jedoch, dass der Ausgang in der Realität anders gewesen wäre. Es stimmt aber hoffnungsvoll und man möchte gern, dass es so sein kann.
Leseempfehlung!
4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️
Weiter unten folgen die TW, die im Buch fehlen ⬇️
TW: Tod, Ertrinken, Angst vor Wasser, Krieg, Vergewaltigung, Schwangerschaft, Drogen, emotionale Abhängigkeit, Mobbing, Rassismus
Was ist ein Menschenleben wert? Und jedes gleich viel? Diese beiden Fragen werden durchgehend in dem Buch aus allen möglichen Perspektiven beleuchtet. Es ist sehr unverblümt ehrlich und (leider) realistisch geschrieben. Aayana, ein somalisches Flüchtlingskind, fährt mit einer österreichischen Familie in Urlaub und kommt dorf auf tragische Weise ums leben. Danach wird der Fall in der Öffentlichkeit ausgeschlachtet & man bekommt einen tiefen Einblick von Leserkommentaren bis zur Justiz und Politik. Das Buch wird bei mir noch lange nachhallen und ich konnte es gar nicht aus der Hand legen.
27.02.2025
Ein Buch, das betroffen zurücklässt, aber wichtiger als je zuvor ist... Gerade in diesen politischen Zeiten..
Dieses Buch war ein Vorschlag in unserem Mädels-Buchclub.
Es bietet sehr viel Raum für Diskussionen über menschliches Verhalten.
Besonders die Einschübe der Forumsbeiträge haben mir als Leserin deutlich vor Augen geführt was in unserer Gesellschaft absolut schief läuft...
Empathielose Kommentare als Reaktion auf den Tod eines Menschen, das ist leider tatsächlich unser Alltag und keineswegs überspitzt dargestellt... Besonders aufgefallen ist mir immer wieder, dass die betroffene Familie gar nicht im Fokus stand... Es wurde selten bis kein Mitleid ausgesprochen, es wurden Fakten und Theorien oder auch einfach nur pietätlose Witze ausdiskutiert oder im Falle von Elisa und ihrer Familie über die eigenen Sorgen und Probleme nachgedacht. Aber wo bleibt das Einfühlungsvermögen für die Eltern/Geschwister, die ihr Familienmitglied verloren haben?? Was wäre gewesen, wäre es andersherum passiert?
Und ich vermute mal genau das wollte uns der Autor mit seinem Buch vor Augen führen...
Es ist kein Buch, dass leicht verdaulich ist, auch wenn es sprachlich nicht auf Schockmomente setzt und sehr ruhig erzählt ist.
Mir wird die Geschichte in Erinnerung bleiben (und besonders mein Leseverhalten von Berichterstattungen nachhaltig verändern), ich werde das Buch weiterempfehlen.
"Geteiltes Leid, halbes Leid? Unsinn! Daran glaubt sie nicht. Leid wird nicht weniger, wenn man es aufzuteilen versucht, im Gegenteil, man steckt sich gegenseitig an, und es vermehrt sich."
Die wohlhabenden Familien Stobl-Marinek und Binder reisen in einen teuren Urlaub in die Toskana. Mit dabei die jeweiligen Kinder und die 14-jährige Freundin von Sophie Luise Strobl-Marinek, Aayana, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Gleich zu Beginn des Buchs geschieht eine Katastrophe und Daniel Glattauer zeigt wunderbar, wie die Aufarbeitung dessen alle Beteiligten betrifft.
Von der ersten Seite weg hat mir das Buch unfassbar gut gefallen. Die darin enthaltenen Themen sind aktueller denn je und auch nach Beenden des Buches habe ich noch Gänsehaut.
Definitiv ein Jahreshighlight!
Uff. Schwer in Worte zu fassen, was das Buch in mir ausgelöst hat. Eine grandios geschriebene, aber zutiefst unbequeme und unangenehme Geschichte.
Der spitzzüngige „Erzähler“ streut hier und da Humor ein, was die aufkommenden Fragen der Geschichte (Was ist ein Menschenleben wert? Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen?) noch eindrücklicher hervortreten lassen.
Keine leichte Kost!
es hätte keinen besseren zeitpunkt für dieses buch geben können, als kurz vor der bundestagswahl. so bewegend, so zynisch, so demaskierend, so wichtig!
Gesellschaftskritischer Roman, der mich persönlich sehr zum Nachdenken gebracht hat obwohl mir durch die Bank fast alle Protagonisten unsympathisch oder mir sehr fern waren. Großes Lob an die Höbuchsprecher Tessa Mittelstaedt und Steffen Groth! Trotz des ernsten Themas musste ich oft wegen der toll gesprochen Dialekte schmunzeln und sprachlich waren auch die unterschiedlichen Perspektiven sehr klar dargestellt. Ich glaube, dies wäre bei mir beim Lesen mehr untergegangen und hätte mich nicht so sehr zur Selbstreflexion angeregt. Darum vor allem die 4⭐️ fürs Hörbuch!
Eine sehr heftige Geschichte, die gut in unsere Zeit passt und mich noch Tage nach dem Lesen beschäftigt. Der Schreibstil ist so fesselnd, ich konnte es kaum weglegen.
Wunderbare Schreibweise mit angenehmer Art Dialoge und Sachverhalte zu schildern. Es liest sich leicht und zügig. Neben verschiedenen Beziehungsproblematiken gehe es um ein wichtiges Thema das aufgegriffen wurde und über das noch viel mehr gesprochen werden sollte. Das Buch macht betroffen und ergreift einen und lässt einen für kurze Zeit nicht los. Es bleibt noch länger im Gedächtnis und verlangt danach besprochen zu werden mit anderen Menschen.
Ein Buch, dass man durch die angenehme Schreibweise gern in einem Rutsch weglesen möchte. Es ist nicht sehr lang und daher angenehm für Menschen, die nicht sehr oft lesen oder gern eine Storie nicht zu ausschweifend mögen. Es greift verschiedene Beziehungskisten mit interessanten Protagonist*innen auf. Im kern ist es aber hochpolitisch und lockt mit einer einer mitreißenden Geschichte um Migration, Flucht und Alltagsrassismus. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen! Einen Stern Abzug gibt es für den tattrigen alten Anwalt, der zwar für eine Art Plottwist sorgt, jedoch die einzige Person in der Geschichte ist, die mir etwas zu unrealistisch erscheint.
Die wohlhabenden, privilegierten Familien Strobl-Martinek und Binder treten einen Urlaub in die Toskana an. Die 14 jährige Sophie Luisa, die Tochter der Strobl-Martineks, nimmt ihre Klassenkameradin Aayana, eine Geflüchtete aus Somalia, mit. Schnell kommt es zur Katastrophe: Aayana ertrinkt in dem Luxuspool. Jede Rettung kommt für sie zu spät. Wie geht es weiter für die beiden Familien? Wer ist schuld? Wer tritt für Aayana und ihre Familie ein?
„Die spürst du nicht“ ist ein Gegenwartsroman im
wahrsten Sinne des Wortes. Er wagt sich an große Themen der Zeit ran und tut dies auf Messers Schneide. Glattauer reproduziert Herablassung bis hin zu Rassismus und Diskriminierung (leider auch zwei Mal mit dem unnötig und unkommentiert ausgeschriebenen N*-Wort) , um die Leser*innen auch ja schön rechts einzunorden. Über weite Strecken des Romans befindet man sich in der privilegierten Österreichischen High Society. Glattauer gelingt es, dass man irgendwann sogar mit den beiden eher unsympathischen, über-stereotypen Familien mitleidet, eben weil nur sie und ihre Gefühlswelt dargelegt wird. Wer das alles durchgehalten hat (und ich kann verstehen, wenn man es vorher abgebrochen hat), kriegt das im letzten Teil alles stellvertretend anklagend um die Ohren gepfeffert! Die Geflüchteten seien „unter unserer Wahrnehmung. Unter unserem Interesse. Ihre Geschichte will hier keiner hören. Und sie können sie auch nicht erzählen. Sie werden nicht danach gefragt. Und von sich aus schaffen sie es nicht, sich zu Wort zu melden. Ihnen fehlen die Mittel.“ Und dann kommen sie zum Ende, kurz aber prägnant, doch noch zu Wort. Und so versucht Glattauer durch Empathie zu einen, was durch einen tiefen Riss durch unsere modernen Gesellschaften getrennt ist. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Österreich ist der Roman noch einmal brisanter und aktueller geworden. Es geht aber nicht nur um Migration, sondern auch darum, wie wir die Menschlichkeit (vor allem die Jugendlichen) an und in Social Media verlieren. Glattauer spielt dafür mit Textformen: Die Handlung wird kommentiert von den klassischen Medien. Die klassischen Medien werden kommentiert von anonymen User*innen in
Social Media, dem Haifischbecken unserer Zeit. Dieser intermediale Kniff ist aus meiner Sicht gelungen und unterstreicht abermals die Gegenwartsbedeutung des Textes.
Ein gewagter Text, auf den man sich einlassen muss, der seine Schwächen, aber viel mehr Stärken und Potenziale mit sich bringt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!
Ganz anders als erwartet.
Ich bin ehrlich. Dieses Buch habe ich nur wegen des Covers gelesen. Daher wusste ich nichts von der Geschichte und trotzdem war es anders als erwartet.
Es ist eine wirklich toll geschriebene und zugleich traurige Geschichte.
Wie viel ist ein Leben wert?
Die Frage zieht sich durch das gesamte Buch. Eine Antwort darauf gibt es jedoch nicht. Hier findet sich viel zwischen Schuld, Rassismus und Ignoranz.
Nicht umsonst wurde mir dieser Roman auf der Buchmesse in Leipzig so oft empfohlen, dass ich gar nicht umhinkonnte, es zu kaufen.
Und nicht umsonst habe ich das Buch seitdem bereits 4 anderen Leuten weiter geliehen, die wohl ebenfalls alle ziemlich begeistert waren.
Also, um was geht's?
Erst einmal um die Gesellschaft im Allgemeinen.
Oder eher, um den Teil davon, den wir sehen und für die Gesellschaft halten (inklusive der lauten, pöbelnden Masse im Internet).
Und dann nochmal um die Gesellschaft im Speziellen; um die Vielen, die im Verborgenen bleiben, weil ihnen nicht dieselbe mediale Öffentlichkeit zu Teil wird.
Praktisch dieselbe Diskrepanz, wie in der Berichterstattung um die fünf verunglückten Multimillionäre an Bord des Tauchschiffs Titan (Inklusive Liveticker und einer Suchaktion, bei der zig Millionen aufgewendet wurden) VS. die hunderten (tausenden?) ertrunkenen Flüchtlinge pro Jahr, die kaum noch Erwähnung in den Medien finden.
Die, die man nicht spürt in "Die Spürst Du Nicht" sind eben jene Flüchtlinge, deren schreckliche Schicksale schon so oft durchexerziert wurden, dass man in der eigenen Machtlosigkeit gegenüber so viel Leid irgendwann einfach nicht mehr zuhören will und kann.
Und damit stellt man sich eben genau auf dies Position, die auch von den Charakteren in diesem Buch eingenommen wird - bis ein Flüchtlingskind eben nicht im Mittelmeer ertrinkt, (Achtung, Spoiler!) sondern im Pool ihrer Luxusvilla in der Toskana.
In dem Drama, dass sich daraufhin entfaltet fallen von der progressiven Politikerin dann schon mal Sätze wie "Dieses Leid kann ich mir nicht antun!", wenn sie sich bei den Eltern des Kindes entschuldigen soll, dessen Tod sie zu verantworten hat.
Und dadurch, dass auch in diesem Buch das Leid der Eltern eben sehr lange Zeit gar nicht behandelt wird, fällt diese gähnende Leere umso mehr auf.
Über diese Story gäbe es noch so einiges zu sagen, aber belassen wir es dabei - und sprechen stattdessen über das handwerkliche Können, was der Autor hier ebenfalls zur Schau stellt;
Die Story verläuft so rasant und ist so dicht gewebt, dass es ziemlich unmöglich ist, dieses Buch aus der Hand zu legen. Ernsthaft - dieses Buch zu lesen ist ein Sprint, kein Langstreckenlauf.
Dazu kommen noch ein paar wunderbare Spielereien mit der deutschen Sprache, die eben nur möglich sind, wenn man ein Buch in der Sprache liest, in der es auch verfasst wurde.
Habe ich gar keine Kritikpunkte?
Doch, natürlich. Aber das ist mal wieder Jammern auf höchstem Niveau, und bei den Kleinigkeiten, die ich kritisieren könnte, verstehe ich doch jedes Mal, WIESO es nötig war, dieses Buch auf genau diese Weise zu schreiben, damit es eben genau diese Durchschlagskraft hat.
110 von 100 Punkten, meine Leseempfehlung des Jahres!
Eigentlich bin ich ein großer Glattauer-Fan aber dieser Roman war wirklich ein Griff ins Klo, Here’s why:
Ein Buch geschrieben von einem weißen Mann für weiße Menschen, das nur so strotzt von Rassismus - cool! Nun könnte man den Roman dahingehend verteidigen, dass die ständige Reproduktion von Stereotypen, Vorurteilen und Rassismus bewusst eingesetzt wurde, um die Leserschaft zu konfrontieren, dies ist aber auf ganzer Linie misslungen. Im gesamten Roman gibt es keine einzige kritische und aufgeklärte Stimme als Gegengewicht.
Die Story um Sophie Luise wirkt konstruiert und nicht glaubwürdig, die Pressetexte und Social-Media-Kommentare als Stilmittel haben mir überhaupt nicht gefallen. Lediglich der Erzähler hat es mir anfänglich angetan, da ich dachte, dieser würde seine zynischen Beobachtungen beibehalten und die Rolle der kritischen Stimme einnehmen - Fehlanzeige. Das Reproduzieren von kolonialen Fremdbezeichnungen (unter anderem das N-Wort!) setzt dem ganzen Schwachsinn dann noch die Krone auf.
Wer also Bock auf weiße Betroffenheit (white tears incoming), das Aneignen von Leid und Poverty Porn hat, wird sich mit diesem Buch in seiner rassistischen Weltanschauung bestätigt fühlen. Viel Spaß damit.
So ein grandioses Buch, das viele, sehr sensible Themen behandelt! Vor allem das letzte Drittel des Buches hat mich sprachlos und mit einigen Tränen hinterlassen, sodass ich zwischendurch sogar eine Pause machen musste. Das Buch und dessen Inhalt wird mich definitiv noch länger beschäftigen.
Ich konnte das Buch nicht weglegen. Es ist spannend, unangenehm, nachvollziehbar, nah. Man kann sich in die Charaktere einfühlen, weil man entweder ähnliche Menschen kennt, oder selbst manchmal so ist. Und das erhöht den Cringe Faktor. Eine furchtbare und gute Geschichte mit einer feinen und schmerzhaften Auflösung.
Was für ein bewegendes und emotionales Buch. Daniel Glattauer hat es mal wieder geschafft, mich tief zu berühren und trotzdem in vielen Passagen mit Sarkasmus zum lachen zu bringen. Die tiefen Einblicke, die wir in die Seele der einzelnen Personen bekommen, die das Unglück erlebten, bewegen und regen zum nachdenken an. Gleichzeitig setzt man sich mit der Flüchtlingspolitik und der damit verbundenen Zwiespältigkeit der Gesellschaft auseinander. Ein Thema das leider immer noch sehr aktuell ist. Großartiges und sehr wichtiges Buch.
Mir fehlen ehrlich gesagt immer noch die Worte. Dieses Buch sollte möglichst von jedem gelesen werden. Besonders auf Grund der aktuellen Lage hier in Deutschland.
Zur Story:
2 Familien gönnen sich einen exklusiven Urlaub in der Toskana. Tochter Sophie Luise,14, durfte gegen die Langeweile ihre Schulfreundin Aayana mitnehmen, ein Flüchtlingskind aus Somalia. Kaum hat man sich mit Prosecco und Antipasti in Ferienlaune gechillt, kommt es zur Katastrophe.
Ich kann euch sagen, dass ist noch lange nicht alles und erst der Anfang.
Mir hat dieses Buch mehr als nur gefallen. Es war so gesellschaftskritisch erzählt und dabei kein Stück aus subjektiver Sicht. Man kann als Leser entscheiden wie man zu der Thematik steht. Die Sicht auf Medien hat sich nochmal deutlich geschärft und das Thema kann aktueller nicht sein.
Die Art wie die Protagonisten handeln war faszinierend bis erschreckend.
Daniel Glattauer überrascht mich immer wieder aufs Neue. Mein letztes Werk von ihm war ein Theaterstück und da habe ich sein Talent zu anderen Themen außer Liebesromanen (Gut gegen Nordwind) gemerkt. Er schafft eine Kraft in seinem Sprachstil, der einen absoluten Wiedererkennungswert hat. Am Ende musste ich wirklich schrecklich weinen und ich bin mir ganz sicher, dass ich noch lange darüber nachdenken werde.
Lest es!
5 Sterne ⭐️ ⭐️⭐️⭐️⭐️
Gesellschaftskritik anhand eines tragischen Schicksals von Geflüchteten. Gnadenlose Darstellung von Rassismus.
Besonderer Schreibstil, verschiedene Perspektiven. Hatte viele Momente, in denen mein Herz stolperte. Keine leichte Lektüre, empfehle es trotzdem weiter.
Sehr interessantes Thema, aber irgendwie konnte mich das Buch nicht richtig erreichen. Vielleicht liegt es am Erzählstil.....obwohl mir das mit den Kommentaren in der Presse schon sehr gut gefallen hat
Tolles Buch, das einen zum Nachdenken anregt und das Schicksal so vieler Flüchtlinge porträtiert. Ein wenig Abzug, da ich die Sicht von Sophie Luise ein bisschen abseits fand.