„Wir leben, als ob wir uns nach den Autodieben und Tresorknackern aus früheren Zeiten sehnten, die den Hut hoben und freundlich waren, wenn wir kamen, um sie zu holen.“ – Kurt Wallander, Mörder ohne Gesicht
Mörder ohne Gesicht ist ein starker Auftakt der Wallander-Reihe und zeigt einen Ermittler, der noch nicht abgeklärt, aber bereits von vielen Dingen gezeichnet ist. Der brutale Mord an einem älteren Ehepaar auf dem Land ist nicht nur ein klassischer Kriminalfall, sondern öffnet auch die Tür zu gesellschaftlichen Spannungen. Das letzte Wort der sterbenden Frau – „Ausländer“ – entfacht politische Diskussionen, fremdenfeindliche Proteste und Drohungen, die bald auch Wallander selbst treffen. Was das Buch besonders macht, ist nicht nur der spannende Fall, sondern das leise, melancholische Grundrauschen, das alles durchzieht. Wallander hat mit seiner zerstörten Ehe zu kämpfen, sein Vater verliert zunehmend den Bezug zur Realität, seine Tochter entfernt sich – und mit Rydberg, seinem erfahrenen Kollegen, geht es gesundheitlich bergab. Der Fall wird zur Zerreißprobe, nicht nur beruflich, sondern auch emotional. Mankell schafft es, die politischen und persönlichen Ebenen miteinander zu verweben, ohne je platt zu wirken. Mörder ohne Gesicht ist kein Hochglanzkrimi, sondern eine ruhige, nachdenkliche Geschichte über einen Mann, der versucht, in einer zunehmend komplexen Welt seinen Platz zu finden – und dabei oft scheitert, aber nicht aufgibt.