
Unsere Farben 01
Als ich den ersten Band von „Unsere Farben“ gekauft habe, hatte ich gewisse Erwartungen. Gengoroh Tagame ist bekannt für seine Werke, die oft tief in LGBTQ+-Themen eintauchen, und genau das suchte ich auch. Doch dieser Manga überraschte mich – auf eine sanfte, emotionale Weise, die mich tief berührte. Unsere Farben erzählt die Geschichte von Sora Itoda, einem 16-jährigen Schüler, der in einer Kleinstadt lebt. Sora ist schwul, doch niemand weiß davon. Er kämpft mit seinen inneren Gefühlen, insbesondere mit der Angst, von anderen nicht akzeptiert zu werden. Schon nach den ersten Seiten spürte ich diese bedrückende Stimmung, die Sora umgibt. Seine Unsicherheit und die Isolation, die er empfindet, wurden so authentisch und greifbar dargestellt, dass ich mich sofort in seine Lage versetzen konnte. Was mich besonders faszinierte, war die Begegnung mit dem älteren Herrn Shiro Amamiya, der ein Café betreibt. Dieser Charakter strahlt Weisheit und Ruhe aus, und als Sora erfährt, dass auch Shiro schwul ist, entsteht eine faszinierende Dynamik zwischen den beiden. Es ist kein sofortiges Mentor-Schüler-Verhältnis, sondern vielmehr eine langsame Annäherung, die geprägt ist von gegenseitigem Verständnis und der Sehnsucht, einfach man selbst sein zu dürfen. Besonders stark empfand ich die Dialoge zwischen den beiden, die so viel unausgesprochene Emotionen in sich tragen. Shiro gibt Sora ein Gefühl von Sicherheit, wie ein Licht inmitten von Dunkelheit. Der Zeichenstil von Tagame ist ebenfalls bemerkenswert. Er setzt auf klare Linien und sanfte Schattierungen, was die emotionalen Szenen noch intensiver macht. Besonders gut gefielen mir die Darstellungen der Stadt und der Umgebung – sie spiegeln Soras innere Welt wider: manchmal eng und beklemmend, dann wieder ruhig und friedlich. Was mir jedoch am meisten ins Herz ging, war die stille Hoffnung, die in diesem Manga mitschwingt. Soras Geschichte ist keine laute oder dramatische Coming-out-Erzählung, sondern ein leises, emotionales Ringen um Akzeptanz – von anderen, aber auch von sich selbst. Dieses subtile Erzählen, gepaart mit Tagames Blick für Details, ließ mich den Manga nicht aus der Hand legen. Unsere Farben ist ein einfühlsamer und wunderschön erzählter Auftakt zu einer Geschichte über Selbstfindung, Freundschaft und die Herausforderungen, denen sich LGBTQ+-Jugendliche stellen müssen. Ich freue mich schon darauf, zu sehen, wie Soras Reise weitergeht, und kann es kaum erwarten, den nächsten Band in die Hände zu bekommen.