9. Juni 2025
Bewertung:4

Ein erschütternder, dystopischer Roman über Mutterschaft, Überwachung und gesellschaftlichen Druck. Jessamine Chan erzählt eindringlich die Geschichte einer Frau, die für einen Fehltritt vom Staat umerzogen werden soll. Beängstigend aktuell und emotional bewegend – ein kluges, lesenswertes Debüt.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
29. Mai 2025
Bewertung:4

Regt definitiv zum nachdenken an.

Ich hatte noch nie vom Buch gehört, hatte keine Erwartungen und bin positiv überrascht worden. Es ist eine Art Dystopie, wobei das nicht stimmt. Nur ein Teil ist dystopisch. Fakt ist aber, es hat mich sehr zum nachdenken angeregt. Denn ein Institut für Mütter, in dem an Puppen gutes Muttersein geübt wird.. das ist schon ein Ding. Kann das Buch gar nicht beschreiben. Man muss es einfach gelesen/gehört haben.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
26. Mai 2025
Bewertung:3

Frida Liu hat einen "sehr schlechten Tag" als sie ihr Baby Harriett für mehrere Stunden allein lässt. Ihr wird direkt das Sorgerecht entzogen und sie kommt für 12 Monate in ein Trainings-/Bootcamp mit weiteren schlechten Müttern, die ihre Kinder mit Zigaretten verbrannt haben oder allein zur Schule gingen ließen. Ihnen werden lebensechte Puppen als "Übungsobjekte" vorgesetzt, die u.a erst von den Gruppenleiterinnen geschlagen werden, damit die schlechten Mütter innerhalb weniger Minuten unter Beweis stellen können, dass sie ihre Kinder auf (für das Institut angemessene Weise) trösten können. Eindringlich und mit knapper, nüchterner Sprache schildert die Autorin in diesem dystopischen Roman die harte Realität vieler Mütter: Sie können nur verlieren. Leider ist es mir aufgrund der knappen Sätze und der Emotionslosigkeit nicht gelungen, dem ganzen Geschehen innerhalb des Institutes folgen zu können. Es brodeln viele kleinere Konflikte innerhalb der Frauengruppen, die aber nur in Nebensätzen als Rückblende erwähnt werden. Deswegen ist mir die ganze Handlung etwas zu sehr an der Oberfläche geblieben.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
12. Mai 2025
Ich bin selbst keine Mutter. Doch dieses Buch trifft einen Nerv mit voller Wucht.
Bewertung:5

Ich bin selbst keine Mutter. Doch dieses Buch trifft einen Nerv mit voller Wucht.

Chan erzählt von einer Welt, in der Mutterschaft nicht mehr privat ist, sondern beobachtet, reguliert und bewertet wird. Eine Welt, in der der kleinste Fehler reicht, um zur Gefahr für das eigene Kind zu werden. In dieser dystopischen Realität übernimmt der Staat die Kontrolle. Und plötzlich bedeutet Muttersein nicht mehr Nähe und Fürsorge, sondern Disziplin, Technikgläubigkeit und absolute Anpassung. Die Prüfungen, denen die Mütter unterzogen werden, folgen der Logik einer kalten, digitalen Effizienz. Eine KI-gesteuerte Puppe ersetzt das Kind – sie misst Sprache, Reaktionen, sogar Puls und Blickverhalten. Gefühle werden in Daten verwandelt. Zuneigung ist nur gültig, wenn sie korrekt ausgeführt wird. Und wer nicht funktioniert, verliert. Chan greift dabei tief in die gesellschaftliche Wunde: Wer gilt als „gute Mutter“? Wer bekommt Vertrauen und wer wird kontrolliert? Rassismus, soziale Ungleichheit und patriarchale Machtstrukturen sind in dieser Geschichte keine Randthemen, sondern das Fundament des ganzen Systems. Ein kluges, erschütterndes Buch –und ein Weckruf für die Gesellschaft. Für mich ein absolutes Lese-Highlight: dystopisch, feministisch und relevant.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
26. Apr. 2025
Bewertung:4

📚 Inhalt Frida begeht einen Fehler, der ihr Leben komplett auf den Kopf stellt. Sie lässt ihr Baby Harriet alleine Zuhause. Frida konnte das schreien ihrer Tochter nicht mehr aushalten und wollte sich eine halbe Stunde Ruhe gönnen. Doch ihre Tat bleibt nicht unentdeckt, denn die Nachbarinnen alarmieren die Polizei. Und so beginnt Fridas Ausbildung im «Institut für gute Mütter». Die schlechten Mütter, die dort landen, müssen sich einem extremen Bildungsprogramm unterordnen und lernen an humanoiden Robotern, eine gute Mutter zu sein. Dabei stehen die schlechten Mütter unter enormem Druck, da sie ihre leiblichen Kinder nicht sehen dürfen und unklar ist, ob sie sich je wieder um ihre Kinder kümmern dürfen. Frida muss ein Jahr im Institut verbringen. Eine lange Zeit, ohne Harriet sehen zu dürfen. Aber das ist nicht die einzige Herausforderung, denn eine gute Mutter sollte sich selbst fast komplett vergessen. 📖 Meinung Das Buch wurde mir von reado vorgeschlagen und das war nach längerer Zeit wieder mal ein Vorschlag, der super gepasst hat. Ich fand Fridas Geschichte von Anfang an super spannend und konnte mir nicht vorstellen, wie sie sich fühlen muss. Für mich wurden die Gefühle von Frida sehr gut transportiert und ich konnte die Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Frustration sehr gut nachvollziehen. Frida teilt immer wieder Gedanken, die mich auf den ersten Blick abgestossen haben. Aber, überlegt man sich, in welcher Situation Frida ist, fand ich ihre Gedanken und Handlungen legitim. Sie würde alles tun, um ihre Tochter wieder zurück zu bekommen und sie endlich wieder sehen und berühren zu dürfen. Aber auch ihre Beziehung zu ihrer humanoiden «Tochter» hat mich gefesselt. Generell finde ich das Thema sehr interessant. Wie wäre es, wenn sich der Staat tatsächlich so sehr in die Kindererziehung einmischen würde? Natürlich, Frida hätte ihre Tochter nicht alleine Zuhause lassen dürfen. Aber dass sie danach direkt ihr eigenes Kind ein Jahr nicht sehen und kaum mit ihr telefonieren darf? Das ist sicherlich too much. Doch genau diese Gedankenspielereien gefallen mir gut. Ich mag dystopische Bücher mit Realitäten, die gar nicht so weit weg von unserer sind. Ich kann das Buch wirklich nur weiter empfehlen, ich war super unterhalten und war sehr interessiert.

Institut für gute Mütter
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7. Apr. 2025
Bewertung:3

Den Plot an sich fand ich gut, zeigt er doch sehr anschaulich was passieren kann, wenn sich Politik zu sehr ins Private einmischt. Allerdings bleibe ich hier gespalten zurück: Die Protagonistin hat mich genervt, vor allem, weil sie ihre Tat herunter spielt und sich als Opfer sieht. Auch hatte mir das Buch zu viele Längen und ich hab mir nach vielen positiven Stimmen einfach etwas anderes erwartet.

Institut für gute Mütter
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2. Apr. 2025
Bewertung:4

Ein richtig schlechter Tag und dann...?!

Puh, was für ein Buch! Ich habe das Buch gerade beendet und meine Gedanken kreisen noch. Die 39jährige Frieda hat einen "richtig schlechten Tag" und lässt ihre Tochter Harriett unbeaufsichtigt Zuhause . Als Konsequenz muss sie im "Institut für gute Mütter", einer staatlichen, absoluten Institution, ihre Fähigkeiten als Mutter unter Beweis stellen. Das Buch zeichnet eine dystopisches Szenario von einer Welt, in der die Frauen als perfekte Mütter funktionieren müssen. Der Roman ist auf eine erschreckende und aufrüttelnde Art und Weise absolut spannend. Klare Leseempfehlung, aber definitiv nichts zur leichten Unterhaltung.

Institut für gute Mütter
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30. Jan. 2025
Bewertung:1

Gute Idee, aber

Gute Mütter ohne Fehler sind Mangelware und endlich greift das Jugendamt durch. Eine gute Idee, die überspitzt umgesetzt wurde, aber durch die nervige und jammernde Hauptfigur, die mit ihrem Leben überfordert wirkt, kommt kein Mitgefühl und keine Nähe auf. Daher eher anstrengend und enttäuschend

Institut für gute Mütter
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1. Jan. 2025
Bewertung:4

Das war ein wilder Ritt und ich war keine Minute lang nicht unterhalten! Dieses Buch liest sich wie eine Staffel Orange is the new Black, nur ohne den Witz dahinter und mit gruseligen, fast menschenähnlichen Puppen. Eine bitterböse Gesellschaftsstudie, die mich noch mehr an der Menschheit hat zweifeln lassen. CN: Gaslighting, Suizid, selbstverletzendes Verhalten, Rassismus, Misogynie

Institut für gute Mütter
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27. Dez. 2024
Bewertung:2

Gute Idee, nicht ansprechender Schreibstil

Ich lese Romane nicht nur der Handlung wegen sondern auch wegen des Schreibstils und gut ausgereifter Charaktere. Beides hat mir bei diesem Buch gefehlt. Der Schreibstil ist stakkatohaft und die Charaktere sehr einseitig. So eine spannende Idee, aber leider fehlt einiges für mich um 5 Sterne zu vergeben.

Institut für gute Mütter
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6. Dez. 2024
Bewertung:3.5

Ein Buch mit vielen guten Denkanstößen, das mich durch teilweise fragwürdige Aussagen bzw. Ansichten aber sehr ambivalent und unschlüssig zurücklässt

Jessamine Chan beschreibt in ihrer Dystopie eine Welt, in der Mütter und Väter für ihr Versagen als Eltern gegenüber ihrer Kinder ein Programm durchlaufen müssen, um am Ende eine bessere Mutter, ein besserer Vater zu sein. Dabei wird nicht unterschieden, was das jeweilige Elternteil getan hat - vom Vergessen, die Brotzeit mitzugeben, bis zum Schlagen und Vernachlässigen von Kindern ist alles dabei. So landet auch Protagonistin Frida in dem Programm für schlechte Mütter. Sie hat ihre 18 Monate alte Tochter über zwei Stunden alleine zuhause gelassen, um sich mit dem Auto kurz einen Kaffee zu holen, etwas auf ihrer Arbeit mitzunehmen und dabei die Zeit zu vergessen. Und hier sind wir schon beim Punkt, der mich wahnsinnig gestört hat. Diese Tatsache wird das gesamte Buch über als "besonders schlechter Tag" abgetan und relativiert, indem schlimmere Vergehen wie körperlicher Missbrauch dem gegenüber gestellt werden. Frida fühlt sich immer wieder ungerecht behandelt, da sie ja im Vergleich zu anderen nichts schlimmes getan hat und das jedem passieren könnte. Nein, es ist m.M.n. kein leichtes Vergehen, seine nicht einmal zweijährige Tochter so lange komplett unbeaufsichtigt alleine zurück zu lassen. Stellt sich nun die Frage, ob Fridas "Strafe" - das Institut für gute Mütter - gerechtfertigt ist. Das Buch und das Setting werfen viele extrem interessante Denkanstöße in den Raum: Was ist eine gute Mutter? Wie geht man mit bestimmten Situationen "richtig" um? Wer darf darüber entscheiden, welche Tat so schlimm ist, dass Eltern ihr eigenes Kind weggenommen wird? Ist es für das Kind besser, aus der Familie gerissen zu werden oder sind die eigenen Eltern nicht vielleicht doch die bessere Wahl? Wer hat überhaupt das Recht, darüber zu urteilen, wie Eltern in bestimmten Situationen handeln? Und wer hat das Recht zu entscheiden, bei wem ein Kind am besten aufgehoben ist? Dieser Aspekt des Buches hat mir wahnsinnig gut gefallen. Zudem versprühte das Setting des Buches leichte Vibes von "A Clockwork Orange" und "Einer flog über das Kuckucksnest". Ich bin mir unschlüssig, was die Autorin mit dem Werk aussagen möchte und finde es teilweise sehr fragwürdig, welche Dinge uneingeorndet im Text stehen bleiben. Dadurch kann ich das Buch nicht zu hundert Prozent empfehlen. Sicherlich ist es aber eine hervorragende Diskussionsgrundlage zu oben genannten Fragestellungen/Themen und wer sich seine eigenen Gedanken dazu machen möchte, wird hier gute Impulse finden.

Institut für gute Mütter
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23. Nov. 2024
Bewertung:2.5

Böser Perfektionismus, guter Perfektionismus?

Mann, ich hab mich durch das Hörbuch ganz schön durchgequält und frage mich jetzt schon: Wozu eigentlich ? Der Grund war die Hauptprotagonistin Frida, die mich in ihrem Selbstmitleid, ihre Emotionalität so genervt hat, dass ich mich oft dabei ertappte, den Trainerinnen des dystopischen Mütter-Trainings-Camps zustimmen zu wollen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht die Absicht der Autorin war. In diesem Buch wird die Erwartungshaltung an Mütter kritisiert, die vor allem in den USA, wo fundamentale Christen mehr und mehr an Macht gewinnen, auch tatsächlich zunehmend unrealistisch perfektionistischen Ansprüchen genügen muss. Meiner Ansicht nach hat Jessamine Chen dem aber ihre, genauso toxische, Vorstellung von perfekter Mutter in Gestalt der Protagonistin gegenüber gestellt. Eine Frau, die ihr Kind immer und überall bedingungslos liebt. Die jede Sekunde (Zitat) an ihre Tochter denkt und ohne diese nicht mehr existiert. Eine Frau, deren gesamter Lebensinhalt ihre Kinder sind. Die stets mitfühlend und verständnisvoll und liebevoll mit all ihren Mitmenschen ist. Die sich unablässig selbst kritisiert und mit Vorwürfen kasteit. Die in jedem Moment leidet. Und dies auch ununterbrochen kundtut. Und wenn sie dann in Telefongesprächen mit ihrer 18Monaten alten Tochter wieder und wieder sagt, wie sehr sie sie vermisst und wie leid es ihr tut und dass sie wisse, wie traurig diese Tochter doch sei, dann frage ich mich, wessen Bedürfnis sie da eigentlich befriedigt? Ihrer Tochter bürdet sie damit eine unglaubliche Last auf. Und wenn sie ihr Vergehen ( ihre 18 Monate alte Tochter 2,5 Stunden allein in der Wohnung gelassen zu haben!!!) immer als wirklich schlechten Tag bezeichnet und glaubt, dass die anderen Mütter doch viel Schlimmeres getan hätten, dann stirbt in mir das letzte bißchen Mitgefühl für diese Frau. ⭐️⭐️

Institut für gute Mütter
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16. Sept. 2024
Spannende, z.T. langatmige Geschichte, dennoch klare Leseempfehlung! 🤗
Bewertung:4

Spannende, z.T. langatmige Geschichte, dennoch klare Leseempfehlung! 🤗

Ich habe das Buch gern & schnell gelesen, jedoch muss ich sagen, dass mir der Mittelteil zu langatmig war. Die Beschreibungen der Lektionen der Mütterschule wurden mir irgendwann zu detailliert, da man sich das Setting bereits gut vorstellen konnte. Schöne Mutter-"Tochter"-Beziehung zwischen Frida und Emmanuelle, sehr gut gelungen und feinfühlig eingearbeitet. Auch die anderen Figuren im Buch bekamen eine nachvollziehbare Gestalt und man konnte sich gut vorstellen, wie Fridas Umfeld auf sie wirkt. Spannend fand ich auch die psychische Entwicklung von Frida im Laufe des Buches, zudem die aufmerksame, intersektionale Schreibperspektive - sehr gut gelungen. Eine klare Lese-Empfehlung! ✨️

Institut für gute Mütter
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1. Juli 2024
Bewertung:4

In „Institut für gute Mütter“ begleiten wir Frida durch eine Welt, in der sich Eltern, die durch den Staat als „schlechte Eltern“ eingestuft werden, in Erziehungsanstalten rehabilitieren können. Jessamine Chan hat mit diesem Buch eine erschreckende, interessante und durchweg spannende Geschichte geschaffen. Der relativ nüchterne Schreibstil hat mir im Zusammenhang mit der emotionsgeladenen Thematik sehr gut gefallen.Dennoch konnte man sich gut in Frida hineinversetzen und, auch wenn ich viele ihrer Handlungen nicht gutheißen konnte, konnte ich nachvollziehen, warum sie bestimmte Dinge getan hat. Allerdings, so nah ich Frida war, so unnahbar blieben für mich die anderen Charaktere. Dadurch, dass man nur aus Sicht der Protagonistin liest, erfährt man wenig bis nichts über die Gedanken- und Gefühlswelt der anderen Charaktere, wodurch diese relativ blass bleiben. „Institut für gute Mütter“ hat mich gut unterhalten und ich bin relativ schnell durchgekommen. Man sollte beim Lesen allerdings in der richtigen mentalen Verfassung sein, da das Buch, meinem Empfinden nach, eine durchweg deprimierende Grundstimmung hat. Es handelt sich definitiv nicht um ein Gute-Laune-Buch.

Institut für gute Mütter
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27. Mai 2024
Bewertung:4

Ein „richtig schlechter Tag“ sieht für jeden von uns anders aus. Wie ein, oder vielmehr DER „richtig schlechte Tag“ für Frida aussieht, können wir schon anhand des Klappentextes erahnen. Das Baby schreit und schreit und schreit und Frida möchte nichts weiter, als etwas Ruhe, einen Kaffee, ein paar Minuten Zeit allein. Doch aus ein paar Minuten werden Stunden, genau genommen zweieinhalb. Die Konsequenzen ihres Handelns? Ein Jahr Lehranstalt, ein Jahr wenig oder kein Kontakt zum Kind, ein Jahr um eine „gute Mutter“ zu werden. Sowohl Thema als auch Schreibstil fand ich im Großen und Ganzen gelungen. Die wiederholten Ausführungen über Fridas Tochter sind verständlich und thematisch passend, machen einige Passagen allerdings etwas langatmig. Nichtsdestotrotz konnte ich es kaum weglegen, da ich unbedingt wissen wollte, welche „Lehrmaßnahmen“ im Verlauf der Geschichte noch angewendet werden, um Mütter auf „den rechten Weg“ zu bringen. Schwierigkeiten hatte ich anfangs mit Fridas Charakter an sich. Während Glaubwürdig- und Nachvollziehbarkeit für mich beim Lesen von Romanen nicht an erster Stelle stehen, konnte ich unter keinen Umständen ihr Verhalten nachvollziehen, besonders in Anbetracht der Sorgerechtsregelung mit ihrem Ex-Mann. Doch so unsympathisch man sie am Anfang finden mag, kommt man nicht umhin, beim weiteren Lesen ein gewisses Maß an Mitgefühl zu empfinden. Denn was Frida und ihre Leidensgenossinnen in den nächsten Monaten er- und durchleben, kann kaum ein Mensch verdienen. Sicher kommt einem im Verlauf der Gedanke, dass all das doch schon sehr übertrieben ist, aber es ist nun mal dystopische Unterhaltungsliteratur und unterhalten hat mich der Roman definitiv. Und mal ehrlich, wer weiß schon wie unglaubwürdig und übertrieben diese Geschichte in 50 Jahren noch ist?

Institut für gute Mütter
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29. Apr. 2024
Bewertung:3.5

Puuuuh, was für eine Geschichte.... Ich weiß noch nicht genau was sie mit mir macht, darum erstmal 3,5 Sterne... 29.04.2024

Meine Erwartungshaltung an die Geschichte und die tatsächliche Geschichte der Protagonistin gingen weit auseinander... Ich hatte erwartet, dass die Protagonistin "unschuldig" verurteilt wurde. Sie ließ aber ihr Baby für einen längeren Zeitraum allein Zuhause, weil sie als alleinerziehende, berufstätige Mutter überfordert war-und sie war nicht in Hörweite im Garten sondern auf der Arbeit und mit dem Auto unterwegs. (Ich kann die Überforderung nachvollziehen, aber ein Baby komplett unbeaufsichtigt zu lassen... Sorry, das geht halt nicht, von daher ist es gut, dass es dafür Konsequenzen gab... Jedoch ist die Frage, ob das "Institut für gute Mütter" mit ihrem negativen Merksatz und fragwürdigen Praktiken und Aufgaben der richtige Weg ist. Die Autorin bedient einige Klischees (kinderlose Aufseherinnen, die gefühlskalt und herzlos agieren und ja überhaupt keine Ahnung hätten was Mütter alles durchmachen müssen...Das Institut für gute Väter behandelt die Männer nicht so schlecht wie das weibliche Pendant...Das fand ich ein wenig unfair, weil ich glaube, dass Väter sich doch mehr beweisen müssen, um als genauso "wertvoll/gut" wie eine Mutter betrachtet zu werden, bei Müttern hat man da eher so ein "Vorschussvertrauen"... Meiner Meinung nach. ) Diese Thematik berührt bei mir wunde Punkte und es war mir im Vorfeld bewusst, dass ich das Buch vermutlich lieben oder hassen werde. Aber es ist tatsächlich ein "weder noch". Die Geschichte ist durchgehend spannend! Nach ca 2 Std des Hörbuchs hatte ich dann auch meinen Frieden mit Frida geschlossen, die mir wirklich unsympathisch war durch ihre Aktion (wieso hat sie sich nicht rechtzeitig Hilfe geholt?! Es gab so viele Möglichkeiten... Ja, sie hatte kaum noch Freundinnen dadurch dass alle Kinder bekamen, aber man kann sich ja auch Babysitter suchen, bevor es so extrem innerlich eskaliert). Zum Schluss mochte ich sie tatsächlich, aber hätte gehofft, dass sie weitsichtiger versucht Probleme zu lösen (ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern). Ich würde dieses Buch Fans von Margaret Atwoods "Handmaid's Tale" empfehlen. Ich lasse das Buch sacken und höre es mir vielleicht noch einmal an, vielleicht empfinde ich das eine oder andere dann doch anders und kann ich dann eine bessere Bewertung abgeben. Lesenswert finde ich es schon sehr!!

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
22. Apr. 2024
Bewertung:3

"Institut für gute Mütter" zeigt eine düstere Vision von einer Gesellschaft, in der die Regierung eine starke Kontrolle über die Betreuung von Kindern ausübt. Die Handlung Frida hat einen schlechten Tag: Sie hat seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen, ihr Baby Harriet ist krank und sie hat noch eine Menge Aufgaben in ihrem Job zu erledigen. Als ihr auffällt, dass sie wichtige Unterlagen auf Arbeit vergessen hat, lässt sie ihre Tochter allein zurück. Ein Nachbar ruft die Polizei und Fridas Albtraum beginnt - sie verliert das Sorgerecht und muss sich für ein Jahr in eine staatliche Institution begeben, in der sie lernen soll, eine gute Mutter zu werden. Meine Meinung: Dieses Buch ist wirklich nichts für schwache Nerven. Die Szenen zwischen Frida und ihrer Tochter sind herzzerreißend und ich hatte während des Lesens einen Kloß im Hals. Die Schule, die die Mütter besuchen müssen, lässt einen sprachlos zurück. Ein absurder Kurs folgt dem Nächsten und die Betreuerinnen scheinen empathielos zu sein. Während meines gesamten Leseerlebnisses wurde ich mir nicht klar darüber, ob ich mit der Protagonistin Frida sympathisiere oder nicht. In weiten Teilen des Romans bleibt sie sehr distanziert. Und auch wenn dieses gesamte Konstrukt des Institutes absolut katastrophal ist, darüber muss man denke ich nicht diskutieren, hat mir dennoch eine Aufarbeitung von Fridas Verhalten gefehlt. Schließlich hat sie ihr Baby über Stunden allein Zuhause gelassen und dies wird im gesamten Buch von ihr selbst nur als ein „schlechter Tag“ abgetan. Ebenso finde ich, hat das Buch noch viel mehr aus seinem Potenzial machen können. Gerade im Hinblick auf das Ende, wurde ich als Leserin doch ziemlich ratlos zurückgelassen. Auch hier hätte ich mir mehr Aufarbeitung und einfach mehr Tiefe gewünscht. Insgesamt war es dennoch eine interessante Leseerfahrung. Die Handlung löst definitiv Emotionen aus.

Institut für gute Mütter
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23. März 2024
Bewertung:4

Wow, was für ein ergreifend das Buch. Die Geschichte des Romans zeigt auf jeden Fall dass wir das wertschätzen sollten was wir haben. Und nicht höher schneller weiter, denn das Leben kann sich ganz schnell ändern. In diesem Roman geht es um Kindesentzug mit dramatischen Folgen und eben dem Institut für gute Mütter.

Institut für gute Mütter
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12. März 2024
Bewertung:3.5

EINEN RICHTIG SCHLECHTEN TAG Einen solchen hat die 39jährige Frida Liu als aus dem Homeoffice in ihr Universitätsbüro fährt, um Unterlagen zu beschaffen und den Kopf frei zu bekommen und dabei ihre Tochter, die 18 Monate alte Harriet in einer Art Laufstahl allein zu Hause zurück lässt und diese solange schreit, bis eine Nachbarin den Notruf verständigt. Frida, die Tochter chinesischer Einwanderer, besitzt einen kulturwissenschaftlichen Universitätsabschluss und fasst wissenschaftliche Paper verschiedene Disziplinen für ihren Chef zusammen. Seit kurzem lebt sie getrennt von Gust, dem Vater von Harriet, der sich in eine jüngere Frau verliebt hat und teilt sich das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter mit ihm. Stress, Überforderung und Müdigkeit bringen Frida an diesem Wochenende, an dem Harriet aufgrund einer Erkrankung kaum geschlafen hat und Frida eine Deadline im Nacken sitzt dazu, nur „für 20 Minuten“ einmal rauszukommen. Aus den geplanten Minuten werden zwei Stunden, die mit einem Anruf der Polizei enden, dass man in ihre Wohnung eingedrungen sei und das vereinsamte Kind an sich genommen habe. Im weiteren Verlauf wird Frida – zuerst nur vorläufig - das Sorgerecht entzogen und Harriet lebt vorerst bei ihrem Vater und dessen Partner*in Susanna. In der Zeit bis zur gerichtlichen Entscheidung über das weitere Vorgehen soll Frida beweisen, dass sie eine gute Mutter und keine Gefahr für ihr Kind ist. Um die Daten für diese Entscheidung zu sammeln, wird sie fortan in ihrer Wohnung durch Videokameras überwacht, die jegliche Handlungen und Gefühlregungen aufzeichnen; sie muss im Rahmen von jeweils einstündigen, durch das Jugendamt begleitete Aufeinandertreffen mit Harriet, die immer wieder kurzfristig verschoben werden, beweisen, dass in der Lage ist, auf Knopfdruck mit ihrer Tochter in angemessener Weise umzugehen und ihre Biografie wird durchleuchtet. Am Ende zahlt sich der Verlust der Privatsphäre und ihrer Persönlichkeitsrechte nicht aus und das Gericht entzieht ihr das Sorgerecht für ihr Kind. Die einzige Möglichkeit, das rückgängig zu machen, so das Gericht, bestünde in einem einjährigen Seminar am titelgebenden „Institut für gute Mütter“. Hier sollen Frauen „wie Frida“, die als Gefahr für ihre Kinder eingestuft werden, lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, technisch-effizient Liebe auszustrahlen und das Kind adäquat zu behandeln. Besagtes Institut gleicht dabei eher einem Gefängnis: Die Frauen tragen Uniformen, werden bestraft, überwacht und entmündigt. Ziel ist es, im Jahr des Aufenthaltes in der Interaktion mit einer lebensechten KI-Puppe, die alles aufnimmt, zu beweisen, dass man den gesellschaftlichen Vorstellungen einer „guten Mutter“ gerecht werden kann. Jessamine Chan hat ein literarisches Gedankenexperiment darüber verfasst, was passieren würde, wenn in einer patriarchalen und rassistischen Gesellschaft das Wohl des Kindes zum obersten aller Werte ausgerufen werden würde. Vom Backlash in überholte Mutterschafts- und Weiblichkeitsbilder, einem durch Autoritäten und Insass*innen rassistisch und klassistisch geprägten Mikrokosmos und dem Bild, das wir von Kindern und Erziehung haben erzählt Chens Dystopie mit sachlich-distanzierter Sprache. Die Leser*innen erleben, wie Frida jede neue Demütigung und jeden neuen Tiefschlag akzeptiert, die eigene Würde dem Ziel unterordnet, ihr Kind zurückzuerhalten und sich zunehmend in das gesellschaftliche Narrativ fügt, dass die Daseinsberechtigung der Mütter im Wohl ihrer Kinder begründet liegt. Dabei beruht das zugrundeliegende Erziehungsideal keineswegs auf einer reinen und radikalen Form von Bedürfnisorientierung, als vielmehr auf einem sehr technokratischen Verständnis von Erziehung und Bindung. Für jede Emotion gibt es so die richtige Umarmung, mit der richtigen Länge; das Kind muss binnen zwei Minuten zum Einschlafen gebracht werden usw. So werden nicht nur die Mütter in Chens Roman entmenschlicht, sondern auch ihren Kindern wird keinerlei Individualität und unbestimmte Bildsamkeit zugestanden. Chans Dystopie ist eigentlich eine negative Geschichte weiblichen Empowerments, denn sie beginnt mit dem eigentlichen Akt des Aufbegehrens, in dem Frida sich den gesellschaftlichen Erwartungen permanenter, mütterlicher Verfügbarkeit entzieht. Der Roman bietet viele Ansatzpunkte, über Elternschaft, (antiasiatischem) Rassismus, Klassismus, Sexismus zu sprechen, krankt allerdings in meinen Augen ein wenig an genretypischen Aspekten. Zwar ist der Ansatz Chans, ihre Welt auf das Kindeswohl auszurichten origineller als (in meinen Augen) die x-te Neuauflage von „1984“, weist Parallelen zu Atwoods großartigen Romanen „Report der Magd“ und „Die Zeuginnen“, bedient das Erzählkonventionen des Gefängnisdramas und doch wirkte es punktuell auf mich, ähnlich wie bei anderen Dystopien, so, als müsse man zwingen in hoher Taktzahl, die eigene Einfallskraft in Form der nächsten skurrilen Eigenheit der beschriebenen Gesellschaft unter Beweis stellen. Aber das mag in Teilen auch meiner persönlichen Abneigung gegenüber diesem Gerne begründet sein, in dem „Das Institut für gute Mutter“ definitiv einen der besseren Plätze einnimmt und z.B. weitaus klüger daher kommt als vergleichbare Texte des Megaseller-Autors Dave Eggers. Aus dem Englischen von Friederike Höfert

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
13. Feb. 2024
Bewertung:4

Fesselnd, kurzweilig und verstörend. Eine Dystopie im Stil von der Report der Magd. Hat mir gut gefallen, erschreckend war es die Abgründe der menschlichen Natur zu sehen. Und das alles gegen jeglichen Verstand. Ich hätte mir gewünscht, dass die Hintergründe, die Ursachen noch weiter aufgeklärt werden.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
7. Feb. 2024
Bewertung:4

So ein Buch hab ich noch nie gelesen. Noch nie hab ich beim Lesen mehr gefühlt.. Es geht direkt am Anfang los mit Wut, Traurigkeit und Unverständnis - als Frida ihre kleine Tochter alleine lässt. Im Mittelteil war ich dann einfach nur schockiert und entsetzt - als Frida wie ein Monster dargestellt wird und sie sich dem neuen System beugen muss. Der Teil betreffend Institut war etwas zu lang,zu nervig und zu Fantasy meiner Meinung nach..aber das Ende hat dann nochmal die Gefühlskeule ausgepackt und mich mit traurigem Herzen stehen gelassen. Ein tolles Buch, wenn man auf der Suche nach was anderem ist und den Institut-Teil überfliegt.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
23. Jan. 2024
Bewertung:5

Dystopisch, realistisch, erschreckend Worum geht’s? Fridas Baby Harriet ist krank und schreit Tag und Nacht. Allein und überfordert lässt sie ihr Kind kurz allein, um aus dem Büro Unterlagen zu holen. Als Frida zurückkommt, ist Harriet fort. Die Polizei hat sie abgeholt, Frida muss sich einem Prozess stellen, verliert das Sorgerecht und wird in eine Besserungsanstalt gesteckt, ein Institut, das sie zu einer besseren Mutter machen soll. Meine Meinung: „Institut für gute Mütter“ (Ullstein Buchverlage, März 2023) ist ein dystopischer Roman und zugleich das Debüt von Jessamine Chan. Und obwohl es reine Dystopie ist, wirkt es durch den Schreibstil der Autorin absolut realistisch und ging mir beim Lesen so nahe, dass es wirklich erschreckend war! Wir begleiten Frida, die in einem schwachen Moment einen Fehler begeht, der ihr komplettes Leben ändert. Frida ist eine Frau mit chinesischen Wurzeln, die immer versucht, alles richtig zu machen, nirgends anzuecken und sich zu viel entschuldigt. Die anderen Figuren in dem Roman sind eher Nebendarsteller, aber gut gewählt und perfekt in Szene gesetzt. Ihr Ex-Mann Gust, dessen neue Freundin Susanna. Die Aufpasserinnen im Institut. Gusts bester Freund Will. Dann die anderen Frauen im Institut. Die Autorin hat für Frida und ihre Geschichte die perfekte Umgebung mit den perfekten Menschen geschaffen, die das Buch noch eindringlicher wirken lassen. Jessamine Chan entführt uns zusammen mit Frida in eine ehemalige Universität, in der das Institut für gute Mütter untergebracht ist. Der Tagesablauf, die Übungen, die Arbeit mit den KI-Puppen und die Behandlung der Mütter waren dabei so unglaublich gut dargestellt, dass mir die ganze Szenerie real vor Augen stand. Ein wahr gewordener Alptraum ohne Erwachen! Besonders erschreckend war auch, wie schnell Frida in etwas hineingeraten konnte und auch einige der anderen Mütter, das eine Kettenreaktion in Gang gesetzt hat, aus der es kein Entrinnen gab. Ich habe so mit Frida und ihrer KI-Puppe Emanuelle mitgefiebert, dass sie die Aufgaben erfüllen können. Dann die Gruppendynamik in der Anstalt, wie sich Frauen zusammengeschlossen haben, es gab eine Art Lagerkoller, einzelne wollten ausbrechen. Ich war geschockt, bewegt und berührt. Es war eine Mischung aus Bestrafungen und fast schon Gehirnwäsche und immer wieder das Mantra „Ich bin eine schlechte Mutter, weil“. Das Buch hat mich absolut fasziniert, zum Denken angeregt, insbesondere über die Erziehung von und den Umgang mit Kindern. „Institut für gute Mütter“ ist ein Buch, das mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird, das so zeitgemäß wie außergewöhnlich ist und für das ich eine klare Leseempfehlung aussprechen möchte! Fazit: Mit ihrem dystopischen Debütroman „Institut für gute Mütter“ hat Jessamine Chan es geschafft, mich wirklich zu beeindrucken und zum Denken anzuregen. Sie lässt uns Frida begleiten, die für ein Jahr in eine Besserungsanstalt eingewiesen wird um mithilfe einer KI-Puppe zu lernen, eine bessere Mutter zu werden. Die Geschichte ist dabei so real, so emotional, ergreifend und erschreckend, dass sie mir direkt unter die Haut ging. Die Gruppendynamik der Charaktere war deutlich spürbar. Das Hoffen der Mütter, die Verzweiflung. Es war eine Geschichte, die mich entführt hat in eine grausame Dystopie, die mich sicher noch eine ganze Weile weiterbeschäftigen wird. 5 Sterne für dieses wahrhaft großartige Debüt!

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
20. Jan. 2024
Bewertung:4

Spannend und erschreckend zugleich

Das Buch wird aus guten Gründen gehyped. Die Geschichte ist sehr spannend und liest sich sehr gut. Aber leider auch sehr erschreckend und man könnte sich durchaus auch vorstellen, dass so was irgendwann vielleicht wirklich geschehen könnte. Wenn man mal bedenkt, wie sehr man Mütter verurteilt, wenn was nicht rund läuft. Einen Stern Abzug gibt es aber leider doch für das Ende. Ich hatte es mir einfach anders erwartet. Und dabei geht es nun nicht um die Frage ob Happy-End oder nicht. Dieser Entscheid passt bei dem Buch. Ich hätte es mir trotzdem anders erwartet. Auf der anderen Seite lässt es aber auch Raum für eine Fortsetzung. Von meiner Seite her eine absolute Leseempfehlung.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
15. Jan. 2024
Bewertung:4

Kinderschutzbehörde - erschreckende Dystopie - lesenswert

Also das Buch hat es in sich, die Hauptperson, die alleinerziehende Frida wird für 2-stündiges Alleinlassen ihrer 18 Monate alten Tochter bestraft. Die Kleine kommt zu ihrem Vater und Frida muss für ein komplettes Jahr in ein Umerziehungscamp, die sogenannte Mutterschule. Und hier wird es mit zugeteilten KI-Kindern richtig schwierig bis fast unmöglich alles richtig zu machen und damit wieder „Mutterrechte“ an der Tochter durch den Staat zu erhalten. Teilweise echt verstörend, aber doch immer relativ spannend zu lesen, das Ende allerdings hat mich leicht irritiert und sprachlos zurückgelassen. Durchaus lesenswert!

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
14. Jan. 2024
Bewertung:1

Nope. That story was not for me. I hated the ultra distant and repetitive writing, the whiny main character, the clichès, the weird sex stuff, the discriptions of female bodies... and honestly? The author is just not skilled enough to make some great points about sexism and racism. Such a huge disappointment.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
1. Jan. 2024
Bewertung:4

Wie wird man zur perfekten Mutter? Laut dem Institut für gute Mütter muss man dafür ein hartes und brutales Training durchlaufen, und muss all seine eigenen Bedürfnisse abstellen, jeder Ablenkung aus dem Weg gehen. Die Geschichte folgt der alleinerziehenden Mutter Frieda, die sich am Anfang des Romans in einer scheinbar aussichtslosen Situation befindet. Mit einem schreienden Baby sehnt sie sich nach einem Moment der Ruhe. Doch ein folgenschwerer Fehler führt dazu, dass sie das Sorgerecht für ihr Kind verliert und im "Institut für gute Mütter" landet. Die Autorin schafft es meisterhaft, Friedas inneren Kampf und ihre Qualen lebendig darzustellen. Während sie sich bemüht, den Anforderungen der Schule und ihrer Familie gerecht zu werden, muss sie gleichzeitig zu sehen wie ihre Tochter bei ihrem Ex-Mann und seiner Affäre groß wird. Für ihre Leiden gibt es keinerlei Verständnis auf Seiten der Schule und zudem herrscht ein krasser Konkurrenz Kampf zwischen den Müttern. Die Beschreibung der totalen Überwachung, der Strafen und der verstörenden Lektionen vermittelt ein beklemmendes Gefühl der Hilflosigkeit. Besonders beeindruckend fand ich die Unterrichtsmethode der Schule. Friedas Realität wird von der KI-Puppe bestimmt, die als Ersatz für ihre Tochter dient, und die emotionale Bindung zwischen ihnen ist zutiefst bewegend und absurd. Die Geschichte erkundet die Grenzen zwischen Menschlichkeit und Technologie, während Frieda versucht, ihre Mutterrolle in einer Welt wiederzufinden, die von totaler Überwachung dominiert wird. Ich hab regelrecht mitgefiebert, dass Frieda es schaffen würde oder zumindest das Recht auf Telefonzeit bekommen würde. Jedes schlechte Ergebnis/Geschehniss/Nachricht fühlte sich übel an und machte mich ganz schön wütend. Für mich war das ganze Leseerlebnis sehr fesselnd. Der Roman hat mich mit seiner beunruhigenden Atmosphäre, der starken Charakterentwicklung und einer unvorhersehbaren Handlung beeindruckt. Die Geschichte von Frieda und ihrer verzweifelten Suche nach Liebe, Akzeptanz und Freiheit wird mir noch lange nach dem Zuschlagen des Buches im Gedächtnis bleiben. Ein Buch, das dazu anregt, über die wahre Bedeutung von Mutterschaft nachzudenken. Vielen Dank an NetGalley und Ullstein für das Reziexemplar

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
22. Dez. 2023
Bewertung:5

Die Tochter der Protagonistin ist 18 Monate alt. Mein Sohn ist 14 Monate alt. Ich. Fühle. Sie. So. Sehr. Ich hab lange nicht mehr bei einem Buch geweint, doch „Institut für gute Mütter“ hat es geschafft. Solange strukturelles Versagen auf den Schultern der Mütter abgeladen wird, sind wir nicht weit entfernt von dieser Realität. Und das macht es nur umso trauriger.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
22. Sept. 2023
Bewertung:4

Frida ist seit Kurzem alleinerziehende Mutter und mit der Situation aktuell überfordert. Ihre Tochter Harriet schreit, sie ist übermüdet und sehnt sich nach einem kurzen Moment Ruhe… so kommt es dazu, dass sie Harriet für eine Stunde alleine lässt… und ein offensichtlich ‚besorgter‘ Mensch aus der Nachbarschaft dies meldet. Und hiermit beginnt für Frida die eigentliche Odyssee. Sie verliert das Sorgerecht und Harriet kommt zu ihrem Ex Gust und seiner neuen Freundin Susanna (die natürlich blutjung ist, wunderbar Torten von Genitalien lecken kann und immer die besten Ernährungstipps parat hat). Für die potentielle Chance, dass Frida das Sorgerecht irgendwann zurückerhält, soll sie zusätzlich für ein Jahr am Institut für gute Mütter lernen, eine gute Mutter zu sein. Dazu ist es zunächst einmal wichtig, dass sie erkennt, eine wie schlechte Mutter sie eigentlich ist. Aus Sicht des Instituts ist das Wiederholen des Satzes „Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne, eine gute zu sein.“ hier besonders wirkungsvoll. Außerdem erhalten die Mütter eine KI-Puppe, mit der sie u.a. ‚Mutterisch‘, oder ‚korrekte‘ Umarmungen trainieren sollen. Das alles unter ständiger Überwachung und Bewertung… und mit der Ungewissheit, was nach dem Jahr im Institut auf sie warten wird. „Institut für gute Mütter“ ist eine erschreckende Dystopie, die aber teilweise so realistische Züge aufweist, dass es um so erschreckender ist. Man leidet mit Frida, fühlt sich mit ihr gemeinsam überwacht, in ständiger Angst vor der nächsten willkürlichen Entscheidung und Schikane der Aufseherinnen und wütend über all die Ungerechtigkeiten. Insgesamt war das Buch für mich dennoch kein Highlight, da viele Themen angeschnitten, aber dann eher oberflächlich abgehandelt werden (Rassismus, Ungleichbehandlung der Geschlechter etc.). Irgendwie bleibt so das Gefühl zurück, dass einerseits irgendwas fehlt und andererseits Klischees, die ja eigentlich kritisiert werden sollen, zum Teil reproduziert werden (beispielsweise durch die Darstellung von Susanna). Andererseits sehe ich neben der emotionalen Berührungskraft das Potential, durch diese Geschichte eine Reflexion über den (öffentlichen) Umgang und das Urteilen über Mütter und ihre verschiedenen Arten des Mutterseins anzustoßen.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
4. Sept. 2023
Bewertung:4

Frida ist Ende 30 und Mutter einer kleinen Tochter. Ihr Mann hat sie kurz nach der Geburt von Harriet verlassen, sie leidet unter der Trennung, das Kleinkind strapaziert ihre Nerven bis zur Zerreißprobe und ihre Schlafprobleme belasten sie zusätzlich. Eines Tages kommt es zu einer Kurzschlussreaktion, Frida verlässt die Wohnung und lässt die nicht einmal 2-jährige Harriet allein zu Hause. Die Nachbarn alarmieren die Kinderschutzbehörde und eine beispiellose Maschinerie tritt in Gang. Frida kommt für ein Jahr in ein Mütter-Erziehungscamp um zu beweisen, dass sei als Mutter geeignet ist. Man kommt als Leser nicht umhin, Frida dafür zu verurteilen, dass sie ein Kleinkind 2 Stunden allein gelassen hat. Der Grundgedanke, dass Kinder besser und schneller geschützt werden, klingt deswegen zunächst einmal positiv. Die Szenen, die sich in diesem Erziehungsheim abspielen, stellen das Kindeswohl jedoch nur zum Schein in den Mittelpunkt. Letztendlich geht es um Gehorsam und die Umsetzung von standardisierten Erziehungsmethoden. Umarmungen sollen genau 3 Sekunden lang dauern, Mütter müssen mit ihren Kindern jeden Tag eine vorgegebene Anzahl an Wörtern sprechen etc. Geübt wird mit KI-Puppen, die im ersten Moment gruselig wirken, sich aber im weiteren Verlauf überraschend menschlich entwickeln. Keine der inhaftierten Mütter ist perfekt, aber die wenigsten haben sich richtig schlimme Vergehen zu Schulden kommen lassen. Kaum eine hat es verdient, in diesem Gefängnis zu sein und man beginnt schnell, mit ihnen zu sympathisieren und auf ihre Entlassung zu hoffen. Selbstverständlich ist es überhaupt nicht in Ordnung, was Frida getan hat, je besser man sie kennenlernt, desto mehr wünscht man ihr, dass sie eine zweite Chance erhält. „Institut für gute Mütter“ wird auf dem Einband mit „The handmaid's tale“ und „Squid game“ verglichen. Dem kann ich allerdings nicht zustimmen. Während die beiden anderen immer neue Schockmomente präsentieren, wird die Handlung von Jessamine Chans Roman ziemlich schnell monoton. Kurz nach der Einweisung in das Gefängnis ist es auf jeden Fall krass zu lesen, wie die Mütter hier umerzogen werden sollen. Aber es kommt nichts neues mehr hinzu. Die Tagesabläufe und das Gedankenkarussell wiederholen sich und es ist längst nicht so brutal, wie der Klappentext vermuten lässt. Das Buch ist nicht direkt langweilig, ich hatte durchaus Interesse zu erfahren, wie es ausgeht, aber es gibt keine erkennbare Spannungskurve. Man durchschaut als Leser auch ziemlich schnell, dass die Bewertungsschemata nach Willkür verändert werden und dass die Trainerinnen kein Interesse daran haben, dass jemand die Prüfungen wirklich besteht. 90 % der Handlung spielt sich exklusiv im Institut ab. Insgesamt war ich etwas enttäuscht, wie dünn die Handlung ist. Auch der erhoffte große Knall am Ende blieb aus, hier wäre definitiv mehr möglich gewesen und in meiner Vorstellung hatte ich mir den Schluss anders ausgemalt. Man kann das Buch durchaus mal lesen, wenn nicht, ist es aber auch kein Verlust. Leuten mit Kindern würde ich tendenziell allerdings eher abraten. Ich könnte mir vorstellen, wenn man selbst Kinder hat, nimmt man sich die hier beschriebenen Szenarien ganz anders zu Herzen.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
25. Aug. 2023
Bewertung:5

Squid Game trifft report der Magd

Also ganz im Ernst dieses Buch hat mich sprachlos zurückgelassen. Es war so eine verrückte packende Story mit so viel berechtigter Kritik an unserer Gesellschaft, dass ich wirklich sehr sehr viel zum Denken bekommen habe. Die Autorin schafft es den heutigen Geist der Zeit erschreckend genau und überspitzt zu treffen , um uns klar zu machen wie verrückt und differenziert unsere Gesellschaft gegenüber Frauen und Männern im Bezug auf jegliche Probleme oder Situationen mit diesen umgeht. Das einzige, was mir nicht so gut gefallen hat (weil es zu realistisch und zu echt war, also nicht wirklich ein Kritik Punkt sondern nur für mein Happy End Herz ein Kritik Punkt) ist das Ende, es hat mich nur noch trauriger zurückgelassen. Jeder dem squid game oder Report der Magd gefallen hatte, sollte dieses Buch definitiv lesen. Nur eine kleine Warnung von meiner Seite aus: falls ihr Kinder haben wollt, lässt es euch diesen Wunsch sehr überdenken 🤯🥲😅

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
6. Aug. 2023
Bewertung:4

Eine eindrückliche, beklemmende Dystopie darüber, was passiert, wenn der Staat sich in Erziehungsaufgaben einmischt. Gruselig!

Kinderschutz auf die Spitze getrieben Diese Dystopie von Jessamine Chan, die auch ihr Debüt ist, hat mich berührt, verstört und wütend gemacht. Ich musste dieses Buch ( in meinem Fall das Hörbuch) ganz oft eine Weile an die Seite legen, weil ich die Geschichte kaum ertragen konnte. In einem recht nüchternen Schreibstil erfahren wir von der schleichenden Entwicklung eines Gesellschaftssystems, dass sich anmaßt zunehmend in den privaten Bereich der Erziehung massiv einzugreifen. Dass zu lesen, ist beängstigend und verstörend und leider gar nicht so undenkbar. Aus Sicht von Frida, der alleinerziehenden Mutter der 18 Monate alten Harriet erfahren wir, wie ihr „richtig schlechter Tag“ in der Katastrophe mündete. Nachdem ihr Baby aufgrund einer Mittelohrentzündung schon den ganzen Tag durchgeschrien hatte, entschloss sie sich kurz zu ihrer Uni zu fahren, um Unterlagen für ihr Homeoffice zu holen, die sie vergessen hatte. Letztendlich ließ sie ihr Kind zwei Stunden unbeaufsichtigt, und das blieb in der Nachbarschaft nicht unbemerkt. Frida wurde bei der zuständigen Kinderschutzbehörde angezeigt. Wie Frida dann von ihrer Freundin und Anwältin erfährt, passierte dieser Vorfall zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Von staatlicher Seite hatte man die Kinderschutzbehörde gerade reformiert, und mit neuen Befugnissen ausgestattet. Viel schneller als früher war die Behörde nun berechtigt „unfähigen“ Eltern ihre Kinder zu entziehen, und diese zu einem neuen 1jährigen Schulungsprogramm zu zwingen. Natürlich war dieses Programm ein „freiwilliges“ Angebot, aber ein Muß für jeden, der die Chance erhalten wollte, sein Kind jemals zurück zu bekommen. Das ewige Mantra dieser Schule, und das spricht schon für sich, lautete: „Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne eine Gute zu sein.“ Mit Hilfe von KI Puppen soll Frida in dem Institut nun all die Kompetenzen erlernen, die eine gute Mutter ausmachen, während Frida‘s Exmann derweil das vollständige Sorgerecht für Harriet bekommt und sich zusammen mit Susanna seiner neuen Frau um deren Wohlbefinden kümmert. Der Roman ist bitterböse und provokant und weist deutlich auf Missstände in den USA, dem Heimatland Chan’s hin. Höchst fragwürdige, oft antiquierte Erziehungsmethoden werden unter totaler Überwachung, inklusive ständiger Gehirnwäsche mit den Puppenkindern trainiert. Misserfolge werden sofort sanktioniert. Gerne werden z.b Telefongespräche nach Hause für mehrere Monate gestrichen. Neben dem Institut für Frauen, gibt es auch noch eine weitere Schule für Männer, natürlich mit wesentlich lockereren Regeln. Eins lernt Frida recht schnell, nämlich, das von ihr erwartet wird eigene Bedürfnisse komplett aufzugeben. Eine Mutter hat sich vollkommen aufzuopfern. Für diese Geschichte braucht es einen etwas längeren Atem, und sie ruft natürlich vielerlei Emotionen hervor. Ich fand diese erschreckende Dystopie sehr gelungen.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
6. Aug. 2023
Bewertung:5

Nichts für schwache Nerven

Das schlimme an vielen dystopischen Geschichten ist, dass sie trotz ihrer absurd scheinenden Handlung absolut vorstellbar sind. Ein Staat, der es besser zu wissen meint und das Leben vieler zerstört. Auch hier sind es vor allem Frauen und Mütter, die „erzogen“ werden müssen. Erschreckend, wütend machend und nachwirkend.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
27. Juni 2023
Bewertung:4

Gust verlässt Frieda kurz nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Harriet. Das Sorgerecht teilen sich die beiden und dennoch verläuft das Leben der beiden Elternteile in komplett unterschiedliche Richtungen. Während Gust sich mit seiner neuen Freundin Susanna ein neues Leben aufbaut, läuft es bei Frieda eher schlecht als Recht. Vor allem der berufliche Wiedereinstieg verläuft holprig und Frieda schafft es nicht immer von ihrem Chef gesetzte Fristen einzuhalten. Zusätzlich baut die Erziehung von Harriet (18 Monate alt) Druck auf. Die Gesamtkonstellation lastet schwer auf Friedas Schultern, die Mutter sehnt sich nach einer Auszeit und etwas Ruhe. Eine falsche Entscheidung verändert alles. Frieda lässt Harriet alleine in der Wohnung, um eine Erledigung für die Arbeit zu tätigen. Ihre Überforderung lässt ihr keinen Raum mehr um einen klaren Gedanken zu fassen. »Frieda erinnert sich an den Frust und die Angst, die sich an diesem Morgen angestaut hatten, an das Bedürfnis nach einem kurzen Augenblick Ruhe. An den meisten Tagen gelingt es ihr, sich aus dieser Stimmung zu befreien« (S. 23). An dem Tag an dem Frieda es nicht schafft, sich aus dieser Stimmung zu befreien, schlägt das totalitäre Regime zu, entzieht ihr das Sorgerecht für Tochter Harriet und steckt Frieda in ein Erziehungslager, welches sich als »Institut für gute Mütter« betitelt. Jessamine Chan entführt uns im »Institut für gute Mütter« in eine dystopische Welt, in der Menschlichkeit sehr sehr klein geschrieben wird. Dabei begleiten wir Frieda, die für mich als Figur schwer zu fassen ist. Schnell wird klar, durch die Lebensumstände muss die Protagonistin ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen. Insgesamt läuft gefühlt auch alles schief. Das Buch ist erdrückend und gleichzeitig hat es auch eine witzig-skurrile Art an sich. Diese Mischung hält die Autorin durch das ganze Buch aufrecht, dadurch wird die Lektüre zu einem rasanten Pageturner. Mich konnte »Institut für gute Mütter« vor allem überzeugen, da die Verzweiflung deutlich spürbar war und sich mit jeder Seite weiter zuspitzt. CN: Homophobie, Misogynie, Kindeswohlgefährdung, Gewalt an Minderjährigen, emotionale Unterdrückung, emotionale Gewalt, Gaslighting, Suizid, Rassismus.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
20. Mai 2023
Bewertung:3.5

Gute Mütter, Schlechte Mütter

Für den Staat ist Frida eine schlechte Mutter. Denn um etwas auf der Arbeit zu erledigen, ließ sie ihre fast zweijährige Tochter Harriet allein zu Hause. Die Sachbearbeiterin entscheidet daher ohne große Diskussion, dass Frida an einem neuen Programm teilnehmen muss, bei dem sie lernen soll, eine gute Mutter zu werden. Obwohl die menschenrechtlich fragwürdigen Regelungen sowie der Einsatz von Roboter-Kindern und Überwachungssystemen im Programm dystopisch anmuten, legt der Text den Finger in sehr aktuelle Wunden. Während - aber vor allem nach der Lektüre - stellte ich mir daher viele Fragen zum Thema Mutterschaft, die durch das überspitzte Szenario aufgeworfen werden: Wer sollte entscheiden, was für das eigene Kind am besten ist? Gibt es ein Allheilmittel für die Kindererziehung? Sorgen Überwachung und Gluckenhaftigkeit für eine gute Bindung? Dürfen Mütter auch mal egoistisch sein oder muss das Kind immer an erster Stelle stehen? Der Plot findet darauf eindeutige Antworten, die einen aber nur bedingt weiterbringen. Oft war ich einfach nur schockiert und wütend über die Herzlosigkeit der Sozialarbeiterinnen, Betreuerinnen und Richterinnen. Da es scheinbar 400 Seiten lang nur darum geht, Frida und die anderen Mütter emotional zu foltern, nutzte sich die Wirkung des Programms auf mich als Leserin zunehmend ab. Dazu kommt, dass jegliches Hinterfragen und jeder Widerstand mit dem Totschlagargument „Wir nehmen dir dein Kind weg und isolieren dich von der Gesellschaft“ zunichtegemacht wird. Das ist natürlich nicht unrealistisch, die Figuren und somit auch der Plot drehen sich dadurch allerdings oft im Kreis. Ein Thema, welches mich noch lange beschäftigen wird. Für die Geschichte trifft das aber leider eher nicht zu.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
3. Mai 2023
Bewertung:5

Mega spannende Dystopie - ein Überwachungsstaat, der das Wohl des Kindes an erster Stelle setzt.

Endlich Mal wieder eine Dystopie, die ihre Idee bis zum Ende verfolgt und dabei die Protagonistin nicht aus dem Auge verliert. Ein kleiner Fehltritt in der Kinderbetreuung und den Eltern wird das Sorgerecht entzogen, bei tadelloser Absolvierung eines Erziehungskurses kann das Sorgerecht zurück erlangt werden. Die Idee hinter der Geschichte hat mich sofort vereinnahmt. Aber auch die Umsetzung ist gelungen. Durch die personale Erzählweise schwinge ich emotional mit Frida, die einen schlechten Tag hatte und ihre Tochter für zwei Stunden im Activity-Center gesichert zu Hause zurücklässt. Ein einjähriger Kurs, um ihre Qualitäten als Mutter zu beweisen, ist ihre einzige Chance ihre Tochter zurückzubekommen. Sie ist keine Minute mehr unbeobachtet und alle Reaktionen werden aufgezeichnet. Der Erziehungskurs wird zu einer Besserungsanstalt. Dabei wird die Erwartungen, die an Mütter gestellt wird auf die Spitze getrieben und die Charakterentwicklung unter dem Druck super veranschaulicht. Die Autorin hält Frida im Mittelpunkt der Geschichte, vergisst aber auch nicht mit unterschiedlichen Nebencharakteren, eine Bandbreite an möglichen Reaktionen aufzuzeigen. Den Müttern wird in Extremsituationen unmenschliches abverlangt und manch eine sucht einen Ausweg außerhalb des Protokolls. Doch was passiert, wenn Frau sich dem Protokoll unterwirft? Gibt es Hoffnung im System? Der Roman entwickelt eine kaum auszuhaltende Suspense. Und die Ideen für Übungsobjekt und immer schwieriger werdenden Lektionen finde ich mega gut gewählt. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen. Absolute Leseempfehlung für Dystopie-Fans! Die Geschichte geht emotional an die Nieren.

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
27. Apr. 2023
Bewertung:3

Eine sehr schwere Kost, nichts für zarte Gemüter

Ich durfte das Buch "Institut für gute Mütter" von Jessamine Chan aus dem Ullstein Verlag lesen. Allerdings muss ich wirklich sagen, dieses Buch hat es in sich. Ich kann absolut verstehen, warum es einige Leser:innen abbrechen. Ich hatte auch so meine Schwierigkeiten damit, wollte aber unbedingt wissen, wieso, weshalb und warum es so ist wie es ist in dem Buch und bin dann nach ca. 1/3 auf das Hörbuch davon umgestiegen. Und das war dann auch soweit ok für mich. Das Hörbuch ist im Hörbuch Hamburg Verlag erschienen und wird von Sandra Voss gelesen, die dem ganzen teils nicht sehr angenehmen Inhalt doch noch eine sehr angenehme Stimme geben kann. Im Buch selbst werden viele Inhalte besprochen. Den Klappentext setze ich im übrigen wieder in die Kommentare. Es geht hier um Frida, eine alleinerziehende Mutter, die sich, nachdem sie ihr Baby eine Stunde unbeaufsichtigt ließ, in eine Art Besserungsanstalt für Mütter wiederfindet. Danach soll sie, so wird ihr zumindest suggeriert, wenn sie sich ein Jahr gut bewährt und schön brav ist, nach einer neuen Anhörung das Sorgerecht für ihre Tochter zurück erhalten. Diese Anstalt ist eine Tortur für alle Frauen, die dort gleichzeitig mit Frida ankommen. Und jede kleinste Kleinigkeit wird mit der für die Frauen schlimmsten Strafe bestraft, dem Entzug der wöchentlichen 10 Minuten zum telefonieren mit ihren Kindern. Also, es handelt sich bei diesem Buch ja um eine Dystopie von Frau Chan, allerdings musste ich stellenweise doch schon recht schlucken. Ich kann mir kaum vorstellen, dass dies wirklich ihr erstes Buch ist. Das ist echt heftig. Aus diesem Grund habe ich mir ihre Instagramseite auch etwas genauer angesehen und war total erschrocken, dort diese KI, also diese Roboter-Kinder, die die Frauen in der Anstalt in dem Roman zum "üben" bekommen, zu sehen, es gibt so etwas also tatsächlich! Oh.mein.Gott. Zum Fazit ist zu sagen, ich glaube, ohne die Möglichkeit des Hörbuchs hätte ich mich vermutlich nicht weiter durch die 432 Seiten gekämpft. Aber ich wollte doch gern zum Ende kommen und wissen, wie die ganze Geschichte ausgeht. Ansonsten hätte ich sehr wahrscheinlich abgebrochen. Es ist schon sehr schwere Kost und nicht für jeden zu empfehlen. Danke, dass ich dieses Buch lesen durfte, es war auf alle Fälle eine Erfahrung für mich. Ich gebe dem Roman dennoch ⭐️⭐️⭐️ #unbezahltewerbung #rezensionsexemplar

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage
29. März 2023
Bewertung:5

Nur 2 Stunden hat Frida ihre Tochter Harriet allein gelassen, doch die Nachbarn melden sie der Kinderschutzbehörde. Harriet wird ihr entzogen, lebt von nun an beim Vater und seiner neuen Frau und Frida wird verurteilt. Nur, wenn sie sich bereit erklärt, an einem 1-jährigen Trainingsprogramm teilzunehmen, bekommt sie möglicherweise ihr Kind zurück. Und so zieht sie mit anderen Frauen in ein altes College, wo Demütigungen und Schuldzuweisungen von nun an ihre täglichen Begleiter sein sollen. „Institut für gute Mütter“ ist der Debütroman der Autorin Jessamine Chan und wurde von Friederike  Hofert aus dem Englischen übersetzt. Erzählt wird, zumeist chronologisch, aus der Sicht der Protagonistin Frida in der dritten Person und der Gegenwartsform. Hin und wieder springt die Handlung aber auch in die Vergangenheit zurück und beleuchtet wichtige Wendepunkte in Fridas Leben. Wo wäre sie heute ohne die Scheidung? Wäre sie eine bessere Mutter geworden, wenn ihre eigene etwas mehr Zuneigung zu ihr gezeigt hätte? Hätte sie bessere Chancen, wenn sie nicht die Tochter chinesischer Einwanderer wäre? Obwohl es sich um eine Dystopie handelt, erscheint alles sehr realitätsnah und im Bereich des Möglichen. Im Trainingszentrum entwickeln sich zwischen den Frauen schnell Allianzen, aber auch Feindschaften. Manche haben sich nur Kleinigkeiten zu schulden kommen lassen, andere ihre Kinder misshandelt und eingesperrt. So oder so ist der Umgang mit den Frauen erschreckend, sie sollen umerzogen werden, wie Maschinen funktionieren und sich mit Sätzen wie „Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne, eine gute zu sein“ selbst erniedrigen. Bleibt der Erfolg aus, werden die Frauen bestraft – was umso wütender macht, wenn wir im erfahren, wie vergleichsweise locker es im Camp für die Väter zugeht. Geübt wird stets an erschreckend echt wirkenden Roboterkindern, die im Aussehen und Alter dem eigenen Kind gleichen. Sie können Schmerzen fühlen und echte Emotionen empfinden – eine Tatsache, die noch eine neue thematische Dimension hinzufügen: Dürfen wir so mit Maschinen umgehen, nur weil sie nicht, wie wir, menschlich sind?

Institut für gute Mütter
Institut für gute Müttervon Jessamine ChanUllstein Buchverlage