
Gesellschaftskritik, aktueller denn je. Trotzdem sehr zäh
Ein literarischer Klassiker, der weit mehr ist als eine Tierfabel. Richard Adams erschafft in "Watership Down" eine faszinierende Welt, in der Kaninchen über El-ahrairah, ihren trickreichen Kulturhelden, Geschichten erzählen und mit Frith als Gott eine eigene Mythologie pflegen. Diese komplexe Erzählstruktur, ergänzt durch eine eigens entwickelte Kaninchensprache, verleiht dem Buch beinahe religiöse Züge und enorme Tiefgründigkeit. Besonders bemerkenswert: Schon in den 1970er Jahren thematisiert Adams eindringlich die Umweltzerstörung durch den Menschen. Die Tiere erscheinen als Leidtragende menschlicher Rücksichtslosigkeit. Ein ökologisches Statement, das heute aktueller ist denn je. Was jedoch kritisiert werden muss, ist die Entscheidung des Verlags, in der 2008 erschienenen Ausgabe auf eine sprachliche Überarbeitung zu verzichten. Veraltete Rechtschreibung und die Verwendung eines rassistischen Begriffs (ein sehr verletzendes Wort mit "N") stören den Lesefluss und hätten längst angepasst werden sollen. Die Erzählung ist stellenweise brutal, komplex und keinesfalls für junge Leser gedacht. Territorialkämpfe, Flucht, Gewalt und der tägliche Überlebenskampf der Kaninchen machen deutlich: "Watership Down" ist kein niedliches Tiermärchen. Die ausufernde Erzählweise verlangt zudem Geduld und Konzentration. Fazit: Ein forderndes, aber lohnendes Werk, nicht für zarte Gemüter, jedoch unbedingt empfehlenswert für alle, die literarische Tiefe schätzen. Für weniger Lesefreudige bietet die Verfilmung eine gelungene Alternative.