Nichts an diesem Roman ist wahr! Oder doch?
Im In einer abgeschiedenen Privatklinik sitzt eine Frau und behauptet schier Unglaubliches: Sie könne so gut lügen, dass alles, was sie erzählt, über kurz oder lang wahr wird. Mit jeder Sitzung, in der sie ihre Lebensbeichte ablegt – eine spektakuläre Geschichte voller Betrug und Bereicherung, unheimlicher Zufälle und überirdischen Glücks – wird ihre Therapeutin unsicherer. Was, wenn die Frau die Wahrheit sagt? Ist unsere Identität nichts als die Summe der Geschichten, die wir über uns erzählen? Gehört das Lügen zur menschlichen Natur? Was ist eigentlich Realität, was Fiktion? Warum lügen wir? Der Autor führt uns episodenhaft durch einzelne Stationen des Lebens der Hauptfigur Clara, wobei für den Leser immer weniger klar wird, was erfunden ist und welche Nebenfigur und Handlung sich tatsächlich ereignet hat. Das ist durchaus unterhaltsam, regt zum Nachdenken an, hallt nach. Nur wird Karigs literarisches Gedankenexperiment dabei leider zu selten zu einer packenden Lektüre. Die Erzählerin springt nicht immer linear von Handlungsstrang zu Handlungsstrang, philosophische Anmerkungen zur Sinnhaftigkeit und Funktion der Lüge nehmen mit Fortschreiten der Erzählung zu, das Ende lässt einen fasziniert und etwas verwirrt zurück. Zum Teil fühlt man sich in einen Roman von Kafka oder einen Film von Christopher Nolan (Inception, Tenet, Interstellar) versetzt. Insgesamt ein nachdenklicher Roman, der einen über die Lektüre hinaus beschäftigt und mir insgesamt großen Spaß gemacht hat! Empfehlenswert!