dichte atmosphäre trifft auf inhaltliche überladung
der jugendthriller rund um den zurückgezogenen hacker lennox beginnt vielversprechend mit einer düsteren, beklemmenden atmosphäre und einem tragischen hintergrund nach dem verlust seiner schwester und seines arms lebt lennox in einer digitalen parallelwelt, abgeschirmt von der realität – bis seine geheimnisvolle nachbarin tessa plötzlich stirbt. ihr tod, ihre verschlossene wohnungstür mit der aufschrift „was im schatten geschieht“ und der verdacht gegen den mächtigen technikkonzern exilium reißen lennox aus seiner isolation. was zunächst wie ein spannendes rätsel beginnt, entwickelt sich schnell zu einer vielschichtigen, aber zunehmend überfrachteten geschichte trotz einiger starker ansätze bleibt der roman in der umsetzung hinter seinen möglichkeiten zurück. die vielen wendungen wirken mit der zeit eher verwirrend als fesselnd, und der ständige aufbau von spannung ohne befriedigende auflösung ermüdet auf dauer der plot beginnt atmosphärisch dicht und mit einer spannenden prämisse. lennox ist eine gebrochene figur, die sich aus der welt zurückgezogen hat und durch die begegnung mit tessa wieder mit der realität konfrontiert wird. die rätselhaften umstände rund um tessa’s tod, die undurchsichtigen machenschaften des exilium-konzerns und die stetige frage nach wahrheit und täuschung erzeugen eine unbestreitbare grundspannung doch je weiter die handlung voranschreitet, desto undurchsichtiger wird sie. die zahlreichen wendungen und finten mögen zunächst clever erscheinen, wirken mit der zeit jedoch konstruiert. immer wieder werden fährten gelegt, nur um sie abrupt zu verwerfen. der roman verheddert sich zunehmend in seiner eigenen komplexität und schafft es nicht, alle aufgeworfenen fragen zufriedenstellend zu beantworten lennox als protagonist bringt eigentlich viel mit: eine bewegende vergangenheit, eine interessante psychologische tiefe und die plausible motivation, sich in die digitale welt zu flüchten. seine perspektive ermöglicht einen besonderen zugang zur geschichte – jedoch bleibt er emotional oft schwer greifbar. seine entwicklung wirkt stellenweise mehr behauptet als gezeigt, was auch daran liegt, dass andere figuren – besonders tessa – zu wenig raum bekommen, um sich zu entfalten gerade tessa, als zentrale figur des auslösers, bleibt merkwürdig schemenhaft. ihre rolle im geschehen bleibt trotz ihres vermeintlich großen einflusses seltsam unkonkret. das erschwert die emotionale verbindung zur handlung was dem buch nicht abzusprechen ist, ist seine intensive atmosphäre. die permanente latente bedrohung, das unheimliche im alltäglichen und die digitale dystopie im hintergrund schaffen eine dichte, fast surreale stimmung, die lange nachwirkt. der stil ist bildhaft und suggestiv, was den lesefluss unterstützt doch selbst diese gelungene stimmung kann auf dauer nicht darüber hinwegtäuschen, dass der roman zu sehr auf effekte setzt und zu wenig auf kohärente entwicklung. es entsteht das gefühl, dass die geschichte mehr sein will, als sie am ende zu leisten vermag – ein hochambitionierter thriller, der sich in seiner eigenen komplexität verliert der roman beginnt stark, mit einer interessanten hauptfigur, einer spannenden grundidee und einer eindrucksvollen atmosphäre. doch mit zunehmendem fortschritt verliert er sich in einem übermaß an überraschenden wendungen und einem schwer greifbaren figurenensemble. die geschichte bleibt inhaltlich diffus, emotional distanziert und kann die selbst gesetzten erwartungen nicht einlösen