Spannender Einblick und Anregung zu älterer Literatur zu greifen.
Auch der Autor meines Lebens...
Ein wenig Risiko ist immer dabei, wenn man ein Buch liest über den Autor, der für einen selbst der wichtigste wurde – und das auch dann, wenn der Text eine Hommage an diesen Schriftsteller ist. Umso faszinierter war ich von Charly Hübners kleinem Buch Wenn du wüsstest, was ich weiß..." über den Autor seines Lebens Denn ist fast jeder Beschreibung des Werks von Uwe Johnson fand ich mich wieder – entweder im Sinne von: „Genau so sehe ich das auch“ oder „Stimmt, genauso kann man ausdrücken“ – auch wenn ich das natürlich nie so schön und adäquat zum Ausdruck bringen könnte wie der Schauspieler und Regisseur Charly Hübner, der in diesem Jahr die Jahrestage gemeinsam mit Caren Miosga als Hörbuch eingelesen hat. „Im Falle Uwe Johnsons aber setzt in mit in der Regel der Fluchtimpuls Richtung Bewunderung ein, da ich es mit meinen interpretatorischen Fähigkeiten einfach nicht zusammenkriege, wie fein, schlau, brutal, episch, kompliziert, souverän, arrogant und empfindsam Johnson sein Erzählwerk komponierte und ausführte.“ Eine Frage kann ich nicht beantworten – ist dieses Buch nur für Uwe-Johnson-Bewunderer oder -Freunde ein Gewinn, indem es die geteilte Begeisterung in Worte fasst oder kann es auch für Menschen, die Johnson nicht kennen, eine Bereicherung sein? Oder vielleicht sogar skeptischen Johnson-Lesenden einen neuen Zugang bieten? Da ich eindeutig zur ersten Kategorie gehöre, hoffe ich, dass mir Lesende, die zu den beiden anderen Bereichen gehören, ihre Erfahrungen mitteilen – wobei ich im Grunde daran glaube, dass dieses Buch die geschilderte Wirkung entfalten kann. Doch ganz am Ende können nur die Texte Johnsons selbst überzeugen (oder eben nicht). Auch Charly Hübner ist überzeugt, dass dieser Autor heute noch aktuell ist, für mich vor allem in seiner unnachahmlichen Art, uns keine fertigen Wahrheiten zu präsentieren, denn „dieser Autor zieht mich nicht an der Leine durch den Strudel seiner Sicht der Dinge“. Oder wie er es in den Jahrestagen ausdrückt und was zu meinem Motto geworden ist: „Warum soll ich auf einer Seite sein? Was ich weiß hat mehr als bloß zwei.“