28. Aug. 2024
Bewertung:4.5

Ich habe ein wenig gebraucht, um mit dem Schreibstil warm zu werden. Dann hat es mich aber umso mehr beeindruckt, wie viel hier auf wenigen Seiten rübergebracht wird. Von Seite zu Seite wird die Gesellschaftskritik intensiver und schärfer. Natasha Brown schafft es, dass man als LeserIn ganz nah am Geschehen ist. Eine großartige, beklemmende Leseerfahrung.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
2. Juni 2024
Bewertung:5

Knapp 130 Seiten und dabei inhaltlich so dicht und sprachlich so gewaltig (ganz viele Kudos an die Übersetzung von Jackie Thomae!!). Episodenhaft-fragmentarisch zerstückelt, kämpft die namenlose Hauptfigur gleichzeitig für und sträubt sich gegen den Aufstieg und die Aufnahme in eine Welt (v.a. die britische Upper Class) in der sie doch nur eine Fremde bleiben kann, und findet einen radikalen Weg, sich dem zu entziehen. Der Roman ist durchaus sehr spezifisch britisch, was nicht heißt, dass die verhandelten Themen wie v.a. Rassismus und Kolonialismus, aber auch Klassismus und Sexismus/Misogynoir nicht allgemeine Gültigkeit haben. Ein sehr unbequemes Buch, welches mich in seiner Kürze doch tief getroffen hat - werde sicher mindestens noch einmal dazu greifen um sicher zu gehen, dass mir hier nichts verloren geht.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
4. März 2024
Bewertung:4.5

„Die Antwort lautet: Anpassung. Der Druck ist immer da. Pass dich an, pass dich an….Lös dich auf im Schmelztiegel. Und dann fließ raus, gieß dich in die Form. Verbiege deine Knochen, bis sie splittern und knacken und du hineinpasst. Press dich in ihre Schablone.“ Fragmentarisch und in verschiedenen Szenen komm ich der Protagonistin immer näher. Erst versteh ich nicht wo ich mich befinde und mit wem, doch nach und nach erschließt sich mir die Welt der erfolgreichen schwarzen Frau in der Londoner Finanzwelt. Sie ist weit gekommen, ganz oben, finanziell abgesichert, hat eine Eigentumswohnung, einen Freund aus privilegiertem Hause. Es scheint, als hat sie es geschafft, aber doch ist sie nicht angekommen und fühlt sich nicht wirklich angenommen. Trotz der eher kühlen und berechnenden Art der Protagonistin, haben mich ihre Ängste und Bedenken bewegt und mitfühlen lassen. Es ist für mich eine Einwanderungsgeschichte, eine Geschichte der britischen Gesellschaft, den Auswirkungen des Kolonialismus bis heute. Über Rassismus, Anpassung und Sexismus.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
16. Jan. 2024
Bewertung:3

Wichtiges Thema, wichtige Perspektive, super verdichtet, leider haben mich Sprache und Stil zwischendurch immer mal wieder verloren. Die Leerstellen waren mir manchmal zu groß, zu vage z. B. die Konstellation zu Lou. Und vielleicht ist es ja genau diese Vagheit (gibt es die?), die zum Ausdruck kommen sollte und mich etwas ratlos zurückgelassen hat.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
2. Sept. 2023
Bewertung:2

Ich merke immer mehr, dass ich keine Bücher mag, die keine koherente Handlung haben und fragmentarisch erzählt werden. Ähnlich wie bei "Wetter" von Jenny Offill, konnte ich auch hier sehr schwer eine Verbindung zur Protagonistin aufbauen. Der Schreibstil und die Art des Erzählens waren einfach nicht meins. Trotzdem hatte das Buch gute und interessante Ansätze und Denkanstöße. CW: Rassismus, Sexismus, Krebs

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
20. Feb. 2023
Bewertung:5

Starkes Debüt über Rassismus, Seximus und Leistungsgesellschaft - eine brilliante Gesellschaftskritik In «Zusammenkunft» (im Original: Asseemby; übersetzt ins Deutsche von Jackie Thomae) analysiert und kritisiert die Autorin Natasha Brown in erzählerischen Handlungsfragmenten den Rassismus, Sexismus und den enormen Leistungsdruck in der britischen Gesellschaft und insbesondere der Upper Class. Die namenlose Ich-Erzählerin ist schwarz und hat sich ihre Führungsposition in einem Finanzdienstleistungsunternehmen nach ihrem Oxford-Studium hart erarbeitet. Oberflächlich scheint alles gut zu laufen im Job, mit der eigenen Wohnung in London, in der Partnerschaft mit ihrem Upper-Class Freund und dessen Familie. Dennoch zeigen die geschilderten Gedanken der Protagonistin ganz pointiert, was alles nicht gut läuft und wie stark der hohe Leistungsdruck und die Diskrimmierungen belasten und welchem psychischen Druck und Belästigung sie dadurch ausgesetzt ist. Dies zeigt sich vor allem in ihrem Umgang mit dem bei Ihr diagnostizierten Krebs. In kurzen Szenen und brilliant formuliert gelingt es Natasha Brown den allgegenwärtigen Rassismus, Seximus und Leistungsdruck herauszustellen und pointiert zu kritisieren. Ein starkes Debüt, das es auf wenigen Seiten schafft, viel Emotion und gerechtfertigte Kritik zu transportieren!

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
5. Jan. 2023
Bewertung:5

"Sie ist da. Angst. Jeden Tag ist eine Möglichkeit, es zu versauen, jede Entscheidung, jedes Meeting. Es gibt keinen Erfolg, nur das vorläufige Abwenden des Versagens. Angst. Vom Vibrieren und Klingeln meines Weckers, bis ich mich wieder schlafen lege. Angst." (S. 37) Aufsteigen, nach oben kommen, Teil der sozialen Oberschicht sein – das war schon immer ihr Ziel. Das Ziel der jungen Frau, der Kampf all der Menschen vor ihr. Doch was ihr fehlt, sind Geld und Kontakte, für sie gibt es keinen ‚easy way up‘, denn sie ist Schwarz. Und als Schwarze Frau muss sie für alles und gegen alles kämpfen: für Anerkennung, für Respekt; gegen die abschätzigen Blicke, gegen die Vorurteile, gegen die Gesellschaft. Doch all ihre Anstrengungen, die Jahre der Ungewissheit haben sich ausgezahlt: Sie ist Teil des Londoner Finanzwesens, wird befördert und von ihrem reichen, weißen Freund bei einer Gartenparty offiziell in die Familie eingeführt. Es scheint alles perfekt – wenn da nicht diese Sache wäre, die alles andere plötzlich unwichtig erscheinen lässt, denn lohnt es sich noch zu kämpfen? Wir leben in einer Welt, in der gesellschaftlicher Status, Reich- und Besitztümer, Hautfarbe und Herkunft über unser Leben und unser Handeln entscheiden, über Sieg und Niederlage. In ihrem Debütroman „Zusammenkunft“ (OT: Assembly, aus dem Englischen von Jackie Thomae) erzählt Natasha Brown von Misogynie und Rassismus, von Herkunft und unendlichem Schmerz, der aus all diesen Dingen resultiert. Mit schneidender Klarheit und einzigartigem Stil seziert sie, welche Auswirkungen der seit Jahrhunderten in der Gesellschaft verankerte Rassismus auf das Leben der jungen Frau hat: All ihre Erfolge, all ihre Niederlagen scheinen mit ihrer Hautfarbe verbunden, sei es die Beförderung, um eine Diversitätsquote zu erfüllen, weil „Frau und Schwarz“, oder die Beziehung zu ihrem Freund, der in seiner weißen, altreichen und privilegierten Welt den Status des wertfreien Kosmopoliten innehat. Sie ist sich dessen bewusst und stellt sich ihr Leben immer wieder in Frage: Wozu all die Anstrengung, wenn es, wenn sie eh nie genug sein wird? Da scheint es Schicksal zu sein, dass sie sich gegen alle weiteren Kämpfe stellt, die die Diagnose ihrer Ärztin bedeuten würden – und für ihre allmähliche, schmerzhafte Transzendenz. „Zusammenkunft“ ist ein Kunstwerk, ein literarisches Stakkato, das mit kurzen, kräftigen Schlägen all die Ungerechtigkeiten herausschreit. Sie sind der Soundtrack für die Metaphern, die ihr sprachliches Genie sichtbar machen, und die Bilder, die sie beschreibt. Natasha Brown beweist, dass es nicht vieler Worte bedarf, um viel zu sagen – auf die Art und Weise kommt es an, und das zeigt sie mit ihrem Debüt eindrucksvoll. Was für ein Buch!

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
13. Okt. 2022
Bewertung:2

Ich merke immer mehr, dass ich keine Bücher mag, die keine koherente Handlung haben und fragmentarisch erzählt werden. Ähnlich wie bei "Wetter" von Jenny Offill, konnte ich auch hier sehr schwer eine Verbindung zur Protagonistin aufbauen. Der Schreibstil und die Art des Erzählens waren einfach nicht meins. Trotzdem hatte das Buch gute und interessante Ansätze und Denkanstöße. CW: Rassismus, Sexismus, Krebs

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
23. Sept. 2022
Bewertung:4

„Zusammenkunft“ ist im Grunde genommen das genaue Gegenteil seines Titels – hier wird nichts vereint, gelöst, versöhnt. Die Friedlichkeit, die das Wort suggeriert, ist kein Teil der Handlung. Der einzige Aspekt von Zusammenkunft, der auf den Inhalt des Textes zutrifft, ist der eines flüchtigen, vielleicht auch gleichgültigen, Zusammentreffens von Menschen, denn an der Erzählerin ist eigentlich niemand wirklich interessiert – seltsamerweise auch sie selbst nicht, denn für sich selbst (wie auch für viele andere) ist sie „nichts“, wie immer wieder betont wird. Ihre Haltung sich selbst gegenüber ist distanziert bis unbeteiligt, um nicht zu sagen apathisch. Und das ist eigenartig befremdlich, denn insgesamt ist der Roman eine Wutrede, eine ohnmächtige Anklage gegen den Status quo, gegen Sexismus, Rassismus und Marginalisierung, Vorurteile, Privilegierung, Oberflächlichkeit, Kolonialismus, das Klassensystem, Seilschaften, gesellschaftliche Normen. Es ist ein deprimierender Text mit schmerzhaften Wahrheiten, vorgetragen mit brutaler Offenheit, der sich an der Frustration abarbeitet, dass sich weder an der Geschichte noch an der Gegenwart und vermutlich auch nicht an der Zukunft etwas ändern lässt. „Zusammenkunft“ bietet auf seinen 113 Seiten unendlich viele Interpretationsansätze – am eingängigsten und besonders markant ist wahrscheinlich die Krebsmetapher: die Krankheit, die sich mäandernd und einem Kraken gleich durch den Organismus frisst, an immer neuen Stellen auftaucht und das System unheilbar vergiftet. Wie ein Krebsgeschwür verdammt die spezifische Mischung aus Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht und sozialer Klasse die Erzählerin zu einer Identität, die von Einschränkungen und Unfreiheit bestimmt wird. Sie versteckt sich hinter gewünschten, erwarteten sozialen Rollen und enthüllt so bestechend die Notwendigkeit der Assimilation. Auf diese Weise vereint das Buch einen Katalog verschiedenster Elemente postkolonialer Ansätze und demonstriert seine Klugheit, seinen Zorn, die Unzulänglichkeiten der Welt und die Härte und Schwere der Umstände, die auch durch das britische Empire entstanden sind. „Zusammenkunft“ ist ein anstrengendes, forderndes und anspruchsvolles Buch, das über den gezielten Einsatz des Fragmentarischen Identität gleichsam untermauert und in Frage stellt.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
23. Sept. 2022
Bewertung:3

Nach außen hin hat die namenlose Protagonistin alles, was erstrebenswert ist: Erfolg im Job, finanzielle Absicherung und einen Partner aus der Upper Class. Doch hinter all dem versteckt sich Erschöpfung, denn als Schwarze Frau sieht sie sich zahlreichen Hindernissen gegenüber – von Mikroaggressionen bis hin zum alltäglichen Rassismus. Die Beförderung bekommt sie angeblich nur ihrer „Diversität“ wegen, von ihren Kollegen wird sie entweder offen beneidet und beleidigt oder sexuell angegriffen und die Eltern ihres Freundes hoffen, sie möge nur eine weitere Frau auf dem Weg zur „richtigen“ Schwiegertochter sein. In „Zusammenkunft“ erzählt Natasha Brown von dem Wunsch ihrer Hauptfigur, erfolgreich zu sein und welche Kosten damit – vor allem für eine Schwarze Frau – verbunden sind. Dabei ist die Struktur des Romans nicht immer sofort klar, denn die Autorin springt zwischen unterschiedlichen Themen, verrät nicht immer den Kontext ihrer Szenen und verzichtet außerdem auf die Kennzeichnung der wörtlichen Rede. Ihr Sprachstil ist klar, nüchtern, beinahe kalt und ihre Sätze sind kurz und wirken oft gehetzt. Es ist nicht einfach, zu lesen, wie die Protagonistin in ihrer aktuellen Lebenssituation leidet und zu allem Überfluss kommen neben den beruflichen und privaten Schwierigkeiten auch noch gesundheitliche hinzu. Nun muss sie sich entscheiden, was sie weiterhin mit ihrer Zukunft anfangen will. Und so eindrucksvoll ich die Beschreibung der Umstände auch finde, denen sie täglich ausgesetzt ist, so wenig kann ich einen Bezug zu ihr aufbauen. Denn mir fehlt sowohl eine Charakterisierung der Figuren als auch eine Handlung mit klarem Anfang und Ende. Vermutlich ist die schablonenhafte Zeichnung der Hauptfigur so gewollt, um gerade herauszustellen, dass viele Schwarze Frauen dasselbe Schicksal teilen, dennoch hätte ich diese namenlose Frau gerne besser kennengelernt. Wie war ihre Kindheit? Was bereitet ihr Freude? Was wünscht sie sich für ihr Leben? So werden wir als Leser*innen an einem bestimmten Punkt in die Geschichte geworfen, streben auf eine gewisse Szene hin und werden anschließend wieder allein zurückgelassen.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
21. Sept. 2022
Bewertung:2

Rezension  Gerade,, Zusammenkunft", von Natasha Brown beendet.  Joar, ich hab diesen Monat zwei Bücher gelesen die ich nicht so toll finde, aber dieses Buch topt es. Mein absolutes Flop.  Ich hab mir von dem Buch einfach Reflektion erwartet und Tiefgang. Stattdessen bekomme ein wirres Konstrukt von Gefühlen und Provokationen. Natürlich kann man damit wundervoll polarisieren, wieso auch nicht?! Aber so wie es geschrieben wurde bewirkt es mehr Empörung.  Dafür hab ich Bücher gelesen die mit polarisierenden Themen besser umgehen und den richtigen Ton ansprechen und auch direkt das Problem beschreiben. Hier sind Andeutungen  und Vorwürfe vorhanden.  Schreibstil stockend. Metaphern zu wirr.  Protagonistin zu oberflächlich, passiv.  Sorry ich mag Figuren nicht die ihr Klappe nicht aufkriegen, aber sich über alles ärgern und Dinge einfach so hinnehmen. Das kann ich überhaupt nicht leiden.  Wer es lesen möchte bitte, aber ich persönlich kann dafür keine Empfehlung aussprechen, dafür gibt's andere Bücher die einfach direkter sind und trotzdem nicht angreifen. Das wichtigste die es verständlich rüberbringen, dies ist hier nicht der Fall.  Vielen Dank für das Bereitstellen des Leseexemplars an Vorablesen und dem Verlag.  Alles Gute eure Jassy 

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp
9. Sept. 2022
Bewertung:4

Zusammenkunft ist ein Roman, der sich für mich fast nicht als Roman bezeichnen lässt, so viel Poesie steckt da drin. Ich habe das Büchlein innerhalb eines Nachmittags durchgelesen und es hat mich gut unterhalten. Die Themen sind schwere Kost, doch dank der wunderschönen Sprache der Autorin fliegt man nur so durch die Seiten. Ich habe mir etliche Passagen markiert, da die Dinge so bildhaft und poetisch umschrieben wurden. Letztenendes macht die Geschichte traurig, da soviel Ungerechtigkeit thematisiert wird, doch Sie gibt auch Hoffnung, dass man sein Leben selbst in die Hand nehmen kann und seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Die Autorin hat mit diesem Roman für mich bewiesen, dass sie eine Sprachkünstlerin ist und geschickt ernste Themen in blumiger Sprache verpacken kann. Ein Buch, das ich allen empfehlen kann, die gerne auch zwischen den Zeilen lesen.

Zusammenkunft
Zusammenkunftvon Natasha BrownSuhrkamp