9. Feb. 2025
Bewertung:4

Bewegend, intensiv, authentisch.

Achtung, leichte Spoiler! Der vierte Teil der Neapolitanischen Saga ist ein würdiger Abschluss einer großartigen Reihe. Ich habe alle vier Bände mit Spannung gelesen und fand besonders Ferrantes Schreibstil unglaublich bewegend. Ab Tinas Verschwinden war mir das Ende fast schon klar, aber das hat meine Leselust nicht gemindert. Klar, in den letzten beiden Bänden hätte man manche Kapitel straffen können, aber wirklich gestört hat mich das nicht. Die Geschichte von Lila und Elena, ihrer komplizierten Freundschaft und ihrem völlig unterschiedlichen Leben, hat mich durchweg fasziniert. Ich lese sonst selten Reihen, weil ich Kurzgeschichten und offene Enden sehr mag. Trotzdem war es eine schöne Erfahrung, eine mehrbändige Geschichte so intensiv zu verfolgen. Die Freundschaft der beiden hat mich berührt, und ein Happy End für beide hätte ich mir gewünscht. Aber Ferrantes Stil lebt gerade von der realistischen Darstellung des Lebens, das nicht immer versöhnlich endet. Insgesamt gibt’s von mir 4 bis 5 Sterne – eine fesselnde, intensive Lektüre, die nachwirkt.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp
20. Mai 2024
Bewertung:3

So das war es nun das Ende des Buches. Das Ende der Reihe. Es war eine schwierige Lektüre. In Teilen lag es sicherlich daran, dass ich gleichzeitig noch ein anderes Buch gelesen habe. Andererseits hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass diese Geschichte am Ende ein gutes Ende nehmen würde. Dass diese schwierige und komplizierte Frauenfreundschaft einen versöhnlichen Abschluss findet. Doch nun sitze ich hier und bin etwas enttäuscht... Es war eine besondere Freundschaft, ein besonderes Leben, an dem uns Ferrante teilhaben ließ. Vielleicht liegt es einfach nur an meinen Erwartungen. Doch am Ende war es oft eine frustrierende und deprimierende Lektüre. Ich mochte Lenu, Lila gegenüber war ich zwiegespalten. Und dass ist ja genau, was immer auch beschrieben wird. Dieser Zwiespalt aus Zuneigung und gleichzeitig Herabsetzung. Insgesamt ist es eine lohnenswerte Reihe, aber mit dem Ende bin ich etwas unzufrieden. Lässt einen nachdenklich und irgendwie unbefriedigt zurück...

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp
14. Apr. 2024
Bewertung:5

Die Geschichte des verlorenen Kindes ist ein würdiger Abschluss der neapolitanischen Saga. Im Gegensatz zu den drei vorangegangen Büchern, die kürzere Lebensabschnitte der Ich-Erzählerin Elena Greco beleuchteten, erstreckt sich die Handlung im letzten Band über vier Jahrzehnte von Anfang der 80er Jahre bis zum Ende der 00er Jahre. Noch mehr im Mittelpunkt als in Band 2 und 3 steht diesmal wieder die Freundschaft zu ihrer genialen Freundin Lila Cerullo, denn Lenu zieht wieder zurück nach Neapel und bewohnt sogar eine zeitlang die Wohnung über Lila, zusammen mit ihren drei Kindern als Alleinerziehende. Ich kann es gar nicht recht verstehen, warum mich diese Reihe so arg fesselte. Ich komme mir etwas vor wie die Fangirls hier auf Goodreads, die mit zig Zerbrochene Herzen Emojis ihre Zuneigung zu den fiktiven Personen kund tun. Elena Ferrante erzählt die Geschichte des Lebens von Lenu Greco nicht gerade besonders kreativ, alles schön chronologisch, manche Tage detailverliebt, dann wieder mal Jahre zusammenraffend. Aber das Ganze ist mit so viel Authentizität und südländischen Emotionen versehen, dass die Geschichte mich sehr umfängt. Für mich ist das eine der größten Familiengeschichten, die ich je gelesen habe. Besser kann man wohl nicht über Italien und der Mentalität ihrer Bewohner schreiben. Ich werde die Figuren vermissen.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp
23. Feb. 2024
Bewertung:5

Die Geschichte des verlorenen Kindes ist ein würdiger Abschluss der neapolitanischen Saga. Im Gegensatz zu den drei vorangegangen Büchern, die kürzere Lebensabschnitte der Ich-Erzählerin Elena Greco beleuchteten, erstreckt sich die Handlung im letzten Band über vier Jahrzehnte von Anfang der 80er Jahre bis zum Ende der 00er Jahre. Noch mehr im Mittelpunkt als in Band 2 und 3 steht diesmal wieder die Freundschaft zu ihrer genialen Freundin Lila Cerullo, denn Lenu zieht wieder zurück nach Neapel und bewohnt sogar eine zeitlang die Wohnung über Lila, zusammen mit ihren drei Kindern als Alleinerziehende. Ich kann es gar nicht recht verstehen, warum mich diese Reihe so arg fesselte. Ich komme mir etwas vor wie die Fangirls hier auf Goodreads, die mit zig Zerbrochene Herzen Emojis ihre Zuneigung zu den fiktiven Personen kund tun. Elena Ferrante erzählt die Geschichte des Lebens von Lenu Greco nicht gerade besonders kreativ, alles schön chronologisch, manche Tage detailverliebt, dann wieder mal Jahre zusammenraffend. Aber das Ganze ist mit so viel Authentizität und südländischen Emotionen versehen, dass die Geschichte mich sehr umfängt. Für mich ist das eine der größten Familiengeschichten, die ich je gelesen habe. Besser kann man wohl nicht über Italien und der Mentalität ihrer Bewohner schreiben. Ich werde die Figuren vermissen.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp
2. Aug. 2023
Bewertung:3

In diesem letzten Teil haben die speziellen Eigenarten der Charaktere doch arg meine Nerven strapaziert. Auch wenn es hier noch mal einige spannende Entwicklungen gab und die Geschichte an sich auch interessant ist, hätte es vielleicht gereicht, sich auf drei Bände zu beschränken. Da gibt es schon etliche Längen.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp
28. Okt. 2022
Bewertung:3

Das lang ersehnte Finale ist da und ich habe mich sofort auf den letzten Band gestürzt. Ich wollte endlich wissen wie die Geschichte um Lila und Elena endet und hoffte auf das Lüften des Geheimnisses um Lilas Verschwinden aus Band 1. Sie ist weg und hat es geschafft sich auzulöschen, so, wie sie es sich mehrmals im Laufe der vielen letzten Jahre gewünscht hat. Als wäre sie nie dagewesen. Elena hat es endlich geschafft, mit Nino, der Liebe ihres Lebens, einen neuen Lebensabschnitt zu wagen. Sie verlässt ihren Ehemann und das geordnete Leben als Frau des geschätzten Professors Pietro Airota und geht zurück nach Neapel. Doch ganz in den Rione zurück traut sie sich nicht, will sie doch nicht all die Schritte wieder zurückgehen, die sie von dort aus mühselig rausgemacht hat. Schnell aber wird ihr klar, dass Ninos Vorstellung von einem gemeinsamen Leben mit der ihren nicht übereinstimmt. Sie ist jetzt eine angesehene Schirftstellerin, doch es ist ein immerwährender Kampf ihren Beruf, ihr Ansehen und das Muttersein in Einklang zu bringen. Am glücklichsten ist sie, wenn sie sich in ihrem Erfolg suhlen und auf Lesereisen ihre Bücher vorstellen kann. Das alles unter einen Hut zu bringen, geht nur durch Lila. Beide Frauen finden wieder zu einem engeren Freundschaftsverhältnis zurück. Lila, jetzt eine angesehene und geschätzte Frau im Rione, die mit Enzo ihr eigenes IT-Unternehmen gegründet hat und vielen Menschen nun einen Arbeitsplatz bieten kann. Sie wird das Gegenstück zu den Solaras, denen sie immer mehr ein Dorn im Auge wird. Und dennoch bleibt diese Freundschaft eine Hass-Liebe, in der Elena ihr ganzes Leben sich mit Komplexen herumplagt und stets gegen ihr minderwertiges Selbstvertgefühl ankämpfen muss. Sie, die eine höhere Bildung als Lila genossen hat, Bücher schrieb, die ihr über Italien hinaus Erfolge beschert haben, sich für Frauenrechte einsetzte und ein befreites und eigenbestimmtes Leben hatte, fühlte sie immer unter den intensiven Blicken Lilas und ihren Erfolgen und Errungenschaften, ihr nicht ebenbürtig. Dieses Hin und Her strapazierte schwer meine Nerven. Trotz des älter werdens, an Reife gewonnen und Höhen und Tiefen erlebt zu haben, scheinen beide Frauen ihr ursprüngliches Muster nicht durchbrechen zu können. Elena, die Ruhm und Erfolg hinterherstrebt, um sich aus dem Rione und ihrer Herkunft herauszuheben und Lila, immer im Kampf gegen sich und alle anderen um sich herum. Alles, was sie tut, macht sie aus einer bestimmten Berechnung heraus und um anders zu sein, wegen dem Willen anders zu sein. Dieser letzte Teil umfasst die Mitte der siebziger Jahre bis in die Gegenwart. Elena Ferrante streift die politische Lage im Land, die Kommunisten, Korruption sowie Mafia und organisierte Kriminalität als auch das schwere Erdbeben von 1980, in dem viele Menschen ums Leben kamen. Auch Lila und Elena erleben und überleben dieses Erdbeben. Dabei zeigt die Autorin den eigentlichen Charakter beider Figuren, der aber vom Alltag und den Lebensumständen stets verdeckt wird: In Notsituationen ist Elena stark und behält den Überblick und ihren Glauben an sich. Lila dagegen wird hilflos, zerrüttet und psychisch instabil. Sprachlich ist das Buch keine hohe Kunst und eher trivial, entgleist oft durch die Situation, den Zeitgeist und das Setting des Rione. Zeitlich gesehen macht die Autorin im letzten Band größere Sprünge. Es passiert jedoch so viel, dessen Notwendigkeit für die Geschichte sich mir nicht immer erschließt. Es füllte das Buch und zum ersten mal fühlte ich Längen im Buch, die ich sehr gerne übersprungen hätte. Das Ende jedoch enttäuschte dann auf ganzer Linie. Die groß aufgebaute Spannung über Lilas Verschwinden und die Erwartung einer genialen Auflösung verpuffte. Elena Ferrante verspielte m.M.n. das Potential des letzten Bandes. Das viele Gerede und die Aufreibung ihrer Figuren konnte mich letztendlich nicht mehr überzeugen. Zum Hörbuch: Die Neapolitanische Saga und Eva Mattes sind für mich ganz eng miteinander verbunden. Auch im letzten Hörbuch bleibt sich die Sprecherin treu und schafft es wieder einmal, Figuren sowie Setting vor meinem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Die Saga als Hörbuch war ein großer Hörgenuss und absolut emfehlenswert! Fazit: Ich bleibe etwas enttäuscht zurück, denn aus dem Beginn der grandiosen Saga ist am Schluss "nur" noch ein guter letzter Band geblieben, der, wäre er der Auftakt gewesen, mich als Leserin nicht bis zum letzten Teil hätte fesseln können. Es war schön, Italiens Geschichte, insbesondere die von Neapel, durch die lebenslange Freudschaft zweier Frauen zu begleiten und zu erkunden. Vieles war neu für mich und einiges deckte sich mit meinem Wissen. Es ist und bleibt eine besondere Saga, die leider im Abschlussband etwas an Spannung und Charme eingebüßt hat.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp
20. Okt. 2022
Bewertung:3

Sie setzt alles auf eine Karte und verlässt Mann und Kinder für ihre Jugendliebe Nino. Welches Spiel er spielt durchschaut Elena jedoch erst viele Jahre später. Sie muss erkennen, dass Nino die Bewunderung der Frauen braucht und dass er ein ebensolcher Schürzenjäger ist wie sein Vater. Für diese Beziehung hat sie sich mit ihrer Mutter überworfen und auch Lila versucht Elena aus ihrem Leben zu verbannen, denn Lila ist was Lila schon immer war, unbequem. Erst als sie sich mit Nino überwirft und in ihre altes Viertel zurückzieht kommt sie ihrer Freundin wieder näher. Doch dann verschwindet Lilas Kind und Jahre später Lila selbst. Elena wird zwar eine erfolgreiche Schriftstellerin, aber sie wird immer in Lilas Schatten stehen. „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der fulminante Abschluss der Neapolitanischen Saga. Für mich kommt Elena in diesem Band am besten weg und ist mir auch sympathischer als in den Büchern davor. Vielleicht liegt es daran, dass sie reifer geworden ist. In den vorherigen Bänden versuchte sie zu sehr zu gefallen, sich Lila anzunähern, deren angeborene Intelligenz durch übertriebenen Ehrgeiz zu kompensieren. Und während Lenu zu strahlen beginnt, verblasst Lila. Sie die immer die Starke war, wird durch den Verlust des Kindes fast gebrochen. Ich fand, dass sich hier die Rollen der beiden umkehrten. In einer Passage erliegt Elena der Vorstellung Lila würde wie Phönix aus der Asche auferstehen und ihr gesamtes literarisches Schaffenswerk, durch ihr einem kindlichen Frühwerk in den Schatten stellen. Doch Lila schert sich nicht um die Anerkennung anderer und verschwindet einfach. Das bleibt auch so bis zum Ende des Buches und das machte es irgendwie unbefriedigend für mich. Natürlich passt es hervorragend zu Lilas Charakter, den Zeitpunkt ihres Abgangs von der Bühne selbst zu bestimmen, dennoch hätte ich gern gewusst wohin sie entschwunden ist. Für mich war es schön zu lesen, wie Elena sich ihrer Mutter annähert. Zumal die beiden nie ein warmherziges Verhältnis pflegten. Aber durch die Krebserkrankung kommen sie sich näher und Lenu muss ihr kindliches Bild ihrer Eltern revidieren. Hier bekommt sie auch die Macht der Mafia zu spüren, durch ihren Schwager. Diese Organisation, die ihr Geld durch Drogen und Gewalt verdient, andererseits die ihren schützt und unterstützt. Die Bewohner des Viertels wachsen vor dem Leserauge heran, gründen Familien, vertreten Ideale, geraten auf die schiefe Bahn und einige sterben auch. Das hat mich so fasziniert an Ferrantes Büchern. Keine jugendliche Heldin, die die Welt rettet, sondern eine Frau, die versucht Liebe, Familie und beruflichen Erfolg unter einen Hut zu bringen. Manchmal gelingt es ihr und manchmal scheitert sie auch. Ein guter Abschluss und dennoch für mich unbefriedigend. Diese Bücher sind ein einzigartiger Einblick, in das Leben des alten Neapels und dem Wandel der Gesellschaft zur Mitte des 20. Jahrhunderts und ich bereue nicht sie gelesen zu haben, aber ein zweites Mal werde ich sie wohl nicht zur Hand nehmen.

Die Geschichte des verlorenen Kindes
Die Geschichte des verlorenen Kindesvon Elena FerranteSuhrkamp