Ich habe "Unterwegs" tatsächlich unterwegs begonnen - im Zug auf dem Weg nach Leipzig vor fünfeinhalb Monaten. Immer wieder musste ich seitdem diesen Roadtrip-Klassiker, den schon so viele von euch vor Jahren gelesen haben, weglegen und ein anderes Buch dazwischenschieben. Ich finde es sprachlich wirklich sehr besonders und ich mochte auch die Story, aber es konnte mich leider null packen. Alles plätscherte so vor sich hin ... Immer wieder ging ich unterwegs (haha!) verloren, für einen Abbruch war es dann aber doch zu gut. Also habe ich mich bis zum Ende durchgequält und konnte nun endlich ruhigen Gewissens mein nächstes #12für2022-Buch beginnen. Das Buch steht nun zur Verfügung! Wer Interesse daran hat, melde sich gern.

Eine Reise von Ost nach West und wieder zurück und das Ganze dann noch einmal. Keine Kohle aber irgendwie geht es doch weiter. Mal gibt es Sex, mal keinen. Was gut ist: wenn du ein paar Tage mal nicht gelesen hast, kannst du so wieder einsteigen, weil, was vorher passiert ist, ist eigentlich egal. So egal, wie letztlich das Buch als solches. Gibt wichtigere Klassiker. Habe es bis zum vierten Teil gelesen und dann abgebrochen , weil es mich einfach nicht interessiert hat, wie es weiter geht.

Jack Kerouac schickt uns mit seinem Protagonisten Sal Paradise auf eine Reise durch Amerika - von Ost nach West und wieder zurück. Sal stürzt sich mit Gleichgesinnten auf die Straße, ins Leben, ins Ungewisse. Sie wollen die Welt verschlingen und verschlungen werden, verlieren sich im Rausch von Drogen, Sex und Jazz ohne Rücksicht, ohne Reue. Besonders von Dean Moriarty wird Sal inspiriert, der ruhelos und ekstatisch alles aufsaugt, was das Leben zu bieten hat und sich konstant an der Schwelle zum Wahnsinn befindet. Der Text zieht die Leserin von einem Schauplatz zum nächsten, die spontane Prosa, die Kerouacs Markenzeichen ist, ist ein reißender Strom, dem ich nicht mehr entkommen konnte. Während ich mich nach 20 Seiten noch fragte, ob ich fast 400 Seiten davon durchhalte, war ich bald absolut gefesselt und inspiriert. Sals Reise hat Höhen und Tiefen, zuweilen fällt die Ekstase ab in Depression, bis sich die Gemüter wieder an der Welt entzünden lassen und “brennen, brennen, brennen”. Immer wieder strahlt die Liebe für das Land durch, die Würdigung der einfachen Arbeiter und die unbedingte Notwendigkeit von Bewegung, Bewegung, Bewegung, egal wohin. Dabei sind die Beats keine Heiligen, im Gegenteil lassen sie gerne Schutt und Asche hinter sich - ihre Frauen und Kinder sind auf sich allein gestellt, der Besitz anderer wird nicht respektiert und völlig high werden sich Nächte im Auto um die Ohren geschlagen. Die Rolle der Frau sowie rassistische Themen werden unzureichend reflektiert und hanebüchene Aussagen getroffen. Dennoch oder gerade deswegen, als Zeugnis der damaligen Zeit, ist das Buch unbedingt lesenswert. Es wartet weitere Beat-Literatur auf mich.