"Spiel dein Spiel" erzählt in knappen und intensiven Szenen die Geschichte von Maria, einer Frau im Los Angeles der späten 60er Jahre, die in eine Abwärtsspirale gerät. Nach ihrer Scheidung von einem Filmproduzenten, der Entfremdung von ihrer Tochter, die in einer Klinik lebt, und dem Verlust ihrer Schauspielkarriere steckt sie in einem Gefühl von Entfremdung und Einsamkeit fest. Das Buch zeichnet ein scharfes Bild des amerikanischen Lebens und der weiblichen Erfahrung in den 1960er Jahren, einer Zeit, in der Frauen stark in ihrer Autonomie eingeschränkt waren. Didion beschreibt eine Figur, die sich mit der Sinnlosigkeit des Lebens auseinandersetzt. Maria treibt lethargisch durch ihren Alltag und sieht das Leben als ein Spiel, das sie zwar nie gewinnen kann, aber trotzdem weiterspielt. Ihre täglichen Fahrten auf den kalifornischen Highways geben ihr ein Gefühl von Kontrolle, während sie versucht, der Leere ihres Lebens zu entkommen Der Roman ist ein klares Beispiel für die kulturelle Leere Kaliforniens in den 60er Jahren und fängt das Gefühl der Desillusionierung ein, das nach den gewaltsamen Ereignissen des Sommers 1969 herrschte. 0bwohl Didion jahrelang an dem Buch gearbeitet hat, ist es stark mit seiner Entstehungszeit verwoben Vor diesem Buch kannte ich nur Didions Sachbücher und hatte Bedenken, ob ihre Belletristik genauso überzeugen würde. Doch ich wurde positiv überrascht: Didions Fiktion ist genauso eindringlich wie ihre Essays. Die Geschichte von Maria und den anderen Figuren ist fesselnd, mit präzise gezeichneten Charakteren und scharfsinnigem, oft humorvollem Dialog. ,Spiel dein Spiel" ist zwar düster und nihilistisch, aber es lohnt sich, um Didions meisterhaftes Schreiben zu erleben. Auch wenn ich weder Kalifornier noch Amerikaner bin und die 60er Jahre nicht erlebt habe, konnte ich die Geschichte voll und ganz nachempfinden.