Eine wunderbare Rückkehr in die Barbary Lane
Mit großer Vorfreude bin ich in die Barbary Lane 28 zurückgekehrt, wo mich die liebenswerten Bewohner des alten viktorianischen Hauses bereits erwarteten. Wie ein alter Freund begrüßte mich die warmherzige Anna Madrigal, die als Vermieterin ihre schützende Hand über ihre “Kinder” hält. Die Geschichte knüpft nahtlos an den ersten Band an und führt tiefer in das Leben von Mary Ann Singleton, Michael “Mouse” Tolliver und der temperamentvollen Mona Ramsey. Besonders faszinierend finde ich, wie Maupin die verschiedenen Handlungsstränge geschickt miteinander verwebt und dabei ein lebendiges Porträt des San Francisco der späten 1970er Jahre zeichnet. Die Atmosphäre ist wieder herrlich authentisch, und man spürt förmlich den Nebel von San Francisco durch die Seiten wehen. Die Charaktere entwickeln sich weiter, werden komplexer und überraschen mit neuen Facetten. Besonders die Entwicklung von Mary Ann, die sich immer mehr in der Stadt einlebt und dabei ihre Naivität verliert, ist meisterhaft geschildert. Maupin greift mutig gesellschaftliche Themen seiner Zeit auf und verwebt sie geschickt mit den persönlichen Geschichten seiner Figuren. Die Serie war ihrer Zeit weit voraus, indem sie Themen wie sexuelle Identität, Alternative Lebensformen und gesellschaftliche Vorurteile offen anspricht. Einzig kleiner Kritikpunkt: Manchmal verlieren sich einzelne Handlungsstränge etwas in den vielen parallel laufenden Geschichten. Dennoch ist “Mehr Stadtgeschichten” ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes und macht definitiv Lust auf mehr. Die Charaktere sind mir längst zu guten Freunden geworden, die man nicht mehr missen möchte.