Colum McCanns Roman 'Die große Welt' versucht, die Schicksale verschiedener Figuren in New York City miteinander zu verknüpfen, indem er den Drahtseilakt von Philippe Petit zwischen den Twin Towers als zentrales Motiv nutzt. Leider bleibt der Roman hinter den Erwartungen zurück. Die Handlung wirkt oft überladen und verliert sich in zu vielen parallelen Erzählsträngen, die nicht immer überzeugend zusammengeführt werden. Die Charaktere, obwohl vielfältig und interessant angelegt, bleiben oft blass und ihre Geschichten wirken konstruiert und vorhersehbar. Besonders störend ist, dass die Verbindung zwischen den Figuren und dem Drahtseilakt oft erzwungen und künstlich erscheint. McCanns Schreibstil ist zwar flüssig und stellenweise poetisch, doch fehlt es dem Roman an emotionaler Tiefe und Spannung. Die einzelnen Episoden sind zwar gut geschrieben, aber sie schaffen es nicht, ein kohärentes und fesselndes Gesamtbild zu formen. Die Anleihen an James Joyces 'Ulysses' wirken eher wie eine literarische Übung als eine notwendige Ergänzung zur Geschichte. Insgesamt bleibt 'Die große Welt' hinter den Erwartungen zurück und kann trotz einiger schöner Passagen nicht wirklich überzeugen. Es fehlt dem Roman an der nötigen Tiefe und Originalität, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.
14. Dez. 2024
Die große Weltvon Colum McCannRowohlt