Das Buch nimmt einen wahrlich mit auf eine Reise. Eine Reise durch ein anderes Leben, welches abwechslungsreicher kaum sein könnte. Ein Land, welches sich über Jahrzehnte verändert hat und dennoch Gemeinsamkeiten birgt.
Wirklich ein anderer und ungewöhnlicher Schreibstil, welcher sich aber anfühlt als wäre man mit dabei und stehts neben dem Autor.
Spannender Roman an der Grenze von Realität und Fiktion
Das wird jetzt keine klassische Rezension, sondern mehr ein persönlicher Eindruck:
Immerhin ein Buch aus der Liste der ZEIT der (angeblich) 100 besten Bücher des Jahres kann ich nun als gelesen vermerken. Als jemand, der selten Neuerscheinungen liest, ist das jetzt vielleicht auch nicht so ungewöhnlich. Aber ein Buch, das von der Türkei erzählt und von einem meiner Herzensorte – Istanbul – wollte ich schon lesen. Verkin von David Wagner ist ein (im positiven Sinne) seltsamer Roman; wobei Roman? Da geht es schon los – denn die Geschichte bewegt sich an der Schwelle von Realität und Fiktion, ohne dass wir Lesenden je wüssten, auf welcher Seite wir uns gerade befinden. Ein Journalist mit gleichem Namen wie der Autor, der eigentlich ein Buch über die Shopping Malls von Istanbul schreiben möchte, begleitet eine ihn und die Lesenden faszinierende Frau durch ihre Geschichte, die Stadt und durch die Türkei. Armenierin, Anhängerin der AKP, international geprägt, Geschäftsfrau, mondän, hoch gebildet (die Aufzählung ist unvollständig) – der Autor schildert eine starke Frau, die aber ebenso geprägt ist von der grauenhaften Geschichte ihres Volkes, von den Um- und Zuständen der Türkei mit allen politischen, gesellschaftlichen und auch von Korruption geprägten Verwerfungen. Manchmal waren mir die Aufzählungen der prominenten Freunde und Bekannten Verkins zu viel, da drängte sich kurz auch der Verdacht des Namedroppings auf – aber dann rief ich mir schnell wieder ins Gedächtnis, dass es ja auch alles wahr sein könnte – zumindest hat Verkin wohl eine reale Person als Hintergrund. Und das bleibt für mich dann auch: Neben den grandiosen Beschreibungen dieses Landes (ich würde am liebsten jetzt sofort an den Vansee fahren) ist es das Spiel mit Wahrheit und Fiktion, das den Roman so außergewöhnlich macht – auch wenn mir das als bekennendem Sachbuch-Fan, der dort auf eine klare Trennung besteht, nicht immer leicht fällt. Aber wenn mir das Lesen eines Buches leicht fällt, ist es eh nichts für mich. Und ist das wirklich Zufall, dass ich dieses Buch direkt nach Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ las ohne zu wissen, dass es über das Schicksal der Armenier eine Klammer gibt.